Der Plagiator

Plagiat Karl-Theodor zu Guttenberg soll Teile seiner Doktorarbeit abgeschrieben haben. Der Plagiatsskandal geht aber noch viel weiter, wie der "Freitag" enthüllt

Der Bremer Jura-Professor Andreas Fischer-Lescano will herausgefunden haben, dass Verteidigungsminister und Polit-Strahlemann Karl-Theodor von und zu Guttenberg bei seiner 2006 an der Universität Bayreuth eingereichten Doktorarbeit an mehreren Stellen abgeschrieben haben soll. Das berichtet die Süddeutsche Zeitung an diesem Mittwoch. Während einige Freigeister Guttenberg nun schon als neuen Helden der Mash-Up-Kultur feiern, verurteilen ihn andere hingegen als dreisten Plagiator. Der Skandal zieht aber noch viel weitere Kreise als bisher vermutet. Wie der Freitag nun enthüllt, beschränkt sich das Plagiieren bei zu Guttenberg nicht nur auf die Dokotorarbeit – es ist sein Lebensprinzip. Er eignet sich Teile anderer Persönlichkeiten (plagium, lateinisch für „Menschenraub“) systematisch an. Hier eine kleine Auswahl der dreistesten Plagiats-Fälle:

Franz Josef Strauß Niemand kann in der CSU Karriere machen, ohne sich mit dem Erbe des Größten CSU-Vorsitzenden aller Zeiten auseinanderzusetzen. Bei Karl-Theodor zu Guttenberg hat diese Auseinandersetzung allerdings geradezu zu einer Anverwandlung körperlicher Eigenschaften geführt, wie Fernsehbilder eindrucksvoll belegen. Guttenberg hat Straußs kleines Hüpfen während des Redens so vollendet plagiiert, dass selbst kritische Polit-Analysten schon davon sprechen, der Geist von FJS sei wahrhaftig in den Körper von KTzG gefahren. Aber sehen Sie selbst...

Kai Diekmann Irrtümlicherweise werden Guttenbergs zurückgegelte Haare oft mit zu häufigem Schauen von Wall Street I in seiner Jugend in Verbindung gebracht. Obwohl KTzG auch kurz im Finanzwesen aktiv war, ist aber nicht Gordon Gecko dafür verantwortlich, dass der Verteidigungsminister eine Frisur trägt, die auch an der afghanischen Front immer richtig sitzt – sondern Geckos deutscher Wiedergänger Kai Diekmann. Die Haare des Bild-Chefs und taz-Genossen zu plagiieren, bringt Guttenberg einen unschätzbaren Vorteil: Trotz des proletarischen Gestus seiner Zeitung hält Diekmann den Adligen für Seinesgleichen, was dem Freiherrn bei kleineren oder größeren Betriebsunfällen der Bundeswehr publizistische Schützenhilfe einbringt.

Helene Hegemann Im Jahr 1 nach Axolotl Roadkill kann natürlich niemand über den Plagiatsvorwurf nachdenken, ohne den Namen Hegemann sofort mitzudenken. Wer immer auch das Buch geschrieben hat (war es nun Blogger Airen, Papa Hegemann oder jemand ganz anderes?), das Prinzip Plagiieren hat Guttenberg jedenfalls von Helene Hegemann plagiiert. Wie viel Erfolg man damit haben kann, hat sie eindrücklich vorgeführt.

Frank Sinatra Einen seiner bleibendsten Auftritte hatte KTzG gleich zu Anfang seiner Zeit als Wirtschaftsminister. Auf einem USA-Trip posierte er für die Fotografen vor der Glitzer-Fassade des New Yorker Times Square. Die ikonografischen Bilder, die bei dieser Gelegenheit entstanden, sind natürlich – ohne allzu große Änderungen – von Frank Sinatra übernommen. Der sang sein New-York-schläft-nie-Lied wegen der höheren Gagen zwar am liebsten in Las Vegas, aber die Wüstenstadt glitzert im Dunklen ja mindestens genauso hell wie der Times Square.

Gustav Gans Am offensichtlichsten zu Tage tritt Guttenbergs dreistes Plagiieren aber bei einer Person aus Entenhausen. KTzG imitiert ganz frech Donald Ducks Vetter Gustav Gans. Dieser macht sich keine Sorgen über die Zukunft, strengt sich nicht besonders an und verlässt sich ganz auf sein Glück. Genauso wie Gustav Gans kann sich auch Guttenberg darauf verlassen, dass sich sein Schicksal immer wieder zum Guten wendet. Nachdem ihn etwa der Spiegel Ende 2009 als den "Entzauberten" auf den Titel hob, feierte das Magazin ihn knapp zehn Monate später dafür um so größer als neuen Bürgerkönig. Die Erfahrung lehrt also – auch aus den jetzigen Plagiatsvorwürfen wird Karl-Theodor von und zu Guttenberg nur noch stärker hervorgehen.

der Freitag digital zum Vorteilspreis

6 Monate mit 25% Rabatt lesen

Geschrieben von

Der Freitag im Oster-Abo Schenken Sie mutigen Qualitätsjournalismus!

Print

Entdecken Sie unsere Osterangebote für die Printzeitung mit Wunschprämie.

Jetzt sichern

Digital

Schenken Sie einen unserer Geschenkgutscheine für ein Digital-Abo.

Jetzt sichern

Dieser Artikel ist für Sie kostenlos. Unabhängiger und kritischer Journalismus braucht aber Unterstützung. Wir freuen uns daher, wenn Sie den Freitag abonnieren und dabei mithelfen, eine vielfältige Medienlandschaft zu erhalten. Dafür bedanken wir uns schon jetzt bei Ihnen!

Jetzt kostenlos testen

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden