Reconnecting the Middle East in Berlin

Migration Reißt die Mauern zwischen uns und ihnen!

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Mati Shemoelof

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Mati Shemoelof ist ein arabischer Jude und könnte genauso gut ein jüdischer Araber sein, gäbe es nicht eine Demarkationslinie der Selbstidentifikation als Jude, die eine verspielte Umkehrung zum Rubikon der verworfenen Identität werden lässt. Das Jüdische als Akzent oder Aspekt einer arabischen Identität erscheint nicht nur fern der Levante wie ein Versuch, so frei zu sein wie ein Erzähler. In der aschkenasisch dominierten israelischen Gesellschaft ist das Arabische inferior. Davon berichtet Shemoelof. Er bezieht sich auf die eigene Biografie. Seine Vorfahren kamen aus der arabischen Welt nach Israel und gerieten als Juden unter Juden in eine Art Diaspora, während sie zuvor als Juden unter Arabern wie die Fische im Wasser gewesen waren.

Natürlich wissen wir, dass die antike orientalische Diversität in den Dekolonisationsprozessen nicht zuletzt reduziert und ihrer Legitimationen beraubt wurde und nach der Gründung des Staates Israel weitgehend verschwand. Doch gemessen an dem historischen Kontinuum jüdischen Lebens in Arabien ist die Spanne der Segregation kurz.

Shemoelof beschreibt in seinem Werk, wie mühsam es war, als Jude die arabische Grundierung auch nur zu erfassen; ihrer so gewahr zu werden, dass sie nicht automatisch als Kontamination erlebt werden musste.

Shemoelof schreibt: „Jahre über Jahre habe ich in Israel gebraucht, um zu verstehen, wie meine Familie aus den Geschichtsbüchern gelöscht und in der Gesellschaft marginalisiert worden ist.“

Heute lebt der Autor in Berlin und treibt von da gemeinsam mit seinen Freund*innen ein interessantes Projekt voran:

Reconnecting the Middle East in Berlin

Mati Shemoelof and Hila Amit Abas, the initiators of this event, are two Arab-Jews who were born in Israel but moved to Berlin. They write in Hebrew, which is the language they grew up with, but not necessarily their mother-tongue or the native language of their parents. As Jews from Arab and African origins they were required to leave their “Arab” parts of their heritage behind in order to be part of the Israeli melting pot.

More than 100 years ago in the Middle East, Jews and Arabs and other ethnic/religious groups lived in a fruitful dialogue and were mentally, culturally, spiritually and physically connected. After the disappearance of the Ottoman Empire, the two World Wars and the consequential rise of Jewish and Arab nationalism, Jews and Arabs became disconnected. We lost our dialogue. In the event “Reconnecting the Middle East in Berlin” we will not only revive this lost dialogue through literature, music and performance. We will also talk about this loss, what was lost for our families, the tales that will stop with the generation of our grandparents. Writers from all over the Middle East and Asia, both, Israelis emigrating from Islamic countries, Iran and North Africa, and Arab Immigrants from the same countries will sit and read their works of poetry and fiction together. Berlin gives us, Jews and Arabs, a rare moment for a lost encounter that can no longer happen in the countries of our origin. Living together in exile in Europe, we will transcend and rise above our national identities and hope to create a new typography of words to redefine our mutual existence.

Ein Mitstreiter ist der Kurde Abdulkadir Musa, der den schönen Satz prägte: Die arabische Welt sei auf der Suche nach ihren verlorenen Juden.

Morgen mehr dazu.

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Geschrieben von

Jamal Tuschick

Interessiert an Literatur, Theater und Kino

Jamal Tuschick

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