Wenn die Deutsche Bank AG jemals etwas auszeichnete, dann ihr notorisches Händchen für das gewiße Etwas, meist mit Verbindung nach ganz oben: wie man dem königlich preußischen Kriegsministerium seinerzeit die »Kanonenbahn« aufschwatzte, beschäftigte als Frage des geriebenen Geschäftsstils noch Dekaden später jenen berühmten John Pierpont Morgan, der davon manches lernte und darüber der berüchtigste Finanzier aller Zeiten wurde.
Seltsamerweise gehörte die ansonsten bei den Borussen so gerühmte Bescheidenheit noch nie zum Kerngeschäft des Instituts. So hieß es nämlich schon im Jahre 1869 in dem Antrag zur Erteilung der Bankkonzession im Königreich Preußen:
»Die deutsche Flagge trägt den deutschen Namen jetzt in alle Welttheile, hier wäre ein weiterer Schritt getan, dem deutschen Namen in ferneren Gegenden Ehre zu machen. (...) Aber nicht ausschließlich deutsche Mitwirkung braucht dies Unternehmen zu stützen, das sich auf den cosmopolitischen Standpunkt stellen sollte.«
Ganze 141 Jahre hat es gedauert, um dem deutschbänkelnden Cosmopolitismus auf die Beine zu helfen, doch Langmut gehört eben auch zu den preußischen Tugenden. Aber seit heute ist es soweit.
Ladies and Gentlemen: The Cosmopolitan of Las Vegas.
http://www.welt.de/multimedia/archive/01275/Deutsche_Bank_DW_W_1275416p.jpg
83 Tables! — 1474 Slot Machines! — 3000 Hotelzimmer! — 4 Milliarden Dollar Baukosten!
Der eine oder andere von Ihnen, liebe Leser, wird sich nun sicherlich die Frage stellen: Von Frankfurt nach Las Vegas? Bakkarat statt Festgeld? Blackjack statt Futures? Roulette statt Riesterrente? Disco statt Dispo? Ja wird die Deutsche Bank am End' gar noch ehrlich und respektabel und macht jetzt in Nutten, Drogen, Waffen und Glücksspiel? Wird aus Joe 'The Gunslinger' Ackermann noch ein echter Bugsy Siegel?
Aber nein, aber nein, wo denken Sie hin! Der neueste Coup im Casino-Kapitalismus hat damit zu tun, daß 2008 im Zuge der Immobilienkrise, die in Las Vegas wesentlich stärker zuschlug als andernorts, der ursprüngliche Bauherr des Cosmopolitan, Bruce Eichner, mit 760 Millionen bei den Deutschbänkern hängenblieb. Also übernahmen die Frankfurter das damals halbfertige Etablissement gleich selbst und hoffen nun, binnen 15 Jahren wieder ins Reine zu kommen.
Wenn Sie also etwas für Deutschlands beste Bank tun wollen, nehmen Sie sich ein Herz, kratzen Sie Ihre Notgroschen zusammen, nehmen Sie die Sparschweine Ihrer Kinder auseinander, fahren Sie nach Vegas und hauen Sie alles auf den Putz, bis die Schwarte kracht. Sie werden's ja als Steuerzahler und Staats-Bürge sowieso früher oder später wieder tun müssen — also tun Sie's lieber gleich und haben Sie wenigstens etwas Spaß dabei.
Der Analyst Josef Allensteyn-Puch vom Utopie-Branchendienst »Der Freitag« meint daher: Strong buy!
Faites vos jeux!
Kommentare 11
Was ist das denn für eine häßliche Kiste. Etwas Aufhübschen ist angebracht, Brillanzkosmetik, diesmal in Stahl und Glas.
Nun, wie ein klassisches Casino sieht's jedenfalls nicht aus, und das Interieur ist mir persönlich zu modernistisch.
Aber mei, was will man machen? The House always wins, Fassade hin oder her.
Das hat Donald Trump auch gedacht.
Banker können in Zukunft dort Ihre Boni erzocken, verdienen natürlich. Das Grundgehalt wird in Chips ausgezahlt.
Ha! So fügt sich ein Stein zum andern. Und nebenan theoretisiert man sich die Finger krumm, ohne einer besseren Welt einen Schritt näher zu kommen ;)
Wäre übrigens eine wirklich interessante Frage an Herrn Jäger: Wird es in der Anderen Gesellschaft Casinos geben? Kann es das überhaupt? Wenn Kommunismus heißt: jeder nach seinen Fähigkeiten und jedem nach seinen Bedürfnissen, was ist dann mit den Glücksrittern?
Ich muß übrigens gestehen, daß mir ein Casino wesentlich aufrichtiger erscheint als ein Kreditinstitut. Beide betreiben dasselbe Geschäft, nämlich das des Imaginären. In Manhatten handelt man zwar andere Träume als in Reno oder Vegas, dafür allerdings läßt ein Casino von vornherein niemanden im Unklaren darüber, wer am Ende und im Schnitt (zu 98% nämlich) gewinnt. Und das beste: Wer ein Casino betritt, macht das freiwillig und kann es auch lassen, wenn er nicht will.
Bei Banken ist das, wie man weiß, nicht immer so.
Dann kämen uralte Prinzipien wieder zur Geltung:
Faites vos jeux.
Rien ne va plus.
Seisachtheia.
Faites vos jeux.
...
So, jetzt wende ich mich wieder anderen Dingen zu und ihr könnt das Thema wie gewohnt verkomplizieren.
Verkompliziert: Für mich ein Strong bye! Die Geldanlage, nicht der Text.
Alsdann: Bonne chance, M. Balade!
Apropos u.a. Deutsche Bank, Riesterrente und dem gewissen Etwas
www.zeit.de/wirtschaft/2010-12/streumunition-finanzdienstleister-deutschland
Wie Sie sehen, Madame, legt man im Hause Deutsche Bank Wert auf deutsche Tradition: Leistung, die Leiden schafft.