Steve Jobs gefiel sich schon immer in der Rolle des Propheten. Seine jüngste Handlung als solcher sorgte in der Netzgemeinde aber für helle Aufregung. Dass der Apple-Chef nicht gut auf Adobe Flash zu sprechen ist, war bekannt, von einem nahenden Flash-Ende wusste man bis dato allerdings nichts. Spätestens nach Jobs’ öffentlichem Brief an Adobe, den er auf der Apple-Webseite veröffentlichte, ist der Nutzer nun schlauer.
Jobs’ Erklärung, warum Apple kein Flash auf seinen Endgeräten wie I-Phone und I-Pad duldet: Bei Flash handele es sich nicht um einen offenen Webstandard, Flash sei ein Resource Hog, also eine Software, die viel Speicher und Energie frisst, und es sei weder sicher noch stabil. Der Kritik schloss sich, ein wenig überraschend, auch Dean Hachamovitch, Microsoft-Verantwortlicher für den Internet Explorer, an.
Mit den technischen Defiziten habe Jobs teilweise Recht, stimmten Blogger zu, so etwa das Basic Thinking Blog. Andere warnten vor einer drohenden Privatisierung des Netzes. Jobs wolle nicht, dass Angebote, die man bei ihm als kostenpflichtiges App herunterladen muss, in vergleichbar attraktiven, aber kostenfreien Alternativversionen auf Flash-Websites zu haben sind, schrieb James McQuivey auf paidcontent.org. Apple diktiere die Regeln für die Zukunft.
Zwar gibt es bereits Standards wie HTML5, die mehr Stabilität bieten könnten. Doch die neuen Techniken sind weit davon entfernt, flächendeckend eingesetzt zu werden. Auch wenn Branchenriesen wie Youtube schrittweise umstellen, ist das Netz weiter voll mit Flash-basierten Inhalten. Das müsste auch Adobe-Chef Shantanu Narayen wissen, dennoch tönte er im Interview mit dem Wall Street Journal, alle Vorwürfe seien aus der Luft gegriffen.
Zusammengefasst ergibt das drei milliardenschwere Konzerne, die um die Macht kämpfen, Standards durchdrücken zu können. Als wäre das nicht genug, gelang es Jobs im selben Abwasch die „Free Software Society“, die Stimme der Open-Source-Bewegung, abzuwatschen. Diese hatte darauf hingewiesen, dass der Codec, den Apple für die Wiedergabe von Medieninhalten in HTML5 benutzt, selbst patentgeschützt sei, weswegen man in den Browserschmieden Opera und Firefox auf Theora, einen offenen Codec, setze. Jobs’ Antwort kam prompt und „Sent from my iPad“: Theora schön und gut, aber man arbeite gerade daran, diesen vermeintlichen Open-Source-Codecs urheberrechtlich den Garaus zu machen. Amen.
Kommentare 13
Schön, wenn die Propheten des Proprietären von Adobe über Apple bis Microsoft sich um Standards kloppen.
Die Alternative dazu ist Andriod und JAVA/JAVA FX. Vom Mobiltelephone über PDA bis zum DIN A4-PC to go. Und so ist der Gewinner am Ende Google.
"Jobs’ Antwort kam prompt und „Sent from my iPad“: Theora schön und gut, aber man arbeite gerade daran, diesen vermeintlichen Open-Source-Codecs urheberrechtlich den Garaus zu machen. Amen."
Das ist sachlich falsch.
Bill Gate$...Steve Job$... obwohl die Herren derart klappern mit den Goldenen Schlüsselbünden, haben sie -entgegen allen Legenden- das Rad nicht erfunden; sie PROFITIEREN lediglich in unverschämten Maß von dieser Art Legendenbildung.
Echter, breiter Jammer.
Ein Vorschlag? - Naja,... z.B. Linux! (distrowatch.com/index.php?dataspan=26)...
...Android... "Andriod" ist der Andere, der Dumme, der Idiot mit dem Ei-Poth...
Der "streaming war" ;-)
iAd ist ein etwas haerterer Knueppel.
aber man arbeite gerade daran, diesen vermeintlichen Open-Source-Codecs urheberrechtlich den Garaus zu machen. Amen.
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Wie wollen sie das denn machen? Will Apple Theora als eigene Erfindung anmelden? Und selbst wenn, Quicktime ist fuer den "HTML 5" tag jedenfalls nicht noetig. Und die Moeglichkeiten von HTML 5 sind arg begrenzt. Funktioniert aber sonst ganz gut.
ok, Jobs schreibt:
"All video codecs are covered by patents. A patent pool is being assembled to go after Theora and other "open source" codecs now. Unfortunately, just because something is open source, it doesn't mean or guarantee that it doesn't infringe on others patents. An open standard is different from being royalty free or open source.
Sent from my iPad"
insofern ist es natürlich sachlich falsch, aber er ist theora und anderen open source codecs "auf den versen"; man verzeihe mir die überspitzung. man kann hier allerdings durchaus von einer drohgebärde sprechen. die intentionen dürften relativ eindeutig sein.
lg, jjk
der letzte link im artikel enthält infos darüber, wie er das machen will. es geht darum, dass laut jobs die meisten open source codecs teile enthalten, die urheberrechtlich geschützt sind. dagegen möchte er laut ipad vorgehen.
A patent pool is being assembled to go after Theora and other "open source" codecs now.
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Das heisst er will Patente kaufen. Ob er dann Firefox verbieten kann? Wie ist denn die Realitaet von mp3? Und mp4? mplayer, um mal konkret zu werden. Wuerde er sich an Firefox nicht vergreifen? Er soll totkrank sein und wird von Nokia gepiesackt.
In jedem Fall ist der open standard in der Praxis keine Frage des codecs, sondern des metafiles, wie man es anklicken kann.
Ich glaube, es geht darum Patentinhaber zusammenzurotten, damit die dann gemeinsam gegen etwaige Open-Source-Projekte vorgehen können. Bin mir aber nicht sicher. Jobs Mail ist ja auch etwas Wischiwaschi.
Ja, ich habs vereinfacht. Es ging mir nur um die Frage, was dieser Pool tuen koennte. Was so ein Pool ist ist klar, oder?
Uebrigens und endlich, man muss sich einloggen, es lohnt sich aber:
www.ft.com/cms/s/2/f9c0fce0-5707-11df-aaff-00144feab49a.html
US authorities have signalled an interest in a potential antitrust probe into whether the software underpinning Apple’s ground-breaking iPhone unfairly locks out competitors, according to a person familiar with the matter.
The regulators’ interest comes in the wake of a dispute that broke out between Apple and Adobe, a software maker, over the latest version of the iPhone software, which was unveiled last month.
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Historisch gesehen, ist Flash ganz interessant.
Noch vor HTML 4.0 war Flash ein Vorgriff auf das, worauf man sich nun in HTML 5.0 einigen konnte. Das Instrumentarium lag also schon lange in wesentlichen Teilen vor, wurde jedoch nicht von allen Browsern interpretiert. Stichwort Document Modelling Language, bzw. dessen Weiterentwicklung. Deswegen das Plug-in/add-on und der Alleingang. Man wollte auch vermarkten und den Editor dazu allein anbieten.
Die Anfänge von Flash waren auch euphorisch. Jeder, der einen Flash Editor damals, Mitte der Neunziger zwischen die Fingerchen bekam, war begeistert. Das hatte etwas von Kino in den Zeiten, in denen man mit originären Video Formaten unter ISDN kaum etwas anstellen konnte. Flash war hier also für das Netz Ausdrucksmöglichkeit. Es gab eine Reihe von Usern, die recht kunstvolle Animationen und dergleichen hoch geladen haben. Plötzlich konnte jeder Musik und Animation in einer Video Clip Ästhetik gestalten. Es kam dann zu den Flash Festivals, in dem die kunstvollsten Clips preisgekrönt wurden.
Irgendwann hatten dann auch die Werbeagenturen begriffen und stürzten sich auf die Shockwave wie die Bluthunde auf's Kaninchen. Den altgedienten Lynx Nutzern muss es wie Schuppen von den Augen gefallen sein: War die schlimmst-mögliche Nemesis zuvor die Page voller kleiner animGIF's (also die Kopplung von mehreren Graphic Interchange Formats), zuckelten nun großflächige Flash Banner mit allen möglichen Werbebotschaften über die Browser.
Zugegeben: Wer das Problem mit PopUps endlich in den Griff bekommen sah, ahnte noch nicht, dass JavaScript nun nicht Browserfenster zum Werbeterror über die geöffnete Website klatschen sollte, sondern Flash selbst. So verkommt Flash nun zu einer Art 9Live der Interpreter Progs, statt seine Vorzüge zu geniessen.
Weder DDR Apple noch MicroSchrott haben übrigens Interesse dafür gezeigt, das Video Kuddelmuddel sittlich aufzulösen.
Flashvideo und das Produkt dieses russischen Genies .mkv sind bis dato die handfestesten Videoclip Formate. Besonders das DDR Apple Argument bezüglich von Flash kann ich so überhaupt nicht gelten lassen: Während es auf dem iMac läuft, stellt man auf dem iPad erschrocken fest, dass mensch nun hier eine extra YouTube App benötigt. Ja jetzt schlägts 13, dachte ich mir. Was nützt den die feinste Verarbeitung und Integration, wenn dümmliche Begrenzungen stattfinden?
Bleibt nur noch die Flucht aus dem Gefängnis.