Aminata Touré - The Unstoppable

Afrolusion 2019 Sie ist jung und supererfolgreich. Ihre Bedeutung für die Afrodeutsche Bewegung lässt sich nicht überschätzen. Die 1992 in Neumünster geborene ...

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

Sie ist jung und supererfolgreich. Ihre Bedeutung für die Afrodeutsche Bewegung lässt sich nicht überschätzen. Die 1992 in Neumünster geborene Politikwissenschaftlerin Aminata Touré sitzt für das Bündnis 90/Die Grünen im Schleswig-Holsteinischen Landtag.

Aminata Touré - The Unstoppable

Eingebetteter Medieninhalt

Sie tritt überhaupt nicht bombastisch auf, wirkt aber auch nicht beeindruckt von solchen Leitsternfiguren wie Samia Nkrumah und Hakim Adi. Geübt in der öffentlichen Rede, nimmt Aminata Touré das Publikum auf einen Gedankenausflug mit.

AFROLUTION 2019 - PANAFRICANISM REVIS[IT]ED heißt die zweite Ausgabe des EOTO Literatur- und Kulturfestivals AFROLUTION. Hundert Jahre nach dem Panafrikanischen Kongress von Paris trägt sie das Thema Panafrikanismus ins 21. Jahrhundert: Eine Kooperation mit dem nigerianischen Aké Arts and Book Festival und großartigen Gästen wie Nnedi Okorafor, Felwine Sarr, Fred Moten, AP2P, d'bi.young, Sharon Dodua Otoo, Lola Shoneyin, Samia Nkrumah, Steve Mekoudja und George Adéagbo

sowie Aminata Touré.

„Ich war das einzige Schwarze Kind in der Klasse.“

Touré betrachtet sich als Deutsche. Was denn sonst? Was sonst könnte die Tochter von aus Mali 1991 nach Deutschland Geflohenen sein – eine Gesamtschülerin wie du und ich.

Aber da gibt es Widerstände. Sie werden aus Touré eine Schwarze Feministin und die jüngste Parlamentarierin machen. Doch im Augenblick der Kindheit ist sie in der Defensive als Minderheit ohne Referenz. Sie muss einen Drachen töten und einen Drachen steigen lassen. Frantz Fanon sagt: Jede Generation hat ihre Mission. Du kannst sie nur erfüllen oder verraten.

Die Rettung naht mit Schwarzer Musik, Philosophie, Literatur und Schwarzen Filmen.

Deutsch, Schwarz und Panafrikanisch

Das geht, sagt Touré.

„Deutsch sein kann so viel bedeuten.“

Starke Schwarze Frauen machen alle Schwarzen Frauen sichtbar. Darum geht es. Nie wieder allein zu sein mit nichts anderem bewaffnet als dem Selbstbehauptungswillen.

„The Afro-german movement is part of a bigger movement: the Pan-African movement“, verkündet Touré.

„Ich kämpfe für unsere Sichtbarkeit.“

Touré sagt auch: „Wir werden nicht respektiert, wenn unsere Mutterländer im europäischen Diskurs nicht anerkannt sind. Indirekt spricht sie so über Kulturbefehle, die rassistische Hierarchien dann noch garantieren, wenn jemand politisch korrekte Begriffe verwendet – also Ethnie statt „Rasse“ sagt. Stuart Hall bezeichnet „Rasse“ als eine „Meisteridee der Klassifizierung“ und als „Herzstück“ einer Herrschaft, die Differenz zu ihrem Vorteil produziert. Jede Gegenformel beweist die Kraft des Rassismus.

Dekolonisation ist Arbeit am Image

Hall zeigt, warum „Rasse“ sich als konfrontative Kategorie nicht einfach selbst in Ethnizität zum Verschwinden bringt. Er macht klar, wie tradierte Erwartungen als Barrieren noch in den Überwindungen rassistischer Denk- und Sprechweisen Standfestigkeit beweisen. Deshalb muss überall die Fremdbestimmung zurückgedrängt werden. Dekolonisation ist auch Arbeit am Bild. Touré liefert die richtigen Bilder. Sie verändern erst die Sprech- und dann die Denkweisen.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Jamal Tuschick

Interessiert an Literatur, Theater und Kino

Jamal Tuschick

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden