Jenseits der roten Linie

Medien Unabhängige Redaktionen haben es in Russland zurzeit schwer. Aber einige Journalisten lassen sich nicht einschüchtern
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 24/2015

Im Studio des Moskauer Fernsehsenders Doschd steht ein ausladender Tisch, glänzend weiß lackiert. Bei Nachrichtensendungen sitzt die Moderatorin allein daran, bei Diskussionsrunden versammeln sich um ihn die Gäste. Mit fünf Kameras gleichzeitig kann man das Geschehen aufzeichnen, sagt Tikhon Dzyadko, ein großer, schlanker 28-Jähriger mit eloquenter Rhetorik. Er ist stellvertretender Chefredakteur von Doschd – und wenn er auf den Tisch blickt, sieht er in ihm auch ein Symbol für die Lage der unabhängigen Medien in Russland. „Früher war er doppelt so lang“, sagt er. „Wir mussten ihn zersägen, damit er nach dem Umzug in die neuen Räume passte.“

Doschd heißt Regen, pessimistisch soll das aber nicht klingen