„Die Vorsorgekultur hat auch eine Kehrseite“

Interview Die neuen Reproduktionstechniken stärken die Idee der Familie, sagt der Kulturwissenschaftler Andreas Bernard
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 45/2014
„Es sind oft die Regenbogenfamilien, die bürgerliche Rituale aufrechterhalten“
„Es sind oft die Regenbogenfamilien, die bürgerliche Rituale aufrechterhalten“

Foto: Andreas Labes

Der Freitag: Herr Bernard, Sie beschäftigen sich seit längerem mit Diskursen um neue Reproduktionstechniken. Wie beurteilen Sie die aktuelle Debatte um Social Freezing?

Andreas Bernard: Zunächst fällt auf, dass man gezwungen ist, einen Pro- oder Contra-Standpunkt einzunehmen. Ich sollte vor kurzem zu Günther Jauchs Talkshow zu dem Thema eingeladen werden. Im Vorgespräch sagte der Redakteur: „Wir haben viel von Ihnen dazu gelesen, aber sind Sie nun dafür oder dagegen?“ Ich antwortete: „Diese Unterscheidung interessiert mich nicht so besonders.“ Schon war ich wieder ausgeladen.

Aber warum ist die Diskussion so explodiert?

Eine Rolle spielte sicher, dass in der Meldung die Firmen Apple und Facebook auftauchten. Wenn man sich länger