Karategenie

#TexasText/Jamal Tuschick “The force you use may not be your force.” Gong-fu-Vernacular

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

Sehen Sie ferner https://jamaltuschick.de/index.php?article_id=4303 und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier.

“To reach me, you must move to me. Your attack offers me an opportunity to intercept you.” Bruce Lee

*

The art consists in being able to decompress your joints under pressure. If you can do so, you’re allowed to ask your opponent for more pressure. Give me as much pressure as you like; I turn your blow into my flow. © Jamal Tuschick

*

“The force you use may not be your force.” Gong-fu-Vernacular

Blaffende Oma

Sterbliche als Spielfiguren von Göttinnen zu begreifen, ist eine gute Übung. Sich von außen zu betrachten, hilft dem Verständnis auf die Sprünge. Wer auch immer an uns zieht und sich zu unserem Nachteil auswirkt, ist - wenigstens unter zivilen Umständen - niemals so mächtig wie unsere eigene Dummheit. Das weiß Cole schon als verwaistes Kind. Seine Eltern starben bei einem Flugzeugabsturz. Die Zwillingsschwester der Mutter übernahm ihn.

Wir reden von Maeve. Aufgewachsen in Japan als Tochter der Kasseler Vulkanologin Antigone. Karateka von Kindesbeinen. A natural born Budo Path-Finder. Gründerin der Karateschule Pechstein am Bahnhof Wilhelmshöhe. Idol einer Generation bourgeoiser Mütter, die ihr Stärkephantasma an die Töchter delegierten. Der Nachwuchs bildet die erste Generation der karatefeministischen Ritterlichen Schwestern zu Kassel.

Maeve ist die kaum fürsorgliche Tante eines Karategenies. Cole weiß schon als Kind in den Sommerferien, dass die blaffende Oma über Bande spielt und in dem Enkel gar kein lohnendes Ziel sieht. Vielmehr will die sagenhafte Antigone Maeves Geliebten Taha treffen. Coles Einfühlungsgeschick beweist sich ihm auf einer Fähre zu den Brissago Inseln. Notgedrungen verströmt Taha Bonhomie. Er gibt sich harmlos zur Vermeidung vulkanischer Ausbrüche einer Vulkanologin. Der Mann duckt sich weg. Doch täuscht er keinen Pechstein.

Dreißig Jahre später

Gemessen an seinen finanziellen Spielräumen, könnte er wesentlich interessierter sein an Kunst, Architektur und epochalen Missständen. Der Klimawandel geht ihm am Knie vorbei. Er besucht keine Ausstellungen. Er sammelt nichts. Man trifft ihn nicht mit einem Earl of Grey in einem Hotel der Luxusklasse. Er konspiriert mit keinem CLO einer NGO. Kurz gesagt, Cole wirkt ziemlich unbeteiligt. Doch war er gerade einmal zwölf Jahre alt, als ihn der Erleuchtungsblitz traf.

Seit zwanzig Jahren unterrichtet Cole Geistige Grundlagen der Selbstverteidigung. Seine Ausführungen stoßen auf kein geringeres Publikumsinteresse als Frankfurter Poetikvorlesungen.

Cole holt aus.

Der Altphilologe Coleman Silk bezeichnet notorische Schwänzerinnen seines Seminars als „dunkle Gestalten, die das Seminarlicht scheuen“, ohne zu ahnen, dass er sich so über Schwarze äußert. Man überzieht Silk mit dem Vorwurf des Rassismus und unterzieht ihn im Folgenden den Prozeduren der sozialen Ächtung. Das erzählt Philip Roth in „Der menschliche Makel“. Zu den schönsten Verwinklungen im Roman gehört, dass Silk selbst Schwarz ist; ein weißer Schwarzer, der sich in einer weißen Legende verhüllt. Die Aktivist:innen* der couragierten Zivilgesellschaft kritisieren einen weiß gelesenen Schwarzen als Rassisten.

Die Konstellation bietet sich dem Referenten als Beispiel für die Volten der Welt an. Unter den Vorzeichen der Gegenwart, so Cole, hemmen jeden Silk just jene Manöver, die ihn vor zwanzig Jahren aufschäumen ließen.

Sizilianischer Champion 1980 – Die Allwissende wendet sich Keno Teichmann zu

Peggy Sue erklärte, wie LSD wirkt und weshalb ihr Freund CDU wählte, für Keno Teichmann unfassbarer als Gruppensex. Sie machte das Greenhorn in der Küche an, es sollte stillhalten. Ihr Vater zeigte sich mit seiner Pfeife als friedlicher Spinner, die Tochter ließ sich nicht stören. Er murmelte eine Entschuldigung in seinen Bart, bevor er sich (vielleicht mit Hunger oder einem unerfüllten Tee-Wunsch) verzog. Dann tauchte der CDU-Wähler auf, Keno wurde ruckzuck abgeschoben. Am nächsten Tag bekam er wieder Liebesmale zu sehen. Peggy Sue führte sie mit dem Stolz der Ringerin auf ihr Blumenkohlohr im Raum der Schülerselbstverwaltung vor. Sie investierte in eine nacherzählende Choreografie.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Jamal Tuschick

Interessiert an Literatur, Theater und Kino

Jamal Tuschick

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden