Netzschau: Eine IP ist eine IP ist eine IP

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Von Wikileaks, Götterboten, fremdem Leben, Rissen und Bloggermädchen. Eine Netzschau kurz vor dem Wochenende

Es dreht sich vieles um Wikileaks dieser Tage, so auch hier. Aktuell napft Amazon ordentlich Fett – und verweigert Assanges Trupp den Dienst:

“Amazon hat auf den Vorwurf reagiert, man habe Wikileaks auf Druck der US-Regierung hin als Kunde rausgeschmissen. Das sei nicht korrekt, man habe Wikileaks lediglich rausgeschmissen, weil die in der Cloud gehosteten Daten die eigenen AGB verletzten.” Netzpolitik

“Die Geschäftsbedingungen von Amazon Web Services AWS, der Hosting- und Cloud-Sparte von Amazon, sähen vor, dass der Kunde die Rechte an den Inhalten halte und deren Einsatz niemandem Schaden zufüge. "Es ist klar, dass Wikileaks nicht über die Rechte an den vertraulichen Dokumenten verfügt", argumentierte Amazon nun.” Heise

“It's not clear, even given this, that hosts such as Amazon.com could also be tried under the Espionage Act. A spokesperson for WikiLeaks claims the organization's actions are completely legal.” ReadWriteWeb

Udo Vetter kontert mit der IP-Adresse des Tages.

Auf inhaltlicher Ebene beschäftigen sich Wolfgang Michal auf Carta und Don Alphonso im Meeda-Interview mit dem Phänomen Wikileaks:

“Nein, WikiLeaks ist kein Gegenmodell, auch keine Assoziation der Freien und Gleichen, und die Plattform weist keinen Weg in die Zukunft. Denn von der staatlichen und kommerziellen Geheimniskrämerei ist WikiLeaks nur die andere Seite der Medaille. Die Verräter stellen uns aber vor eine unangenehme Situation: Sie liefern die Informationen – die Konsequenzen müssen wir schon selber ziehen.” Carta

“Wikileaks deckt auf, woran es ein begründetes Interesse der Öffentlichkeit gibt. Andere rennen in der Nacht zu Privathäusern, die bei Streetview verpixelt und bei einem Internetpranger identifiziert sind, und bewerfen sie mit Eiern. Da sehe ich schon einen Unterschied.” Meedia

Ebenfalls auf Meedia erklärt Merkur-Chefin Christiane Florin nicht ganz ohne Pathos, warum ihr Blatt als Beilage für die Zeit eine Segen ist. Nun gut:

"Geboren aus dem Geist einer Vernunftehe zwischen einer auflagenstarken Grande Dame von der Alster und einem ziemlich zierlichen Götterboten vom Rhein, kann aus der Kooperation ein starkes Gespann werden." Meedia

Die Mädchenmannschaft sucht unterdessen die Bloggerin des Jahres, besser gesagt das “Bloggermädchen”. Der Titel mag zweifelhaft klingen, gut gemeinte Vorschläge kann und sollte man trotzdem in den Kommentaren abgeben:

Bloggermädchen des Jahres, Mädchenmannschaft

Durch Deutschland geht wieder ein Riss, ein digitaler. Dies zumindest will Politik Digital wissen:

“Laut der Studie gibt es eine digitale Spaltung der Gesellschaft. So ließe sich bei der Gruppe der „Digitalen Außenseiter“ eine überwiegend geringe formale Bildung, ein Durchschnittsalter von 64,9 Jahren und ein unterdurchschnittliches Haushaltseinkommen feststellen. Die „Digitalen Profis“ dageben weisen eine hohe formale Bildung, ein Durchschnittsalter von 38,4 Jahren und das höchste durchschnittliche Haushaltseinkommen aller Nutzertypen auf. “ politik-digital.de

Martin Weigert stellt derweil auf Netzwertig unter anderem fest, dass der durchschnittliche Deutsche 56,8 Freunde hat. Na denn man tau:

“Ein Teil der Untersuchung thematisiert die Typologie der in Deutschland relevanten Netzwerke. Unter anderem wurden die Studien-Teilnehmer dazu befragt, wie viele Mitgliedschaften bei Social Networks sie besitzen. Von den 1000 Befragten gaben 663 an, zumindest bei einem Anbieter ein Konto zu haben. Damit sind 66,3 Prozent der deutschen Internetnutzer bei einem sozialen Netzwerk aktiv.” Netzwertig

Die Tagesschau hat das Große im Blick und bringt eine gewagte These ins Spiel:

“In der Untersuchung analysierte der Geograf Barney Warf Ursachen, Art und Ausmaß von Einschränkungen beim Internetzugang. Außerdem untersuchte er Proteste gegen die Zensur. Sein Fazit: An Einschränkungen der Internetnutzung lasse sich ablesen, wie weit entwickelt und offen das politische System eines Landes sei.” Tagesschau.de

Kleine Randnotiz: es gab Zeiten, in denen ich kaputte Brillen getragen habe. Außerdem hat die NASA neues Leben gefunden.

Edit: Julian Assange beantwortet Leserfragen beim Guardian.

Foto via Rebel:Art – eine Seite, auf der Bürgerdialog Groß geschrieben wird.

Die letzte Netzschau findet sich hier.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Jan Jasper Kosok

Online-Chef

Jan Jasper Kosok studierte Wirtschaftswissenschaften in Berlin, verdingte sich im Nachtleben und gründete 2007 mit Teresa Bücker das Blog Knicken // Plakative Platzierungen, welches sich mit Musik und Popkultur beschäftigte. 2009 kam er zum Freitag, um beim Aufbau des Webauftrittes zu helfen. Seit 2011 ist er verantwortlicher Redakteur für Online und Community und hat seitdem mehrere Relaunches begleitet. Er beschäftigt sich mit den sozialen Auswirkungen von zu hohem Internetkonsum und fürchtet sich davor, nicht verhindern zu können, ein alter weißer Mann zu werden.

Jan Jasper Kosok

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