...halte es im weiten Rund. Als Fremdkörper im Blau-Weißen Meer, mitten zwischen dem gröhlenden Proletariat, dass ich in Berlin (zumindest im Fußball) so schmerzlich vermisse, ließ ich mich dazu verleiten, in die ein oder andere Gesangseinlage miteinzustimmen.
90 Minuten später war klar, dass alle Mühen umsonst waren. Hertha schied durch ein 0-0 gegen Schalke 04 aus dem Kampf um die Meisterschaft aus. Dass ich trotzdem mit einem guten Gefühl nach Hause gehen konnte, lag vor allem an den Geißbockliebhabern aus Köln. Diese hatten dem Hamburger SV gehörig die Suppe versalzen und 3 Punkte gen Domstadt entführt.
Zu gleicher Zeit ereignete sich im Westfalenstadion Michael Frontzecks Demontage (und die seiner Mannschaft). Mit 6-0 wurden die Bielefelder gen Ostwestfalen geschickt, eine Region, deren Existenz nicht erst zuletzt durch die Ansässigkeit einer landesübergreifend bekannten Schlachterei hinreichend belegt ist. Doch darüber redet man als Dortmunder nur ungern, und wenn, dann in verächtlichem Tonus. Fleisch und Fußball, das ist am Ostrand des Ruhrgebiets schon immer eine suspekte Verquickung gewesen.
Wie auch immer, der BVB rutscht durch den Faux Pas auf Rang 5 vor und hat es nun am letzten Spieltag selbst in der Hand, den nicht für möglich gehaltenen Einzug in die Europa League zu vollbringen.
Dass ich den schwarz-gelben dies gönne, steht außer Frage, aber auch in Sitznähe ließen sich so etwas wie Respektbekundungen hören, die sich in groben Sprachfetzen wie "Der Sahin macht sich ja doch noch, wah? Mit der Pflaume konnte ja niemand mehr rechnen.", "Gute Mischung, sogar eure Opas treffen jetzt. Und der Indianerhäuptling.", "Hömma, hättet ihr mal letzte Woche so gespielt." oder "Jaja, ihr und euer Kloppo, fehlt nur noch, dasse jetzt alle Evangeliken werdet." wiederfanden. Balsam für die geschundene Seele, endlich hatten auch die anderen bemerkt, dass der BVB wieder die #1 im Revier ist. Auch wenn S04 im Zusammenhang mit der Ortsbezeichnung über das Spiel gesehen häufiger aber wenig charmant erwähnt wurde. Eine Randnotiz.
Genau wie die vielen Unentschieden, die der BVB sammelte, die sich jetzt im Endspurt jedoch noch bezahlt zu machen scheinen. Für den letzten Spieltag aber wünsche ich mir einen Sieg bei den Namensvettern, ganz gleich welches Schicksal diese dann ereilen könnte. Ein zynischer Hans Meyer jedenfalls wäre mir nach Spielende lieber als alles andere, auch wenn man ihn in Liga Eins vermissen würde. Stehen die Sterne allerdings gut, bekomme ich nächstes Jahr zweierlei: Hans Meyer in Höchstform und unterem Drittel inklusive eines herrlich unerträglichen Marcel Reif als Kommentator für die Euro League.
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