In memoriam Dieter Pfaff

Nachruf Mit seiner Rolle des Psychiaters Maximilian Bloch blieb Dieter Pfaff im Gedächtnis haften – auch weil man ihm immer abnahm, dass er um die Abgründe des Lebens wusste

Zuerst eine Klarstellung: Ich war nicht mit dem Schauspieler Dieter Pfaff verwandt. Ich habe allerdings einen Onkel, der genauso heißt. Vielleicht auch deshalb berührte mich die Nachricht, die die Radiosprecherin heute morgen so nüchtern vorlas: Dieter Pfaff ist tot.

Über die zufällige Namensgleichheit hinaus gibt es aber noch einen anderen Grund. Der Schauspieler Pfaff und vor allem seine Figur des unkonventionellen Therapeuten Maximilian Bloch blieben im Gedächtnis haften – die Bloch-Filme stachen aus dem großen deutschen Fernsehproduktionsbrei heraus.

Der Körper des Schauspielers ist sein Instrument. Und bei Pfaff traf das in besonderem Maße zu. Wenn man an ihn denkt, hat man sofort diesen massigen, unglaublich voluminösen Leib vor Augen. In seinem Körper wirkte er mitunter eingesperrt wie in einem Gefängnis, wenn er aus traurigen, mit Tränensäcken umrandeten Augen als Bloch auf seine viel schlankeren, aber psychisch leidenden Patienten blickte. Und doch trug er diesen Körper zugleich mit einer großen Würde.

In Zeiten, in denen Helmut Kohl längst körperlich stromlinienförmigeren Politikern Platz gemacht hatte und andere Dicke sich wie Dirk Bach als Kasper der Nation profilierten, thematisierte Pfaff in seinen Rollen ganz selbstverständlich seine Leibesfülle und setzte damit auch ein Zeichen gegen Einförmigkeit und Schönheitswahn: Menschen sehen halt so aus, wie sie aussehen.

Wegen seines subtilen Spiels, aber vor allem wegen dieses Körpers nahm man ihm in jeder Minute ab, dass da jemand ist, der um die Abgründe und Tiefen des Lebens weiß. Etwas, das man schönen Menschen nie wirklich glaubt, weil man ihnen immer unterstellt, vom Schicksal besonders begünstigt zu sein.

Dieter Pfaff hatte viel Talente – unter anderem war er auch ein guter Sänger, wie er in einer Folge von Inas Nacht als Gast bei Ina Müller mit "All Along the Watchtower" und "Ring of Fire" bewies. Seit Johnny Cash hat Letzteres keiner mehr tiefer, trauriger, wissender gesungen.

Am Dienstag ist Pfaff an den Folgen einer Lungenkrebserkrankung gestorben.

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