Malema, der Große

Portrait Seitdem Julius Malema aus der südafrikanischen Regierungspartei ausgeschlossen wurde, übt er an ihr Sabotage. Wie gefährlich ist der Emporkömmling für Präsident Zuma?

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Selbsternannter Revolutionär und Enfant terrible des südafrikanischen Politikibetriebs: Julius Malema
Selbsternannter Revolutionär und Enfant terrible des südafrikanischen Politikibetriebs: Julius Malema

Foto: RODGER BOSCH/AFP/Getty Images

Julius Malema brachte diese Woche ein bisschen Hollywood an die Universität der südafrikanischen Hauptstadt Pretoria. So viel Aufmerksamkeit wurde wohl selten der Übergabe von Abschlusszeugnissen geschenkt, wie am Dienstag als der sogenannte Chefkommandeur der oppositionellen Economic Freedom Fighters (EFF) seine Bachelorurkunde entgegennahm. Für einen Bachelorabsolventen ist Malema schon ganz schön in die Jahre gekommen, für eine politische Figur seiner Strahlkraft und bemerkenswerten Erfahrung ist der fünfunddreißigjährige blutjung. Das enfant terrible des südafrikanischen Politikbetriebs ist schon mehrere Male aus der Asche emporgestiegen.

Als Vorsitzender der Jugendbewegung des regierenden Afrikanischen Nationalkongresses (ANC) fühlte er sich unantastbar. Großspurige Bemerkungen – nicht zuletzt gegenüber Präsident Jakob Zuma – brachten ihm dort allerdings den Rausschmiss ein. Zuma legte Malema 2011 damals das Handwerk, obwohl er diesen einige Zeit vorher als einen zukünftigen Nachfolger ins Gespräch brachte. Kurz nach seinem Rauswurf sagte Malema noch, dass der kein anderes zu Hause als den ANC habe. Logisch, denn schließlich war Malema als neunjähriger in die Partei eingetreten. Zu einer Zeit in der die Partei unter der Apartheid noch verboten war. Doch es kam anders.

Rhetorik-Keulen à la Wagenknecht

Wer Julius Malemas gierige Lust an politischen Debatten und Polemiken einmal mitverfolgt hat, konnte sich kaum vorstellen, dass dieser sich mit dreißig Jahren in den politischen Ruhestand verabschieden könnte. Möchte man Malema mit Politikern hierzulande vergleichen, müsste man wahrscheinlich Sarah Wagenknechts rhetorische Keulen mit Markus Söders lausbübischer Raffiniertheit zusammendenken. Was allerdings Malemas Medienresonanz angeht, sucht man vergeblich nach Vergleichen. Die Letterman-Show in den USA hatte sich liebevoll über ihn lustig gemacht. Die ehrwürdige Oxford Universität hatte ihm Ende letzten Jahres eine prominente Plattform eingeräumt, auf der sich Malemas Vortrag wie eine alternative Rede zur Lage der südafrikanischen Nation anhörte. Auch privat schlägt Malema ungern leise Töne an. Zur extravaganten Hochzeit des selbsternannten Revolutionärs wurden manche Gäste per Hubschrauber eingeflogen. Im Parlament zumeist in rotem Arbeiteroverall zu sehen, gibt Malema, wie viele seiner aufstrebenden Altersgenossen privat gerne den big man.

Inhaltlich setzt Malema alle Karten auf Konfrontation mit seinen ehemaligen Parteigenossen vom ANC. Der bietet derzeit besonders viel Angriffsfläche. Präsident Zuma hatte sich mit Staatsgeldern seine üppige Residenz aufmotzen lassen. Rund 15 Millionen Euro, die unter Anderem für extravagante Luxus-Ausstattungen wie Amphitheater und Swimmingpool verpulvert worden, standen vor dem südafrikanischen Verfassungsgericht zur Debatte. Die Höhe von Zumas fälliger Rückzahlung muss jetzt vom Finanzministerium bestimmt werden. Der politische Schaden, den der Präsident damit genommen hat, scheint irreparabel. Nicht zuletzt schafft es Malema immer wieder mit mundgerechten Slogans Zuma ins Hintertreffen zu rücken. „Pay back the money“ und „Zuma must fall“ schallte es von den Oppositionsbänken bis auf die Straßen, auf denen empörte Bürgerinnen und Bürger laut echoten.

Es ist Ironie des Schicksals, dass sich Malema selbst in der Vergangenheit mit Korruptions- und Betrugsverfahren rumschlagen musste und nun dafür einsteht, dass der Präsident zu „200 Prozent“ die Verfassung achten müsste. Ist Malema aus demselben Holz geschnitzt wie sein Präsident? Selbst wenn dem so sein sollte, befindet sich Malema wieder auf der Gewinnerstraße. Keiner kann so gut Salz in die offenen Wunden des ANCs streuen wie er. Noch findet er keine Mehrheiten bei den Wahlen in Südafrika, aber angesichts des gerade einmal dreijährigen Bestehens seiner Partei, ist sein Erfolg atemberaubend. „Juju“, wie er von Freunden wie Feinden gerufen wird, ist so ziemlich alles zuzutrauen.

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