„Alles ist verschwunden!“

Ostdeutschland Als 1991 in Hoyerswerda Rassisten wüteten, blieb Grit Lemke stumm. Wieso? Jakob Augstein hat sie es verraten. Ein Gespräch
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 04/2022
„Alles ist verschwunden!“

Foto: Philipp Plum für der Freitag

Genau 30 Jahre nach den rassistischen Ausschreitungen in Hoyerswerda veröffentlichte Grit Lemke ihren dokumentarischen Roman Kinder von Hoy. Freiheit, Glück und Terror (Suhrkamp 2021). Darin ging sie unter anderem auf die Suche nach Ursachen des Pogroms und wollte wissen: Wie konnte so etwas passieren, in einer Stadt, die ja nicht kulturlos war? Während der Ostbeauftragte der Großen Koalition den Menschen im Osten vergangenes Jahr ein anhaltendes „Demokratieproblem“ unterstellte, sieht Lemke die Lage wesentlich differenzierter. Im Salon-Gespräch mit Jakob Augstein erklärte sie auch, warum ihr so manches Urteil zu „billig“ erscheint.

der Freitag: Frau Lemke, warum haben Sie ein Buch über Hoyerswerda geschrieben?

Grit Lemke: Ich glaube