Olga Tokarczuks „Empusion“: Eine feministische Variation des „Zauberberg“

Heilung In ihrem Roman „Empusion“ rückt die 61-jährige Literaturnobelpreisträgerin Olga Tokarczuk den „Zauberberg“ meisterhaft in eine weiblich-feministische Perspektive
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 20/2023
Literaturnobelpreisträgerin Olga Tokarczuk
Literaturnobelpreisträgerin Olga Tokarczuk

Foto: Imago/NurPhoto

Olga Tokarczuk sagte im Juni 2022 bei einer Lesung in Krakau nach der polnischen Premiere ihres neuen Romans „Es ist kein Buch, das gegen die Männer gerichtet ist“. Dass sie das sagen wollte, hat durchaus Grund: denn die erklärte Feministin zeichnet in ihrem nun auch auf Deutsch erschienenen Buch die Männer in keinem guten Licht. Es sind Männer, die anno 1913 im seinerzeit deutschen Sanatorium in Görbersdorf in Schlesien auf Heilung von der Tuberkulose hoffen. Der kleine Ort, das heute polnische Sokołowsko, wurde im 19. Jahrhundert durch eine neuartige Behandlungsmethode zum Vorbild für den Schweizer Kurort Davos – jenen, in dem Thomas Manns Der Zauberberg spielte. Auch sonst sind die Bezüge zu Manns Großwerk mannigfaltig ̵