Wir sind alle Schwarz

#SolidaritätKarambaDiaby Auf das Bürgerbüro des SPD-Bundestagsabgeordneten Karamba Diaby wurde geschossen. Es ist an der Zivilgesellschaft, sich mit ihm zu solidarisieren

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Wir sind alle Schwarz

Foto: John Macdougall/AFP/Getty Images

„Deutschland ist zu schön, um das Land den Rechten zu überlassen.“ Karamba Diaby

#SolidaritätmitKarambaDiaby #wirsindmehr - Karamba Diaby gefällt es, als „Schwarzes Sprachrohr“ das Glück im Winkel deutscher Kleingärten weltweit zu kommunizieren. Der im Senegal geborene und in Halle an der Saale zufrieden hängengebliebene Chemiker zählt als Bundestagsabgeordneter der SPD zu den nahbarsten deutschen Politikern. Trotzdem sieht er sich seit Jahren rassistischen Anwürfen und sogar Morddrohungen ausgesetzt.

Eingebetteter Medieninhalt

Die Szene wirkt wie von der Camorra inszeniert. Das Penetrationsmuster in der Scheibe symbolisiert ungelenk einen Tötungswunsch. Insofern stößt man in der Drohung auf eine Ersatzhandlung. Der Aufschrei der Zivilgesellschaft erscheint im Fall von Diaby bei Weitem nicht laut genug. Wir kennen die Methoden der Rassisten: Einschüchterung und Zersetzung sind Vorhofaspekte einer Strategie, die auf Destabilisierung und Isolation des Bearbeiteten ausgerichtet ist.

Die Politgangster verlassen sich auf die Kurzzeitigkeit jedweder öffentlicher Empörung.

Diaby gibt zu Protokoll, dass er sich nicht einschüchtern lässt. So schätze ich ihn ein. Er wird den Rassisten die Stirn bieten. Das sollten wir alle tun. Wer jetzt noch glaubt, er sei nicht gemeint, ist einfach nur der Nächste. Auch das muss sich jeder klarmachen: Wir sind alle Schwarz, die wir eine offene Gesellschaft wollen.

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Karamba Diaby im Berliner Afrika-Haus. Sein Fach ist die anekdotische Evidenz. Jeder Lebenslaufmoment wird zum Momentum und avanciert zur Parabel, Fabel, Moritat. Stets verbindet sich damit eine Lektion. Der pädagogische Eros steuert den Navigator. Diaby kennt die Welt. Er hat was zu erzählen.

Diaby feiert sich als leidenschaftlichen Genossen im Geist der alten Willy-Brandt-SPD. 2013 wurde er zum ersten Mal von seiner Partei nominiert. Über hundert Journalisten kamen nach Halle, um den Schwarzen Kandidaten in einer von der New York Times für Migranten als No-Go-Area apostrophierten Stadt zu porträtieren. Diaby sang für jeden einzelnen Berichterstatter ein Loblied auf Halle. Der erste Schwarze Student, der in Europa eine Universität besuchte, tat dies in Halle. Die erste Frau, die an einer Hochschule promoviert wurde, erfuhr die Ehre in Halle.

Diaby unternahm mit jedem, der es wissen wollte, die lokale Grand Tour

Die Altstadt sei ein Traum; der Hallenser ein Gemütsmensch, dazu geneigt, vom Einzelnen aufs Angenehme zu schließen. Seine Bonhomie beweise er nicht zuletzt in der Kleingärtnerei. Diaby nennt die Bundeskleingärtnerverordnung „eine Verfassung en miniature“. Er findet sie so vorbildlich wie das Grundgesetz.

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Geschrieben von

Jamal Tuschick

Interessiert an Literatur, Theater und Kino

Jamal Tuschick

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