Nirgendwo daheim

Interview Georg Kreisler floh 1938 als Jude aus Wien in die USA. Nach 17 Jahren kehrte er zurück – und fühlt sich doch bis heute im Exil
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Wie nähert man sich einer Legende? Erst mal die Hand schütteln. Ganz allein sitzt Georg Kreisler in der Lobby eines Business-Hotels in Weimar. Ein dünner alter Mann in einem Sakko, das ihm von den Schultern schlackert. Mit einer riesigen Brille und Augen, die das Gegenüber neugierig bis amüsiert betrachten. In zwei Stunden wird Kreisler im Zelt, das für den Sommer auf dem Platz vor dem Hotel als Veranstaltungsort errichtet wurde, auf die Bühne gehen und zusammen mit seiner Frau Barbara Peters Gedichte lesen, ein wenig von früher erzählen – und einige seiner alten „Everblacks“, seiner schwarzhumorigen Lieder, rezitieren. Seit 2001 singt er nicht mehr und spielt auch nicht mehr Klavier auf der Bühne. Weil es nicht mehr so wi