Das Schönste am neuen Buch ist die Lesereise

Hegelplatz 1 Jakob Augstein freut sich über neue Bücher. Vor allem, wenn er dafür durchs Land fahren kann
Ausgabe 08/2019

Wir hier am Hegelplatz sind irre produktiv. Neben der Arbeit an der wöchentlichen Zeitung, den sogenannten reproduktiven Tätigkeiten in Haus und Familie, einem geselligen Beisammensein und anregenden Gesprächen mit guten Freunden, politischer Betätigung und diversen Ehrenämtern, ausreichender sportlicher Betätigung und unseren gärtnerischen Pflichten finden wir noch Zeit, Bücher zu schreiben. Es ist nun nicht direkt so, dass die Welt auf unsere Bücher warten würde. Im Jahr 2017, neuere Zahlen waren nicht zu finden, erschienen in Deutschland 72.499 neue Bücher. Da zieht eins mehr oder weniger nicht die Wurst vorm Teller.

Aber unsereins freut sich einfach: das handliche Format, das flatternde Geräusch, wenn die Seiten durch die Finger gleiten, der eigene Name in riesigen Lettern. Toll. Vor allem natürlich die Sache mit dem Namen. Bücher verleihen Bedeutung, und wer von uns wäre frei von Eitelkeit? Darum freuen wir uns wie Bolle, wenn wieder einmal einer von uns ein neues Buch herausgebracht hat. Dieses Mal bin ich dran. Das Buch heißt Oben und unten, ich habe es mit dem Kollegen Blome zusammen gemacht. Den kennt vielleicht der eine oder die andere. Unser Buch fängt so an: „Die soziale Frage ist zurück. Aber anders. Zum ersten Mal seit Jahrzehnten machen sich die Abgehängten und die Vergessenen ernsthaft bemerkbar: die, die sich nur so fühlen, und die, die es tatsächlich sind. Sie haben nicht viel gemein, aber gemeinsam haben sie Macht: Sie haben Großbritannien aus der EU gewählt und Donald Trump ins Weiße Haus. Sie haben Frankreichs Traditionsparteien atomisiert und die AfD vermutlich für lange Zeit in den Deutschen Bundestag gebracht. Ihre Ängste und Wünsche handeln von sozialer Gerechtigkeit, aber, und das ist neu, auch von nationaler Identität. Oben und Unten ist heute mehr als der alte Streit um Hartz IV, Niedriglohn oder Vermögensteuer. Es ist ebenso der Streit darum, wer deutsch ist, wer nicht – und warum nicht.“

Also, das ist ein ernstes Thema, und wir schenken uns da auch nichts und dies hier ist nicht der Ort, mich davon zu distanzieren. Mir liegt ja an der sozialen Gerechtigkeit und all diesen Dingen, und jeder muss da graben, wo das Schicksal ihm den Spaten in die Hand gedrückt hat. Aber wenn man mich jetzt fragen würde, was der wirkliche, eigentliche Grund war, warum ich dieses Buch gemacht habe, dann müsste ich sagen: wegen der Lesereise. Es macht einfach Spaß, durchs Land zu fahren, im Romantikhotel am Ort einzukehren, den Leuten vorzulesen, mit ihnen zu diskutieren und dann gut zu essen und zu trinken. Ich hoffe, das macht mich nicht zum unpolitischen Menschen. Ich werde das mit den Kollegen hier am Hegelplatz besprechen.

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Geschrieben von

Jakob Augstein

Journalist und Gärtner in Berlin

Jakob Augstein

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