Auch der PiS-Chef liest sie

Porträt Olga Tokarczuk erhält den Literaturnobelpreis. In Polen ist sie eine Ikone der Linksliberalen – und doch schwer fassbar
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 42/2019
Bevor sie Schriftstellerin wurde, arbeitete sie als Therapeutin. Heute zählt sie zu den prominentesten Kritikern der Regierungspartei
Bevor sie Schriftstellerin wurde, arbeitete sie als Therapeutin. Heute zählt sie zu den prominentesten Kritikern der Regierungspartei

Foto: Sascha Schuermann/AFP/Getty Images

Wer weiß, ob Polens faktischer Alleinherrscher Jarosław Kaczyński nicht ein verkappter Fan Olga Tokarczuks ist. Die frisch gekürte polnische Literaturnobelpreisträgerin hatte vor fünf Jahren ihr bisheriges Magnum Opus veröffentlicht, Die Jakobsbücher. In dem nun auch auf Deutsch erschienenen und „über sieben Grenzen, fünf Sprachen und drei große Religionen“ führenden Werk zeichnet Tokarczuk die bewegte Vita des mythenbehafteten religiösen jüdischen Führers Jakob Frank nach. Dieser hatte sich, im einst multiethnischen Polen des 18. Jahrhunderts, als neuen Messias gesehen und durch sein Charisma Tausende Anhänger um sich geschart. Das monumentale Werk war für die schwedische Akademie mit ausschla