Don’t mess with my Energy

#SchwarzerFeminismus Wie viele erleben ihre Dekolonisierung als einen Werdegang „auf dem zweiten Bildungsweg?“ fragte Lahya S. Aukongo im Ballhaus Naunynstraße.

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Don’t mess with my Energy - The Intersectionality Beat goes on

Strange Fruits

Eingebetteter Medieninhalt

„Die Hölle, das sind die anderen.“ Jean-Paul Sartre

Wie viele erleben ihre Dekolonisierung als einen Werdegang „auf dem zweiten Bildungsweg?“ fragt Lahya S. Aukongo.

Das heißt doch, man gibt sich nach eigenem Empfinden mehr Mühe als man müsste. Um als weiß und mittel(wider)ständig gelesene Person klarzukommen, braucht man das Besteck der Intersektionalität nicht. Man kann die Konfrontation mit dem Schmerz der Mehrfachdiskriminierung einfach vermeiden.

Körperseelenerinnerung

Jeden Tag wird sie wenigsten einmal mit dem „Wortgewehr“ erschossen. In tausend Geschichten findet sich Lahya S. Aukongo kaum einmal wieder.

Ihr Leben findet im kollektiven Gedächtnis nicht statt.

Lahya S. Aukongo führt dem Publikum vor Augen, was das bedeutet. Was es bedeutet, sich selbst unsichtbar machen zu wollen … manchmal auch „mit einem Radiergummi“.

„Die Sprache, die ich annehmen musste, hat keine Worte für mein Inneres.“

Doch da gibt es etwas. Lahya S. Aukongo nennt es „Körperseelenerinnerung“.

„Ich erinnere mich an mich selbst: als eine Person, deren Körper als schön empfunden wird.“

Die Dichterin pflückt Bilder von einem hängenden Baum. Sie verteilt Fotos zu Billie Hollidays „Strange fruits … hanging from the trees“.

Sie fragt: „Was soll das?“

Aus einem Begleitschreiben

In dieser Ausgabe von Lesungen im Rahmen des Festivals Postcolonial Poly Perspectives präsentiert Chima Ugwuoke die beeindruckenden und gefühlvollen Schwarzen Autor*innen und Autor*innen of Color Chima Ugwuoke, Lahya S. Aukongo, Pasquale Virginie Rotter und To Doan.

Sie poetisieren und schreiben widerspenstig: Von Liebe und Achtsamkeit, von Kampf und Verbundenheit, von Scham und Trauma, Care und Selfcare und intersektionalen Träumen.

Das fühlt sich für manche, die nur die weiße, binäre, hetero und sonst wie gewaltvoll-normative Welt kennen oder kennen wollen, widerspenstig an. Wir erkennen darin das Angebot der Heilung.

The Intersectionality Beat

Alltäglich widerspenstig - Postcolonial Poly Perspectives - ... und immer wieder muss sie die Kraft finden, vom Weg abzuweichen und die Trampelpfade des Körpers und einer ängstlichen Bequemlichkeit zu verlassen: das heißt, der Wiederholung zu widerstehen. So lautet eine Quintessenz in Pasquale Virginie Rotters Performance: im Rahmen einer von Chima Ugwuoke kuratierten Lesung im Theater Ballhaus Naunynstraße. Rotter trat gemeinsam mit Lahya S. Aukongo und To Doan unter tosendem Applaus auf.

Scharfsinnige Empfindsamkeit

„Widerspenstigkeit wird dort alltäglich notwendig, wo es ununterbrochen nach Widerstand schreit.“

Das verkündet Lahya S. Aukongo. Ihre Ansage lautet:

„Wir fügen uns nicht. Wir machen es euch ungemütlich. Unser Widerstand hat Krallen.“

Was man der vielseitigen Künstlerin auf dem „no-rmativen Silbertablett“ serviert, kann sie nicht gebrauchen. Ein Blick in ihre „Seelenvorratskammer“ verdüstert sie. Sie betrachtet „scharf gemalte Malerei an Seelenwänden“.

Lahya S. Aukongo sagt:

„Die hiesige Geschichte kennt mich nicht.“

Lahya S. Aukongo bleibt gar nichts anderes übrig, als den herrschenden Verhältnissen den Kampf anzusagen. Aus dem Schmerz der Vereinzelung infolge existenzieller Faktoren, die zu Mehrfachdiskriminierungen einladen, erwächst eine unglaubliche Produktivität – eine scharfsinnige Empfindsamkeit – ein eigenständiges poetisches Universum.

The Intersectionality Beat

„Wer von euch musste sich schon einmal ent-rinnern?“ fragt die Dichterin … Erinnerungen aufgeben, weil sie falsch wurden in den Prozessen einer konsequenten Nicht-Annahme. Der Nicht-Annahme einer Person, die Schwarz - Behindert - Queer ist. Im Rock’n’Roll der Abweichungen entsteht große Kunst. Geben wir ihr einen Namen. Nennen wir sie The Intersectionality Beat.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Jamal Tuschick

Interessiert an Literatur, Theater und Kino

Jamal Tuschick

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