Das 18. Internationale Literaturfestival steigert seine Superlative in einem „aufgestockten finanziellen Rahmen“, wie Festivalleiter Ulrich Schreiber meldete. Davon profitieren 250 Schriftsteller*innen aus 60 Ländern. Erwartet werden 30.000 Besucher vor allem im Haus der Berliner Festspiele.
Die Festrede hielt Eva Menasse. Sie erklärte, lange „auf eine naive Weise zukunftsoptimistisch“ gewesen zu sein. Dahin seien ihr nun die Zufluchtswege verstellt. Die Schriftstellerin zeigte sich alarmiert. Sie beklagte den Verlust der gesellschaftlichen Mitte auch als eine Zersetzung bürgerlicher Bollwerke zum Schutz des Rechtsstaats. Die Verfassung würde von einer manischen, im Netz zu totalitärer Größe global hochgefahrenen Empörung geschliffen.
Menasse sprach von „inquisitorischen Angriffen auf das moralische Immunsystem der Gesellschaft“.
„Die Mittellage ist verschwunden. Es regiert der Vorschlaghammer in einem Tsunami der Vereinfachungen.“
„Wer sich nicht empört, wirkt wie scheintot.“
„Jubel und Hass haben sich im Netz radikalisiert.“
„Wir erliegen der Täuschung, mit allem verbunden zu sein.“
Menasse fragte: „Was macht das Internet mit uns?“ Sie antwortete: „Es macht uns zu Lemmingen.“
Sie erwähnte Kinder, die Tobsuchtsanfälle kriegen, wenn das drahtlose Netzwerk am Urlaubsort schwach ist. Da entdeckte Menasse Glutnester der Hysterie.
Sie konstatierte: „Die Freiheit der Kunst ist geschrumpft.“
Zum Schluss: „So weit, dass wir aus Angst verstummen, so weit sind wir noch nicht.“
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