Aus der rechten Ecke

AfD Die AfD ist die große Unbekannte dieser Wahl. Gelingt ihr am Ende gar der Einzug in den Bundestag? Die Auswirkungen wären erheblich
Ausgabe 38/2013

Wenigstens in England genießt Bernd Lucke Respekt. Wenn der Chef der Alternative für Deutschland den Kanal überquert, wird er freundlich empfangen. Eine ganze Insel voller Gleichgesinnter. Überall Euro-Skeptiker. „Hier säße er im Unterhaus“, hat ein Tory gerade Spiegel online gesagt. Dagegen wäre gar nichts zu sagen. Das Problem ist nur, Lucke will nicht ins Londoner Unterhaus, sondern in den Bundestag – und das könnte gelingen.

Die AfD ist die große Unbekannte dieser Wahl. In den Umfragen liegt sie bei zwei bis drei Prozent. Aber mehr ist möglich, vielleicht viel mehr. Der Ökonomieprofessor Lucke träumt schon von einem Wahlergebnis „vielleicht nahe am zweistelligen Bereich“. Der Blick in die Zukunft fällt bei der AfD noch schwerer als sonst: Die Wahlforscher müssen eine Partei erst mal kennen, bevor sie das Verhalten ihrer Wähler prognostizieren können. Die im Januar gegründete AfD ist dafür zu jung. Vor allem aber kann es sein, dass die AfD-Wähler bei den Umfragen nicht zu ihren Überzeugungen stehen. Man kennt das von anderen rechten Parteien. Wer etwas gegen Ausländer hat, den Islam fürchtet, die europäische Idee missbilligt und überhaupt Veränderungen feindlich gesonnen ist, scheut sich, das zuzugeben. Meinungsforscher nennen das „Isolationsfurcht“.

Wenn die AfD in den Bundestag kommt, sind die Auswirkungen erheblich: Für Schwarz-Gelb wird es dann nicht reichen, und da die SPD eine rot-rot-grüne Koalition ausgeschlossen hat, bleibt nur die Große Koalition. Gleichzeitig wird hier ein reaktionärer Ton erklingen, den man lange nicht gehört hat: Wer von der Rückkehr zu D-Mark und Nationalstaat träumt oder gar vom alten Bismarck, findet sich politisch legitimiert.

Man kann nur hoffen, dass sich die AfD, wie alle anderen rechten Splitterparteien vor ihr, von innen heraus zerlegt. Das hat schon begonnen. Das Personal ist für den politischen Betrieb zumeist schlicht nicht geeignet. Platz zwei der Berliner AfD-Liste besetzt Beatrix von Storch, über die in der WamS gerade im Zusammenhang mit einer möglichen Veruntreuung von 98.000 Euro berichtet wurde. Offenbar doch nicht nur Euro-Skeptiker in der Partei.

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Geschrieben von

Jakob Augstein

Journalist und Gärtner in Berlin

Jakob Augstein

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