„Deutschland ist zu schön, um das Land den Rechten zu überlassen.“ Karamba Diaby
#SolidaritätmitKarambaDiaby #wirsindmehr - Karamba Diaby gefällt es, als „Schwarzes Sprachrohr“ das Glück im Winkel deutscher Kleingärten weltweit zu kommunizieren. Der im Senegal geborene und in Halle an der Saale zufrieden hängengebliebene Chemiker zählt als Bundestagsabgeordneter der SPD zu den nahbarsten deutschen Politikern. Trotzdem sieht er sich seit Jahren rassistischen Anwürfen und sogar Morddrohungen ausgesetzt.
Die Szene wirkt wie von der Camorra inszeniert. Das Penetrationsmuster in der Scheibe symbolisiert ungelenk einen Tötungswunsch. Insofern stößt man in der Drohung auf eine Ersatzhandlung. Der Aufschrei der Zivilgesellschaft erscheint im Fall von Diaby bei Weitem nicht laut genug. Wir kennen die Methoden der Rassisten: Einschüchterung und Zersetzung sind Vorhofaspekte einer Strategie, die auf Destabilisierung und Isolation des Bearbeiteten ausgerichtet ist.
Die Politgangster verlassen sich auf die Kurzzeitigkeit jedweder öffentlicher Empörung.
Diaby gibt zu Protokoll, dass er sich nicht einschüchtern lässt. So schätze ich ihn ein. Er wird den Rassisten die Stirn bieten. Das sollten wir alle tun. Wer jetzt noch glaubt, er sei nicht gemeint, ist einfach nur der Nächste. Auch das muss sich jeder klarmachen: Wir sind alle Schwarz, die wir eine offene Gesellschaft wollen.
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Karamba Diaby im Berliner Afrika-Haus. Sein Fach ist die anekdotische Evidenz. Jeder Lebenslaufmoment wird zum Momentum und avanciert zur Parabel, Fabel, Moritat. Stets verbindet sich damit eine Lektion. Der pädagogische Eros steuert den Navigator. Diaby kennt die Welt. Er hat was zu erzählen.
Diaby feiert sich als leidenschaftlichen Genossen im Geist der alten Willy-Brandt-SPD. 2013 wurde er zum ersten Mal von seiner Partei nominiert. Über hundert Journalisten kamen nach Halle, um den Schwarzen Kandidaten in einer von der New York Times für Migranten als No-Go-Area apostrophierten Stadt zu porträtieren. Diaby sang für jeden einzelnen Berichterstatter ein Loblied auf Halle. Der erste Schwarze Student, der in Europa eine Universität besuchte, tat dies in Halle. Die erste Frau, die an einer Hochschule promoviert wurde, erfuhr die Ehre in Halle.
Diaby unternahm mit jedem, der es wissen wollte, die lokale Grand Tour
Die Altstadt sei ein Traum; der Hallenser ein Gemütsmensch, dazu geneigt, vom Einzelnen aufs Angenehme zu schließen. Seine Bonhomie beweise er nicht zuletzt in der Kleingärtnerei. Diaby nennt die Bundeskleingärtnerverordnung „eine Verfassung en miniature“. Er findet sie so vorbildlich wie das Grundgesetz.
Kommentare 11
Vielen vielen Dank für den Beitrag ! Ich wünsche Herrn Diaby alles erdenklich Gute, Schutz und mehr Beistand und Solidarität von der Politik, den Medien und den Bürgern......
Der Ganze Vorfall ist unerträglich !!!
Jamal Tuschick: „Wir kennen die Methoden der Rassisten: Einschüchterung und Zersetzung sind Vorhofaspekte einer Strategie, die auf Destabilisierung und Isolation des Bearbeiteten ausgerichtet ist. Die Politgangster verlassen sich auf die Kurzzeitigkeit jedweder öffentlicher Empörung.“
Diese Erkenntnis sollte in diesem Forum die täglich notwendige Eingangslosung sein, damit sie in keinem Augenblick in Vergessenheit gerät! Wie sehr haben sich Verbiegung der Wirklichkeit, Beleidigung und Einschüchterung hier schon wie selbstverständlich breitgemacht! Ich befürchte, dass die Mehrheit nicht mehr fern ist. Vor allem auch dann, wenn sich zornige alte weiße Männer, versteckt hinter ihrer Lebensleistung, als Robin Hood und Verteidiger der Zersetzer aufspielen.
Solange es im gesellschaftlichen Bewusstsein nicht eine unhinterfragte Gewissheit ist, dass ein Mensch ein Mensch ist und ein Mensch bleibt, völlig unabhängig davon, ob sein Äußeres weiß, schwarz oder irgend eine der unzähligen Farbvarianten aufzeigt (als Gedankenexperiment kann man dies einmal auf die Kleidung und nicht auf die Hautfarbe projizieren), so lange füttert man den Popanz der Rassisten. Wir Menschen sind äußerst vielfältig, zum Glück, denn genau darin besteht unser Reichtum. „Evolutionslob“ können wir voneinander lernen. Ohne das fantastische Wissen all der Menschen aus ganz anderen Kulturkreisen und Kontinenten würden die „rosigen“ Mittel- und Nordeuropäer wohl heute noch in Wildschweinfellen um die Externsteine tanzen (o. s. ä.).
Solange man aber Menschen nach dem Äußeren bewertet, solange scheint das eigene Innere nicht viel mehr zu bieten haben, denn solch ein Verhalten strahlt geistige Armut aus. Man würde sonst von alleine wissen, dass es im Leben auf die inneren Werte und auf die Inhalte und eben nicht auf irgendwelche Äußerlichkeiten ankommt.
Niemand braucht einen Wettbewerb der inneren Leere. Vor allem nicht heutzutage, in denen die Menschheit unbedingt kluger Antworten bedarf. Solch ein Forum könnte ein wunderbarer Ort dafür sein, die unterschiedlichsten Perspektiven konstruktiv auszutauschen und daraus zu lernen – eben aus jeder Perspektive. Es sind bedauerlicherweise genau die (wovon auch immer) einseitig Besessenen, die dieses permanent konterkarieren.
Karamba Diaby braucht wie jedes Mitglied unserer Gesellschaft Schutz vor derartigen kriminellen Übergriffen. Nicht nur unsere Empörung sollte mit ihm sein.
Wir dürfen nicht zulassen, dass irgendwelche Gruppierungen oder Clans glauben, erfolgreich Angst und Schrecken verbreiten zu können. Jeder Einzelne ist in der Gesellschaft willkommen. Aber Verhalten, dass die gesellschaftlichen Grenzen überschreitet ist nicht willkommen und verlangt nach klaren Reaktionen. Diskreditierung und Diskriminierung dürfen kein Oberwasser erhalten.
Diese nationalistischen Eiferer, die mit hoher Wahrscheinlichkeit Vorfahren aus diversen Ethnien (Kulturen) haben, geben viel Geld aus, um in Ländern des Südens ihrer weißen Hautfarbe einen vorübergehenden "Anstrich" zu geben (als Schönheitsideal, braun = gesund/vital usw.). Hier liegt also auf diesem sichtbaren Faktor vielleicht ein verdrängter Neid zugrunde, wiewohl das nur ein Teil der generellen Defizite betrifft, dass mit mangelndem Denken beschrieben werden kann. (Ein wenig Laienpsychologie. ^^)
Hannah Arendt über Eichmann: „Seine Unfähigkeit, sich auszudrücken, war aufs engste mit einer Unfähigkeit zu denken verknüpft. Das heißt hier, er war nicht imstande, vom Gesichtspunkt eines anderen Menschen aus sich irgend etwas vorzustellen. Verständigung mit Eichmann war unmöglich, nicht weil er log, sondern weil ihn der denkbar zuverlässigste Schutzwall gegen die Worte und gegen die Gegenwart anderer, und daher die Wirklichkeit selbst umgab: absoluter Mangel an Vorstellungskraft.“ (Mir ist klar, dass der Ausgriff auf so ein Extrem sich auf "dünnem Eis" bewegt, aber ich sehe es als einen Prozess an, wo am Anfang noch nicht bedacht wurde, welche Schritte dem folgen mögen).
Wenn das bei diesen Rechten (vielen) also so verinnerlicht wäre, wie ließen die sich dann überhaupt noch erreichen? Abgesehen von deren Weigerung, sich in notwendigen Gesprächen überhaupt zu stellen.
Bei dem Thema fällt mir immer wieder ein wie man die „Völkischen“ ärgern kann: Wir Nichtafrikaner, auch die Nazen, sind Nachkommen von Migranten aus Afrika. Aber damit nicht genug: Alle ausserafrikanischen Menschen sind hochwahrscheinlich keine reinrassigen Homosapiense, sondern Mischlinge aus homo sapiens und homo neandertalensis.
https://www.freitag.de/autoren/the-guardian/heisse-nachte-in-der-hohle
„Wenn das bei diesen Rechten (vielen) also so verinnerlicht wäre, wie ließen die sich dann überhaupt noch erreichen?“
Ihre Frage ist vollkommen berechtigt. Und die Antwort ist aus meiner Sicht vollkommen unbefriedigend. So lange jemand sein geschlossenes logisches System, das immer auf ganz wenigen Grundaxiomen aufbaut und sich alles logisch von diesen ableitet, nicht verlässt, so lange kann es weder Einsicht, Umdenken geschweige denn Verhaltensänderung geben. So lange lassen sich weder Rechte noch Menschen mit anderer Ausrichtung erreichen. Das Prinzip ist immer gleich. Gehen Sie mal ins Fußballstadion zu einem Hochsicherheitsspiel (z. B. FC Köln gegen Bayer 04 Leverkusen).
Die Geschichte ist voll von blutrünstigen Beispielen mit „grinsenden Tätern“, bis hin zu Selbstmordattentätern. Dort sind die jeweiligen Anhänger bis zur finalen Konsequenz ihrer jeweiligen Logik gegangen. Der religiös motivierte Selbstmordattentäter (beispielsweise) macht seiner eigenen Selbstwahrnehmung nach nichts Verwerfliches, sondern vollzieht den höchst möglichen Gottesdienst, der sogar mit dem direkten Weg ins Paradies belohnt wird. Sie können ihn in dieser Phase nicht erreichen, zeigt Ihr Ansinnen doch nur, dass Sie ein „verdammter Ungläubiger“ sind, der „am besten“ mit hochgeht.
All das zeigt die verhängnisvolle Macht solch geschlossener Systeme, denen sich Einzelne unterzuordnen bereit sind. Genau da ist der Knackpunkt, dem man am besten zuvorkommt.
Ich habe bisher keine bessere Idee, als deshalb für Vielfalt, Vielschichtigkeit, Vielsichtigkeit und komplementäres Denken einzutreten. Allein schon die gesellschaftlich Anerkennung der Überwindung eines starren Entweder-oder-Denkens könnte förderlich sein. Jemand, der versucht mit Unterschieden und vermeintlichen Gegensätzen im Sinne von Sowohl-als-auch konstruktiv umzugehen, käme nicht in die Nähe der Idee, Menschen wegen Ihrer Andersheit zu diskriminieren bzw. gewalttätig anzugehen.
Im konkreten Alltag halte ich es für wichtig, derartige „Globale Intelligenz“ (so der von mir dafür gewählte begriff) mit anderen (einsichtigen) Menschen „vorzuleben“ und gleichzeitig jedweder Einseitigkeit mit klarer Haltung zu begegnen – freundlich bestimmt, bis hin zur unmissverständlichen Intoleranz gegenüber Intoleranz. Das ist unangenehm, aber vermutlich alternativlos.
Das mit dem Neid ist eine interessante Idee. Verrückterweise gibt es nicht nur viele, die versuchen eine braunere Hautfarbe zu bekommen. Umgekehrt gibt es viele mit einer dunkleren Hautfarbe, die oft mir allen (auch gefährlichen) Mitteln versuchen, ihre Hautfarbe aufzuhellen.
Inzwischen hat sich die Situation geändert. aber noch vor zwei Jahrzehnten wäre es in zahlreichen afrikanischen Ländern nicht einfach gewesen, eine Puppe für Kinder in dunkler Hautfarbe zu bekommen. "Idioten" gibt es überall!
Da meine Tochter vor vielen Jahre durch meine Studenten immer auch Menschen mit dunklen Hauttönen kennenlernte, war ihre erste größere Puppe eine Puppe mit dunkler Hautfarbe. Sie war unglaublich stolz auf diese. Hatte aus ihrer Sicht doch kein anderes Mädchen in ihrer Umgebung eine derart schöne Puppe. Recht hatte sie!
„Eine Geschichte über Europäer
Die folgende Geschichte ist eine freie Zusammenfassung verschiedener Geschichten und Witze, die man über weiße Europäer findet. An dieser Stelle dient sie in erster Linie dazu, dass man als betroffener Europäer selber einmal seine eigene, vielleicht viel zu selbstbewusste (oft überhebliche) Sicht kritisch hinterfragt. Menschen aus anderen Kulturen sehen einen eben ganz anders, als man sich selber sieht. Selbsterkenntnis kann in diesem Kontext tatsächlich der erste Schritt zur Besserung sein!
Als Gott die Welt erschuf, formte er zuerst die Kontinente und Länder und gab diesen ihr typisches Klima, ihre typischen Pflanzen und Tiere. Als die anderen Länder sahen, dass das Klima in Europa viel gemäßigter und nicht so extrem wie bei ihnen selber war, dass es dort viel mehr Nutzpflanzen und Nutztiere gab, dass man also in Europa viel leichter leben konnte, beschwerten sie sich über diese Ungerechtigkeit bei Gott. Und Gott verstand sie. Um die Gerechtigkeit wieder herzustellen, machte er es bei der Erschaffung der Menschen genau umgekehrt. Er gab sich bei den Nicht-Europäern viel mehr Mühe als bei den Europäern. Als Gott so erst ganz am Schluss die Europäer erschuf, rochen diese schon etwas alt, weil die Zutaten zu lange in der Sonne gestanden hatten. Außerdem hatte Gott nicht mehr genug Farbe, um auch ihnen eine schöne Hautfarbe geben zu können. So ließ er sie weiß-rosa, ganz ähnlich, wie er es zuvor auch mit den Schweinen gemacht hatte, die bei den Tieren als letzte an der Reihe gewesen waren. Auch die Haare, die er noch hatte, waren dünn und hässlich. Deshalb gab Gott den Europäern viele davon: im Gesicht und an vielen anderen Stellen des Körpers. Als er sah, wie traurig diese farblosen, stark behaarten Europäer vor ihm standen, bekam er Mitleid mit ihnen und gab ihnen doch noch den Rest seiner Farbe. Deshalb bekommen die Europäer noch heute ein rotes Gesicht, wenn ihnen etwas peinlich ist oder wenn sie zu lange in der Sonne sind. Sie werden leicht blau, wenn sie frieren, grün, wenn sie sich ärgern, gelb, wenn die Leber krank ist, und grau, wenn sie tot sind. Einem Menschen mit farbiger Haut passiert das so normalerweise nicht.“
(aus „Terror sapiens I – Von der Einfalt zur Vielfalt“, 2017, S.81)
Schöne Geschichte über Menschen mit erblicher Pigmentstörung (Pseudoalbinos).
Keine Projektile? Das erinnert mich an einen Streich zu Endzeiten der DaDaeR: einem unbeliebten Nachbarn wurden die Türen seines Wartburg mit Hammer und Körner durchlöchert, so dass es aussah wie Einschüsse in einem Gangsterfilm. Die Stasi war ganz aus dem Häuschen und hat den halben Ort auf den Kopf gestellt.
Solidarität ist die eine Sache, die andere - vielleicht fast wichtigere - wäre ein ausgeprägter, ziviler Ungehorsam gegenüber unseren verfluchten Nazi-Mitbürgern. Oder konkreter ausgedrückt: wenn gelegentlich ein paar Projektile in der Adam-Kuckhoff-Straße 16 in Halle einschlagen würden, wäre das Leben von jüdischen oder farbigen Mitmenschen, wie Herrn Diaby sicherer.
Ein Hoch auf Karamba Diaby!