Üble Vergangenheit

Kleine Korruptionen Nicht nur die Welt der Politik wird vom Geld regiert. Auch der Kulturbetrieb ist natürlich verführbar. Sieben Offenbarungseide. Teil 5: Die angehende Kulturministerin

Vor dem Mauerfall wollte mein Vater, dass ich Parteisekretärin oder Journalistin werde. Beide Berufe schienen ihm offenbar artverwandt zu sein. Nach dem Mauerfall schlug er mir vor, Kulturministerin zu werden. Mein Vater ist eben ein Mann, der guckt, was geht. Diese Seite an ihm habe ich immer geschätzt.

Und so werde ich nach der Wulff-Affäre mein Leben wohl von Grund auf ändern müssen. Drei Ausrufezeichen. Ich werde die grünen Briefe der GEZ nicht mehr in den Mülleimer werfen und der Babysitterin ihren Lohn nicht mehr einfach so zustecken, wenn ich nachts von der Party komme. Überhaupt: Auf welche Partys gehe ich eigentlich? Welche Nummern sind in meinem Handy gespeichert? Was machen die Eltern der Freunde meines Sohnes? Wer hat schon mal auf meinem Sofa gepennt? Und bei wem ich – ohne am nächsten Morgen 150 Euro zu bezahlen? Mit Quittung, versteht sich.

Aber wahrscheinlich sind diese Fragen eh müßig. Ich habe mich bestimmt schon durch meine üble Vergangenheit für immer für jedes öffentliche Amt diskrediert. Denn eine Kulturministerin, die in ihrer Kindheit mal Parteisekretärin war, das geht doch nicht. Das geht doch wirklich nicht.

Jana Hensel ist eine von sieben Kulturschaffenden, die sagen: "Wir gestehen: Schuldig!" Weitere Offenbarungseide:


Der Journalist: Michael Angele über die Verdrehte Welt

Der Dramaturg: Björn Bicker gesteht Ich hänge am Tropf!

Der Wissenschaftler: Ralf Klausnitzer fragt Apple für alle?

Der Künstler: Kito Nedo beklagt Amigo-Allianzen

Der Filmemacher: Marc Ottiker moniert den Kreis der Schlechtigkeit

Der Schriftsteller: Clemens Meyer bekennt: Ich war gegen Gauck!

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