Als ich vor 10 Jahren anfing, für den Freitag zu arbeiten, köderte man mich mit dem Versprechen, an einem interessanten Online-Projekt mitzuarbeiten: Nichts Geringeres als „die größte Redaktion Deutschlands“ wollte man schaffen, mit den Lesern auf Augenhöhe sein – ein Angebot, das ich nicht ausschlagen konnte! Wie viele andere Medien hatte auch der Freitag das Web 2.0, das Social Net, für sich entdeckt und wollte jetzt einen Teil des Kuchens für sich. Dafür brauchte man Leute wie mich, qualifiziert durch nicht viel mehr als ein eigenes Blog und einen Twitter-Account.
Netzwerke wie Facebook und Twitter führten in diesen Tagen fort, was mit Myspace – oder in Deutschland intro.de und jetzt.de, auch bei der Zeit konnte man bloggen – angefangen hatte. Statt das Netz nur mit statischen Webseiten zuzukleistern, fing man an, zwischen den Nutzern digitale Autobahnen zu bauen, die diese Nutzer miteinander verknüpften, die Austausch möglich machten und das Wort „viral“ positiv konnotierten: Es war das große digitale Versprechen, dass eine pfiffige Idee auch den letzten Winkel des Internets erreichen könnte, wenn sie nur die neuen Einwohner der sozialen Medien überzeugte. Und auf diesen Autobahnen quer durch Neuland war der Freitag flott unterwegs: Wir setzten auf „Usergenerated Content“, also darauf, dass auch Leser Beiträge schreiben können, und dass die besten Beiträge in die Zeitung aufgenommen werden.
Und wenn die Beiträge geschrieben waren, fingen sie an zu leben: laut und voll soll es unter ihnen werden – egal ob es sich um Texte aus der Redaktion oder aus der „Community“ handelte. Und so kam es dann auch. Es wurde debattiert, diskutiert und auch schon mal getrollt, dass es oft eine Freude und immer viel Arbeit war: Während Jakob Augstein seine Redakteure dazu anhielt, sich mit den Lesern auszutauschen, was manche mehr und andere weniger intensiv taten, sprach Sascha Lobo von einer „Zwangsverbloggung“ der Nutzer. Die einen wollten nicht in die Feedbackschleife, die anderen ihre Texte nicht verschenken. Damit war der Grundstein für einen Dauerkonflikt gelegt.
Viel wurde ausprobiert, um das Rauschen auf der Webseite aufrechtzuerhalten. Eine „Wahlkampfarena“ wurde geschaffen, in der die pointiertesten Meinungen zu politischen Themen im Abstimmungsverfahren miteinander wetteiferten, Bücher wurden mit und von der Community gelesen, Videos in der Poststelle gedreht. Und am Ende des Tages zählten wir Kommentare. Wessen Beitrag die meisten abbekam, durfte sich in den Konferenzen für sein Engagement rühmen. Und auch die Community selbst wetteiferte um den Platz an der Sonne in der Liste der „Meistkommentierten Beiträge“. Schon damals wurde mit harten Bandagen gekämpft. Alles, was Anschlusskommunikation provozierte, war erlaubt. Damit hatte freitag.de eine Menge mit dem gemeinsam, was sich draußen im Netz, auf den großen sozialen Plattformen, abspielte.
Kommt in den Garten
Und genau das wurde zum Problem, als den neuen Freitag die erste Krise erfasste. Angesichts knapp werdender Ressourcen mussten Kräfte plötzlich darauf konzentriert werden, das System am Laufen zu halten und wöchentlich eine gedruckte Zeitung an den Kiosk zu bringen. Wo früher Zeit war, heiße Diskussionen zu führen, das Netz für sich zu entdecken und auszuprobieren, fehlte sie jetzt.
Beinahe gleichzeitig schickten sich die großen Online-Plattformen an, zu „Walled Gardens“ zu werden – zu Orten, an denen der Nutzer möglichst wenig Anreize verspürt, sie wieder zu verlassen. Damit waren sie keineswegs allein. Letztendlich versuchte im Internet beinahe jede Webseite, Besucher so lange wie möglich zu binden. (Nicht zuletzt deswegen gibt es bis heute bei vielen journalistischen Medien die Unart, verlinkungsfaul zu sein. Dass dies bezüglich der eigenen Glaubwürdigkeit mitunter unangenehme Kollateralschäden nach sich ziehen kann, wird zumindest in Kauf genommen. ,Netzwerkgerechte Ansprache‘ und Klickhunger tun dem Qualitätsjournalismus ihr Übriges.)
Nun ist es im Internet in der Regel so, dass der größte Player über kurz oder lang eine solche Gravitation entwickelt, dass es für Konkurrenten schwer wird, neben ihm zu existieren. Das gilt für Amazon als Einkaufsplattform wie für Google als Suchmaschine – wer weiß schon, wer die Nummer zwei ist? Ja ja, so sehr man Twitter auch mag, erzeugt doch der Facebook-Konzern nach wie vor mit weitem Abstand die mächtigste Anziehungskraft auf soziale Kommunikation. Für den Freitag hatte das den Effekt, dass sich die Diskussionen peu à peu von den eigenen Seiten in die sozialen Medien verlagerten. Ohne Lockstoffe blieben die Kommentare, wo ihre Verfasser eh schon waren: in ihrem sozialen Netzwerk. Dieser Prozess betraf auch andere Medienhäuser, in den meisten dürfte man den „Drunterkommentaren“ nicht nachgeweint haben.
Worum sich freitag.de in erster Linie drehte, war also gezwungenermaßen nicht länger der Kommentar, sondern der Beitrag. Während es schien, als ob man den einen Kampf verloren hätte, bot jeder Beitrag nach wie vor die Chance, in den sozialen Medien zu verfangen und Leser auf die eigene Seite zu locken. Es wirkte ja auch irgendwie stimmig. Der Freitag ist eine Zeitung. Und in einer Zeitung werden Texte geschrieben.
Die Aggregatoren brauchen uns nicht
Zum Problem wurde allerdings, dass Facebook die Mauern seines Gartens noch etwas höher zog und der Zugriffsverkehr, der bis dato verlässlich von dort auf die eigenen Seiten floss, abebbte. Es sei denn man zahlte. Oder gab die Artikel – als sogenannte Instant Articles – gleich ganz ab, sodass der Leser Facebook gar nicht mehr verlassen musste, um den Text zu konsumieren. Für eine Branche, die Google als ihren Lieblingsfeind ausgemacht hatte, waren und sind all das Episoden auf dem Weg zu dieser Erkenntnis: Auch Facebook ist ein Liebling der Werber – und nicht der Journalisten. Es braucht uns schlicht nicht, um Geld zu verdienen. Umgekehrt scheint das anders zu sein.
Der Autor Ben Thompson, der früher selbst für Microsoft und Apple arbeitete, schrieb unlängst einen Artikel über die Lehren, die man aus der massiven Entlassungswelle beim Internetmedium Buzzfeed ziehen sollte: Verlasst euch nicht auf die großen Aggregatoren und baut Webseiten, die im Zweifel auch ohne Facebook, Google & Co. funktionieren – sie stehen nicht auf eurer Seite! Natürlich hat er recht. Leichter wird es dadurch nicht. Die Abhängigkeiten sind real, das Machtgefälle ebenso. Über Google und Facebook kommt etwa die Hälfte der Besucher auf freitag.de.
Für den jüngeren Freitag der Zukunft muss das heißen, dass er sich auf seine Wurzeln zurückbesinnt. Die Beiträge der Community vereinen Monat um Monat bis zu einem Drittel des gesamten freitag.de-Verkehrs auf sich. Das ist viel und könnte in Zukunft noch mehr werden – wenn noch mehr Leute einen triftigen Grund hätten, ihre Gedanken in Textform auf freitag.de zu teilen.
Gleichzeitig erfreut sich unser Digitalabo wachsender Beliebtheit. Und laut einer Studie sollen vor allem jüngere Leser vermehrt dazu bereit sein, für digitalen Journalismus Geld auszugeben. Die Paywalls zeigen bei denen, die mit ihnen groß geworden sind, Wirkung. Die Zahlungsbereitschaft für digitale Erzeugnisse generell – seien es Filme, Serien, Hörbücher, Musik oder eben Text – steigt. Es gibt also Hoffnung.
Quid pro quo
Wenn sich der Freitag heute fragt, wie er das Internet sinnvoll nutzen kann, liegt eine der Antworten ausgerechnet hinter der Paywall – etwas, das vor zehn Jahren, in der Hochphase der „Kostenloskultur“, praktisch undenkbar gewesen wäre. Aber eine Paywall schafft einen Wert. Und damit kann man auch als Redaktion bezahlen: Warum nicht den Community-Mitgliedern, die besonders gute Texte schreiben, Zugang zu den Texten des Freitag geben? Du bist jung und brauchtest das Geld – vielleicht für etwas anderes als Journalismus? Kein Problem, „erschreib“ dir deinen Freitag! Du hast schon ein Abo? Dann verschenk doch deine Bonus-Wochen! Deine Kommentare gefallen den anderen Nutzern besonders gut? Viel Spaß mit der neuen Ausgabe!
Es wäre eine Win-win-Situation. Für die Community-Mitglieder, weil sie sich die digitale Ausgabe erarbeiten könnten und einen (beinahe) handfesten Grund hätten zu schreiben. Und für den Freitag, weil er dafür mehr und bessere Beiträge zurückbekäme. Und ein paar zukünftige Abonnenten. Ganz abgesehen davon, dass für eine Zeitung nach wie vor entscheidend ist, ihren Lesern Gehör zu schenken. Nicht selten wissen sie es besser als eine betriebsblinde Redaktion.
Das alles mag nicht der Weisheit letzter Schluss sein. Aber das Bewusstsein, dass Medien digital nur überleben können, wenn sie ihre eigenen funktionierenden Biotope schaffen: Das ist essenziell für ihren Fortbestand. Es sei denn, sie möchten den Gezeiten wie eine Nussschale auf Irrfahrt ausgeliefert sein. Denn im Netz gilt: Hic sunt dracones – inklusive ein paar größeren Fischen. Und auf Vater Staat ist kein Verlass.
Die Community wird für den Freitag eine entscheidende Rolle spielen. Wir haben jetzt schon eine lebendige, unorthodoxe und im Zweifel linke Userschaft. Und wenn die Erkenntnis einsickert, dass sie ein einzigartiges Standbein und nicht nur Werbegag ist, wird sie auch die Aufmerksamkeit und die Anerkennung bekommen, die sie verdient. Denn das ist es, was eine Community braucht, um zu funktionieren.
Vielleicht wird der Freitag auch nie gänzlich seinen naiven Gründungsanspruch, eine digitale Gemeinschaft zu schaffen, erfüllen können. Vielleicht wird freitag.de mehr Schreibwerkstatt und Lesezirkel. Vielleicht ist es auch genau das, was eine Redaktion ausmacht – selbst wenn es nicht ganz die größte Deutschlands wird. Dafür könnte es eine digitale werden, die funktioniert. Und vielleicht ja auch eine, die ihren Schreibern etwas zurückgeben kann, weil wir ,in this together‘ sind. Mich jedenfalls könnte man mit dieser Aussicht noch immer ködern.
Der Autor war 2009 zunächst Beta-Tester des neuen Freitag, arbeitete im Anschluss mit Teresa Bücker im Community-Ressort und folgte schließlich 2012 auf Jörn Kabisch als Online-Chef
Kommentare 56
Die Entwicklung von On-Medien mit journalistischen Inhalten finde ich grosso modo treffend auf den Punkt gebracht – obwohl ein ziemlich grundlegender Aspekt lediglich lediglich in indirekter Form abgehandelt wurde: die Kostenlos-Kultur, auf die zunächst alle geflogen sind und die nun gerade Portalen mit redaktionellem Content Stück um Stück die Existenzgrundlage nimmt. Die Naivität, mit der speziell auch Leute wie Sascha Lobo diesen Prozess flankiert haben, macht mich auch rückblickend noch ziemlich fassungslos. Denn: Insgesamt dürfte »das« Web mehr (zuvor) bezahlte Stellen auf dem Gewissen haben als sämtliche zuvor erfolgten Technik-Schübe zusammengenommen.
Nun hat allerorten – natürlich auch beim Freitag – Grübeln eingesetzt, wie man die Geister, die man gerufen hat, wieder loswerden kann. Die Techniken, Leser(innen) ans eigene Portal zu binden, entbehren manchmal nicht einer unfreiwilligen Komik: SPON beispielsweise liefert fast so viel Links wie Wikipedia – allerdings fast ausnahmslos auf SPON-Artikel. Zum Vorschlagsteil: Als Mit-Profiteur der Umsonst-Kultur des Netzes bin ich da naturgemäß gespalten. Sprich: die derzeit von mir genutzte Medienfülle wäre bei entsprechenden Paywalls nicht mal ansatzweise zu halten. Aus Sicht der Verlage macht das mit Sicherheit Sinn – ob die »Mauer« dann auch in besseren journalistischen Content re-investiert würde oder bessere, investigativere Inhalte, würde ich allerdings bezweifeln (abgesehen von der Grundüberlegung, ob Paywalls tatsächlich die erhofften neuem Abonnenten generieren würden). Doch selbst im besten Sinn bedeutet Paywall: der hochbezahlte Ingenieur, der sich neben Heft auch Spiegel Plus sowie Zeit-Abo leistet, steckt das mühelos weg. Unten durch fallen eben die, die ihre Kröten dreimal umdrehen müssen.
Sicher sind bezahlte Inhalte trotz der anskizzierten Unzulänglichkeiten der einzige Weg, die Umsonst-ist-gut-Generalrichtung zu stoppen und Textproduzent(inn)en langfristig (wieder) einen Gegenwert für ihre Leistung zu verschaffen. Der anskizzierten »Freiabo«-Idee für Community-Beiträge stehe ich folglich nicht per se ablehnend gegenüber. Allerdings – ungeachtet der (teils sicher zu Recht hervorgehobenen) Community-Bindung, die der On-Freitag »seiner« dFC bietet – sehe ich in den Bereichen Vernetzung und Rückmeldung einiges an Luft nach oben. So lässt sich die Resonanz auf einen Beitrag zwar an der Anzahl der Kommentare messen. Traffic-Messer (also: Buttons, die anzeigen, wie oft ein Artikel aufgerufen wurde) fehlen jedoch ebenso wie die sonst weitverbreiteten Kleingeld-Währungen. Die eingebauten Micropay-Features sind 1990er; ein weiteres brachliegendes Feld sind einbaubare Meldungen für die VG Wort (die technischen Hürden da liegen großteils bei denen – keine Frage).
Das nur in angerissener Form. Vielleicht wäre es nicht schlecht, einzelne Vorschläge gesondert aufzugreifen und in der dFC zur Diskussion zu stellen?
Ich finde das Online-Projekt des Freitags gut. Es ist eine sehr gute, demokratische und offene Diskussionsplattform, die Anregungen gibt, Diskussionen eröffnet ...Danke! - Zu den Kommentatoren: Bleibt freundlich!
"ein weiteres brachliegendes Feld sind einbaubare Meldungen für die VG Wort (die technischen Hürden da liegen großteils bei denen – keine Frage)."
Ja. Was man dort erlangt ist zwar ein Taschengeld, aber dafür ein beachtliches. Es könnte dann nur die Gefahr bestehen, dass man schreibt, um Traffic zu generieren, aber andererseits ist die Gefahr in diesem Umfeld vielleicht am geringsten.
Übrigens, danke auch an jene(n), der/die für die sehr lesenswerte Rubik "Netzlese" verantwortlich ist/sind. Sehr gute Arbeit, weiter so!
"Wir haben jetzt schon eine lebendige, unorthodoxe und im Zweifel linke Userschaft."
Im Zweifel russisch-orthodox trifft es vorwiegend besser. Und lebendig war es mit Landmann und Grote. Und mit mir, oder? Aber ich bin ja nicht wegzukriegen. Parke nur; wartend auf Zeiten, in denen auch Nutzerbeiträge gewertschätzt würden, die Meinungen beinhalten, von denen es heißt, es gebe sie hinter den Kulissen, inmitten der Redaktion des Freitag; und zwar so sehr, dass regelmäßig die Fetzen flögen. Hier vorne am Front End bekommt man davon nämlich nichts mit. Null. Und kann es deshalb nicht glauben. Venezuela, Nordstream 2, INF - wieder und immer wieder fließt alles durch die Russland-Brille, ausschließlich und ohne Ausnahme. Whatever Putin wants, Putin gets. Das ist unseriös und, Verzeihung, das Gegenteil von unabhängig. Fritz Fischer aber liebt es. Das ist die gute Neuigkeit. Nur muss der nicht schreiben, nicht verzahnen und auch kein Abo gewinnen. Merkel muss nach Moskau, das ist was anderes. Und die Frage, was eigentlich ein Freitagslinker ist muss abschließend geklärt werden. Außerdem müsste mal jemand dem Verbleib von Jule Löffler hinterherrecherchieren, ganz unrelotiös. Ach, es war nicht alles schlecht. Aber vieles doof. Zweikommasieben von fünf Sternchen, so pi mal Daumen. #a²+b²=c²
Danke für Kritik und Anregungen – ich stimme dir größtenteils unumwuunden zu. Auch bezüglich den Rückmeldungen gebe ich dir recht. Ginge alles besser, aber ich schiebe jetzt schon Überstunden japanischen Ausmaßes. Ich hoffe, dass wir uns irgendwann so fangen, dass genug Geld da ist, um wieder so viel Luft zum Atmen zu bekommen, wie notwendig wäre.
Besten Gruß,
JJK
Vielen Dank für die Blumen!
Die VG Wort bzw. deren Pixel wollten wir mal vor Jahren einbinden. Damals gab es unüberbrückbare technische Schwierigkeiten auf Seiten der VG Wort (Effekt: ein falsch eingebundens Pixel = Zahlungstotalausfall für alle). Bzw. es so zu automatisieren, dass wir nicht jemanden brauchen, der Pixel pflegt und schaut, dass alles richtig läuft. Es war ein monatelanges Hin und her. Ich kann das Thema aber noch einmal aufrollen. Vielleicht hat sich da ja etwas getan.
Besten Gruß,
JJK
Vielen Dank, das machen in der Regel Benjamin Knödler, die Kollegen vom Wochenenddienst oder ich.
Ok, cool.
Ich habe zwar nie verstanden, nach welchem System die Beiträge zur Bestätigung da ausgewählt werden, aber vielleicht ist die Wirrnis hat diesem Pixelfalscheinbau geschuldet. Wobei ich das Risiko für gering halte, denn ansonsten kriegt man ja gar nichts für die Beiträge, da wäre eine gelegentliches Einkommen dennoch ein Fortschritt.
Meine Erfahrungen sind positiv, nur bei der Verlagsbeteiligung, gab es auch ein technisches Kuddelmuddel, so ganz habe ich auch nie durchschaut worum es da ging und eine der letzten Zahlungen war unter Vorbehalt … hab' ich aber schon alles versoffen. :-D
Wenn man mich fragen würde, würde ich antworten: Paywallzutritt durch "Abarbeiten" = Bankrotterklärung. Das würden die, die sowieso daran gewöhnt sind etwas zu schreiben, vielleicht noch bringen, aber der Normalkonsumenten wohl eher nicht. So heiß ist dann der Inhalt des Freitags auch wieder nicht.
Wenn es den Leuten darum geht ein wenig zu debattieren, findet sich immer was ohne dafür in Vorleitstung gehen zumüssen und ohne ab und an ein PopUp lesen zu müssen : "Kein Zugnag , Sie haben leider set 14 Tagen keinen Artikel geschrieben. Bitte reichen sie einen neuen Artikel ein!" Was macht dann der Schlaufuchs zur Not ? Copy and Paste. Viel Spass also bei der Qualitätskontrolle und allem was dranhängt.
Zeitungen müssen an sich umsonst sein und tortzdem funktionieren. Das ist wohl eher ein Traum in dieser kaputten Gesllschaft, aber zumindest ein linker. Wenn man aber tatsächlich den Anspruch hat die Gesellschaft verändern zu wollen, was meist leider ohne Anspruch und quasi als Kolateralschaden passiert, dann muss man auch bereit sein etwas anders zu machen ...
Wie also sieht der "Businessplan" für's Andersmachen wirklich aus ? Das ist wohl die entscheidende Frage, die aber eben nicht mit den altenRezepten beantwortet werden kann.
Die Option VG Wort hätte ich fast ebenfalls aufgeführt. Die »Schuld« liegt klar bei denen; wie das mit den Zählpixeln funktioniert, habe ich selbst bislang nicht gerafft. Andererseits ist das Verfolgen dieses Wegs auf jeden Fall lohnend; die schütten manchmal Summen aus, die einem Tränen der Rührung in die Augen treiben.
"Ok, cool."
Naja, geht so. Es ist schrecklich, Herr Kosok. I mean it. Denn es stimmt. TROTZ des Verbannens von Beiträgen und Kommentaren in den Orcus, bis ran die Grenze zur Unauffindbarkeit, sowie anbetrachtend die Tatsache, dass der Freitag seinen selbstverliebten Visionen (größte Redaktion der Welt und so Scherze) im Ansatz nicht gerecht wird, ist die Infrastruktur noch immer die beste, die ich im Netz kenne. Es könnte ein großes Ding sein. Aber bei der Mannschaft, die Sie hier als regelmäßige und damit Ton-angebende Komentatoren (und ein paar -Innen) haben, wünsche ich mir, politisch, dass das Ding so klein bleibt, wie es ist. Das sage ich ohne Häme. Cicero, meine ich mich zu erinnern, hat Ihr Boss einmal das "Fanzine der Neuen Rechten" in Deutschland genannt. Ohne ihm etwas Falsches in den Mund legen zu wollen. Aber was will ich wohl sagen? Richtig. Ich fürchte, das Fanzine der Neuen Rechten ist hier, in den Kommentarspalten des Freitag. Völlig egal, ob ich damit recht habe oder nicht. Fest steht, dass das Kommando Community mit dem Politisch-Inhaltlichen steht und fällt. Da bin ich ganz sicher nicht der Einzige, dem das aufgefallen ist. Dass nicht ausgerechnet ich es bin, der einen guten, politischen Streit scheut, war Ihnen aufgefallen. Wo aber der Minimalkonsens fehlt, dass an Putins Politik nicht alles links und an Palmers Politik nicht alles rechts ist, kann kein Mehrwert entstehen. Wie denn? Wenn ihr wirklich wissen wolltet, wer ihr seid und wo ihr steht, dann reicht ein Blick weit unter eure Texte, beginnend Februar 2014. Und da gilt nicht die Ausrede, andere Kommentarspalten sähen genauso aus. Top-down, wie gesagt: Universalismus ist totalitär, Moral ist multipolar, Trump wählen für den Frieden, Mein Kopftuch, meine Freiheit, Homos jetzt mit Schrebergarten; über viele viele Jahre hinweg. Da ist nichts Linkes dran erkennbar. Immer noch nicht. Auch die Nato schon mal vorsorglich für den befürchteten Einmarsch des geistesgestörten Obertürken in Nordsyrien verantwortlich zu machen ist nicht links, sondern hinterfotzig und dumm. Und jeder und jede mit nur einem Quadratzentimeter funktionstüchtigem Verstandfleisch hinter der Stirne weiß das. Dieses Umfeld, das ja nicht zugelassen, sondern willentlich erzeugt wird, ist es, das macht, dass ihr nicht die SchreiberInnen anzieht, die ihr haben wollt. Schon hundert Mal erzählt. Oh no, I said too much.
Nur um Missverständnissen vorzubeugen: Es ginge nicht darum, alles hinter einer Paywall zu verstecken. Im Gros bliebe es für wehrhafte Freunde der Kostenloskultur wie bisher. Nur die Artikel, die noch nicht veröffentlicht wären – aber es später werden –, könnte man sich erschreiben. Es geht also um Early Access. Und ob das schlussendlich so toll ist, dass man dafür schreiben möchte, bleibt natürlich jedem selbst überlassen. Ich würde sagen: ja. Es geht aber in jedem Fall nicht um weiter oben erwähnte Zwangsverbloggung, sondern viel mehr um Anerkennung.
Dass eine Zeitung komplett umsonst sein und trotzdem funktionieren soll, halte ich für einen Traum, der mir unterdessen ziemlich ordentlich ausgeträumt scheint. Ob er je realistisch war, sei mal dahingestellt. Am Ende „kostet“ alles irgendetwas – auch wenn es nicht zwingend der schnöde Mammon ist.
Besten Gruß,
JJK
Ich weiß, ich weiß! Ich klemm mich nochmal dahinter, versprochen.
Das "Zählpixel" ist nichts als eine Art Link , dass man in den Artikel einsetzt. Das Pixel ist die Fläche auf der page, die bei Aufruf die Verbindung mit der verlinkten Zählsoftwäre aufnimmt - ähnlich wie ne Werbefläche nur eben unsichtbar.
"Zeitungen müssen an sich umsonst sein und tortzdem funktionieren. Das ist wohl eher ein Traum in dieser kaputten Gesllschaft, aber zumindest ein linker."
Umsonst sollten Zeitungen wohl nicht sein. Gratis wär, oder ist, zwar schön, aber unmöglich und auch nicht "links". Stellst Du dir Zeitungsmacher idealistisch im Ehrenamt vor; neben dem eigentlichen Broterwerb? Material und Druck kosten auch Geld, ebenso der Vertrieb. Also, nichts für ungut - aber ich möchte die "nicht-kaputte" Gesellschaft sehen, die es irgendwie vermag, eine qualitativ hochwertige Zeitung hervorzubringen, die kein Geld kostet.
ich meinte nicht umsonst in der Herrstellung , aber umsonst für den Leser , will heißen man, der Leser, unterstützt seine Zeitung , weil es eben genau die ist.
Wir haben das mit einer Regionalzeitung eine Weile hinbekommen, die also nur über Spenden funktionierte. Wir nehmen jetzt am Kisok auch Geld dafür, aber der Großteil der Leser liest nach wie vor umsonst per download. Das ist zwar ein Magazin, das nur eine paar mal im Jahr erscheint , dafür aber ohne jede Werbung.... unabhängig und frei bleiben !
Die Redaktion bekommt allerdings noch kein Geld - das bekommt alles die Druckerei. Es kostet also Zeit. Aber besser eine seriöse Zeitung machen, als seine Zeit mit sinnleerem Medienkonsum zu vergeigen, oder? :-))
siehe in meinem KOmentar darüber
Ok, verstehe. Ich glaube, dass man sowas behutsam von Null – und dann auch weiter und weiter – aufbauen kann, mit Engagement, Spenden und einer Menge Enthusiasmus. Das will ich gar nicht in Abrede stellen. Bei einem bestehenden Betrieb, z.B. dem Freitag, mit Gehältern, Miete und allem Pipapo ist das schwer bis unmöglich. Da sind „ein paar“ Kompromisse nötig, noch haben wir den Kapitalismus ja noch nicht überwunden. ;)
Besten Gruß,
JJK
" noch haben wir den Kapitalismus ja noch nicht überwunden. ;)"
Das meine ich, wenn man aber nix anders macht, wird alles so bleiben wie es ist - auch der Kapitalismus. Und das braucht man wohl kaum weiter beweisen.
Paywallzutritt durch "Abarbeiten" = das mag in entspannten Zeiten irgendwie funktionieren, nicht aber in Krisenzeiten, wenn der Meinungskorridor plötzlich ganz eng ist. Mich hat schon die Ukrainekrise desillusioniert, als es hier plötzlich Sperrzeiten und Rauswürfe hagelte ...
Es gibt derzeit nur zwei Arten, die Herausgabe einer Zeitung zu finanzieren: a) über Abverkäufe, b) über Werbung. Die dritte, indirekte, ist das Drücken der Produktionskosten – im Druck (im Ausland Drucken lassen, beispielsweise Lettland oder dem Irak, wie einem Bekannten bereits bei einem Projekt passiert), durch Migration in ein anderes Medium (Web; Nachteil hier: »Geiz! Ist! Geil!« rufen dort alle) durch Drücken der Kosten für den redaktionellen Content (es wird halt weniger – oder weniger wertige – Ware geliefert; erleben wir aktuell allerorten) und schließlich das Drücken der Kosten durch Rationalisierung und Automatisierung (wobei der artikelschreibende Computer teils schon Einzug im Metier gefunden hat).
Ich wollte nur sagen: Die Chose allein von der Seite der Konsumenten aus aufzurollen (die »natürlich« möglichst viel für lau haben wollen), kann es bei dem Thema nicht sein. Vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass Autorenschaft schon heute allgemein als Steckenpferd, als eine Art exklusives Hobby angesehen wird. Vielleicht sollte man stärker den Arbeitsanteil in den Vordergrund rücken – und den Aspekt, dass man seine Pizza, sein Bier oder seine Kinokarte gemeinhin auch nicht umsonst kriegt.
Lieber Herr Zietz, das mag unter den übliche pragmatischen wie kaputalistischen "Spieleregeln" so sein wie Sie schreiben. Aber wir hier zumindest gehen eben gar nicht von "Konsumenten" in dem Sinne aus, sondern von Teilnehmern, Nachbarn und Freunden. Und so ist es dann auch so wie sie schreiben, der Arbeitsanteil steht tatsächlich im Vordergrund, denn der wird von einem offenen Kollektiv freiwillig und umsonst geleistet. Die "Bürger" machen sozusagen ihre Zeitung selber, weil das kommerzielle "Konsum"-Angebot auf regionaler Ebene so grottenschlecht und politisch abhängig ist, dass es eh nur noch von "Rentnern" aus schlechter Gewohnheit gelesen wird und längst pleite wär, wenn es nicht von der Regionalregierung mit riesigen Summen subeventioniert würde - und das obwohl es dort eine Paywall gibt, eine teure Printversion und massenhaft Werbung. Wir machen daher unsere Zeitung selbst - haben immerhin schon über 5000 Leser und der Drucker ist vor Ort und einer von uns, und trägt seinen Teil bei. Effektiv finnzieren wir also nur die reinen Materialkosten. Der ordinäre Vertrieb, denn den können wir nicht selber leisten, alleine erfordert den Preis am Kiosk. Dazu kommt noch, dass Autorenschaft keine Rolle spielt. Jeder kann einen Artikel einreichen und sich aussuchen ob der unter dem eigenen Namen firmiert (passiert seletener) oder unter der Anonymität des Kollektivs. Alle die an einer Ausgabe mitgearbeitet haben werden im Impressum geführt. Die Zeitung ist also kein kapitalistisches Projekt, sondern im besten Sinne Selbsthilfe. Sie dient strategisch zur Manifestierung der Meinungen der Bevölkerung im Gegesatz zur top down Kommunikation der "herrschenden Meinung", die die Regel ist und die man dann auch noch bezahlen soll, obwohl man mit Werbung, Lügen und Brainwash zugeballert wird. Und ganz in Gegenteil zu ihrer Befürchtung ist gerade weil es eine Projekt der "Bewegung" ist der Inhalt sehr anspruchsvoll und detailiert. Die alltäglichen Themen werden hingegen in einer parallelen Website behandelt.
Nun könnte man hingehen und sagen, dass könne aber nur funktionieren , weil ringsum noch der Kaputalismus herrscht. Mag sein , auch ich verdiene natürlich irgendwie Geld ohne das ich mir nicht leisten könnte, umsonst für die Zeitnung zu arbeiten. Aber irgendwo muss man ja anfangen mit der anderen Welt und das, denken wir zumindest, am besten bei der kollektiven Kommunikation von unten, um sich schon mal vor dem alltäglichen, ideologischen Brainwash abzusetzen und besser noch dagegen zu halten. Warum sollte Autoren, die bezahlt werden, besseren Inhalt generieren können? Sind die nicht viel anfälliger für Konformismus oder Opportunismus, Selbstzensur .... ähnlich wie Berufspolitiker?
Daher ist auch am Freitag die "Bürgerbeteiligung" ja das Interessanteste. Daher sind Sie hier und ich und viele andere ... und alles ganz freiwillig und umsonst. Den redaktionellen Teil hingegen lese ich eher selten.
Lieber Herr iDog,
alles selbst durchgemacht: linksalternative Regionalzeitung mit linksgrün-K-gruppennahem Profiling, Diskussion um Kommerzialisierung in Richtung Stadtmagazin-Ecke Marke Plärrer und zitty, Anlauf inklusive Werbeboykott der spezialdemokratischen Polit-Entscheidungsträger, Kommerzanzeigen von bundesweitem Verteiler, entsprechende Strukturierung der Inhalte, Programmkalender, den niemand ordentlich wuppen konnte (und letztlich auch wollte), jede Menge klein-klein und zum Schluss: kein Schwein hat’s interessiert; die Parade war weiter und hat sich lieber bei den Grünen respektive dem 90er-Jahre-Spaßkapitalismus in Position gebracht. Dasselbe, weils so Spaß macht, dann nochmal in einer alternativen Kommandowirtschaft, die einen auf links-SPD-nah gemacht hat; Druck ohne Ende und ein Personalkarrussel, wo vermutlich die Chefetage von einem Haifischfond noch lernen könnte, wie man »Reise nach Jerusalem« fortgeschritten spielt. Danke – von der Sorte hab’ ich genug. Mich persönlich interessiert bei einem Thema folgerichtig auch weniger das »Können« und »Wollen« (und wie man die Chose mit schöner Ideologie zukleistert), sondern die Fakten. Konkret: wie die Dinge liegen.
Auch wenn’s hierfür keine Knete gibt: Ich habe entsprechend klar ein journalistisches Selbstverständnis – nicht ein ideologisches oder vom rosaroten Wolkenkuckucksheim gefärbtes wie so viele hier. Kombiniert mit einem linken Standpunkt halte ich das mit Sicherheit für die bessere Kombination als die zuvor aufgeführte Variante. Zum Thema: Sicher halten sich ein paar Nischen. Intelligent gemacht kriegt man mit sowas auch immer noch ein paar Tausend Leute, why not? Die jw ist ebenfalls nicht totzukriegen. Aber das als alternatives Produktionsmodell mit Beispielwirkung für alle zu propagieren, hier und heute – das würd’ sich mittlerweile nicht einmal mehr ein Sascha Lobo trauen.
Wer eine Zeitung machen will, braucht Zeit und zwar frei verfügbare Zeit. Ob ich die für eine selbstgemachte Zeitung nutze, für genossenschaftliche, unbezahlte Einsätze in sinnvolle lokale Aktivitäten, erstreckt sich über ein weites Feld der in Deutschland so hoch gelobten Ehrenämter. Die werden immer notwendiger, da der Staat sich aus mehr und mehr Bereichen zurückzieht (oder die Gemeinden gezwungen sind diese einzustellen, da sie weniger oder kein Geld mehr bekommen). Nur ein Beispiel: öffentliche Bäder müssen schließen. Bedeutet auch ggf. kein Schwimmunterricht mehr für die Kleinen. Und nicht umsonst wächst die Tafelbewegung. Die Liste lässt sich fast beliebig verlängern. Denn die "schwarze Null" hinterlässt in Deutschland eine sichtbare Spur.
Was macht nun der Bürger, genauer die Bürger, die wenigstens Zeit einbringen können, wenn es nicht zusätzlich auch noch eigenes Geld ist? Er oder sie kann nicht darauf warten, dass sich irgendwann etwas ändert, also wird selbst angepackt.
Was ist nun die Folge? Zum einen stärkt es das Miteinander, gleichzeitig stabilisiert es ein System, dass zumindest in der jetzigen Form überwunden werden muss. Dieser Widerspruch ist sicher den meisten Schreibern hier bewusst, aber das würde ich nicht unbedingt verallgemeinern wollen. Kritik im Einzelnen bezieht sich auf konkrete Sachverhalte, so wie die Gewerkschaften die Anteile des Profits mehr auf Seiten der Arbeitnehmer verschieben wollen, ohne diesen endlosen Verteilungskampf damit beenden zu können. Das Gegenteil ist der Fall! Je erfolgreicher sie sind, desto weniger wird das System selbst hinterfragt.
Was ihr da vor Ort macht, hat den Sinn in sich selbst. Lokal bringt es allen Lesern nutzen. Ihr deckt etwas ab, was nicht oder nicht mehr vorhanden ist. Und es stimmt auch: "Aber irgendwo muss man ja anfangen mit der anderen Welt und das, denken wir zumindest, (...), aber es wird ersts "zünden", wenn irgendwie erkennbar ist (durch Erfahrung!), dass sich mit diesen alternativen Modellen das einkömmliche Leben auch gestalten lässt, wobei, es muss in der Summe der Teile schon attraktiver sein, ansonsten würde man die Risiken des Ungewissen nicht auf sich nehmen. Denn was man hat, dass kennt man zumindest und es gibt keine Garantie, dass das Neue auch wirklich besser wird.
Es geht nicht um ein "alternatives Produktionsmodell" , es geht um ein anderes Leben, das man führen will und auch kann, wenn man will. Mein Leben zumindest ist kein "Produktionsmodell" ! Das ist nämlich das, was ich schon alles selbst "durchgemacht" und hinter mir habe. Genau davon habe ich die Schnauze gestrichen voll. Denn es bringt rein gar nichts ...
... und bis jetzt, zumindest nach 3 Jahren, sehe ich, dass diese Art eine Zeitung zu machen mir immer noch Freude macht und den anderen offensichtlich auch und den Leser, die eben keine Konsumenten im üblichen Sinn sein müssen, anscheinend auch, denn das feedback ist positiv. Glücklicherweise keine Spur von Haifischfond oder Chefneurose. Hier ist alles ganz gelassen, denn es geht um nichts als genau darum : Ein gelassenes Leben und den Spass an der Sache. Da ist Leben und Arbeiten eben mal dasselbe, so wie es sein sollte. Und das sind die Fakten. Ideologie und Mythos, oder meinetwegen schlecht kaschierte Profilneurosen, sind das, was wir hauptsächlich bekämpfen, oder? Immerhin will hier keiner irgend einen "erziehen" oder "belehren" ... Dieser Vorwurf kommt doch höchstens aus der erzkonservativen Ecke, die gerne Sachliches und Persönliches verwechseln will.
Es geht also auch nicht darum ein Modell zu "propagieren". Vielmehr bin ich ganz einfach davon überzeugt , dass "wir" es anders machen können und auch müssen, denn so wie es jetzt läuft, kann es nicht weitergehen. Und so ein Mikroversuch wie eine Zeitung ist ja nur einer unter vielen. Die Brisanz der Lage wird einem hier in FR durch ganz andere Phänomene klar, die die Intabilität der Situation verdeutlichen. Der Konflikt liegt in der Luft, und das nicht erst seit November. Es ist aber der Konflikt mit dem sich entwickelnden "anderen". Nur aus dieser Reibung ensteht eine andere Welt , eine Dynamik.
Wir machen übrigens nicht nur eine Zeitung. Wir betreiben auch eine Schule und haben seit neustem ein kolektives und unabhängiges Bio-Landwirtschaftsprojekt in den Startlöchern. Nebenbei bekämpfen wir mit Erfolg auf regionaler Ebene den Missbrauch der verbleibenden "Natur"flächen und die zunehmende Privatisierung kommunalen Eigentums durch sinnlose Bau- und Großprojekte. Ja, auf dem Land ist es etwas einfacher, schon weil alles viel persönlicher ist.
Der Freitag ist keine linke Zeitung. Das ist das Problem.
Eine linke Zeitung würde sich hauptsächlich mit der fehlgeleiteten deutschen
und somit europäischen Wirtschaftspolitik des Exportnationalismus und die
Folgen für die Arbeitnehmer beschäftigen und sich nicht als Sturmgsschütz
der russischen Oligarchie missbrauchen lassen!!
Stimmt - auch ich war mal Jahre lang Hilfsbademeister für die Schulklassen, weil die Kommune sich keinen leisten konnte . :-), aber Spass muss es machen , oder? Der Kampf ist hart, da hast du recht, aber mit der Zeit ist zu bemerken, dass das Sein, um es mal klischeehaft zu abstrahieren, wichtiger wird als das Haben.
Es werden mit der Zeit mehr Leute, die merken , dass es keine Zurück mehr gibt, sondern nur die Flucht nach vorne . Und an sich sind das auch alle schon aus dem Kaputalismus gewohnt, nur brauchten sie da meist nicht selbst die Verantwortung übernehmen, und die Initiative schon gar nicht. Ist diese Schwelle erst mal überschritten, dann gehts. Und 'ne "Garantie"gab's ja ganz offensichtlich noch nie.
"Es geht ... um Anerkennung."
Genau. Und Anerkennung ist einzige Währung, mit der guter, ehren(sic!)amtlicher Content zu ergattern ist. Und eigentlich auch die einzige, in der ausgezahlt zu werden Leute erwarten, die freien Willens Zeit und Energie aufbringen (nicht opfern), um das Netz zu einem - aus ihrer Sicht - reichhaltigeren Ort zu machen. Es geht um Likes. Mit den Likes kommt die Lust. Das ist der Antrieb. Eine Kleinigkeit gewinnen zu können ist nett, aber doch nur ein Gimmik; in dem noch das ungesunde Potenzial schläft, selbst zum Zankapfel zu werden. Die Sternchen, die "Meist..."-Listen, die Empfehlungen; ihr wisst doch: Wo Gewinner sind, sind immer auch Verlierer. Für einen Text, in den merklich etwas investiert wurde, Zeit, Hirn, Herzblut, whatever, KEINE Empfehlung zu bekommen, ist wie ein unausgesprochenes Dislike. Das muss euch klar sein. Und übrigens auch, dass gehaltvolle Texte, die ihr nicht zu Branchen-üblichen Preisen einkauft, wohl in den seltensten Fällen auf der Linie liegen, von der ihr politisch zum Verrecken nicht abweichen wollt. Ich darf mal behaupten, mehr als nur ungefähr zu wissen, wie ein Text in Form und Inhalt aussieht, den ihr kaufen und drucken wollt. Aber ihr sucht keine Auftragsschreiber. Ihr sucht Leute, die keinen Auftrag haben - und auch gar keinen haben wollen, by the way. Bloggen, das ist doch die Freiheit, sagen zu können, was man sagen will, angstfrei und geradeaus, ohne Rücksicht auf Anderleuts Agenda. Und das Wort "Agenda" benutze ich ganz bewusst. Denn Unabhängigkeit hin oder her; wer sich im Netz politisch äußert, will selbstverständlich immer auch etwas bewirken. Und da erinnern wir uns, dass der liebe Gott vor die Anerkennung die Aufmerksamkeit gesetzt hat. Ohne Aufmerksamkeit erntet man im Netz ja nicht mal Ablehnung. Selbst eine neue Kategorie "Nicht empfohlenes Blog" brächte euch wahrscheinlich unentgeltlich hergegebenen Texten näher. Lustiger wäre das auf jeden Fall. Oder: Statt binär (B vs. EB) könnte eine sichtbare, redaktionelle Bewertung eines jeden Blogbeitrages erfolgen; mit Sternchen - oder gib mir Schulnoten. Aber letztlich bleibe ich dabei: Wie der Garten, so die Zaungäste. Believe it or not: Ich selbst kann mich das Putinputinputin schon seit Jahren selbst nicht mehr tippen hören. Viel lieber würde ich Texte schreiben dürfen, die meine ureigene politische Meinung behinhalten, mit all diesen quälend komplizierten Fürs und Widers, ohne vorher schon wissen zu müssen, dass es zwar viele Leute im mittleren linken Spektrum gibt, die die Sache ganz ähnlich sehen - nur eben nicht hier. Top-down. Und weil das so ist, kommt ihr nicht an sortierte Leute, die reflektierte Texte schreiben können - und es auch tun. Ende.
"Der Freitag ist keine linke Zeitung. Das ist das Problem."
Das ist wohl so .
Nur "das Sturmgeschütz der russischen Oligarchie" ist etwas, das ich nun nicht so klar erkennen kann wie Sie. Worin äußert sich das genau?
Zur fehlenden Kritik am deutschen "Exportnationalimus" müsste ja ein Sturmgeschütz der deutschen Oligarchie viel besser passen, oder ? Denn die und die russsiche nehmen sich ja nicht viel ... und die US-amerkanische und europäische oder französische oder luxemburgische usw. usf. ... ist doch alles dasselbe, oder?
Ja, Genossenschaften könnten eben ein Modell sein. Und sind es zum Teil ja auch schon. Wenn auch noch nicht vollkommen. Auch etwa die genossenschaftliche Junge Welt etwa muss ja noch am Kiosk verkauft werden. Gratis geht also ohnehin nicht. Du berichtest so ja auch von eurer Lokalzeitung. Nun, und gerade wenn investigativ, international und mit einer regelmäßigen Erscheinungsweise täglich oder wöchentlich gearbeitet werden soll, braucht es schon etwas mehr als Ehrenamt und reine Materialkosten.
Lieber Jan,
ich musste Deinen Beitrag gleich zwei Mal lesen, um sicher zu gehen, dass aus den vielen Worthülsen tatsächlich einsam ein einziger Tropfen, genauer: ein Tropf quillt - der irgendwie vergütete Blogger.
Nach den anfangs zweitrangigen "Online-Journalisten" (ich gebe jetzt mal übel an: deren position negligible habe ich vor 10 Jahren -> hier festgestellt ["Journalisten die sich in angeblich heterogene künstliche Berufsgruppen haben aufteilen lassen"], vor wenigen Tagen hat das Arthur Sulzberger im Interview mit dem SPIEGEL bestätigt ["a caste system in the newsroom with traditional journalists and then a lower caste of people in digital roles"] und noch ein paar Dinge mehr gesagt) würden nun die ganz billigen Plätze besetzt. Ist diese Form des, sagen wir einmal: Outsourcings zielführend, wenn zB. Sulzberger meint, erfolgreich sei "journalism that takes time, that takes travel, that takes expertise, that takes lawyers and fact-checking"?
Dabei geht es nicht nur um "Anerkennung" für Blogger (von der schrieb ich ebenfalls, schon vor 7 Jahren -> hier, dazu die lesenswerten Kommentare), sondern natürlich auch um Rückendeckung. Relotismus unterstelle ich niemandem, aber der Umgang mit Petra Reski bei der Freitag war genau die Form fehlender Rückendeckung gegenüber einem Profi, der mich nichts Gutes in Richtung der Amateure ahnen lässt. Sie wäre aber angesichts einer wie auch immer gearteten Vergütung (auch das Gratis-Abo ist eine Vergütung!) unausweichlich. Die steuerliche Seite spreche ich erst gar nicht lange an, ich vermerke sie.
Eine Besonderheit gilt für Übersetzungen. Ich habe die Autoren der Originaltexte immer um Erlaubnis gefragt und meine fehlenden Finanzinteressen hervorgehoben. Das entfiele, und ich weiß nicht, wie dann reagiert würde.
Schließlich: Das Zuckerl einer "Anerkennung" dafür, dass ggfs. auch die Blogosphäre hinter einer Bezahlschranke verschwindet, wäre praktizierte Homöopathie – viel Glaube an die Kräfte des Marktes mit der absehbaren Folge, die Blogosphäre mangels Interesse zu einer vernachlässigbaren Kleinigkeit verkommen zu lassen. Der Guardian zahlt regelrecht für die Blogs, hat dementsprechend ein Staff an Schreibern (und Betreuern in der Redaktion) und bietet die Blogs durch die Bank gratis an. Eine ähnlich strukturierte Blogosphäre hat Le Monde, bei Il Fatto Quotidiano wird nichts gezahlt, aber immer unter bürgerlichem Namen gepostet.
Es gäbe also eine ganze Palette an Möglichkeiten, wobei stets die Frage im Vordergrund steht: Was interessiert die Leser, und womit sind BloggerInnen zufrieden?
Best, ms
"Whatever Putin wants, Putin gets." [vor 4 Tagen]
"Wo aber der Minimalkonsens fehlt, dass an Putins Politik nicht alles links und an Palmers Politik nicht alles rechts ist, kann kein Mehrwert entstehen." [vor einem Tag]
"Believe it or not: Ich selbst kann mich das Putinputinputin schon seit Jahren selbst nicht mehr tippen hören."
Das kann ich nicht so ganz glauben...
Lieber Marian,
Nochmal: Es bliebe erstmal alles wie bisher. Nichts würde hinter einer Paywall versteckt, was bis jetzt nicht eh schon hinter einer ist – auf digital.freitag.de oder eben auf Papier. Aber das von dir so titulierte „Zuckerl“ bekämen diejenigen, deren Beiträge redaktionell empfohlen würden. Zukunftsmusik im Konjunktiv ist es zudem.
Was du des Weiteren mitunter vorschlägst, ist – ob nun wissentlich oder nicht – ein Modell, das mitunter auch die Zeit damals angeschoben hat. Wenn ich mich recht entsinne, ist es vor allem unter den Bloggern hier auf viel Gegenliebe gestoßen. Nicht. Also: Really, bezahltes Bloggen bzw. unter Klarnamen bzw. mit redaktioneller Vorprüfung – der Rest verschwindet im Nirgendwo? Kann man natürlich machen. Aber dann sag's halt auch klar und deutlich. Es soll ja hier Leser geben, die kein Freund der Worthülse sind. ;)
Eine Randbemerkung: Es wird hier mitunter wieder auf jene Person scharf geschossen, die nach wie vor an „das hier“ glaubt. Vieles der Kritik mag zutreffen, der Adressat bin aber – wenn ich es recht überblicke – meist nicht ich.
Besten Gruß,
JJK
//Es wird hier mitunter wieder auf jene Person scharf geschossen, die nach wie vor an „das hier“ glaubt. Vieles der Kritik mag zutreffen, der Adressat bin aber – wenn ich es recht überblicke – meist nicht ich.//
Ob "scharf geschossen" eine angemessene Metapher für zivilisiert vorgetragene Kritik und Unmutsäußerungen ist, mal dahingestellt...
Der zweite Satz beschreibt einen Teil des Problems: Der eine, ansprechbare, für Community-Belange Zuständige ist gleichzeitig: wieder eigentlich nicht zuständig. Kann auch nix dafür, würde auch gerne anders, hat auch keinen Einfluss. "Glaubt" aber an "das hier", immerhin. Zuständig/ verantwortlich/ Adressat von Kritik wäre dann, wenn ich das richtig verstehe, wieder mal gar keine beteiligte Person, sondern ein "System". Das lässt sich zwar kritisieren, hat aber kein Auge, kein Ohr, keine Antwort - nur einen Hausmeister, der doch selber drunter leidet. Den man unter diesen Umständen gar nicht weiter belästigen möchte.
Och, Leute. Kann ich die Blattlinie ändern? Bin ich die Rechtsabteilung? Die Chefredaktion? Habe ich Personalverantwortung? Geht es darum im Text überhaupt? Ich verstehe das doch alles. Ihr könnt es mir auch gerne erzählen, ich nehme es auch auf und wahr und gebe es gerne weiter. Aber eigentlich adressiert ihr jemand anderes. Das wisst ihr, das weiß ich. Mehr wollte ich gar nicht sagen.
Besten Gruß,
JJK
Ich sach nur, Jan, sach ich, Du hast Deine Chefs falsch erzogen :)
Da, lieber Marian, sind wir uns wirklich vollkommen einig. :)
"... ist doch alles dasselbe, oder?"
Wenn sie wirklich der Meinung sind, sie hätten NUR die Wahl, durch WEN sie
sich als Zeitung missbrauchen lassen, haben sie sich ja schon selbst die Antwort
gegeben, weshalb "Der Freitag" keine linke Zeitung ist!
"Nun, und gerade wenn investigativ, international [...] gearbeitet werden soll, braucht es schon etwas mehr als Ehrenamt und reine Materialkosten
nicht umbedingt : hier mal schauen : Nafeez Ahmed ist ein bekannter, ehemaliger Journalist des Gardian , der sich selbsttändig gemacht hat, bzw wurde , weil er zu investigativ war . Die Plattfoerm lebt nur von Spenden und ist 1A investigativer Journalismus von Weltklasse. Lies mal rein oder schau Dir nur mal die Themen an
Diese Antwort ist leider nicht sehr aussagekräftig, u.A. weil ich ja schon zugestimmt hatte, dass der Freitag keine linke Zeitung ist. Nur den Unterschied zwischen den Oligarchen sehe ich halt nicht. Kapital ist Kapital und Oligarch ist Oligarch.
Und übrigens: Ich lasse mich von keinem missbrauchen, von keiner Zeitung und auch nicht als Zeitung.
Was war aber jetzt mit dem "Sturmgeschütz der russsischen Oligarchen" , wie erkennt man das?
Wo wir schon über Rahmenbedingungen parlieren: Wie schätzen Redaktion und Verlag das hier ein?
Ich persönlich halte es da mit Kollege Hurtz. https://www.sueddeutsche.de/digital/upload-filter-eu-urheberrecht-zensur-1.4329775
(Ich weiß, dass das die Frage nicht beantwortet hat, aber ich denke ähnlich.)
Demnächst wird man wohl wieder mal sagen: Alles weitere im Brief. Wenn die aufgehende Online-Diktatur allerdings mit der beliebten Öko-Diktatur fusioniert, wird Papier, nach dem Bargeld wohl eingestampft, weil ist aus Holz, schlecht fürs Klima. Am Ende werden wir die Welt retten und niemand hat mehr Spaß daran in ihr zu leben. Hoffentlich ist man wenigstens konsequent und verteilt glücklich machenden Drogen, die App erinnert dann daran, sie auch pünktlich einzunehmen.
Hat zwar nur am Rande mit dem 'eigentlichen' ArtikelThema zu tun, aber ich muss wiederholen, nein steigern, was ich vor ein paar Jahren schon mal sagte: Allergrößtes Kompliment an die, die die Auswahl der Bilder online vornehmen: mal den Text konterkarieren, mal illustrieren, mal plakatieren -immer treffsicher und nachwievor eine Freude fürs Auge und das Gehirn. Danke dafür.
Zu 'meckern' habe ich nichts, wahrscheinlich, weil ich immer noch nicht begriffen habe, was 'links' ist, weil ich mich beim queerbeet lesen immer wieder beim 'Vermehren der Einsichten' ertappe.
Für die Redaktion erhoffe und wünsche ich zum Durchhaltevermögen, dass Anerkennung und finanzielle Gegenleistung des Verlegers jenem Arbeitsaufwand gemäß ist.
"Das kann ich nicht so ganz glauben..."
Ist nicht schlimm. Das kann man ja üben.
"Aber eigentlich adressiert ihr jemand anderes. Das wisst ihr, das weiß ich."
Und ich weiß es auch. Wer, wenn nicht ich. Was ich mich nach "ich nehme es auch auf und wahr und gebe es gerne weiter" aber frage:
Ging ich all die Jahre fehl in der Annahme, dass die Chefredaktion auch selbst in den Kommentaren liest; wenigstens hin und wieder mal ein bisschen?
Ich stimme Ihnen voll zu insbesondere was Sascha Lobo anbelangt. Seitdem ich hier kommentiere, kritisiere ich die Sascha Lobos Einsatz für die Kostenloskultur zumal seine Lobo Spon-Beiträge und andere Einlassungen bei Funk, Fernsehen und Print-Medien wohl kaum (sinnigerweise) für lau hergibt..
Vielen Dank für die Blumen!
Besten Gruß,
JJK
Ist er denn (immer noch) im Namen der Kostenloskultur unterwegs? Soweit ich mich erinnere, ging seine Kritik damals eher in die Richtung, dass er – wie ich finde korrekt – festhielt, dass man sich über „Piraterie“ nicht beschweren dürfe, wenn man selbst keine legalen, konsumerablen Angebote vorhielte. Aber das ist sehr Gedächtnisprotokoll.
Besten Gruß,
JJK
Hm, wie ich der Diskusion zwischen Dir und Marian entnehme, ist Dein Beitrag eine Vorbereitung auf die Paywall. Nachdem etliche BloggerInnen sich verabschiedet haben, weil die schönen Features, denen viele Diskussionsrunden, angeregt durch die Redaktion,vorausgingen fürs Bloggen und Kommentieren einfach versenkt wurden (Stichwort:Anerkennung!). Ich denke hier z.B. an 'spotti ' resp Zylvia Auerbach und viele mehr.
Nun, ich bezahle meinen zwei Patenkindern den DF -Print. Print - das war die Bedingung, dass meine Kollegin zustimmte, dass dF für unsere 'Kundschaft' (neben dZeit, Märkische...) ausliegt resp. bezahlt wird.
Sollte ich das künftig als eine, die für lau onlinegelesene Artikel kommentiert, dokumentieren? ;)
»spotti« macht sicherlich Aua – zumal auch ich hier den stufenweisen Rückzug aus dFC recht gut mitbekommen habe. Ansonsten ist der Community-Garten, um es einmal im Duktus unseres Verlegers zu formulieren, ziemlich verwahrlost. Wir haben hier eine Menge Durchgangsverkehr, und auch die (dagebliebene) Kern-Bloggerschaft zeichnet sich stark dadurch aus, dass Diskussionen ausschließlich noch in bestimmten Zirkeln mehr oder weniger gleich »Tickender« geführt werden. Das ist sicher nicht ausschließlich ein Mechanismus, für den ausschließlich der Freitag oder die On-Redaktion verantwortlich gemacht werden kann. Allerdings ist es schon so, dass fundiertere Input-Vorstellungen schlicht abprallen oder versickern – gemäß der ja bereits offiziell auch schon öfters verkündeten Linie, dass man für diesen Bereich nichts mehr weiter zu tun gedenkt.
Eine Folge dieses Zustandes ist, dass exakt zwei (!!) langjährige dFC-Foristen regelmäßig im Print-Freitag Beiträge veröffentlichen dürfen. Ich will ja nicht unken; trotzdem an Jan Kasper an der Stelle die Frage: Was macht ihr denn, wenn diese zwei in sagen wir mal: 40 Jahren tot sind?
Lobo hat die Kostenloskultur schon recht laut propagiert. Soweit ich den noch verfolge, hat der inzwischen andere Dinge auf dem Schirm.