Biotensegrity

#TexasText/Jamal Tuschick In Biotensegrity-Systemen gibt es nur Spannung und Kompression

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„Jahrtausende nachdem (Akteure wie Trump) ihre ideologischen Kämpfe verloren haben, wird der Meeresspiegel immer noch steigen.“ Bill McKibben

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„Man kann nie wissen, was man nicht weiß.“ Eddy Harrison-Lee, Quelle

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Als Kind seiner Zeit rechnete Ritter Claus Zuchthäuser zu den altruistischen Einrichtungen. Jamal Tuschick

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“Intent is necessary. Nothing happens in Wing Chun without the leadership of the mind.” Maksem Manler

Code der Geschichte

Die Bedeutung des Geldes für das Glück wird überschätzt. Mit dieser These tritt Bill McKibben gegen eine Prophetin des Egoismus an. Ayn Rand hält Altruismus für „das Gift des Todes im Blut der westlichen Zivilisationen“.

McKibben nennt Großmut eine Wohltat, die der Großmütige sich selbst erweist. Hedonistische Aktivitäten seien Oxytocin-Quellen. Der Autor präsentiert Analysen die „Rentabilität, Effizienz und Kundenzufriedenheit“ in den Rahmen mitfühlenden Wirtschaftens stellen.

Zitiert aus Bill McKibben, „Die taumelnde Welt“, aus dem amerikanischen Englisch von Sigrid Schmid, Karl Blessing Verlag, 396 Seiten, 22,-

Der natürlichen Tendenz zum verträglichen Handeln entgegen stehe „die Wirkmacht des Systems“. Das System erweise sich als Falle für den Fortschritt. McKibben führt ein Dutzend Großereignisse an, die „das Spiel der Menschheit“ nicht zu beenden vermochten, um festzustellen, dass sich die Spielanordnung geändert hat.

Code der Geschichte - Im Verlautbarungsstil

Nun steht der Lauf der Welt auf dem Spiel.

Wir sind dabei, unseren Spielplatz zu zerstören.

„Hundert Unternehmen der Fossilenergiebranche sind für 70 Prozent der weltweiten Emissionen verantwortlich.“

„In Ursümpfen regierungsfeindlicher Bewegungen“ großgewordene Milliardäre glauben, „sie sie hätten den Code der Geschichte geknackt“. McKibben charakterisiert das Kartell der Superreichen als Glaubensgemeinschaft. Die Besitzer:innen* gigantischer Pipeline-Netzwerke ignorieren sendungsbewusst basale Fakten. Sie begreifen sich als Überwinder:innen* erdgebundener Begrenzungen.

2016, im „heißesten Jahr, das je auf unserem Planeten verzeichnet wurde, widmete Fox News ganze sechs Minuten der (einschlägigen) Berichterstattung. Zwei Jahre später kam das Wall Street Journal zu dem Schluss, dass „der Klimawandel vorbei ist“. Nobelpreisträger James Buchanan riet dazu, „die Klimaerwärmung zu ignorieren“.

Die Zugkraft der Faszien

„Jahrtausende nachdem (Akteure wie Trump) ihre ideologischen Kämpfe verloren haben, wird der Meeresspiegel immer noch steigen.“

Lien Beauregard, geboren und immer noch wohnhaft in Kassel-Wilhelmshöhe, setzt das Zitat routiniert an die Stelle eines Schlusspunkts. Seit drei Jahren referiert sie zum Thema. In ihren späten Vierzigern präsentiert sich die studierte Schauspielerin und autodidaktische Klimalehrerin als voluntative Single-Persönlichkeit. Sie ist die Einzige aus Cole von Pechsteins antikem Karatekader, die nicht wenigstens einmal Hessenmeisterin wurde. Ein siebter Platz bei Deutschen Meisterschaften war Liens beste Wertung. Natürlich spielt das heute keine Rolle mehr. Unsere Weltmeisterin Amina Coogan arbeitet als Physiotherapeutin und Yogalehrerin genauso wie Frau Hinz und Herr Kunz. Zu den Spätfolgen eines ausgefeilten Trainingsplans gehört ein intakter Bewegungsapparat. Früh war Cole auf Buckminster Fullers und Kenneth Snelsons Tensegrity-Modelle gestoßen.

„Tensegrity ist ein englisches Kofferwort aus tension (Zugspannung) und integrity (Ganzheit, Zusammenhalt).“ Wikipedia

Die nächste Stufe zündete Stephen M. Levin mit seiner Biotensegrity. In Biotensegrity-Systemen gibt es nur Spannung und Kompression. Dazu bald mehr. Die fast fünfzigjährige Amina bewegt sich so ungezwungen wie eine athletische Abiturientin.

Auch das ist ein ungesehenes Wunder. Das öffentliche Interesse rauscht über Aminas, von Cole einst innovativ eingerührten Faszien-Fitness hinweg. Heimlich strebt sie einen Iron Body und Superpower (im Qigong/Taijiquan-Kontext) an.

Neckermann-Artefakte einer untergegangenen Welt

Lien reist auf einem Ticket der stürmischen Vereinsamung. Dabei hat sie schon in richtigen Filmen mitgespielt, wenn auch in der sogenannten Unschärfe. Ab und zu schneit sie in Cole von Pechsteins Flow-to-go-Mall am Wilhelmshöher Bahnhof vorbei.

In der Ereignisarmut Ergraute und Eingestaubte biegen nach einer Serie von Fehlstarts im Augenblick der Handlungsgegenwart auf ihrer Zielgeraden ein, um endlich zu erkennen, dass sie ein Leben lang kein Land gewinnen konnten. Sie kehren zurück in die Bruchbuden ihrer Herkunft und scheitern als Heimkehrer:innen* noch einmal. Zur individuellen Lebensleistung kommt der Raubbau am Vertrauten. Örtliche Wahrzeichen wurden geschliffen.

Eine Bemerkung weckt Erinnerungen an gerontologisch getunte Binsen, üb‘ immer Treu und Redlichkeit, bis an dein kühles Grab, die schönschriftlich eingetragen wurden in die Poesiealben der anderen, sowie an die Poesie der Radiorockrezensionen: das neue Album (die neue Scheibe) der „Who“ ist im Vergleich zur letzten Scheibe (zum letzten Album) … In den Themenkreis passte eine persönliche Verbesserung vom gläubigen Absitzen deutschen Schlagerschmus auf Omas Sofa zu der Einsicht, dass Ilja Richter mit Rock nichts zu tun hat. Endlich rechnete man sich zum festen Hörerstamm des internationalen Top Ten Rodeos. Die Moderator:innen* versauten die Mitschnitte absichtlich mit langen Ansagen.

Die zweite oder dritte Single-Generation spielte Tonträger mit fünfundvierzig Umdrehungen pro Minute auf Kofferapparaten mit (im Deckel) integriertem Lautsprecher mitunter noch im Mono Modus ab.

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Kurfürst Friedrich Wilhelm I. von Hessen-Kassel führte eine Ehe zur linken Hand mit Gertrude geb. Falkenstein, verh. Lehmann, erhoben zur Fürstin von Hanau und zu Hořowitz sowie zur Gräfin von Schaumburg. Aus der Verbindung gingen neun Kinder hervor. Ein wegen der morganatischen Ehe seiner Eltern nicht nachfolgefähiger Karl zeugte als Unterleutnant im Leibgarde-Regiment eine Tochter mit Minette Beauregard. Das doppelt illegitime Geschöpf hatte erst einmal nichts zu erwarten als den sauren Atem barmherziger Schwestern. Doch gewann Elisabeth in ihrer Blüte die Zuneigung des Ritters von Fleckenstein-Dörnberg, einem jüngeren Verwandten jenes Wilhelm von Dörnberg, genannt „der Aufstandsdörnberg“, der mit Friedrich Wilhelm von Braunschweig-Lüneburg-Oels in den Farben des Braunschweiger Corps gegen Napoleon geritten war. Als Black Brunswickers standen die Braunschweiger in britischen Diensten noch, als Napoleon schon Geschichte war. In Darstellungen sind sie ein Rebellenhaufen, der Furore macht. In der Rolle des schneidigen Bräutigams stiftete der Schwarze Braunschweiger eine bourgeoise Mode. Das Genre variierte Mitte des 19. Jahrhunderts liebeslyrisch Beliebtes.

Napoleon hatte Wilhelm von Braunschweig aus dem Sattel seiner Amtsgewalt gehoben und das Herzogtum dem Königreich Westphalen zugeschlagen. In Europa gab es Kräfte, die mit Napoleons Neuordnung mehr anfangen konnten als mit den dynastischen Kleinlichkeiten, die allein Wilhelm von Braunschweig zum Spieler machten.

Claus Ritter von Fleckenstein-Dörnberg war ein Motor protestantischer Wohlfahrtspolitik. Er wachte über die von Philipp dem Großmütigen im 16. Jahrhundert gestifteten Hohen Hospitäler zu Haina und Merxhausen. Als Kind seiner Zeit rechnete Ritter Claus Zuchthäuser zu den altruistischen Einrichtungen. Er ließ jeden sächsischen Landstreicher ausweisen, verelendete Landeskinder durften aber bleiben. Man konnte noch so sehr von Armutsakne gezeichnet sein, als Hesse hatte man Anspruch auf einen Platz in einem hessischen Zuchthaus. Dem Ritter unterstanden die Armenvögte. Sie dienten der Volksfürsorge, wenn Sie eine Lüderliche zum Spinnhaus oder einen Müßiggänger nach dem Stockhause führte. Sie registrierten die Almosenempfänger. Sie strichen mit der Armenbüchse um die Ecken, klapperten durch Wirtshäuser oder bummelten durch die Arkaden des in den 1770er Jahren auf dem Wilhelmsplatz als Refugium für Refugees nach Plänen des Stadtbaumeisters Simon Louis du Ry entstandenen Hôpital des réfugiés, wo in großen Runden gezockt wurde. Die solvente Bürgerin verbrachte keinen Tag ihres Lebens in so einer zwischen Kranken- Armen- und Findelhaus changierenden Kaschemme. Doch der Bedürftigkeit lieferten bed & breakfast so wie die Aussicht, nicht zu erfrieren, bereits einen Vorgeschmack auf das Paradies. Da gingen alle Lampen der Begeisterung an. Es gab reichlich ausgesetztes Gesinde. Von ihren Herrschaften auf die Straße geworfen. Eine Institution des Fortschritts war der Drehkasten zur anonymen Säuglingsabgabe. Die Ausgesetzten starben in Ammenobhut wie die Fliegen. Nicht zehn von Hundert erreichten das vierzehnte Lebensjahr.

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Geschrieben von

Jamal Tuschick

Interessiert an Literatur, Theater und Kino

Jamal Tuschick

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