Keine von uns, keine für uns

Kristina Schröder Mit ihrem Buch "Danke, emanzipiert sind wir selber!" beschwört die Familienministerin den Geist des 20. Jahrhunderts. Andere erfolgreiche Frauen denken längst politischer

Der deutsche Feminismus hatte schon immer ein zentrales Problem: Erfolgreiche Frauen wollten mit dieser Bewegung nichts zu tun haben. Sie verzogen das Gesicht und schauten verächtlich. Dann breiteten sie ihre Arme aus, wie Karl Theodor zu Guttenberg später auf dem Times Square, und riefen: Schaut mich an, Kinder, sehe ich so aus, als hätte mich der Feminismus dahin gebracht, wo ich heute bin? Filofax, Miles More-Karte, siebzehn Hosenanzüge im Schrank. Im begehbaren.

Das war in den Siebzigern so, in den Achtzigern und Neunzigern auch noch. Es begann sich eigentlich erst in den letzten Jahren zu ändern. Gleichberechtigung wurde von den Medien als Thema entdeckt, dann von der Politik, später von der Wirtschaft und nun reden wir darüber so laut und so oft wie über kaum was anderes.

Immer mehr erfolgreiche Frauen fordern jetzt eine Quote. Anne Will und Maybritt Illner zum Beispiel. Sabine Christiansen hätte das nie getan. Genauso wenig wie vor ihr Friede Springer oder Liz Mohn. Zu keiner Zeit wurde weibliche Solidarität so offen bekundet und gelebt wie heute.

Damit zeigen die Frauen, dass sie eine überlebenswichtige Sache verstanden haben: Eine arbeitende Frau muss politisch denken und handeln. Am Schreibtisch ist sie zu keinem Zeitpunkt eine Privatperson.

Das ist eine kleine Revolution, die nun ausgerechnet die amtierende Familienministerin Kristina Schröder aufzuhalten versucht. In ihrem gerade erschienenen Buch Danke, emanzipiert sind wir selber! stellt sie den Feminismus nämlich wieder in jene Schmuddelecke, aus der er doch gerade erst befreit wurde. In dem Buch steht, ganz kurz: Frauen können heute alles schaffen, wenn sie es wollen. Es gibt nichts mehr, was sie hindert. Wer heute noch auf den Feminismus setzt, hat ein Problem und sucht eine Ausrede für eigenes Unvermögen.

Das ist Quatsch. Das muss man nicht ausführen. Das weiß heute jedes Kind. Laut aber muss man sagen: Dass eine Familienministerin, die den Frauen so drastisch ihre Solidarität aufkündigt, eine wirkliche Gefahr ist. Sie spricht den Frauen damit jene politische Kraft ab, derer sie sich gerade erst in großem Umfang zu bedienen beginnen.

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