Montag, 25.06.12
Politik in Sorge um Offliner: Ermunterung statt Regulierung, Martin Weigert, Netzwertig
“Die Schließung von Versorgungslücken bei der Netzabdeckung, eine gesteigerte Bereitstellung von Gratisnetzzugängen in öffentlichen und sozialen Einrichtungen, eine staatlich unterstützte, in klassischen Massenmedien positionierte Kampagne zur Hervorhebung der Vorzüge des Webs, ein Fokus auf Barrierefreiheit sowie eine Vielzahl von Bildungsangeboten zur Vermittlung der notwendigen Kompetenzen sind die Wege, mit denen das gesamtgesellschaftlich wünschenswerte Ziel, die Zahl der digitalen Außenseiter zu verringern, erreicht werden kann. Nicht, in dem die Politik es den Offlinern durch regulierende Eingriffe so einfach wie möglich macht, sich auf Dauer vom Netz fernzuhalten.“
Leistungsschutzrecht – ein Gesetz aus Schilda, Christoph Kappes
“Dass es nicht redlich ist, einerseits Handeln des Gegners zu unterstützen und sich gleichzeitig rechtlich dagegen zu wehren. Der moralische Schaden für die Qualitätspresse wäre groß – und sie ist es auch, die sich selbst Schaden zufügt, denn „Leitmedien“ werden dadurch erzeugt, dass diese Öffentlichkeit prägen, indem sie von anderen referenziert werden. Medienunternehmen, die zu ihrem wirtschaftlichen Schutz ihre eigenen Leitmedien untergraben, und eine Politik, die bei Mediengesetzen Kernfunktionen des Internet übersieht, das ist Schilda. Im Netz kurz: facepalm.”
Der bequeme Mythos von den angeblich innovationsunfähigen Verlagen, Wolfgang Michal, Carta
“Vergleicht man diese Bereitschaft, den digitalen Wandel zu gestalten mit dem, was an verlagsunabhängigen Online-Aktivitäten (Blogs, Magazine, Plattformen) im Netz existiert, dann sehen nicht etwa die viel gescholtenen Presseverlage, sondern die freien Blogs ziemlich alt aus. Und das ist bitter. Denn die Umwandlung der vermeintlich innovationsfaulen Medienhäuser in Tierfutterverkäufer, Partnervermittlungsanstalten und Weiterbildungskonzerne ist nicht unbedingt ein Gewinn für die Freiheit und Unabhängigkeit künftiger Medienangebote.“
Das Internet wird uns vergessen, Marcus Bösch
“Johnny Häusler forderte irgendwann mal vor geraumer Zeit - wenn ich mich Recht erinnere - das Recht auf Vergessen im Netz und schlug Internetseiten vor, deren Schrift nach und nach verblassen solle. Als ob man in diesen Zeiten der Flüchtigkeit explizites Verschwinden fordern müsse. Es geschieht sowieso. Nur weil derzeit jeder und jede aufgeregt zukunftstrunkend vorantaumelt oder den Kopf in den Sand steckt und seufzend um ein analoges Gestern weint, bemerkt niemand, dass das Internet uns vergessen wird. Schuld daran sind - wie immer - die Menschen und nicht die Maschinen, denn Maschinen sind an gar überhaupt nichts schuld.”
50 60 Jahre »Bild«, Stefan Niggemeier
“Im Kern ist die »Bild«-Zeitung die alte. Ein entsetzliches, menschenverachtendes Blatt. Bitter daran, daß dies von weiten Teilen der veröffentlichten Meinung nicht mehr so gesehen wird, ist auch, daß es Kai Diekmann ermuntert, ein Bild von seiner Arbeit und seiner Zeitung zu zeichnen, das höchstens in einem Springerschen Paralleluniversum Berührungspunkte zu dem hat, was täglich nachzulesen ist. Der Mann, dessen Zeitung vom Presserat immer wieder wegen der immer gleichen Verstöße gerügt wird, dieser Mann sagt gegenüber der Katholischen Nachrichtenagentur: Die Grenzen des Boulevards seien dort, »wo Menschen verletzt werden könnten« — daher messe sich die Zeitung regelmäßig an den journalistischen Leitlinien des Deutschen Presserats. Messen schon, nur verfehlt sie sie regelmäßig.“
Gibt es guten Boulevard?, Steffen Grimberg, Felix Dachsel, taz
“Natürlich gibt es guten Boulevard. Alltagsgeschichten, Geschichten von der Straße, engagiert aufgeschrieben oder gesendet. Eingängig und für Leser- oder ZuschauerInnen sofort und einfach zu verstehen. Drastisch und zugespitzt geschildert, dabei nicht unzulässig übertrieben oder durch Weglassung manipuliert. Günter Wallraff, zum Beispiel.“
Zum 40. Geburtstag Zinedine Zidanes: Schüler seiner selbst, Ullrich Fichtner, 11 Freunde
“Hätte er mit Frankreich das Berliner WM-Finale gewonnen, wäre er hernach herumgereicht worden wie ein Gott. Vielleicht begehrte sein Innerstes dagegen auf, wer weiß. Er wurde in jenen Sekunden jedenfalls sichtbar als Mensch, so imperfekt wie alle, mit Schwächen und mit Stärken. Das Gute ist: Schwächen werden im Leben verziehen mit der Zeit. Die sagenhaften, beglückenden Stärken Zinedine Zidanes aber werden für immer unvergesslich bleiben.“
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