Ein Vorort von München, ein kleiner Bungalow in einer Straße, in der alle Häuser gleich aussehen, bundesrepublikanische Normalität. Hier wohnt Max Mannheimer, der eigentlich nach dem Zweiten Weltkrieg als Auschwitz-Überlebender nie wieder nach Deutschland zurückkehren wollte. Dann folgte er aber seiner zweiten Ehefrau, einer Sudetendeutschen, 1946 aus der Tschechoslowakei nach Bayern. Mannheimer ist einer der letzten Zeitzeugen, die noch vom Holocaust berichten können. Seine Haushälterin öffnet die Tür. „Kommen Sie herein“, ruft er um die Ecke. Er sei nicht mehr gut zu Fuß. Er bittet ins Wohnzimmer. Durch das Panoramafenster blickt man auf einen kleinen Garten, an der Wand hängen große Klecksbilder, von ihm selbst angefertigt. Die Haushälterin bringt Tee. Mannheimer unterhält sich auf Polnisch mit ihr. Die Sprache habe er im Lager gelernt, sagt er beiläufig.
Der Freitag: Herr Mannheimer, wie spricht man über Auschwitz?
Max Mannheimer: Das ist sehr schwierig. Viele Überlebende können gar nicht darüber reden. Ich habe auch 18 Jahre geschwiegen – und lieber Bilder gemalt, um damit fertig zu werden.
Wann hat sich das geändert?
1964 ist meine zweite Frau an Krebs gestorben. Einige Monate darauf hatte ich eine Operation, weil eine Zyste in meinem Unterkiefer entdeckt wurde. Der Assistenzarzt wollte mir danach den Befund bringen, dass alles in Ordnung sei. Er hat ihn aber dreimal vergessen. Da dachte ich, es handele sich um eine barmherzige Lüge, ich hätte auch Krebs und müsste sterben. Deshalb habe ich für meine damals 17-jährige Tochter, mit der ich nie vorher darüber gesprochen hatte, meine Erfahrungen aufgeschrieben. Ich dachte, ich bin ihr das schuldig. Die ganz grausamen Dinge habe ich weggelassen.
Wie hat Ihre Tochter auf die Aufzeichnungen reagiert?
Ich habe sie ihr ein paar Wochen nach meinem Krankenhausaufenthalt gegeben, als ich wusste, dass ich doch keinen Krebs hatte. Sie sagte nichts dazu. Sie war es nicht gewohnt, darüber zu sprechen – genausowenig wie ich. Es ist in den Familien der Überlebenden nicht üblich, den Kindern davon zu erzählen. Bis heute hat meine Tochter nichts dazu gesagt, außer dass sie nur hin und wieder Auszüge lesen konnte, aber nie das Ganze in einem Stück. Sie hat die Aufzeichnungen aber an die Gedenkstätte in Dachau weitergeleitet.
Was dazu führte, dass sie schließlich veröffentlicht wurden.
1985 wurde ich von der Leiterin der Gedenkstätte gefragt, ob man meine Aufzeichnungen veröffentlichen könne. Ich stimmte zu. Und durch die Veröffentlichung kamen viele Anfragen für Vorträge.
Vor denen Sie zunächst Angst hatten ...
Ich hatte schreckliches Lampenfieber, weil ich noch nie als Redner aufgetreten war. Und ich hatte Angst davor, den Blick wieder zurück in meine Vergangenheit zu richten. Ich merkte aber bald, das öffentliche Auftritte für mich auch eine Form der Therapie waren. Die Zuhörer ersetzten den Therapeuten, und statt auf der Couch zu liegen, stand ich am Rednerpult. Die ersten Male konnte ich das allerdings nur mit Beruhigungstabletten durchstehen. Ich habe dann gelernt, emotionslos zu erzählen.
Um sich selbst zu schützen?
Zum einen. Zum anderen traut sich auch keiner mehr eine Frage zu stellen, wenn ich weine, wenn ich von der Nacht vom 1. auf den 2. Februar 1943 berichte.
In dieser Nacht kamen Sie mit Ihrer Familie mit einem Transport in Auschwitz an.
Meine Eltern, meine Schwester und meine Ehefrau wurden bei der Selektion aussortiert. Man registrierte sie gar nicht, sie wurden noch in derselben Nacht getötet. Zwei meiner Brüder überlebten Auschwitz ebenfalls nicht. Nur mein jüngster Bruder Edi und ich kamen davon. Wenn ich heute Schülern davon erzähle, sage ich aber immer zuerst: Ich komme als Zeitzeuge, nicht als Richter oder Ankläger.
Sie empfinden es als Ihre Pflicht, davon zu erzählen?
Ja, denn was bedeutet es, dass in den Konzentrationslagern Millionen Menschen umgebracht wurden? Die Zahl allein beeindruckt, aber sie berührt nicht, wenn man nicht Einzelschicksale damit verbinden kann.
Seit 27 Jahren berichten Sie öffentlich von Ihren Erfahrungen. Hat sich in dieser Zeit etwas am Interesse der Zuhörer verändert?
Es ist etwas passiert, das ich so nicht erwartet hatte. Man hatte lange vermutet, dass es etwa 50 Jahre nach Kriegsende eine Zäsur geben würde, dass das Interesse nachließe. Das Gegenteil ist der Fall: Die heutige Urenkelgeneration will wirklich wissen, wieso ihre Urgroßmütter und Urgroßväter einem Massenmörder so lang die Treue hielten. Das kann ein junger Mensch, der in der Demokratie aufgewachsen ist, nicht verstehen.
Zum Jahrestag der Befreiung von Auschwitz am 27. Januar werden regelmäßig Studien veröffentlicht. Vergangenes Jahr stellte eine Umfrage fest, jeder fünfte Deutsche unter 30 kann mit Auschwitz nichts mehr anfangen.
Meine Erfahrung ist eine andere. In den Schulklassen gibt es ein großes Bedürfnis, die Dinge auch im Gespräch zu diskutieren, sie nicht nur in Büchern nachzulesen.
Als Nachweis, mit welchem Engagement er sich um die Erinnerungsarbeit kümmert, bittet Mannheimer seine Haushälterin, seinen Kalender zu holen. Auf langen Papierstreifen sind die einzelnen Tage angeordnet, fast jeder Tag hat einen Eintrag. Vorträge, Interviews, Gedenkveranstaltungen. „Wenn Sie das sehen, denken Sie wahrscheinlich, ich sei verrückt“, bemerkt er mit einem gewissen Stolz in der Stimme.
Was ist die häufigste Frage, die Ihnen Ihre Zuhörer stellen?
Die häufigste ist zugleich die schwierigste: Wie haben Sie überlebt? Dann muss ich immer sagen: Ich hatte einfach Riesenglück.
Was meinen Sie damit?
Es hing vieles von Zufällen ab. Und davon, ob man in einer bestimmten Situation intuitiv die richtige Entscheidung fällte.
Erzählen Sie bitte ein Beispiel.
In Auschwitz wurde ich einem Kommando für den Kanalisationsbau zugeteilt. Ein Mithäftling konnte da beim Ausrücken nicht richtig marschieren. Der Kapo – ein krimineller Reichsdeutscher, der unser Aufseher war – erkundigte sich, warum nicht. Der Häftling sagte, er leide an Magengeschwüren. Der Kapo sagte zu ihm, er habe ein gutes Mittel dagegen. Der Häftling solle mit ihm zum Geräteschuppen kommen. Dort hat er ihn dann mit einem Schaufelstiel erschlagen. Das war Alltag.
Und inwiefern hatten Sie Glück?
Wochen später hatte ich extreme Schmerzen in der Leistengegend und konnte selbst nicht richtig laufen. Als der Kapo mich sah, sagte er: „Du hinkst doch, setz’ dich in den Geräteschuppen.“ Mir war klar, dass er mich auch erschlagen wollte. Als er kam, sagte ich zu ihm: „Kapo Helmut, ich bewundere Sie. Diese Disziplin und den Respekt, den die Häftlinge vor Ihnen haben – Sie sind eine echte Führernatur.“ „Wirklich?“ „Bestimmt.“ Es schmeichelte ihm. „Setz dich an den Ofen und wärm’ dich auf“, sagte er zu mir und verschwand. Das hat mein Leben gerettet. Ich war schon damals kein schlechter Psychologe.
Sie haben versucht, sich in Ihr Gegenüber hineinzuversetzen?
Ja, das habe ich immer gemacht. Ich bin mit deutschen und tschechischen Kindern zusammen aufgewachsen. Und ich habe mich später oft gefragt, wie ich mich verhalten hätte, wenn ich kein Jude gewesen wäre. Diese Versuchung des Nationalsozialismus: Du bekommst ein Fahrtenmesser, du bekommst eine Uniform – ich bin nicht sicher, dass ich dem widerstanden hätte. Ich war nie ein Held. Deswegen kann ich nicht ausschließen, dass ich ein Mitläufer geworden wäre.
Das ist ein sehr starker Satz für einen Menschen mit Ihren Erfahrungen.
Mein extremster Vergleich ist der mit dem Polizeibataillon 101 in Hamburg. Es wurde als Einsatzgruppe in die Ukraine geschickt, um dort Juden und Ukrainer zu ermorden. Einige im Bataillon haben gesagt, das könnten sie nicht tun. Normalerweise wurde das als Befehlsverweigerung mit dem Tod bestraft. Es ist ihnen aber nichts passiert. Das wussten sie nur zu dem Zeitpunkt noch nicht, als sie sich weigerten. Ehrlich gesagt: Ich weiß nicht, ob ich zu denen gehört hätte, die sich entzogen haben. Die Menschen heute können sich die Situation in der Diktatur gar nicht mehr vorstellen: die Pressionen, die Drohungen, die ewige Angst.
Von anderen Opfern des Nationalsozialismus wurde Ihnen mitunter vorgehalten, Sie machten es Ihren Zuhörern zu leicht.
Ich stehe schon etwas abseits von den anderen Zeitzeugen. Sie konzentrieren sich mit ihrer Erinnerungsarbeit immer auf die Zeit der Verfolgung. Ich versuche auch die Ursachen, wie es dahin kommen konnte, zu berücksichtigen. Manche Leute fragen mich auch, ob es überhaupt einen Sinn hat, dass ich darüber spreche.
Was antworten Sie denen?
Das ist wie mit Medikamenten. Man weiß nie, wie der Körper sich verhalten würde, wenn man keine nimmt. Nur die Wahrscheinlichkeit, dass es besser wird, ist mit ihnen einfach größer. Deswegen mache ich das, so lang ich es kann. Zeitzeugen leben auch nicht ewig.
Wie, glauben Sie, wird sich die Erinnerung an den Holocaust verändern, wenn es niemanden mehr gibt, der aus eigener Erfahrung davon erzählen kann?
Ich würde mir wünschen, dass als Warnung für die Zukunft weiter daran erinnert wird. Aber natürlich wird alles mit der Zeit verblassen, so wie bei allen geschichtlichen Ereignissen. Auch wenn es ja genug Videoaufzeichnungen von Überlebenden gibt. Und es wird auch überlappt werden von neuen Scheußlichkeiten.
Es gibt immer wieder Kritik, dass das Gedenken nur entlang von Jahrestagen stattfindet und dadurch der Eindruck einer lästigen Pflicht entsteht – wenn man den Gedenktag hinter sich gebracht hat, ist es dann mal wieder gut.
Ja, diese Kritik wird auch jetzt wieder aufkommen, wenn am 30. Januar an die sogenannte Machtergreifung der Nazis vor 80 Jahren erinnert wird. Aber mit Jahrestagen ist es so eine Sache. Vor allem die Jungen sagen, man dürfte sich nicht daran festnageln. Ich wüsste aber nicht, wie man das sonst organisieren will. Wenn Sie an ihren verstorbenen Großvater denken, machen Sie das auch nicht drei Wochen nach seinem Todestag, sondern eben an jenem Datum, an dem er gestorben ist.
Einige junge Juden in Deutschland sagen: „Wir möchten nicht immer auf Auschwitz angesprochen werden. Wir möchten nicht immer nur als Opfer gelten.“
Völlig richtig. Man sollte es auch nicht überfrachten. Es ist ein historisches Ereignis, das tiefe Spuren hinterlassen hat. Aber man muss auch nach vorn schauen. Auch deswegen habe ich nie mit meinen Kindern darüber gesprochen.
Ihre Enkelin hat Sie mal nach der eintätowierten Nummer auf Ihrem Arm gefragt ...
Ja, da war sie fünf Jahre alt. Ich habe ihr gesagt, ich hätte mir da eine Telefonnummer notiert. Was soll man sonst sagen? Haben Sie eine solche Nummer schon mal gesehen?
Nein.
Mannheimer knöpft den Ärmel seines Hemdes auf, und da sind diese dunkelblauen, dicken Ziffern auf seinem Unterarm: 99728, darunter ein blasses Dreieck. Ein Anblick, der überladen ist mit Bedeutung – diese tätowierten Nummern, die es nur im Lager Auschwitz gab, Synonym für die industrielle Vernichtung von Menschen. Es könnte ein unangenehm-überwältigender Moment sein, aber er zeigt die Tätowierung betont dokumentarisch. Nüchtern erklärt er, dass das Dreieck erst später zur Nummer hinzukam, um die Juden von den Sinti und Roma zu unterscheiden. Die Nummern wurden tätowiert, weil jedem Toten sofort seine Kleider von anderen Häftlingen abgenommen wurden. So konnte man den nackten Leichnam identifizieren.
Viele Überlebende haben sich nach Auschwitz schuldig gefühlt, einfach weil sie überlebt haben.
Es gab auch viele, die sich deswegen umgebracht haben – Jean Améry, Primo Levi, Paul Celan ...
Wie war das bei Ihnen?
Ich habe mich nicht schuldig gefühlt. Ich sollte 1940 mit meiner ersten Liebe nach Palästina gehen. Obwohl mich meine Eltern dazu ermutigten, habe ich es abgelehnt. Ich war mit 20 der älteste meiner Geschwister und wollte meine Familie nicht allein lassen. Wäre ich gegangen, hätte ich mein Leben lang darunter gelitten, weil ich immer gedacht hätte: Vielleicht hätte ich meine Familie retten können. So hatte ich die Gewissheit, dass das nicht möglich war.
Das Gespräch führte Jan Pfaff
Max Mannheimer wird am 6. Februar 1920 als ältester Sohn einer jüdischen Kaufmannsfamilie in Neutitschein in der Tschechoslowakei geboren. Er wächst zusammen mit drei Brüdern und einer Schwester auf. Nach einer unbeschwerten Kindheit besucht er eine Handelsschule. Als die Wehrmacht 1938 das Sudetenland besetzt und in Neutitschein einmarschiert, muss die Familie in den nicht deutschbesetzten Teil des Landes übersiedeln. Im Januar 1943 wird Mannheimer zusammen mit seinen Eltern, seinen Geschwistern und seiner ersten Frau Eva nach Theresienstadt deportiert, einen Monat später nach Auschwitz. Nur sein jüngster Bruder und er überleben Auschwitz. Zusammen werden sie im Oktober 1943 in das KZ Warschau verlegt, im August 1944 in das KZ Dachau. Am 30. April befreien sie amerikanische Truppen in Bayern.
Mannheimer kehrt zunächst in seine Heimat zurück, verliebt sich aber in eine Sudetendeutsche und reist mit ihr und der gemeinsamen Tochter nach Bayern aus. Er arbeitet für eine jüdische Zeitung, dann für eine jüdische Hilfsorganisation, schließlich wird er Prokurist in einer Textilfabrik. 1964 schreibt er erstmals über seine Zeit in den Lagern. Die Aufzeichnungen werden 1985 in den Dachauer Heften veröffentlicht, 2000 erscheinen sie als Spätes Tagebuch (Pendo Verlag) in Buchform. Bei dtv sind nun seine ausführlichen Erinnerungen unter dem Titel Drei Leben erschienen. Mannheimer berichtet darin auch von seinen Erfahrungen mit der Erinnerungsarbeit als Zeitzeuge, für die er sich seit den achtziger Jahren engagiert.
Kommentare 33
Die letzten zwei Sätze bringen den ganzen Zynismus des Holocaust auf den Punkt. Beindruckend.
Danke für dieses Interview. Max Mannheimer darf man bewundern, denn wie souverän er mit dem, was er erleben mußte, umgeht und darüber berichtet, ist nicht selbstverständlich.
Chapeau!
Danke Max Mannheimer und Jan Pfaff für das wunderbare und berührende Interview.MfG ElisRea
@Jan Pfaff; ich finde die überschrift keineswegs passend zum inhalt des interviews, auch wenn ein interview 'immer' von den gestellten fragen/zu stellenden fragen abhängig ist, das ergebnis betreffend.
"Die Kunst zu leben" ... - habe lange überlegt, was mich an dieser überschrift stört, da es ja eine 'kinst' zu sein scheint, mit all dem erlebten weiterleben zu können, bzw. weiterleben zu müssen. wenn ICH mir aber vor augen führe, was es für ein menschliches individuum bedeuten könnte, weiterleben zu müssen, nach all der verbrachten lebenszeit in der hölle, vorausgesetzt solch ein menschliches individuum entscheidet sich ganz bewusst gegen einen freitod ... - dann müsste es, nach meinem empfinden nicht "Die Kunst zu leben" heißen, sondern - wenn überhaupt 'Die Kunst zu ÜBER-leben' - wobei das wort/der begriff "kunst" mit all dem nichts zu tun hat - meine meinung.
"Was ist die häufigste Frage, die Ihnen Ihre Zuhörer stellen?
Die häufigste ist zugleich die schwierigste: Wie haben Sie überlebt? Dann muss ich immer sagen: Ich hatte einfach Riesenglück."
- der max
ps. dennoch bin ich der auffassung, dass ihre gestellten fragen maßgeblich die qualität des interviews ''''''positiv''''' beeinflussten.
@Max Escher: Sie haben Recht. "Die Kunst zu überleben" wäre die genauere Überschrift gewesen. Allerdings hat die in der Zeitung wegen der Begrenzungen des Layouts nicht hingepasst. Und "leben" beinhaltet ja auch "überleben". Die Überschrift sollte allerdings nicht nur auf Mannheimers Zeit im Lager abzielen, sondern auch auf das Leben/Überleben danach. Dass das nicht einfach war und ist, wird in Mannheimers Aussagen deutlich, denke ich.
Nach wie vor fällt es mir, trotz dieses Interviews, schwer mich in die Zeit des Nationalsozialismus zu versetzen, obwohl ich garnicht soweit weg davon geboren bin (1948). Vielleicht aber auch gerade deswegen.
Mich beeindruckt, das Herr Mannheimer, trotz der erlebten Grausamkeiten, die Möglichkeit hat Verständnis für die vom System abhängigen Menschen aufzubringen. Ich denke der Grund dafür ist, dass er selbst Mittel zum Überleben anwenden musste, über die er unter normalen Lebensbedingungen nie nachgedacht hätte und das Verständnis für die Mitläufer hat ihm unteranderem die Kraft zur Kunst zu leben gegeben.
Lieber Herr Mannheimer,
ich war, beruflich bedingt, öfter mal in Warschau. An dem Sonntag, an dem eine Besichtung von Auschwitz geplant war, hatte ich – „zum Glück“ – eine Magen-Darm-Verstimmung und musste im Hotel bleiben. Jahre später war ich mit meiner Frau und meinen Kindern im Haus der Geschichte. Ich stand keine zwei Minuten in dem einen Raum, und mir liefen die Tränen nur so runter. Stamme selber aus einer Familie mit Nazivergangenheit. Mein Großvater wäre fast daran zerbrochen. Seine tapfere und überaus mutige Frau hat ihn gerettet. Die Taten der Vergangenheit reichen weit in die Gegenwart hinein; Opfern, Hinterbliebenen von Opfern sowie von Tätern, ob gewollt oder ungewollt, gleichsam.
Aus Respekt vor beiden, weil Menschen, wird nicht vergessen.
Wo viel Dunkel ist, ist auch viel Helles.
Herzliche Grüße
„Es ist in den Familien der Überlebenden nicht üblich, den Kindern davon zu erzählen. Bis heute hat meine Tochter nichts dazu gesagt, außer dass sie nur hin und wieder Auszüge lesen konnte, aber nie das Ganze in einem Stück. Sie hat die Aufzeichnungen aber an die Gedenkstätte in Dachau weitergeleitet.“
In der Tat, die Kinder , Enkel der Überlebenden mussten bzw. sich den Holocaust nicht selten genauso "erarbeiten" wie das engagierte Kinder, Enkel der "Tätergeneration"mussten und müssen.
In der niederländischen Literatur spielt die Verarbeitung des Holocaust der sogenannten zweiten und dritten(!) Generation, also derjenigen, die in den 50ziger, 60ziger. 70ziger Jahren geboren sind, eine große Rolle. Ich denke insbesondere an Jessica Durlacher, Leon de Winter, Carl (eigentlich Carola) Friedman, Arnon Grunbeger, Marcel Möring, um nur die zu nennen, die in Deutschland bekannt sind.
Connie Palmen, eine in Deutschland bekannte Autorin, berichtet in I.M. Ischa Meijer In Margin In Memoriam (deutsch: Diogenes: Zürich, 1999) ja auch davon, welche Folgen das auf diese Generation hatte. Ihre große Liebe, Ischa Meijer, Sohn von Überlebenden, war in den Niederlanden als Talkmaster, Entertainer und Journalist berühmt-berüchtigt.
Und dann berichtet Herr Mannheimer von den Selbstmorden – Améry, Levi etc.
Das hat in Familie der Überlebenden natürlich auch stattgefunden. Ich kenne keine, in denen nicht ein Familienmitglied nicht irgendwann Suizid oder wenigsten einen Suizidversuch unternommen hat.
Mein ältester Bruder ist auf den Tag vor dreizehn Jahren wenige Tage vor seinem 41. Geburtstag gestorben. Meine ältere Schwester vor knapp vier Jahren kurz vor ihrem 49. Geburtstag; sie hinterließ zwei kleine Kinder und einen Mann. Meine alleinerziehende Mutter wurde im Alter von 48 Jahren psychotisch-schizophren; ich war siebzehn Jahre alt, meine jüngere Schwester zwölf.
Jeder Kriegstote ist exakt einer zuviel. Keiner gewinnt, alle verlieren.
Keine einzige.
einer der letzten Holocaust-Überlebenden??
Täglich hören wir in den Medien von "letzten Überlebenden"... Angeblich gibt es noch mehr als 600.000, vor allem in den USa und Israel. Einer davon ist Elie Wiesel, der Verlangt 25.000 dollar für jeden Beitrag über Auschwitz...
Gruß
@ Larry,
Sie wiederholen hier den Finkelsteinvorwurf, Elie Wiesel sei Teil einer Holocaust-Industrie. Ist es das?
Nun hat das Buch von großen deutschen Zeitungen, FAZ,SZ, dZeit etc . und, wie könnte es auch anders sein, dWelt, eine differenzierte aber herbe Kritik erfahren.
Fakt ist, dass es in den USA wie hierzulande auch eine Vortrags- und Moderatorenindustrie gibt, die Prominenten, Wissenschaftlern und (abgehalfterten) Politkern diese Summen zahlt. Nun ist Wiesel bekanntermaßen Nobelpreisträger; Verfasser von ca. 57 Büchern, renommiertet Hochschulprofessor, Inhaber von ca. 15 Ehrendoktorhüten usw., wieso sollte er also nicht auch solche Summen kassieren, hm?
Grundsätzlich kann man über solche Entwicklungen diskutieren, insbesondere über die Höhe der Gagen, wenn sie denn, wie der Fall der Bochumer Stadtwerke zeigt, aus Steuergelder, bzw. aus klammen Komunalkassen, GEZ Gebühren bezahlt werden. Nur frage ich mich, was das hier unter diesem Interview zu suchen hätte?
Vielen Dank für dieses wertvolle und ergreifende Interview, Herr Pfaff.
Der Lebensverlauf und die zwischen den Zeilen unverkennbare integere Persönlichkeit von Max Mannheimer haben mich tief beeindruckt. Seine Lebenskunst stellt er damit eindeutig unter Beweis, nicht nur im damaligen menschenverachtenden Kontext des Holocaust, sondern auch in den vielen schwierigen, traumatischen Jahrzehnten danach. Bis zum heutigen Tag reflektiert er offen und uneitel seine Verhaltensweisen und bleibt seinem Gewissen und seinen Werten treu. Ein Vorbild in der Kunst des Lebens, von der wir alle etwas lernen können, da bin ich mir ganz sicher.
Ich möchte Ihnen gern meine Wertschätzung aussprechen, lieber Herr Mannheimer!
Die Holococaust Industrie - ach ja - wie kann man sich in diesem Thema verbeissen - so von Grundlegendem ablenken!
Wer möchte leugenen, dass die Reparationszahlungen an die Hinterbliebenen nicht zu hoch sein können, ja - immer zu niedrig sein werden - da man diesen Wahnsinn nicht mit Geld "abzahlen" kann.
Es ist keine Entschädigung - es ist schlichtes Blutgeld und das Blutgeld landete zum größten Teil nicht bei denen, die ihr Blut gegeben haben, jenen die gelitten und ihre Erinnerungen bis zum Ende mit sich zu tragen haben!
Finkenstein ist doch schlicht der andere Pol dieser widerwärtigen Akteure des immer gleichen Spiels!
.... und wir, die wir mehr oder weniger treuherzig die Systematik sozialer Hierarchien befolgen und in ihnen aufgehen, wir können uns nun streiten wer ein hassenswerter Antisemit, wer ein aufgeklärter Philanthrop und wer nur ein schuldloses Opfer, das zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort stand war und ist.
Herr Mannheimer ist Zeuge jener Monstrosität, die einem jeden von uns blühen kann, die unseren Kindern blühen kann, so wir als Menschen weiter wie hirnlose Wesen Führern hinterherrennen und das Spiel um Wohlstand und Reichtum spielen.
Wer heute in Gaza geboren wird, wer heute von einer Bombe zerfetzt wird, einer Bombe die mit dem Euro an Blutgeld bezahlt wurde, welches die Anwälte vom Besteller von jenen erstritten, die vorher die Eltern des Bestellers ermordeten, der hat eben Pech gehabt.
Ich wage nicht zu sagen wer mehr Unglück im Leben zu tragen hatte, ich kann nur dankbar sein, nicht zum falschen Moment, am falschen Ort aus einem Mutterbauch geschlüpft zu sein.
.... doch eines traue ich mir zu sagen, solange wir glauben Gut oder Böse unterscheiden zu können, dabei uns völlig unbekannten Artgenossen Macht in die Hände geben, da wir meinen, sie würden verantwortungsvoll - im Interesse aller Menschen, damit agieren, solange bleibt die Samenlotterie der wichtigste Moment im Leben jedes Menschen.
Wer da Glück hatte, der kann zumindest NEIN sagen und sich der sozialen Spielgemeinschaft verweigern und als asoziales Element in die Wälder flüchten!
.... ich würde mal sagen sowohl die plästinensische Führung als auch die israelische besteht aus widerlichen Verbrecherfiguren - und die Ränkespiele im Back-Office der Macht sind schlicht eine Orgie des Hasses gegen alle Verlierer unter den Menschen - und zum Verlierer kann jeder, jederzeit werden, soweit er es nicht schon kraft Geburt ward, oder eben im Kindesalter von einer Bombe zerrissen, vom Hunger weggerafft oder schlimmer von Häschern der Reichen seiner Organe berraubt und verbrannt wurde - und diese Dinge geschehen, auch heute, die Rechnung zahlen "brave", "erfolgreiche" Leute - egal welcher Hautfarbe und welchen Glaubens sie zugeordnet werden - die Empfänger der Beute hocken überall auf der Welt - genauso, wie die Opfer.
Es geht nur um den Grad des Elends!
Da ist der Bogen weit gespannt und im würdelosen Konzentrationslager des Konsumtrottels, hockt es sich so wundervoll bequem, da gibt es keinen Stacheldraht, das könnte jeder von Euch, jederzeit verlassen - nur - die meisten bleiben gerne drinn hocken und steiten über Gut und Bös!
"..und die Ränkespiele im Back-Office der Macht sind schlicht eine Orgie des Hasses gegen alle Verlierer unter den Menschen.."
Nein, es ist kalkuliert und fällt unter Begriffe wie Kollateralschäden. Ich schätze mal, dass das Wort auch aus dem Hirn eines bezahlten Intellektuellen entsprungen ist.
"..und im würdelosen Konzentrationslager des Konsumtrottels,.." ,da hat sich die Empörung etwas verlaufen, aber ansonsten ein harter und berechtigter Kommentar.
Sehr bewegendes Interview. Zulasten der deutschen Täter des Polizeibtaillons und anderer Sondereinheiten ist allerdings entgegen der Aussage von Hr. Mannheimer zu sagen, dass es keine nachgewiesenen Repressalien gab gegen diejenigen, die sich nicht an den Erschiessungen beteiligen wollten (Quelle: Browning, Polizeibtaillon 101, vgl. http://bit.ly/1Day9yZ)
Was ich gerne Herrn Max Mannheimer fragen würde, was sagt Er dazu, Herrn Putin nicht nach Auschwitz zur 70. Jahresfeier einzuladen, denn die Rote Armee hat doch das Vernichtungslager befreit?
Hier
Bundespräsident Gauck, über den es (in Wikipäd.) heißt:
"Beide Eltern waren NSDAP-Mitglieder, die Mutter ab 1932, der Vater ab 1934...."
Und: "Dafür lebte ich in dem moralisch komfortablen Bewusstsein: Wir sind die Anständigen. Intuitiv wehrte ich das Werben des Regimes für die Akzeptanz seiner moralischen und politischen Ziele ab, denn über uns hatte es Leid und Unrecht gebracht.“
Sowie:
"Ihn hatte nach seinem Verschwinden ein geheim tagendes sowjetisches Militärtribunal in Schwerin zu zweimal 25 Jahre Freiheitsentzug verurteilt: „Die ersten 25 Jahre wegen Spionage..."
http://de.wikipedia.org/wiki/Joachim_Gauck
Er wird heute in seiner Rede zur Auschwitz-Befreiung (>SZ) zitiert:
"Vor ihnen, den sowjetischen Soldaten, "verneigen wir uns auch heute in Respekt und Dankbarkeit".
http://www.sueddeutsche.de/politik/gauck-rede-zur-auschwitz-befreiung-die-meisten-deutschen-sprachen-sich-selbst-frei-1.2323020
??? Grübel. :-/
"Nie wieder Auschwitz,nie wieder Nazismus", so oder in ähnlichen Worten tönte es aus von Merkel bis Gauck.Ich habe mir die Gedenkveranstaltung in Auschwitz angesehen und sah in die Gesichter vieler Heuchler.Abgesehen von dem Skandal,dass Putin,dessen Land die Hauptlast des II WK getragen und dessen Soldaten unter unglaublichen Verlusten Auschwitz befreit hat,nicht eingeladen war.Was mögen wohl die Überlebenden dieses Todes-KZs dabei gedacht haben.Stattdessen saßen viele Heuchler im Publikum wie Poroschenko,in dessen Land Ukraine Nazihorden wie in Kiew,Odessa,Charkow mit Hitler-Gruss oder gar mordend wie in Odessa durch die Strassen zogen.Holocaust-Überlebende haben bestätigt,dass die schlimmsten Aufseher in den KZs Ukrainer waren.Und was macht der Westen,der sieht einfach weg.Im TV kann der Herr Lilischkis lügen,dass sich die Balken biegen.Und ich erinnere daran,dass u.a. Deutschland die Resolution,eingebracht von Russland in der UNO,gegen die Heroisierung des Nazitums nicht unterschrieben hat.Eine Überlebende aus Auschwitz sagte im TV,dass offensichtlich in einigen Ländern keine Lehre aus dem 3.Reich gezogen wurden.Dem ist nichts hinzuzufügen!
Aus diesem Artikel:
In Berlin gedenken die Politiker im Bundestag. "In der zentralen Gedenkstunde im Berliner Reichstag wird nur Bundespräsident Joachim Gauck sprechen - statt eines Überlebenden, was ich schade finde", sagte Mannheimer der Jüdischen Allgemeinen.
Tja. Was soll man darüber denken, geschweige denn sagen oder öffentlich schreiben.
Danke für die schnelle Antwort und den Link! Was mich wirklich sehr traurig macht, was dann der der polnische Außenminister Schetyna daraus unappetitliches konstruiert.
Tja. Was soll man darüber denken, geschweige denn sagen oder öffentlich schreiben.
Quod licet Biermann non licet Mannheimer.
Die DDR war nach beklatschter Meinung ein "Unrechtsstaat" und hinterließ eine Drachenbrut. Wohingegen die Stunde Null anno '45 nur noch eingefleischte Nazigegner mit Widerstandsvätern wie Bundespersilschein Gauck gebar.
Mannheimer hat Recht, betrübt zu sein, Viele Jahren bleiben nicht mehr, wo Überlebende der der jetzigen Politikergeneration ins Gewissen reden könnten.
Ich wlll mich heute nicht über Gauck beschweren, er hat heute eine gute Rede gehalten und den sowjetischen Soldaten gedankt, die der Hölle von Auschwitz ein Ende bereiteten.
Aber Mannheimer hat unbedingt recht. So lange Sie noch können, sollen Überlebende am Gedenktag ihrer Befreiung sprechen. Die Zeiten, wo nur noch über sie gesprochen werden kann, werden bald kommen. Wer weiß, ob zum 75. oderr 80. Jahrestag der Befreiung Auschwitz' es überhaupt noch lebede Zeitzeugen geben wird.
Polnischen Politikern lasse ich vieles durchgehen. Polen ist 1939 nicht zum ersten Mal von Deutschland (Preußen) und der SU (Rußland) überrollt worden. Das erklärt manches Ressentiment.
Aber dieser Schetyna, der kommt schon richtig blöd rüber. Seine historische Lüge disqualifiziert ihn als ernst zunehmenden Außenminister. Er spielt in der Liga einer Sarah Palin, die beinahe Vizepräsidentin derr USA geworden wäre.
Max Mannheimer beklagte die politische Instrumentalisierung des Holocaust. Es geht um die Nichtteilnahme Putins.
Geht mir auch so mit dem polnischen Ressentiment", die haben genügend Gründe. Aber jetzt drehen sie manchmal völlig frei.
Gab es nach Ihren Kenntnissen in Sondereinheiten nachweislich jemanden, der sich nicht an Erschießungen oder anderen Morden beteiligen wollte?
"Aber Mannheimer hat unbedingt recht. So lange Sie noch können, sollen Überlebende am Gedenktag ihrer Befreiung sprechen."
Diese beiden Sätze finde ich irritierend.
Es hieß in den von Ihnen dankenswerter Weise verlinkten Artikel der SZ:
"Max Mannheimer wird die Rede zum Holocaust-Gedenktag im Bayerischen Landtag halten. In Berlin gedenken die Politiker im Bundestag. "In der zentralen Gedenkstunde im Berliner Reichstag wird nur Bundespräsident Joachim Gauck sprechen - statt eines Überlebenden, was ich schade finde", sagte Mannheimer der Jüdischen Allgemeinen."
(Fettformatierung von mir)
Statt eines Herrn Gauck, so habe ich Herrn Mannheimer jedenfalls verstanden, hätte lieber ein Überlebender [das heißt nach meinem Textverständnis: Einer, der von den Nazis verfolgt und durch sie gelitten hat und nicht einer, ...[Selbstzensur] ] im Bundestag gesprochen.
M.M.n. wäre dies den Opfern angemessen, würdig, recht und billig und nicht zuletzt wäre die Außenwirkung eine völlig andere gewesen. Finden Sie nicht?
Grzegorz Schetyna hat schon einmal zurücktreten müssen, als Innenminister wegen der Glückspielaffäre.
@30sec
Es fällt mir jetzt erst auf, dass die Antwortfunktion bei versteckten Beiträgen nicht mehr vorhanden ist. Vielleicht lesen Sie aber diesen - mMn interessanten - Bericht über Juden im "Unrechtsstaat" DDR trotzdem:
"... In das Buch Mario Keßlers "Die DDR und die Juden - Zwischen Repression und Toleranz" wurden etliche Kurzbiographien jüdischer Bürger aufgenommen, die eine politisch herausgehobene Funktion bekleideten. Dabei muß unbedingt beachtet werden, daß Juden im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung der DDR nur eine verschwindende Minderheit darstellten.
Bei Betrachtung der von Keßler angeführten Persönlichkeiten ergibt sich folgendes Bild:
15 Juden waren Mitglieder des ZK der SED,
zwei gehörten dem Politbüro an;
drei Juden waren Minister oder stellvertretende Minister in der Regierung der DDR;
15 arbeiteten als Professoren in herausgehobener Position an Universitäten, einer davon als Rektor;
zwei vertraten die DDR als Botschafter im Ausland;
elf waren namhafte Journalisten, darunter Chefredakteure;
fünf bekannte Schriftsteller und
zwei Schauspieler.
Zehn der erwähnten 64 haben die DDR im Laufe des vom Autor behandelten Zeitraums in Richtung BRD verlassen.
Noch ein Wort mehr zum Leben jener Juden, welche der Gemeinde angehörten. Es gab den Verband der Jüdischen Gemeinden in der DDR.
Sein Vorsitzender war Helmut Aris, der in Dresden lebte. Insgesamt bestanden acht Gemeinden.
Ihre Standorte waren Berlin, Dresden, Leipzig, Halle, Erfurt, Magdeburg, Karl-Marx-Stadt und Schwerin.Synagogen oder kleinere Bethäuser gab es nicht nur in Halle, Karl-Marx-Stadt und Schwerin, sondern auch in den anderen erwähnten Städten.
Hervorzuheben ist die Tatsache, daß wir in den Jahren der Existenz der DDR vor diesen Einrichtungen niemals irgendwelchen Polizeischutz benötigten. Allerdings kam es zu Grabschändungen auf jüdischen Friedhöfen.
Meistens wurden die Täter gefaßt und verurteilt.
Aus der Arbeit des Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde von Berlin ist mir folgendes bekannt:
Er konnte an allen internationalen Tagungen, zu denen er eingeladen wurde, ungehindert teilnehmen und unterhielt Kontakte zu vielen anderen Jüdischen Gemeinden in Europa.
Nur jene in der BRD und in Berlin-West lehnten jegliche Beziehungen zu diesen "Kommunisten" ab, obwohl kaum ein Gemeindemitglied der SED angehörte.
Jeden Sabbat pünktlich um 8 Uhr wurde im Deutschlandsender eine Sabbatfeier übertragen, oft sang Nachama.
Solange unser Rabbiner, Herr Riesenburger, lebte, sprach dieser, später trat Herr Aris an seine Stelle. Ein Gemeindeblatt erschien alle drei Monate.
1988 fand anläßlich des 50. Jahrestages des 9. November 1938 im Ephraim-Palais eine eindrucksvolle Ausstellung statt, in der die Verfolgung der Juden durch die Nazis in allen Einzelheiten dargestellt wurde...."
http://ddr-kabinett-bochum.blogspot.de/2012/07/lebenserfahrungen-juden-in-der-ddr.html
Wie viele Juden waren eigentlich jemals in der BRD-Regierung?
Einen Überlebenden des "echten" Unrechtsstaates wollte man wohl nicht noch mal aufbieten.
Habe erst jetzt die verklappten Kommentare auffinden dürfen. Kann nur feststellen: die Einschläge kommen näher. Was auch immer den Herrn Pfaff dazu bewogen haben mag, ich jedenfalls habe es nicht verstanden. Weswegen Larry nicht die gleiche "Bestrafung" erhielt, erschließt sich mir auch nicht.
"Er spielt in der Liga einer Sarah Palin, die beinahe Vizepräsidentin derr USA geworden wäre." Ja, aber der oder die schwimmen in der Suppe des Zeitgeistes und der Doppelmoral mit! Siehe: Resolution 758 des US-Kongresses und Polen sind ja die neuesten besten Freunde der USA, weil es gegen Russland geht!
"Die neuen Kapital- und Religionskriege konstituieren einen universell chaotischen Endzustand, als dessen Vorankündigung jener Christus, ewig am Kreuze hängend, gelten könnte. Besseres bringen bisher weder die religiös Gläubigen noch die ungläubig Wissenden zustande." Gerhard Zwerenz
Wie viele Juden waren eigentlich jemals in der BRD-Regierung?
Das habe ich nicht herausfinden können. Bekannt ist aber die intensive, tausendjährige Beschäftigung eines Regierungsmitglieds mit den Juden.
Hans Globke war Mitverfasser und Kommentator der Nürnberger Rassegesetze und von 1953 bis 1963 unter Kanzler Adenauer Chef des Bundeskanzleramts.
Ihren Ausführungen habe ich nichts hinzuzufügen. So habe ich es gemeint.
Danke für Ihren Hinweis. In den politischen Eliten nicht nur Polens treiben jede Menge schräger Vögel ihr Unwesen. Das ist sehr bedauerlich. Genau so bedauerlich ist die mangelnde Kompetenz und Kraft der Zivilgesellschaften, solchen Typen eine rote Karte zu zeigen und sie von der Bühne zu weisen.
Die "Suppe des Zeitgeists" halte ich für völlig unbekömmlich.
Polen - USA - Russland ist noch mal eine eigene Geschichte. Da würde ich mich als Deutscher nicht allzuweit aus dem Fenster lehnen.