Von links: Stephan Klapproth, Carla del Ponte, Joschka Fischer
Stephan Klapproth entspricht dem Schweizer Taschenmesser in seiner Multifunktionalität ebenso wie in seiner Herkunft. Man kann ihn mit keinem deutschen Fernsehmann vergleichen. Es gibt keinen deutschen Klapproth. Eine Gala der Intelligenz mit Carla del Ponte und Joschka Fischer in der Berliner Volksbühne eröffnete er mit dem Witz:
„Was grenzt an Dummheit? – Kanada und Mexiko.“
Die Volksbühne dröhnte wie ein Bus auf Butterfahrt. Klapproth brachte ein Beispiel für staatsmännische Schlagfertigkeit. Der britische Premier Winston Churchill wurde von Lady Astor angegangen; „Wäre ich Ihre Frau, gäbe ich Ihnen Gift.“ Churchill konterte: „Wäre ich Ihr Mann, würde ich es nehmen.“
Der Sprecher brannte sein Feuerwerk zu Ehren von del Ponte ab. Als Kind fing die gebürtige Tessinerin Giftschlangen und vertickte sie auf italienischen Märkten. Später legte sie sich mit den mächtigsten Schurken der Welt an. Sie jagte Staatsverbrecher und feierte ihre Verhaftungen und Verurteilungen mit Champagner in Genf, Brüssel und Den Haag. Geldwäschern grub sie das Wasser ab. Waffenschmugglern verbaute sie die transkontinentalen Trampelpfade. Sie brachte Staatschefs mit dem Vorwurf in Verlegenheit, die Festsetzung krimineller Kollegen zu hintertreiben. Sie war die Intima von Giovanni Falcone, der bis zu seiner Ermordung 1992 die Mafia effektiver als jeder andere bedrängte. Einmal wurde sie von der Cosa Nostra mit fünfzig Kilo Dynamit begrüßt. Der Sprengstoff war allerdings falsch platziert. Del Ponte half der Nemesis von Palermo, indem sie die Schweizer Konten der Bosse konfiszierte. Die Paten nannten sie la puta – die Hure.
„Das war mir eine Ehre.“
Zwanzig Jahre existierte sie unter dem Schirm des Personenschutzes. Heute lehrt del Ponte ihre Enkelinnen das Überleben unter verschärften Bedingungen.
„Ich hatte Glück und auch daran gewöhnt man sich“, bekannte die Schweizer Staatsanwältin im Ruhestand. Del Ponte erscheint wie eine Romanfigur. Von 1999 bis 2007 war sie Chefanklägerin des Internationalen Strafgerichtshofes für die Kriegsverbrechen im ehemaligen Jugoslawien und für den Völkermord in Ruanda. Danach schob sie drei Jahre eine ruhige Kugel als Botschafterin in Argentinien. Sie verbesserte ihr Golf Handicap und ihre Pensionsansprüche. Kaum hatte sie ausgedient, rief jemand vom Außenministerium an und fragte, ob die ewige Anklägerin Menschenrechtsverletzungen in Syrien untersuchen wolle.
„Ich wollte.“
Von 2011 bis 2017 erlebte sie eine Zeit der Frustration als Mitglied einer Kommission des UN-Hochkommissariats für Menschenrechte. Sie sah sich in der Rolle einer „Alibi-Ermittlerin ohne politische Unterstützung“. Sie demissionierte und verfasste eine Brandrede - „Im Namen der Opfer - Das Versagen der UN und der internationalen Politik in Syrien“.
„Sie zerstören alles, was irgendwie menschlich ist. Es ist unfassbar. Es gibt keine Schulen mehr, nur noch wenige Spitäler, kaum etwas zu essen und keine Institutionen mehr. Alle in Syrien sind böse. Die Regierung Assad, die schrecklichen Verbrechen gegen die Menschlichkeit verübt und Chemiewaffen einsetzt. Doch keiner hilft. Die internationale Politik schaut weg und die UNO resigniert.“
Der Titel lieferte dem Abend die Überschrift und Joschka Fischer Gelegenheiten zu Welterklärungen. Er stellte wieder fest, dass es „ohne Waffen nicht geht“. Er hielt es für möglich, dass wir Europäer in Chinas Schatten vor die Hunde gehen. Er plädierte für ein gemeinsam unabhängiges Europa und eine Trump angemessene Distanzierung vom transatlantischen Komment. Beiläufig kam er auf seine Zeit als Steinewerfer zu sprechen, angeregt von Klapproths Hommage an den Pariser Pflasterstrand im Jahr Neunundsechzig.
„Beim Steinewerfen denkt man nicht.“
Fischer warb für Merkel. Er sagte etwas Rührendes über Merkels Mecklenburger Reduktionen. Das Anekdotische dominierte. Del Ponte glänzte mit herbem Humor. Gerhard Schröder habe ihr die Wohnung im Kanzleramt gezeigt, in der er nie übernachtete, und sie in den Genuss einer sensationellen Aussicht auf Berlin gebracht. Madeleine Albright traf sie in einer Absteige der englischen Königin nahe Heathrow. Albright besaß die Schusseligkeit, del Ponte Einblicke in das Dossier zu gewähren, mit dem sich die amerikanische Außenministerin auf die Begegnung mit der Chefanklägerin vorbereitet hatte. Da stand, wie man mit der Juristin am besten ins Geschäft kommt. Bei einem Besuch von Außenminister Fischer in Bern, geriet der Sicherheitsdienst ins Schwitzen. Fischer war fit und verlangte den mitlaufenden Beamten beim Marathontraining vor dem Frühstück alles ab. Auch ein Handkuss von Chirac fand del Ponte bemerkenswert.
In ihrem Buch beschreibt del Ponte, wie die Chancen des Friedens ins Syrien hintertrieben werden. Fischer verglich die Verhältnisse in Syrien mit Deutschland im Dreißigjährigen Krieg.
„Die Vetomächte im Sicherheitsrat stellen ihre Interessen über die Not der syrischen Bevölkerung.“
Del Ponte und Fischer sagten beide, dass die Unabhängigkeit der internationalen Justiz am Tropf der Bereitschaft Mächtiger hinge, Unabhängigkeit zuzulassen. Von Fall zu Fall geklärt würde das nach Opportunitätsgesichtspunkten. Die Hälfte der Staaten, die im UN-Menschenrechtsrat vertreten sind, begehen oder begingen Menschenrechtsverletzungen.
Del Ponte bekannte sich zu der Hoffnung, dass eines Tages Assad von einem Gericht zur Verantwortung gezogen wird.
Carla del Ponte, Roland Schäfli, „Im Namen der Opfer: Das Versagen der UNO und der internationalen Politik in Syrien“, Giger Verlag, 22.90,-
Kommentare 70
Die Gesichtsamalgamierung auf dem Bild finde ich beeindruckend. Ich Dummerchen meinte zuerst, lediglich Carla del Ponte darauf zu erkennen. Die von der allwissenden Redaktion angefügte Bildunterschrift klärt mich allerdings auf: "Nein, du kleiner, unbedeutender Lesewicht: das sind Stephan Klapproth, Carla del Ponte und Joschka Fischer."
Zunächst dachte ich, dass es sich bei dem Bild vielleicht um ein Hologram handelt. Oder ein 3D-Bild. Allerdings lässt sich das übers Internet schwer umsetzen. Aber dann fiel der Groschen: Abgebildet ist die DREIFALTIGKEIT. Also SOWOHL Stephanklapprothcarladelpontejoschkafischer ALS AUCH Stephan Klapproth, Carla del Ponte und Joschka Fischer.
Wenn man etwas nachdenkt, ist es manchmal gar nicht so schwer.
Del Ponte konstatiert: "Die internationale Politik schaut weg und die UNO resigniert.“ Und Fischer meint, "dass es ohne Waffen nicht geht".
Aber beide ziehen aus ihren Erkenntnissen keine praktikablen Schlüsse. Statt von 2011 bis 2017 Assad auf die Anklagebank bringen zu wollen, ohne seiner phsysisch habhaft werden zu können, hätten Del Ponte und Fischer ihre Kontakte zur UNO und zu den Mächtigen dieser Welt nutzen sollen, um die gegenseitige Blockade der USA und Russlands im UN Weltsicherheitsrat zu durchbrechen. Sie hätten schon 2012 mit dem damals erst kurz an der Macht befindlichen Jungdiktator Kim Jong-Un verhandeln können, dass Nordkorea der UNO 200.000 nordkoreanische Soldaten zur Verfügung stellt, die in Syrien als robuste UNO Truppe gegenüber ALLEN Kriegsparteien für die Durchsetzung eines Waffenstillstands am Boden sorgt. 2012 hatte Kim noch keine einsatzfähigen Atomraketen und war die Lage in Syrien noch vergleichsweise übersichtlich, weil damals Russland und die Türkei noch nicht zu den im Land aktiven Kriegsparteien gehörten. Gegen nordkoreanische UNO Truppen hätte Putin kein Veto eingelegt. Deutschland hätte 2015 kein Flüchtlingschaos erlebt, dessen politische Schockwellen in der deutschen Innenpolitik immer noch nachklingen und möglicherweise die gerade amtierende Regierungskoalition sprengen. Wir hätten keinen Donald Trump gebraucht, um die Lage in Korea erst zu eskalieren und dann zu beruhigen.
Sie bedient also auch das gefällige Narrativ von Assad als Oberschurken. Arme Frau. Zum Werkzeug gemacht, und merkt es nicht. Oder vielleicht schlimmer, willfährig.
Dass del Ponte willfährig sein könnte, lässt ihre Vita nicht vermuten - und dass sie ohne Nachdenken handelt, auch nicht.
Gleichwohl müsste der Titel lauten, "Wie verhaftet man einen Präsidenten und lässt einen anderen laufen?"
na ja, als Anklägerin am internationalen Stragerichtshof scheinen für sie außerhalb Afrikas und des Balkan keine Kriegsverbrechen existiert zu haben, jedenfalls nicht in Ländern, die sich gegen Erpressung wehren können oder aus anderen Gründen bei einer Anklage nur hohnlächeln. Ich kann mich nicht erinnern, dass dort auch nur eine einzige Anklage gegen einen amerikanischen Bürger oder eine Bürgerin geführt worden wäre.
Die Rechtsordnung ist so, dass kein Staat verklagt werden kann. Außerdem haben die USA, sowie u.a. Sudan, Russland den Vertrag noch nicht ratifiziert...
ist Ihnen ein anderes narrativ von assad gefälliger ? :
assad, aus dem alawitischen dorf quardaha
und sein schiitisch -alawitisches kartell haben sich unter
das führende dutzend der regierungs-amtlichen schlächter
vor-"gearbeitet", mithilfe interessierter aus-ländischer staats-führer.
ob assad das sieger-treppchen erreicht, steht noch aus.
er hat aber sehr gute haltungs-noten.
(der russ. schieds-richter ist auf seiner seite)
in der all-time-liste der staatlichen schlächter liegt er aber noch hinten...
Das ist korrekt, aber Einzelpersonen, z.B. Politiker, können verklagt werden. Und es stellt sich die Frage, wie freiwillig die Ratifizierung des Vertrags bei Staaten ist, die von Entwicklungs- und Wirtschaftshilfe abhängig sind.
ja, wie wäre es vielleicht mit folgendem Narrativ: In einem kleinen Land in Vorderasien gab es religiöse Gruppierungen, die nichts lieber getan hätten, als sich gegenseitig an die Kehle zu gehen und die jeweils anderen Gruppen auszurotten. Ein paar wenige Leute hatten etwas dagegen, und glücklicherweise verfügten die über das Geschick, den großen Religionskrieg zu verhindern, auch gegen den Willen derer, die ganz gimpig auf diesen Krieg waren. Das währte solange, bis eine der Gruppen religiöser Fanatiker auf die Idee kam, ihre Ausrottungsbestrebungen damit zu begründen, dass dies ihr demokratisches Recht sei. In westlichen Medien wurde nur das Wort "Demokratie" gelesen, und sofort war klar, wer in dem kleinen Land der Bösewicht zu sein hatte. Man begann damit, die religiösen Fanatiker mit Waffen auszustatten und der Rest kam, wie er kommen musste, und niemand fragte mehr nach den Motiven der Fanatiker, denn die hatten ja irgendwo das besagte Zauberwort hingeschrieben, ud also musste es so sein. Und wenn sie nicht gestorben sind, verblöden die kleinen blauen Schlümpfe ihre Leserschaft noch heute.
Carla del Ponte als willfährig gegenüber genozidalen Vernichtungsstrategien des „Westens“ zu bezeichnen, wäre eine unverschämte Untertreibung. Und der „Ausschwitz“-Joseph? Zur Hölle mit ihm.
Haben Sie bei Assad nachgezählt? Der Krieg jedenfalls und all die Toten, die auf der Flucht ums Leben gekommen sind, dürfte ihn doch -zynisch gesprochen- in ihrer Rangskala nach oben befördern. Und weil das Ende nicht absehbar ist, muss die "Weltrangliste" wohl ständig korrigiert werden.
Behaupten Sie hier tatsächlich, Assad sei kein "Schurke? Ist Ihnen lieber Kriegstreiber, Verbrecher , korrupter Despot (trotz Medzinstudiums, trotz britisch sozialisierter Ehefrau), Chef einer seit Jahrzehnten das Land ausraubenden Clique, die, worüber ja nicht geschrieben wird, viele. die über Geld und Bildung verfüg(t)en seit Jahrzehnten (sic) in die Flucht treibt.
Bitte jetzt nicht: Russland hat mitgeholfen, den IS zu vertreiben, wasja stimmt (!), oder 'Assad das kleinere Übel', was eben nicht stimmt, weil sein Vater nebst Clique, in dessen Mokassins der "Schlähter von Syrien" bedingunslos geschlüpft ist, die Ursache des Übels ist...
Ich bin mir ziemlich sicher, dass Sie wissen, was der Begriff "Zusammenhänge" meint. Wir brauchen uns nicht darüber zu streiten, dass Assad und sein Regime im Rahmen dieser gesamten Auseinandersetzung zu Mitteln genötigt wurden, die nicht mehr diskutabel sind. Aber das ist nicht einfach so aus dem Nichts passiert, es gibt Zusammenhänge. Sie zählen nur den Teil davon auf, der das aktuelle westliche Narrativ zu bestätigen scheint, und das heißt, Sie sind parteiisch.
Und Sie merken, wie leicht es ist, eine Aura zu erzeugen? Ob ich schreibe "zu Mitteln genötigt wurden" oder "zu Mitteln griffen" ist schon ein Riesenunterschied, der allerdings ausschließlich in der Beschreibung liegt, nicht in den Sachverhalten. Ich bin mir dessen bewusst, in welchem Ausmaß Informationen über diesen Krieg Propaganda-Charakter aufweisen. Sie sich auch?
@ Lethe, @ Anne Mohnen
Man könnte über die Nachhaltigkeit des Archaismus des Moralisierens verzweifeln. Lethe hat absolut recht, keinen moralischen Maßstab anzulegen, sondern nach der Dynamik des Geschehens zu fragen. Und damit für die tatsächliche Verantwortlichkeit für das Grauen. In unserer aufgeklärten Gesellschaft sollte man doch verstanden haben, daß derjenige, der eine Handlung provoziert, genauso bzw mehr oder weniger für die Folgen der provozierten Handlung verantwortlich ist wie/als der Handelnde. Es ist gut möglich, daß man die Vorkriegssituation in Syrien richtig beschreibt, wenn man Assad einen rücksichtslosen oder -schwachen Diktator oder Führer einer Einparteienherrschaft nennt, der Foltergefängnisse betreibt (westlichen Regierungen die Arbeit abnimmt), einen kleineren Bevölkerungsteil systematisch bevorzugt, wenig für die armen Massen tut, hauptsächlich an seinem Machterhalt interessiert ist. Für das, was sich aus dieser Ausgangssituation entwickelte, sind jedoch hauptsächlich die außersyrischen Mächte verantwortlich, die kein Interesse an einer positiven Entwicklung hatten und nur die internationale Machtbalance verschieben wollten, wobei es dem sunnitischen Lager unzweifelhaft um die Ausmerzung (zumindest des Einflusses) des schiitischen Lagers in Syrien und anderen gemischten nahöstlichen Gesellschaften ging, und der Westen ebenfalls eindeutig diese Partei ergriff. Der berechtigte Sozialprotest wurde zum demokratischen Frühling verbogen (wo bitte hat sich der Westen mal uneigennützig für die soziale Befreiung und Befriedung eines Landes eingesetzt) und zum eliminatorischen Religionskrieg. Es ist noch eine freundliche Interpretation, der einseitigen oder bevorzugten Schuldzuweisung an Assad eine analytische Blindheit zuzubilligen.
Spätestens nach den ersten Toten und der emotionalen Aufheizung der wütenden Bevölkerung hätte man die sicher unzureichenden Zugeständnisse Assads zur Gesprächsgrundlage nehmen und einer Radikalisierung entgegentreten müssen. Und es gab genügend kritische Kommentatoren, die die weitere Entwicklung vorausgesagt haben. Aber das heilige Ziel der Befreiung von Damaskus / von dem Diktator rechtfertigte alles. Das ist der klassische menschenverachtende Rigorismus der Moral. Und selbst jetzt, wo die Sache im Prinzip entschieden ist, ist man immer noch nicht bereit, einen menschenlebenschonenden Weg, einen Ausweg aus dem kompromißlosen Alles-oder-Nichts zu finden.
Ich vermag nicht zu beurteilen, ob diese drei hier belobigten Akteure bzw Zeitzeugen eher unter die Rubrik Verbrecher mit bestem Gewissen oder Idioten mit den besten Absichten einzuordnen sind.
>>…die Ausmerzung (zumindest des Einflusses) des schiitischen Lagers in Syrien…<<
Eher noch der Alawiten, die einen säkularen Staat ohne von oben verordnete Religion vertreten. Vordergründig. Im Hintergrund geht es wohl darum, dass das saudische Königreich seinen Einfluss als Hegemonialmacht ausdehnen will. Das zieht sich durch, beginnend 1979 in Afghanistan, als die USA die islamistischen Mudschaheddin als „Freiheitskämpfer“ unterstützten. (Auch damals gab es hier eine Menge kritiklose Nachplapperer, die die Islamisten für edle Freiheitsfreunde hielten und die afghanische Regierung für abgrundtief böse.) Diese Geister die sie damals riefen werden sie nicht mehr los.
Was die „Schurken“ angeht: Ich kann mich sehr gut erinnern, wie Saddam Hussein, der liebe gute Freund der westlichen Wertgemeinschaft, über Nacht zum Satan Hussein mutierte. Nachdem die USA ihn ermuntert hatten, seine Soldaten nach Kuwait zu schicken.
Imperiale Machtspielchen, die Menschenleben geringer achten als eine Rüstungsaktie sind immer Schurkereien. Nur glauben halt Untertanen „ihren“ Schurken mehr als den anderen. Vorsicht im Urteil ist durchaus sinnvoll, das ich auch so.
Entschuldigen Sie: "Was für ein Quatsch".
Hafiz al-Assad wusste schon gut, für sich den Kalten Krieg zu nutzen, um für sich und seinen Clan Macht und Pfründe zu sichern. Jeder/e , der seine Füsse in die Hände nehmen konnte resp. über genug Geld verfügte hat das Weite gesucht. Ich war vor dem syrischen Volksaufstand mehrmals in Syrien, habe syrische Freunde, die in Deutschland und den USA studiert haben.
Sein Sohn ist keinen Deut besser! 2011 - zur Erinnerung!- als auch in Syrien die Leute dieser Sippschaft überdrüssig waren und im arabischen Frühling Hoffnung aufglimmte, war ich mir im Klaren, dass Syrien auseinanderbricht. Das habe ich hier geschrieben. Denn es war das korrupte und verbrecherische a-Assad-Regime, das keine Opposition zugelassen hat! Das Syrien im Zuge der Auseinandersetzungen zum Spieball wurde, folgt dieser Logik und damit, dass eben auch radikale islamistische Kräfte ihre Chance sahen....
Mir hier von oben herab, wie ein General am Schlachtplantisch, nach der Devise "wo gehobelt wird, fallen Spähne, Blauäugigkeit (Moralin) zu attestieren, fällt schon wegen der Flüchtlinge, unter schlechter Witz... ;)
"korrupter Despot (trotz Medzinstudiums, trotz britisch sozialisierter Ehefrau)"
Wieso "trotz"? Es gibt genug abgründige Menschen mit Studium und "britischer Sozialisation".
Der über Jahre vorbereitete Britisch(!)/US-amerikanische Vernichtung-und Abnutzungsskrieg gegen die syrisch/laizistische Staatlichkeit, mit dem Ziel, diese durch mehrere islamistische Kalifate zu ersetzen, war und ist
„die verwerflichste Spielart“ ausländischer Interventionspolitik, „weil sie die hässlichste, in jedem Belang verheerendste Form des Krieges entfesseln hilft: den Bürgerkrieg…Jedenfalls übernehmen die Intervenierenden die vermeintliche und absurde Rolle von Unschuldigen. Es ist ein suggestives Herabsetzen der Legitimationsschwelle für das eigene Handeln vor den Augen der Welt: Wir sind es nicht, die in Syrien töten; wir helfen nur einem unterdrückten Volk. So lässt sich offenbar eine Aura des Moralischen erschleichen. Rätselhaft ist, dass dies ohne nennenswerten Widerspruch gelingt“
wie Reinhard Merkel schon vor 5 Jahren in der FAZ resümierte.
das ist ja auch gemeint - vergaß die Anführungsstriche....
Dann muss doch gefragt werden, wie so eine Diktatur entstehen konnte. Es war ja wohl urspünglich keineswegs das Ziel der Baath-Partei, eine Herrscherdynastie zu installieren.
was eben nicht stimmt, weil sein Vater nebst Clique, in dessen Mokassins der "Schlähter von Syrien" bedingunslos geschlüpft ist, die Ursache des Übels ist...
Er ist definitiv nicht die Ursache des Übels. Er bzw. seine Partei sind eine der Ursachen und möglicherweise auch notwendige Beteiligte an einem Ende des Kriegs.
Das der Sturz des Regimes den Weg zur Besserung öffen soll, halte ich jedenfalls für eine abenteuerliche Vorstellung. Solche "Befreiungen" wurden oft genug mit äußerst gemischtem Erfolg ausprobiert, und Amerika und Europa haben sich als "Problemlöser" in der Region delegitimiert. Wäre nett, wenn sie konstruktive materielle Unterstützung für Befriedung und Wiederaufbau anböten. Noch netter wäre es, dabei ideologische Vorschriften oder politische Serviervorschläge stecken zu lassen. Ihre Nutzlosigkeit darf in dieser Region als bewiesen gelten.
Friedensmissionen sind nicht von vornherein zum Scheitern verurteilt - Osttimor ist ein Beispiel dafür. Initiativen sind aber für die Tonne, wenn die angeblichen Schiris selbst Partei sind.
Ich bestaune die Fähigkeit europäischer Intellektueller, sich an ihrer selbstattestierten Tugend alle zehn Jahre wieder kriegsbesoffen zu reden. Bewundern tue ich das nicht.
https://www.freitag.de/autoren/justrecently/syrien-und-der-rest-der-welt-6
Wenn Sie mal richtig viel Zeit haben ... ;)
Der Alawiten, richtig, und Assad vertritt keinen schiitischen religiösen Fanatismus wie der Iran der Mullahs. Darum auch war nach meiner Kenntnis von Anfang an die Mehrheit der Christen für Assad. Nur kann man wohl kaum bestreiten, daß Syrien wirtschaftlich in der Hand der alawitischen Oberschicht war. Die sozialen Spannungen waren zu groß. Die Parallele zum Irak ist auch aufschlußreich. Saddam hat die sunnitische Minderheit, der er selbst angehörte, bevorzugt, aber auch die Palästinenser gut behandelt und eine für arabische Verhältnisse sehr deutliche Säkularität vertreten. Gegen die Gegner seines Machtanspruchs ist er allerdings gnadenlos vorgegangen. Da Syrien und Irak gleichermaßen zerstört wurden, stellt sich doch die Frage nach der westlichen Agenda. Oder vielmehr wird sie eindeutig beantwortet.
Das Unglück vieler Länder, auch der arabischen, war die Liquidierung der sozialen Frage, die der Westen mit der Niederringung des Ostblocks erreicht hatte. Die Vernichtung Saddams, Gaddafis, Assads (noch nicht erreicht) war auch noch Flurbereinigung in diesem Sinn. Anstelle der sozialen Frage rückte die alternativlose Perspektive der kapitalistischen Globalisierung und immer mehr trat die Kraft der religiösen Verweigerung als Antwort auf die Verweigerung der kapitalistischen Wohlstandsversprechen in den Vordergrund (ich abstrahiere hier von einer kleinen bürgerlichen Schicht, die tatsächlich Interesse an einer bürgerlichen Gesellschaft westlichen Typus hat). Die unversöhnliche Feindschaft von Schiiten und Sunniten gab es zu zeiten des Kalten Kriegs nicht, wenn ich mich recht erinnere. Nun macht es sicher keinen Sinn, den syrischen Sunniten vorzuwerfen, statt auf dem sozialen Protest zu beharren sich mit den religiösen Fundamentalisten eingelassen zu haben, wohl aber hätte der Westen die kriegerische Eskalation verhindern können. Er wollte nicht. Russland hat für die Eindämmung des Kriegs gesorgt, nicht aus humanitären, sondern aus cleveren machtpolitischen Gründen, aus Eigennutz. Trotzdem sollte man Putin dankbar sein. Und man muß sehr naiv sein, zu glauben, daß die syrischen Probleme gelöst wären, wenn Assad nur weg wäre. Im Gegenteil sehe ich schon seit langem keine Lösung mehr ohne Assad, die einigermaßen die Lage stabilisiert. Und Stabilisierung muß sein, um wieder in Syrien leben zu können. Und da eine Autonomie der Kurdengebiete ohne Dauerkrieg ausgeschlossen ist, wird man die staatliche Einheit Syriens erhalten müssen. Eine Lösung mit Assad zu finden, bedeutet also nicht, einen Kriegsverbrecher zu belohnen, sondern eine Form der Koexistenz zu finden, die nur in einer weitgehend säkularen Ordnung und in Gewaltenteilung bestehen kann. Letzteres muß Assad abverlangt werden, wie die Akzeptanz von Assad von den Sunniten. Da Russland sich keinen Dauerkonflikt à la Afghanistan leisten kann, wird es diesen Kompromiß aktiv vertreten, er würde den gewonnenen Einfluß in der Region sichern.
Ich sage es noch einmal: Eine halbwegs der Befriedung dienende Lösung durch ein moralisches Urteil zu torpedieren, ist, wie immer berechtigt der moralische Standpunkt ist, ohne Sinn und Verstand. Moral kann Teil einer vernünftigen Lösung sein, dann muß man aber auch eine praktikable Lösung vorlegen, die noch vernünftig ist. Daher sollte iA eine vernünftige, keine moralische Lösung angestrebt werden.
<Ich bestaune die Fähigkeit europäischer Intellektueller, sich an ihrer selbstattestierten Tugend alle zehn Jahre wieder kriegsbesoffen zu reden.>
Ich auch. Ich würde ja noch Verständnis aufbringen können für eine ambivalente Haltung. Und ja, man kann sich zu einem begrenzten militärischen Schlag gezwungen sehen, aber den Krieg zur Grundlage von Ordnung zu machen, ist inakzeptabel, ist die antiaufklärerische Idee des Kriegs als Vater aller Dinge. Doch es gibt noch die bejubelten Kriegshetzer vom Schlage eines BHL.
Es ist eine Binse, dass das s al-Assad-Regime die Knäste mit politischen Gegnern gefüllt hat, wo Folter an der Tagesordnung ist. Es ist eine Binse, dass sich so keine demokratisch nenneswerte Opposition etablieren konnte. Es ist auch eine Binse, dass sich das Regime im Kalten Krieg erfolgreich als eine dieser Schachfiguren etablierte. Es ist auch eine Binse, dass Syrien inzwischen ein internationaler Kriegsschauplatz ist und al-Assad mit Sicherheit auf Strecke keine Zukunft hat...
Sorry, z.B. der Despot Oberst Muammar Gaddafi hatte - Stichwort 'größte Erdölreserven Afrikas' - sehr wohl Antworten auf die soziale Frage....
Tschüss, bin weg
Binsen
Dreiblatt-Binse (Juncus trifidus)
Systematik Klasse: Bedecktsamer (Magnoliopsida) Monokotyledonen Commeliniden Ordnung: Süßgrasartige (Poales) Familie: Binsengewächse (Juncaceae) Gattung: Binsen Wissenschaftlicher Name Juncus L. Schematische Darstellung einer sechsspelzigen, zwittrigen Binsen(Juncus)- Blüte
Die Binsen (in Deutschland und teilweise der Schweiz und Liechtenstein übliche Bezeichnung) bzw. Simsen (in Österreich übliche Bezeichnung)[1] (Juncus) sind die namengebende Gattung der Binsengewächse bzw. Simsengewächse (Juncaceae), die mit weltweit etwa 300 Arten, in Deutschland 29 Arten, verbreitet ist.
Kennzeichnendes Merkmal dieser ausdauernden Gräser sind die starren, rundlichen und borstig zugespitzten Blattspreiten. Diese sind meist hohl oder mit einem schwammartigen Sternparenchym (Durchlüftungsgewebe, Aerenchym) erfüllt, welches der Versorgung mit Sauerstoff dient.
"Da Syrien und Irak gleichermaßen zerstört wurden, stellt sich doch die Frage nach der westlichen Agenda. Oder vielmehr wird sie eindeutig beantwortet."
Eindeutigkeit würde ich bestreiten. So, wie es aussieht, gab es für den Irak keine Agenda. Jedenfalls keine auf den Irak direkt bezogene. Es war ein klarer Alleingang der USA, dessen konkretes Ziel, so es eines gab, wohl im Dunkeln bleiben wird. Mit Syrien sieht es schon anders aus; die Zeichen sind klarer. Die Agenda wird dennoch nicht klar. Es sei denn, sie ist als eine zu verstehen, die sich eigentlich gegen den Iran und Russland richtet. Vermutlich wird es das sein ... Nimmt man hingegen Israel mit hinein - das im Grunde immer ein Argument des Westens contra die umgebenden Staaten, ausgenommen Jordanien, sein könnte -, so wird es schon wieder unlogisch. Denn mit dem Syrien Assads ist Israel vergleichsweise gut gefahren ... Das ist nun nicht mehr so. Als ich vor zwei Jahren in Israel war, konnte ich dort vernehmen, seitens der Rechten Israels sei man etwa angesichts von Daesh alles andere als besorgt. Sollen sich die Araber doch gegenseitig umbringen ...
Anne Mohnen kann ich hier schon auch etwas verstehen. Rein sachlich gebe ich Ihnen zwar auch Recht. Doch allzuleicht erweckt eben auch der Fokus auf den Anteil, die Schuld, "des Westens" wiederum den Eindruck einer Einseitigkeit oder gar Parteinahme, i.d.F. für das Regime Assad. Mit den Diskussionen um Russland verhält es sich ganz ähnlich. Mit Formulierungen wie der Lethes, das Regime Assad "genötigt", heißt, Gräuel im eigenen Lande ja wiederum nur die Schuld des Westens, zeigt sich eine Distanz, die aber wiederum genau bescheid zu wissen behauptet. Ich behaupte, sich dergestalt auszudrücken, hat keiner von uns tatsächlich das Wissen um die Hintergründe und Umstände des Krieges. Ganz zu schweigen von der damit ausgestellten emotionalen Kälte und Abgeklärtheit, die schon staunen macht, wenn es sich beim sich so Äußernden nicht um einen unnmittelbar involvierten Strategen handelt.
Eine Diskussion darum, ob Assad nun Schurke, korrupt, Schlächter oder sonstwie genannt werden muss oder ob das auf "den Westen" umzulegen sei, ist dabei ziemlich sinnlos. Aus dem, was wir überhaupt an Hintergrundinformationen über z. B. den Syrien-Krieg und -Konflikt zusammenklauben können, lässt sich ohnehin nie ein abschließendes Urteil bilden. Und selbst wenn, so liegt die Wahrheit am wahrscheinlichsten wohl doch wieder einmal in der Mitte. Und von Russland, und wohl auch dem Iran, war hier wiederum noch gar nicht die Rede.
Ganz zu schweigen von der damit ausgestellten emotionalen Kälte und Abgeklärtheit, die schon staunen macht, wenn es sich beim sich so Äußernden nicht um einen unnmittelbar involvierten Strategen handelt.
Das stimmt. Aber wenn es schon darum gehen soll, was sympathischer ist, und nicht darum, wohin die herzlichen Wünsche führen, kann ich nur sagen, dass es faktenfreies Drauflosphilosophieren auch auf der Seite der Interventionsbefürworter (hübsches Wort, nicht?) gab und gibt.
Unabhängig davon, wie man zu "Interventions"-Befürwortern oder -Ablehnern steht: bevor ich mit jemandem in den Krieg ziehe, schaue ich ihn mir erstmal an. Und da sehe ich nicht viel Überzeugendes.
Das ändert nichts daran, dass ich mir eine größere Rolle für die gemäßigte syrische Opposition wünsche. Die hätte allerdings in einer friedlichen Revolution auch ganz schnell unter die Räder der Fundamentalisten kommen können. Nach der Revolution kommen diejenigen, die sich am besten auf die Zeit nach ihr vorbereitet haben. Mir scheint, die Revolutionäre sind das nur im Ausnahmefall, und in Syrien sind es bestenfalls die Moslembrüder, und den schlimmeren FAll möchte ich mir gar nicht erst vorstellen.
Es sind ja nicht nur Kriegsgegner, die loslabern, ohne viel Ahnung von denen zu haben, von denen sie reden - das ist m. E. vielmehr eine Folge permanenten Propagandakonsums. Manchmal habe ich so eine Ahnung, die gelegentlichen Empörungsausbrüche fliegender Weltenrichter (Saddam muss weg, der Schlächter von Damaskus muss weg ...) rührt nicht zuletzt daher, dass ihre Gegner unverschämterweise mit einem genauso reinen Gewissen unterwegs sind wie sie.
Die könnten sich ja wenigstens schämen, nicht wahr. Man selber hat das nicht nötig. Hat man sich ein paar Hunderttausend Tote später geirrt, so hatte man doch immerhin die besten Absichten.
Aus dem, was wir überhaupt an Hintergrundinformationen über z. B. den Syrien-Krieg und -Konflikt zusammenklauben können, lässt sich ohnehin nie ein abschließendes Urteil bilden.
Das wohl nicht. Was mir aber mitunter fehlt, ist ein irgendwie gewissenhaftes Bemühen darum.
Anstelle der sozialen Frage rückte die alternativlose Perspektive der kapitalistischen Globalisierung und immer mehr trat die Kraft der religiösen Verweigerung als Antwort auf die Verweigerung der kapitalistischen Wohlstandsversprechen in den Vordergrund (ich abstrahiere hier von einer kleinen bürgerlichen Schicht, die tatsächlich Interesse an einer bürgerlichen Gesellschaft westlichen Typus hat).
Wie groß oder klein die ist, wird sich nicht herausstellen, so lange die Furcht regiert - egal, welche Farbe sie hat. Außerdem hat Syriens Führung die "kapitalistischere" Variante meinem Eindruck nach nicht gezwungenermaßen ergriffen - die Assads waren ja ziemliche Hipster, und ihre, nun ja, Filterblase, die übrigens durchaus auch aus wohlhabenden Sunniten bestand oder besteht, war ein Kind ihrer Zeit.
Tatsächlich hatte Syrien Alternativen zum westlichen Modell. Im ersten Jahrzehnt des neuen Jahrhunderts boten die BRIC-Staaten durchaus Alternativen zum Westgeschäft. Insofern lohnt es sich schon, die Bereitschaft der syrischen Eliten zur sozialen Umverteilung (oder den Mangel an Problembewusstsein) unter die Lupe zu nehmen, wenn es um die Ursachen des Krieges geht.
Dessen ungeachtet bot Syrien ein Gesundheits- und Bildungswesen, von dem sich viele andere (im Westen besser gelittene Despoten) eine Scheibe hätten abschneiden können, wenn Intelligenz von unten nicht so gefährlich wäre.
Mich erstaunt hier der Diskussionsstand.
@ w.endemann stellt die Behauptung in den Raum: „Die unversöhnliche Feindschaft von Schiiten und Sunniten gab es zu zeiten des Kalten Kriegs nicht, wenn ich mich recht erinnere.“ Als was wurde denn der blutige, 1 Millionen Menschenleben kostende Krieg zwischen Irak und Iran 1980-1988 verkauft, an dem sich beide Länder finanziell verhoben und unter deren Schuldenlast, neben den daraus folgenden massiven innenpolitischen Verwerfungen. Nachdem als dreckiger Handlanger der USA, u.a. auch für Deutsche und Briten, ausgedient und neben Iran und Nordkorea; schließlich als persona non grata, als Weltenübel (Axis of Evil) gebranded, (Stichwort: Angriffskrieg, Giftgas etc.), startete Sadam seinen Überfall auf die Ölfelder Kuwaits; Kuwait das sich nun in den Dienst der USA stellte (Stichwort Ölpreisdumping etc.). Es folgte ‚Desert Storm‘ 1990-1991, der Sadam allerdings nicht hinwegfegte, weil Bush sen. und seine Generäle eben gute Gründe hatte eben nicht nach Damaskus einzumarschieren (Stichwort Angst vor Flächenbrand). Den Flächenbrand besorgte dann Bush junior und sein Außenminister Colin Powell als sie, die Weltöffentlichkeit belügend, den Angriffskrieg in Gang setzten, der das heutige Chaos begründete.
Nun zu Ihnen @ miauxx
Die USA marschierten weder alleine noch ‚der Westen‘ mit den USA in den Irak ein! Die Verbündeten der USA waren (allein) Australien, POLEN & GROßBRITANIEN! Wäre es damals nach der US-devoten Merkel gegangen, hätte sich auch die Bundeswehr an einem vom Grundgesetz verbotenen Angriffskrieg beteiligt. Die Schröder-Fischer Regierung –Gott sei gedankt- hat das verhindert!
Hier in voller Länge die Rede von G.W. Bush und der frenetische Beifall des US Kongresses https://www.youtube.com/watch?v=tC2PQfx0deM
@ miauxx Sie schreiben tatsächlich: „Eine Diskussion darum, ob Assad nun Schurke, korrupt, Schlächter oder sonstwie genannt werden muss oder ob das auf "den Westen" umzulegen sei, ist dabei ziemlich sinnlos.“
Sie sind sich schon im Klaren, dass Sie mit diesem Statement einen Internationalen Strafgerichtshof für unsinnig erklären. Wie bereits oben von mir verlinkt, geht es vor Gericht eben um individuell benennbaren Täter! In dem Zusammenhang ist nicht nur auf diesem Hintergrund unsinning, sich auf Argumente ins Feld zu bringen , Moral spiele keine Rolle. Jeder Rechtsvorstellungen liegen Werte/Ethik resp. intellektuelle Einsichten zugrunde! Das Recht und die Rechtssprechung spiegeln diese Werte und halten sie aufrecht. Die USA, so scheint es, verabschieden sich aus dieser Wertegemeinschaft nicht erst seit Trump.
Gemengelage, die zur Eigendynamik kriegerischen Auseinandersetzungen gehört, hin oder her. Es ist eben die Kärneraufgabe und Arbeit eines Internationalen Strafgerichtshofes sichdurch diese Dickischt zu wühlen, die Täter namhaft zu machen und aufgrund von Beweislagen zu verurteilen.
LG am
benennbare Täter! In dem Zusammenhang ist es nicht nur auf diesem Hintergrund unsinning, ins Feld zu führen , Moral spiele keine Rolle
>>Wäre es damals nach der US-devoten Merkel gegangen, hätte sich auch die Bundeswehr an einem vom Grundgesetz verbotenen Angriffskrieg beteiligt. Die Schröder-Fischer Regierung –Gott sei gedankt- hat das verhindert!<<
Die CDU, als „Opposition“, konnte leicht das Maul aufreissen. Die Regierenden hingegen befürchteten, die bevorstehende Bundestagswahl zu verlieren, womit auch die Agenda 2010 gefährdet worden wäre. Die grossen Antikriegsdemonstrationen* legten diese Sorge nahe. Ansonsten haben sich „S“PD/Grün ja keineswegs als vernünftige Friedensfreunde profiliert.
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>>…Gott sei gedankt…<<
*Danken wir uns besser selber, denn daraus lässt sich etwas lernen: Solche Demos in einem Wahljahr können Entscheidungen beeinflussen, wenn sie gross genug sind.
"Mit Formulierungen wie der Lethes, das Regime Assad "genötigt", heißt, Gräuel im eigenen Lande ja wiederum nur die Schuld des Westens, zeigt sich eine Distanz, die aber wiederum genau bescheid zu wissen behauptet."
Sorry, da haben Sie mich missverstanden. Ich habe mit meiner Formulierung nur zu zeigen versucht, wie einfach es ist, mit rein sprachlichen Mitteln eine Aura von moralischer Entrüstung und Gewissheit zu schaffen, und wie leicht auch die gegengesetzte Aura erzeugt werden kann. Jeweils ohne dass die Sachlage auch nur im Geringsten tangiert wird. Wenn Anne Mohnen behauptet, dass sie in Syrien war und auch Kontakt zu Syrern hat, glaube ich ihr zwar, bezweifle aber trotzdem, dass ihre Einschätzung der Situation vertrauenswürdiger ist als beispielsweise im Falle US-amerikanischer Besucher, die auf ihrem Deutschlandbesuch mit ein paar Freunden und Bekannten plaudern und hinterher zu wissen meinen, dass Deutschland HartzIV für eine tolle Sache hält.
Das ist doch gerade das Problem: Es gibt dort keine !unparteischen! Beobachter, die wirklich so tief in den Details der gesellschaftlichen Strukturen und Bedingtheiten und deren wechselseitigen Interdependenzen drin sind, dass sie derartige Fragen kompetent von einem neutralen Standpunkt aus beantworten könnten. Nur in unseren Medien wird sprachlich eine Sicherheit des moralischen Urteils suggeriert, die tatsächlich aber gegenstandslos ist, abgesehen davon, dass sie sich dazu eignet, westlichen Einfluss in der Region zu begründen. So ähnlich wie die USA in Afghanistan nur Krieg führte, um dort den Frauen den Schulbesuch zu ermöglichen.
Das ist doch auch der Kern des "Lügenpresse"-Vorwurfs, eben nicht, dass übermäßig gelogen wird, sondern dass mit sprachlichen Mitteln eine Interpretation der Wirklichkeit für die Wirklichkeit ausgegeben und somit gleichermaßen öffentliche wie individuelle Meinung manipuliert wird.
>>Es gibt dort keine !unparteischen! Beobachter, die wirklich so tief in den Details der gesellschaftlichen Strukturen und Bedingtheiten und deren wechselseitigen Interdependenzen drin sind, dass sie derartige Fragen kompetent von einem neutralen Standpunkt aus beantworten könnten.<<
Das sehe ich auch so. Man kann aber Vergangenes daraufhin untersuchen, ob die damaligen Urteile richtig waren. Und daraus ergibt sich eben, dass ein neutraler Standpunkt vorsichtig ist und nicht alles unkritisch glaubt. Vielleicht ausser dem Spruch: "Niemals wird so viel gelogen wie vor einer Wahl, während eines Krieges und nach einer Jagd."
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>>So ähnlich wie die USA in Afghanistan nur Krieg führte, um dort den Frauen den Schulbesuch zu ermöglichen.<<
In den 1980er Jahren unterstützen die USA islamistische "Freiheitskämpfer", die u. A. genau das verhindern wollten. Man muss nur mal den Lügen auf die kurzen Beinchen schauen um sie zu erkennen.
Gut, ich ziehe die Eindeutigkeit zurück, soweit es den Westen insgesamt betrifft, für die USA gilt der Regimechange, seit Irak nicht mehr gegen den Iran gebraucht werden konnte, Kuwait überfallen und versucht hat, das Ölgeschäft in die eigenen Hände zu bekommen. Die Sanktionen gegen Saddam, die so viele Kinder das Leben gekostet hat, wurde meines Wissens vom Westen einheitlich getragen. Und die amerikanischen Motive liegen doch auf der Hand, es gab noch kein Fracking, der Ölhunger war riesig. Und Gaddafi mußte ebenfalls des Öls wegen, vielleicht auch wegen der Unbotmäßigkeit, sich dem westlichen Einfluß zu entziehen, sterben, oder glaubt jemand an das Demokratiemärchen? Bei Syrien ist es nicht das Öl, sondern die geostrategische Bedeutung dieses Landes.
Mir geht es nicht im Geringsten um die Reinwaschung Assads, sondern um die zynische Beförderung der kriegerischen Eskalation mit Wort und Tat, und ich sehe nicht, wo dies ohne Wissen und Wollen der westlichen Atommächte geschehen sein sollte.
Richtig, es ist sinnlos, ob Assad Oberschurke genannt werden muß, oder ob man da auch an westliche Politiker denken sollte (nicht einmal Obama kann man angesichts seines Drohnenkriegs ausnehmen), die seit über 50 Jahren die Welt kriegerisch verwüsten, nie zur Rechenschaft gezogen, teilweise geehrt wurden. Ich habe Schwierigkeiten, dem Exzeptionalismus unserer Feindbilder des Bösen zu folgen. Aber egal, noch gibt es keine weltweite unabhängige und durchsetzungsfähige Justiz, die man einschalten könnte. Nötig sind hier und jetzt mutige friedensfördernde Schritte, die von denen, die dazu in der Lage wären, jedoch ausbleiben.
Solche Differenzierung muß sein. Meine große Linie von der Nasserschen Emanzipation des arabischen Raums, eine Idee, die am längsten von Gaddafi durchgehalten wurde, bis zum Religionskrieg war etwas grob. Aber ist sie falsch?
Der Irak-Iran-Krieg markiert den Umschlagpunkt (siehe Vorkommentar), der Kalte Krieg war fast vorbei, die UdSSR ist nicht in einen Stellvertreterkrieg eingestiegen. Der Beginn des Krieges ist keine religiöse, sondern eine imperiale Aufwallung des sich unangreifbar fühlenden irakischen Autokraten. Mit dem Krieg lädt sich Politik religiös auf, der säkulare Saddam beginnt, sich auf Religion zu stützen, aber der Glauben ist nicht seine Agenda, sondern die seiner fundamental-religiösen Widersacher. Wenn Sie das anders sehen, hätte ich gerne Belege.
ehe Sie berechtigungen für aufstände in Ihnen
unbekannten ländern/gesellschaften aus-stellen:
informieren Sie sich!
die soziale frage hat im baath-nationalismus keinen platz:
er ist: klein-bürgerlich-faschistoider romantizismus
mit genehmigter folter-praxis für die abweichler
von der volks-gemeinschaft/-seele und ihren führern.
seine akklamative massen-basis ist seit dem juni-krieg 1967
zunehmend erodiert.*
und: der baathismus steht auf verlorenem posten gegen die islamisierung
gesellschaftlicher fragen.
saddam husseins rückgriff auf islamistische argumentationen
zur stützung seiner terror-herrschaft lag in der luft.
wikipedia-->islamismus
und die sträflich wenig rezipierten arbeiten von bassam tibi.
Meine große Linie von der Nasserschen Emanzipation des arabischen Raums, eine Idee, die am längsten von Gaddafi durchgehalten wurde, bis zum Religionskrieg war etwas grob. Aber ist sie falsch?
Der "Yamahiriya"-Sozialismus hat - soweit ich das wahrgenommen habe - eher Afrika als Arabien beeindruckt bzw. beeinflusst. Gaddafi "lieh" sich ideologisch von beidem etwas, vom Sozialismus und vom Islam, aber die Quellen seiner politischen Stärke war der relative Reichtum seines Landes und seines Regimes - sie machte seine Vorstellungen auf dem afrikanischen Kontinent erst interessant.
War Nassers Politik wirklich eine Emanzipationspolitik? Ich behaupte nicht, das mit ja oder nein beantworten zu können, aber was spricht aus Ihrer Sicht für diese Linie?
Die Weltwahrnehmung von Eliten und Basis ist m. E. subjektiv, flüchtig und entsprechend umkehrbar oder beeinflussbar. Wer gestern Sozialist war, kann heute Hardcore-Moslem (oder -Christ) sein - er passt übrigens oft besonders gut in seine Umgebung (oft auch an seinen Arbeitsplatz), weil er unbeirrt "funktioniert".
Ein Mittelschichtler ist - in Deutschland oder Ägypten - ist zwar einerseits ein Gewohnheitsmensch, und eher für Kontinuitätspropaganda offen als für Agitation. Aber es gibt Momente des Umschlagens. Z. B. in Syrien wissen wir nicht, was damals passiert wäre, wenn das Regime flexibler auf die Demonstrationen reagiert hätte.
Wir wissen vor allem, dass die Demonstranten mit dem Status Quo nicht einverstanden waren. Dafür konnte es viele Gründe geben. Zum einen wuchs die Armut (nicht des Landes, aber der abgehängten Bevölkerung). Zum anderen gab es in den besser gestellten Bevölkerungsgruppen Forderungen nach politischer Mitwirkung oder eigenem politischen Einfluss. Das konnte sich aber nie ungehindert in einer transparenten Öffentlichkeit oder in freien Wahlen ausdrücken - das macht die Sache ziemlich spekulativ - und die Reihe wäre beliebig fortsetzbar. Erstaunlich z. B., dass mir erst jetzt religiöse/ideologische Motive einfallen, von Kräften, die seit Jahrzehnten die hauptsächlichen Opponenten des sozialistischen und später des marktwirtschaftlich orientierten Staates waren.
Unter solchen Umständen greift jeder Einzelne nach dem für ihn Nächstliegenden. Für die Eliten lautet die Frage vielleicht Kalifat oder Nationalismus. Aber an der Basis lautet sie vielleicht auch Welt(klein)bürgertum oder Hedonismus. Heute fällt das auf - man redet von zersplitterten Gesellschaften. Aber das mag damit zu tun haben, dass sich eine Weltöffentlichkeit oder Weltgesellschaft bildet, die es noch nicht gelernt hat, sich selbst in ihrer Vielfalt wahrzunehmen - geschweige zu tolerieren.
Dass aber just der Sozialismus besonders stark an Einfluss verloren hat, mache ich nicht am "Sieg" des Kapitalismus oder des Imperialismus fest. Die Sowjetunion begann zwar ihren sozialistischen Weg mit erheblichen Lasten, aber nach dem zweiten Weltkrieg lag es doch nicht so sehr am Westen, sondern an ihr selbst, ob sie gewinnen oder verlieren würde. Vielleicht deutet sich ein Problem darin an, dass sie nicht gewinnen, sondern siegen wollte? In manchen Slogans drückte sich das Ziel jedenfalls so aus.
Schaue ich mir heute (von fern) Russland an, dann sehe ich keine internationalistischen Werte, sondern eine Art Revival prä-sozialistischer Ideologien. Insofern hat die Sowjetideologie offenbar gar nicht so recht verfangen. Ich weiß jedenfalls nicht, warum sie nicht gelang, sondern verfiel.
Dass externe Mächte für derartige Prozesse die Hauptverantwortung tragen, wird in vielen Fällen stimmen - aber es muss auch in jedem Fall herausgearbeitet und quantifiziert werden.
Skeptisch werde ich, wenn etablierte Weltmächte (mit Atom- und permanentem Weltsicherheitsratsstatus) für sich in Anspruch nehmen, Opfer externer Aggression zu sein.
Andererseits meine ich, dass man den gleichen Vorwurf ernster nehmen muss, wenn er z. B. aus Syrien oder Libyen kommt. Erzählungen (oder auch Theorien) sind aber bestenfalls ein Anfang. Der Teufel steckt in ziemlich vielen Details, und die muss man als Historiker oder Beobachter erst einmal nach Kräften zusammentragen.
der nasserismus als ägyptisch-hegemoniale konkurrenz zu
pan-arabischen konzepten der baath-parteien
konnte auf demagogische weise die massen emotionalisieren.
"der arabische nationalismus,
der bei der emanzipation von der türkischen vorherrschaft
und dann von der anglo-französischen kolonial-herrschaft"
diente, war "ideologie, die über die sozialen widersprüche
und die herrschenden mißstände hinwegtäuscht."
brutale repression ist integrierter bestand-teil
dieses schmal-spur-faschismus(f.fanon) und weiter:
die auf gewalt basierende de-kolonisation reagiert
mit ihrer staaten-bildung auf den kolonialismus.
der "ist seiner struktur nach separatistisch und regionalistisch.
er begnügt sich nicht, die existenz von stämmen festzustellen,
er verstärkt ihre zwietracht, er entzweit sie."
der anti-kolonialist. kampf soll aus solidarität
nationale einheit werden lassen.
die anti-koloniale volks-mobilisierung
ist nach der erlangung der unabhängigkeit
zerbrechlich: mit leichtigkeit geht es zrück zu ethnischen
gemeinschaften und stämmen.
die mittel-losigkeit zur entwicklung tut ihr werk.
der schwäche der industrialisierung entspricht die (stammes-)rivalität
um posten.religiöse exkommunikationen sind nicht ausgeschlossen.
-->nationsbildung in den kolonien als prozeß
einer auf gewalt basierenden de-kolonisation(frantz fanon),
in: bassam tibi, vom gottesreich zum nationalstaat.
islam und panarabischer nationalismus(1987,erw.1991)
s.o.
Da geht aber einiges durcheinander. Darum, Berechtigungszertifikate für Aufstände auszustellen, geht es mir nun wirklich nicht, bekanntlich argumentiere ich nicht moralisch. Freilich sollte man verstehen, woraus sich der Protest speist und welche Dynamik und Perspektiven er hat, um zu sehen, welche Chancen zu besseren Resultaten bestehen. Das kann sogar die kurzfristige Verschärfung eines Konflikts sein. Was Syrien betrifft: wo bitte ist das Schlimmste verhindert worden.
Desweiteren, wo habe ich behauptet, daß Saddam jemals Sozialist gewesen ist? Gaddafi kam aus dieser Richtung, antiimperialistisch waren die Verstaatlichungsmaßnahmen Saddams, der Irak hat die Palästinenser vergleichsweise gut integriert und in der Erdölindustrie gut bezahlt, was die Gründe sein dürften für die mehrheitliche Zustimmung der Palästinenser zum Einmarsch in Kuwait. Sozial agiert haben die Muslimbrüder in Ägypten, und sie waren initiativ im Sozialprotest gegen Assad. Muß man das hier sagen: Säkularismus, Antikolonialismus, Antiimperialismus und Sozialbewußtsein sind nicht dasselbe?
Bassam Tibi kenne ich persönlich, netter Mensch, der aber eine für mich nicht nachvollziehbare Entwicklung von links in die westliche bürgerliche Mitte gemacht hat, was ich für jemanden, der bei Adorno studiert hat, für höchst merkwürdig halte. Bei unserer letzten Begegnung (liegt schon sehr lange zurück) war er entsetzt von der Linken, wie wohl manche Linke inzwischen auch von ihm, ich konnte mir das damals nicht erklären. Daher würde ich ihn jedenfalls trotz vieler richtig durchdachten Überlegungen nicht zur Referenz heranziehen. Subjektiv aufrichtig ist er zweifelsohne.
Okay, verstehe. Und: d'accord!
´Im Namen der Anklage - die internationale Justiz und die Suche nach Gerechtigkeit´ _ so lautet der Titel der Veranstaltung, die in Kooperation mit dem Business-Netzwerk Xing realisiert wurde. Welches Interesse ein derartiges Netzwerk mit dem Thema verfolgt, erschließt sich erst einmal nicht. Wäre aber interessant zu ergründen.
Oder geht es denen um die _ oberflächlich betrachtet illustren _ Protagonisten dieses Abends Fischer & del Ponte? Doch wozu? Vor allem was haben diese beiden Karrieristen mit Gerechtigkeit am Hut? Die eine setzte Ihr Engagement diesbezüglich nur so weit ein, wie es Ihrer Karriere & dem entsprechenden Wohlbefinden nützlich war, dabei die Suche nach der Wahrheit nur sekundär wahrnahm. Der andere entpuppte sich darüber hinaus als selbstgefälliger, notorischer Lügner. Wer diesen Leuten an den Lippen hängt & alles was diese formulieren für bare Münze nimmt, ist weder an Aufklärung geschweige denn Gerechtigkeit interessiert. Sie | Er möchte nur ihren | seinen moralischen Anspruch mit der entsprechenden Haltung bestätigt wissen ohne sich näher damit zu befassen.
>>Alle in Syrien sind böse. <<
Welch Erkenntnis von diesen prominenten Experten & welch kindliche Wortwahl. Doch bleiben wir dabei: Es mag daran liegen, dass Krieg an sich immer ´böse´ ist. (wobei ich den Begriff ungeheuerlich treffender finde).
Krieg stellt in negativer Hinsicht. für die betreffenden Menschen die extremste Erfahrung Ihres Daseins dar, ihres Bewusstseins, ihrer Schwächen & Stärken. Krieg kann im einzelnen Menschen die schlechtesten Charaktereigenschaften an die Oberfläche spülen, die Grenze zur entfesselten Gewalt total auflösen. Das genaue Gegenteil ist ebenso möglich. Vermutlich lernen sich die meisten selbst am besten in dieser Extremsituation kennen, so wie sie diese Erfahrung mit einem unvorteilhaften Ergebnis sofort wieder verdrängen oder erkranken.
All diese selbsterklärten Ankläger sind sich dessen offensichtlich nicht bewusst, Trotz ihres Intellektes oder gerade _ weil sie meinen, vor einer derartigen Konfrontation verschont zu bleiben. Wie allen Menschen ist es auch ihnen zu wünschen _ ob sie es durch ihr Wirken verdient haben, ist freilich eine andere Frage.
Eine der präzisesten Zusammenfassung der ersten Wochen vor dem Syrienkrieg ist MM nach immer noch dieser Artikel
https://syriensgeschichteundgegenwart.com/2015/08/03/baschar-al-assad-vom-freundlichen-augenarzt-zum-schlaechter-von-damaskus-in-nur-zwei-monaten/
Darüber hinaus die Springstein-Blogs hier im DF
besten Dank, der Artikel ist i.d.T. hochinteressant
da geht aber einiges durcheinander.
die dynamik+ die perspektiven post-kolonialer aufstände
sind (un-)dank militärischer interventionen von groß-mächten
(bis hin zu saudi-a. und dem mullah-regime in iran)
nicht abzusehen+mit dem abräumen von despoten hat es nicht nur seine not.
es ist auch noch nicht viel damit gewonnen.
nach-holende entwicklung ist ohne nations-bildende politik
nicht mobilisierbar.
aber gerade die qualität der herrschaft,
ihre integrative, an entwicklung orientierte politik/strategie
ist meist zweifel-haft.
die nation-builders, die träger des sozialen prozesses,
mögen sich diverser ideologien als legitimation bedienen:
der empirische befund sollte be-urteilungs-maßstab sein.
eingehende länder-kunde, sozial-analyse
beim "nach-holen nicht-geschehener geschichte"
ist un-abdingbar.
verstaatlichung/nationalisierung von reichtums-quellen
kann kein zureichender indikator sein.
gerade in diesem fc-rahmen
sollten wir uns vor generalisierungen hüten,
die nur-journalistisch basiert sind.
tibis arbeiten, die ich in göttingen weniger rezipiert habe als später,
sind seit über 40 jahren: muster-haft.
der artikel in wikipedia unter-bewertet seine wissenschaftl. abeit
+ betont seine publizistik seit 1998. jedoch: auch
seine politischen folgerungen sind diskutabel.
Ja, danke. Auch dieser Bericht ist offensichtlich subjektiv gefärbt, aber recht glaubwürdig und in Einklang mit vielen anderen Berichten. Ich möchte an die keineswegs unproblematischen Meinungserhebungen erinnern, die dennoch nicht ignoriert werden können, und denen zufolge es kontinuierlich eine große Zustimmung zu Assad gegeben hat. Die unverfrorenste westliche Lüge ist die, es handele sich um einen Konflikt zwischen einem Diktator und dem Volk.
Das ist richtig: Regimechange ohne Nationsbuilding ist katastrophal. Meines Wissens haben die USA R+N genau viermal betrieben, in D, Japan, Südkorea und Taiwan, in den Frontstaaten des Kalten Kriegs, weil sie sonst diese Länder an den Ostblock (bzw China) verloren hätten. Ansonsten das eine um das andere Mal R-N. Das einzige Entlastungsargument ist, daß viele dieser unglückseligen Prozesse nicht von oben, vom Imperium den Ländern aufoktroyiert wurden, sondern den Keim schon in sich hatten und initial von Innen ausgingen. Aber die negative Rolle des Westens ist nicht zu leugnen. Wer behauptet, daß die Lage nach den kriegerischen Ereignissen in Afghanistan, Irak, Libyen, Syrien (trotz Entfernung von Alleinherrschern) besser ist als vorher, ist nicht bei Verstand.
von äußerem regime-change hab ich nicht gesprochen.
das russische/chinesische wort dafür kenn ich auch nicht,
wäre aber nötig, um die gestaltung des ehem. ost-blocks
zu bezeichnen.
(auch in afghanistan ist erst ein russischer regime-change versucht worden).
in staaten ohne nation, die sich von unter-entwicklung emanzipieren wollen,
bemißt sich die qualität der träger-schaft daran,
wieweit sie die bevölkerung im staats-gebiet
an der entwicklung beteiligen/ausschließen.
integrierende mobilisation steht gegen privilegien-erhaltende repression.
hallo! es gibt einen wiki-artikel:--> chronik des bürgerkriegs in syrien.
danach hat furcht vor dem eingespielten repressions-apparat
der familie assad dazu geführt, daß der volks-zorn zunächst gezügelt blieb.
aber die (programmierten) reaktionen der staats-/sicherheits-organe
provozierten dann zunehmend die rebellion.
-->prof. bassam tibi: "es gibt keine lösung für den syrien-Krieg"
(10.9.2016,wirtschaftswoche,7 teile)
s.o.
Auch ich betrachte die Umwandlungen der Ostblockstaaten nicht als Regimechange, den Begriff „innerer Regimechange“ finde ich merkwürdig, wird nicht R immer als R von Außen gesehen? Wobei mitschwingt, daß es nur ein Wechsel in der Spitze, nicht ein grundlegender gesellschaftlicher Wandel ist. Wenn eine Gesellschaft sich revolutionär von einem Gewaltregime befreit, würde man doch nicht von Regimechange reden, oder? Im Fall Syriens lasse ich einfach mal stehen, daß das ein innersyrischer Vorgang gewesen sein soll, der nicht wesentlich von Außen bestimmt war.
sorry, miß-verständnis: gemeint habe ich die stalinistische
umgestaltung ost-europas(korea-krieg,vietnam?).
den begriff regime-change von außen haben Sie ins gespräch gebracht.
Na wenn es bei wiki so geschrieben wurde, dann stimmt das bestimmt...
ich mag mir nicht vorstellen, wie dann die Gewaltherrschaft der Sunniten aussehen wird...
Was ich persönlich erschreckend finde, sind die sog. Intellektuellen, die im Zweifelsfall zu ihrer Kaste | Clanstruktur halten & ihren Verstand ausblenden können. Halt ich dutch ihren gesellschaftlichen Einfluss für genauso geefählich wie de Machtstrukturen dahinter,
>>(auch in afghanistan ist erst ein russischer regime-change versucht worden).<<
Ach ja? Ertzählen Sie mal ihre Version....
>>bemißt sich die qualität der träger-schaft daran,
wieweit sie die bevölkerung im staats-gebiet
an der entwicklung beteiligen/ausschließen.<<
Die Qualität bemißt sich auch an dem Wunsch derjenigen zur Teilhabe. Dazu gehören immer mdst 2 Seiten.
>>Die unverfrorenste westliche Lüge ist die, es handele sich um einen Konflikt zwischen einem Diktator und dem Volk.<<
Dieser Narrativ war natürlich erforderlich, um die Wähler der Menschenrechtskrieger zu mobilisiereem, Interventionen zu befürworten, höhere Rüstungsausgaben gutzuheißen etc. .
Die Maske der menschenrechtfreundlichen Einstellung dieser Wähler ist 2015 heruntergezogen worden. Damit auch die Zustimmung zu Interventionen. Ist schon interessant zu beobachten.
Es ist eine Binse, dass Sokrates sagte: Ich weiß, dass ich nichts weiß.
Neigt leider nicht zum Nachdenken...
wenn Sie wikipedisches wissen für in-diskutabel halten
(---> sowjetische intervention in afghanistan),
werd ich den teufel tun, Ihnen auf die sprünge zu helfen,
denn dazu gehören immer mdst.zwei.....
in der tat sind die wege von modernisierung-fordernden intellektuellen
manchmal erschreckend.
dann Sie müssen ja als träger macht-losen wissens
(oft fremd-ländisch ausgebildet) eine trag-fähige
soziale macht/-basis im land finden, ihre ideen zu realisieren.
manchmal können sie sich stützen auf könige in nöten
(etwa:preußen nach dem zusammenbruch unter napoleon),
öfters bedienen sie sich des militärs, der militarisierung,
einer partei im bürger-krieg/stammes-krieg.
wen sie als auftrag-geber vor-geben/reklamieren:
das (industrielle)proletariat, die unterdrückte bauern-schaft,
die sehn-süchtig nach frieden/sicherheit/wohlstand rufenden:
ist zu überprüfen. meist stehen sie in rivalität zu projekt-machern
anderer richtungen.
Oder auch drei. In Syrien wie in Afghanistan war es kein regimechange-Versuch der Russen, sondern ein Regimeerhaltungsversuch. Das hat eine andere völkerrechtliche Bedeutung. Allerdings bedeutet es keineswegs schon, daß das legitimer wäre. Wenn die Revolution (sicher keine arabische) mal in Saudi-Arabien Fuß fassen sollte, werden auch die Amerikaner massiv Regimeerhaltung betreiben. Sie haben immer schon regimeerhaltend eingegriffen, wenn es ihr Marionettenregime war.
In dieser Hinsicht muß man sagen, der russische Eingriff in Syrien war (sicher auch interessensbedingt) auf die Erhaltung der staatlichen Struktur und eines nichtfeindlichen Regimes angelegt (gegen das RCh des Westens). Und in Afghanistan hätte die Erhaltung eines moderaten sozialistischen Regimes möglicherweise die ganze terroristische Dynamik verhindert, wenn der Westen sich mit den Russen geeinigt hätte, das Land seinen eigenen Weg der Modernisierung zu gehen. Auch damals war es der Westen, der Regimechange betrieben hat. Oder sagt wikipedia etwas anderes?
PS. Der letzte Kommentar nimmt die pampige Antwort des vorigen halbwegs zurück.
der widerstand gegen das triumvirat
der sowjetisch zusammen-gezwungenen(1977) hkalq-partei-führung
soll nicht nur von muslimen gekommen sein: auch von china.
dann kam US-unterstützung, dann der SU-einmarsch.
inwiefern die --->saur-revolution 1978