Der letzte Sonntag im April

Element of Crime Vor 20 Jahren erschien "An einem Sonntag im April": das Album einer Band, die eigentlich in den Herbst passt. Es klingt heute noch nach Tagen, die wieder länger werden

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Der letzte Sonntag im April

Foto: Ingo Pertramer / Presse

Es kommt oft vor, dass ich vor meinem Plattenregal stehe und nicht weiß, was ich hören soll, auf der Suche nach etwas, das zur Stimmung passt, zum Wetter vielleicht. Manchmal entscheide ich mich dann, nur so, für das Element-of-Crime-Album An einem Sonntag im April, um erst später, beim Hören, festzustellen: Es ist ja heute ein Sonntag im April. Diesen Monat war das wieder einmal so.

Zufall ist das eher nicht. An einem Sonntag im April ist nicht nur eines meiner Lieblingsalben der Band. Es passt auch wie kaum ein anderes zur Stimmung dieser Tage, der Tage im April.

Das Eröffnungsstück Mein dein Tag erinnert mit seinem etwas diffusen Text und dem verstolperten Rhythmus an die flirrende Luft, die sich zwischen Winter und Sommer nicht entscheiden kann. Der Titelsong klingt heiter, die Trompete nicht so traurig wie sonst. Sänger Sven Regener blickt in einem Lied zurück auf Erinnerungen, die „im vorigen Jahr“ liegen, um danach festzustellen: „Ganz leicht, ganz leicht wird es nicht.“

Fliegende Kühe und Minigolf

Doch man muss schmunzeln, wenn er im gleichen Stück erzählt, er habe beim Minigolf gelernt, „wie man mit Anstand verliert“. Dabei klingt Ganz leicht tatsächlich ziemlich wehmütig: mit dem traurigen Akkordeon, den Moll-Akkorden, dem 3/4-Takt. Doch an anderer Stelle strahlt die Platte einen überraschenden Optimismus aus. Man kann An einem Sonntag im April wunderbar hören an Tagen wie heute, bei offenem Fenster, durch das die Geräusche von draußen klingen: Regentropfen, aber auch ein paar zwitschernde Vögel.

Im letzten Lied der Platte, in An Land, sorgt der Schunkel-Rhythmus für heitere Stimmung. Lustig sind auch die Texte. „Am Fenster fliegt eine Kuh vorbei“, singt Regener da, wobei er natürlich „fliecht“ singt, nicht „fliegt“, und weiter: „Ein Glas auf die Kuh, und eins auf die See.“

Lustig liest sich heute auch, wie der Spiegel damals über An einem Sonntag im April geschrieben hat: ein bisschen spöttisch, meint man. „Großkotzige Jammertiraden“ seien Regners Texte, „mit verwegenem Ingrimm abgesonderter Männerweltschmerz“.

Neues Album im Herbst

Das Album, es ist das dritte deutschsprachige der Band, erschien im Jahr 1994, also vor zwanzig Jahren – an einem Mittwoch im März (der Freitag wurde erst elf Jahre später zum „Musiktag“). An einem Sonntag im April, stand damals im Spiegel, klinge wie der „Soundtrack zum Rezessionsjahrzehnt“. Das wiederum würde auch ins Jahr 2009 passen.

Da erschien das jüngste Album der Band, Immer da wo du bist bin ich nie, auch schon wieder fünf Jahre her. Langsam bekommt man Lust auf etwas Neues von Element of Crime, und, siehe da: Ein Eintrag auf ihrer Internetseite vom Februar dieses Jahres verrät, dass die Band beschäftigt ist „mit dem Schreiben und Aufnehmen neuer Songs“. Sie versuche, noch in diesem Jahr ein neues Album herauszubringen, „wahrscheinlich im Herbst“. Vielleicht bleibt Element Of Crime ja: die Band, die so gut in den November passt. Mit dem einen Album, das man so gut an Apriltagen hören kann.

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Geschrieben von

Jakob Rondthaler

Online-Redakteur, Blogger

Jakob Rondthaler

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