Sonntag ist auf'm Platz

Fußball Sport muss sein - findet die Mama. Fußball ist in Ordnung. Dachte ich. Jetzt aber ist Fußball nicht nur einmal in der Woche, sondern auch jeden Sonntag.

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

Ich bin zwar nicht die Fußballesxpertin, aber ich so einigermaßen verstehe ich das Spiel, sogar Abseits (Abseits ist, wenn der Schiri pfeift). Ich muss nicht jedes Spiel meiner Lieblingsmanschaft verfolgen, mir reicht der grobe Überblick. Aber ich finde es wichtig, dass meine Kinder überhaupt Sport treiben, warum also nicht Fußball?

Seit zwei Jahren kickt der Jüngste im lokalen Turn- und Sportverein. Fußballspielen ist das nur selten, meist rennt eine Horde Kinder (oft in unterschiedlichen Leibchen) hinter dem Ball her. Damit das Ganze auch mal spannend wird, gibt es Turniere. Ein regulärer Spielbetrieb ist für G- und F-Jugend noch nicht vorgesehen. Macht nichts, da muss ich wenigstens nicht jedes Wochenende zum Fußballplatz fahren. Dachte ich.

Seit diesem Sommer ist mein Kind in der F-Jugend, kein reguärer Spielbetrieb, aber Turniere. Viele Turniere, genau genommen: jeden Sonntag ein Turnier.

Jeden Sonntag treffen sich die gleichen Verdächtigen zwischen elf und eins und fahren gemeinsam zum Ort des Geschehens. Seit letzten Sonntag bin ich auch dabei.

Am Ort des Geschehens hat der örtliche Veranstalter nicht nur den Platz gerichtet, sondern auch für ausreichend Verpflegung gesorgt. Es gibt immer Steaks, Fritten und Wurst, Kaffee und Kuchen, manchmal auch Salat oder Waffeln. Die Einnahmen kommen natürlich dem Verein zu Gute.

Erst mal orientieren, die Umkleide finden, Kinder umziehen und wieder sammeln, dann mal ein Kaffee. Der Betreuer zieht mit den Matadoren los, aufwärmen. Während der Veranstalter die Manschaften begrüßt, die Betreuer, die mitgereisten Eltern und Fans sowie die "Ober-Mütter", schwatzen die Eltern miteinander - man kennt sich.

Anpfiff. Es sieht nicht viel anders aus als beim Training. Außer vielleicht, dass neben dem Trainer noch diverse Väter und Mütter am Spielfeldrand stehen und den Kindern Kommandos zubrüllen wie "anbieten!", "zurück!", "dran bleiben!". Die Kinder kriegen davon kaum was mit. Gespielt werden einmal zehn Minuten und während der letzten Minute dröhnt laute Musik über den Platz. "Nossa nossa" ... Ich halte das für psychologische Kriegsführung, könnte es doch leicht dazu führen, dass mein Kind auf dem Platz verharrt, kurz lauscht und dann singend und hüftenschwingend den Fußball Fußball sein lässt. Ich sehe mich um: er ist nicht der einzige...

Zwischendurch binde ich Schnürsenkel oder halte die Jacken der Knirpse. Es ist kalt und es beginnt zu regnen. Zum Glück ist der Besucherbereich überdacht. Dachte ich noch am Anfang, aber: es regnet schräg. Den Kindern macht das nichts.

Im zweiten Spiel kriegt mein Kind den Ball volle Möhre ins Gesicht, was ihn für fünf Minuten außer Gefecht setzt. Im dritten Spiel schießt er sein erstes Tor! Jubel! Er ist nicht der beste, aber er hat Spaß - das ist es mir wert, drei, vier verregnete Stunden auf irgendwelchen Fußballplätzen zu bibbern.

Am Ende stürmen alle wieder die Kabinen, erste Bemerkungen über die Größe sensibler Teile anderer Kinder machen die Runde (ich hätte das erst in paar Jahren erwartet), welchen Platz "wir" gemacht haben, weiß ich nicht. Die Gruppe, die das Turnier gewonnen hat, jedenfalls sitzt an einem Tisch und trinkt einen "Stiefel". Warmes Essen gibt es nicht mehr, aber Salat ist noch ziemlich viel übrig. Einer der Jungs hat das mit dem Wettpinkeln nicht so ganz hingekriegt, so dass auch schon feststeht, welche Mama diesmal die Trikots wäscht.

Überaus zufrieden traben die Kinder zum Parkplatz, gefolgt von den eifrig diskutierenden Eltern, die schon beraten, wie beim nächsten mal am günstigsten gefahren wird.

Nächsten Sonntag ist wieder auf'm Platz... Was hab ich eigentlich bis jetzt sonntags gemacht?

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Ismene

Kein Mensch ist freiwillig schlecht.Aber es sind schon viele ganz komisch unterwegs.antigone@weibsvolk.org

Ismene

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden