Über Geld redet man nicht.

„Ihr Deutschen seid echt komisch.“ Sagt meine Freundin. „Ihr redet dauernd über Geld, nur nicht über euer eigenes. Ihr wisst, was euer Präsident kriegt, aber nicht, was euer Nachbar hat und ihr würdet ihn auch nie danach frage oder ihm gar sagen, was ihr verdient. Ich bin schon erstaunt, wenn Partner voneinander wissen, was sie verdienen.“

„Was sie kriegen“ sage ich, weil ich mir die Klugscheißerei nicht verkneifen kann „und das ist nur ganz selten das, was sie verdienen.“

Aber irgendwie hat sie schon Recht. Wir reden nicht über unser Geld.

Sie erzählt, sie habe mal in einer Firma gearbeitet, da hätten sie die Lohnlisten ans schwarze Brett gehängt.

„Unvorstellbar!“ sage ich. „Macht das den Leuten nix?“

„Nee, im Gegenteil. Wenn Du vergleichen kannst, weißt du, wie viel Deine Arbeit der Firma wert ist. Und: wenn jemand, der den gleichen Job macht wie du mehr kriegt, muss der Chef einen guten Grund haben und den auch erklären.“

„Das ist wirklich undenkbar.“ Ich überlege. „Hier gibt es sogar Arbeitsverträge, in denen es ausdrücklich verboten ist, über das eigenen Gehalt zu sprechen.“

„Was soll das für einen Sinn haben?“

„Sozialer Frieden nehme ich an.“

„Ach was, hier werden die Leute einfach nicht nach Leistung bezahlt!“

„Naja, der Grundsatz lautet: ‚gleiches Geld für gleiche Arbeit!‘ ist doch im Grunde in Ordnung, oder?“

10 Sekunden Schweigen und dann brüllendes Gelächter „Und den Grundsatz kann man natürlich am besten verwirklichen, wenn man den Leuten verbietet, über ihr Gehalt zu reden! Ja, nee, is klar! Ihr Deutschen seid einfach komisch!“