Ernest Mandel ein Weg zu einer besseren Welt

Gesellschaftstheorie Im Juli diesen Jahres jährte sich der 20. Todestag des marxistischen Ökonomen Ernest Mandel, der im Juli 1995 starb.

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Er war ein großer Unterstützer der 68er Studentenbewegung. Er lebte in Brüssel und war einer der wenigen Politiker der sowohl in der Bundesrepublik, als auch in der DDR, ein Einreiseverbot erhielt. Mandel war Wirtschaftsprofessor der Freien Universität Brüssel und Anhänger des russischen Revlutionärs Leo Trotzki. Der Weggefährte vom sowjetischen Staatsgründer Lenin, war ein Organisationstalent. Er begründete die Rote Armee und machte aus ihr eine mächtige Militärmacht.Trotzki half dieses Militärmacht nicht nur gegen internationale Interventionstruppen, sondern auch gegen die eigene aufständische Bevölkerung einzusetzen. Berühmt wurde der Aufstand der Matrosen von Kronstadt, der von den Truppen der Bolschewiki, wie sich die russischen Kommunisten nannten, niedergeschlagen wurde. Nachdem Trotzki bis 1927 ein unkritischesn Bild der Sowjetunion zeichnete, wurde er nach dem Tod von Lenin und einem Zerwürfnis mit Stalin, ein scharfer Kritiker der stalinschen Diktatur.
Mandel baute auf die Theorien Trotzkis auf und entwickelte sich zu einem Kritiker des kapitalistischen Wirtschaftssystem. Anders als moskautreue Kommunisten unterstütze er die vielfältigen Oppositionsbewegungen, die sich in den Staaten Osteuropas herausbildeten. So war er ein Unterstützer des Ungarnaufstandes 1956, des Prager Frühlings 1968 und der Solidarnoscbewegung 1980. Er rechnete in diesen Ländern nicht mit einer Wiedereinführung des Kapitalismus, sondern mit der Entwicklung eines demokratischen Sozialismus.
Seine Wirtschaftstheorie ist eine Weiterentwicklung der marxistischen Wirtschaftstheorie und erstaunlich aktuell. Schon in den 60er Jahren prophezeite er eine große Krisenanfälligkeit des Kapitalismus. Er sah eine Massenarbeitslosigkeit und Konjunktureinbrüche auf die Wirtschaft zukommen. Kritik übte er auch an der Verselbständigung der Finanzmärkte. Doch nicht, wie von Marx gehofft , führten die Krisen zu einer sozialen Revolution der Arbeiter, sondern zu einer Revolution des Neo-Liberalismus. Er sah eine große Schwäche der Gewerkschaften eine Gegenmacht gegen das internationale Kapital zu bilden. Auf der anderen Seite sah er die Schwäche des Neo-Liberalismus darin, daß er sein Versprechen Wohlstand für alle nicht einlösen konnte. Stattdessen wurden die Konsten der Krisen nach Mandel auf die Arbeiter abgewälzt. Mandel erlebte noch die Wende 1989 und hatte große Hoffnungen, daß sie soziale Umwälzungen auslösen konnte. Bis 1995 konnte er erleben, daß davon keine Rede sein konnte. Doch 25 Jahre nach der Wende, zeigt sich aber auch das von einem Triumph des Kapitalismus und einem durch den Sieg der liberalen Marktwirtschaft eingeleiteten Ende der Geschichte nicht die Rede sein kann.

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Geschrieben von

jan Stephan

Mich interessiert Arbeitsmarkt, Außenpolitik und die Bundeswehr. Doch ich schreibe auch gerne über Film und Fernsehen

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