Liebe Leser,
am 9.11. findet der nächste Freitag Salon im Berliner Gorki Theater statt.
Da geht es diesmal, passend zum Datum, um die Erinnerung der Deutschen, ums Denken und Andenken und um den Kult, den wir darum veranstalten.
Am 9.11.fand bekanntlich die Novemberrevolution von 1918 statt, die Pogromnacht von 1938 und der Mauerfall im Jahr 1989. Der Zufall hat den 9.11. zum eigentlichen Tag der jüngeren deutschen Geschichte gemacht. Da es kein reiner Tag der Freude war, hat die Politik ein anderes Datum zum Nationalfeiertag erkoren. Wer hat ein Monopol auf unsere Erinnerung? Welche Geschichte wollen wir wahrnehmen? Und vor allem: Wofür brauchen wir die vielen Denkmäler und warum werden es immer mehr?
Darüber rede ich mit Lea Rosh, Wolfgang Wippermann und Markus Meckel.
Rosh ist Journalistin und Vorsitzende des Föderkreises Denkmal für die ermordeten Juden Europas, Wippermann ist Historiker an der FU Berlin und hat über den deutschen Denkmalkult gerade ein Buch veröffentlicht und Markus Meckel ist eigentlich Pastor, er war DDR-Außenminister in der kurzen Zeit nach der Wende und vor der Vereinigung und arbeitet jetzt in verschiedenen NGOs.
Für Hinweise und Fragen bin ich, wie immer dankbar, und erst Recht für reges Erscheinen.
Viele Grüße,
JA
...
Die ersten zehn Community-Mitglieder, die hier in den Kommentaren das Wort Erinnerung posten, erhalten freien Eintritt zum Salon.
Kommentare 29
Vielleicht ist es ja bekannt.
Dennoch ein Buchtipp:
Christian Meier: "Das Gebot zu vergessen und die Unabweisbarkeit des Erinnerns".
Ein umstrittenes Buch, das mich persönlich geärgert hat, aber eine gute Diskussionsgrundlage bilden kann.
Rezensionen hier:
www.dradio.de/dkultur/sendungen/kritik/1243818/
www.daserste.de/ttt/beitrag_dyn~uid,hrroudr53vx6stc5~cm.asp
(Sehr guter Beitrag mit sehr kontroversen Meinungen. unterschiedlichen Meinungen)
www.welt.de/die-welt/kultur/literatur/article8741475/Gluecklich-ist-wer-vergisst.html
Noch ein Buchtipp: "Die Unfaehigkeit zu trauern" von Margarete und Alexander Mitscherlich.
Vielleicht auch mehr an die "Banalitaet des Boesen" (Hannah Arendt) denken.
Vor 3 Jahren schrieb ich zum 9.11. in der ZEIT:
...es war kein Wunder...
aber ein wunderbares Ereignis war es schon...das, was am 9.November 1989 geschah.Meine Tochter, damals 71/2 Jahre alt, meinte dieser Tage anlässlich eines Gesprächs über jenen nun 18 Jahre zurückliegenden Tag, das sei wohl der Beginn ihrer "Politisierung" gewesen...also der Beginn einer Entwicklung ihres politischen Bewußtwerdens. Der Grund: Sie sah zum ersten Mal in ihrem Leben, wie ihre Eltern am Fernseher weinten. Es waren Freudentränen, die ihr klar machten, dass sie wohl Zeuge eines politischen Vorgangs geworden war, der etwas sehr besonderes darstellen mußte.Ein Wunder war es trotzdem auch. Anlässlich des 5 Jahrestages der Wiedervereinigung am 2. Okt. 1995 brachte es die Redaktion des SPIEGEL im Untertitel auf der Titelseite auf den Punkt:.......und es fiel kein einziger SchussMein Wunsch war es und ist es bis heute geblieben: Der 9. November wäre der würdigste Tag, den man als Nationalen Feier/Gedenktag benennen könnte.Auch und gerade wegen des Gedenkens an die Pogromnacht des 9.November 1938.
Dem habe ich heute nichts mehr hinzuzufügen.
Lieber Jakob Augstein,
mich würde ja im Rahmen solcher Gedenken interessieren, warum insoweit Frankreich weit weniger Berührungsängste zu haben scheint mit "ihrer Fête", obwohl die regelrecht in Blut gebadet war?! Der Gästekreis wird kaum authentisch darüber berichten können (mit Ausnahme, vielleicht, von Frau Rosh), daher die eher etwas eingeschränkt hausbackene Frage: Ist die erstmögliche Chance, einen Staat zu begraben, des Gedenkens würdig und wenn ja: Warum?
Ihr e2m
Erinnerung ... ist manchmal schon eine schwere Bürde.
Wieviel davon recht und Nützlich ist, ... und für wen...?
Vorschläge oder Anregungen habe ich nicht zu bieten. Ausser ein Fotoalbum. Aber das ist eine andere Erinnerung - und nur für mich.
Herr Augstein
ich glaub´ ich habe das Fazit Ihrer Gesprächsrunde schon gefunden. Erinnerungen haben was mit dem bemessen vom glücklichen Leben zu tun.
zitiere Goethe:
Erst die Erinnerung muss uns offenbaren,
die Gnade, die das Schicksal uns verlieh.
Wir wissen stets nur dass wir glücklich waren,
doch dass wir glücklich sind, wissen wir nie. -
schöne Grüße Angelia
Die Progromnacht am 9. November 1938, diese schrecklichen Ereignisse dürfen nicht in Vergessenheit geraten. Die Erinnerung wach halten als Mahnung für uns nachfolgende Generationen, bei Unrecht und Greueltaten nicht weg zu sehen, nicht schweigend zu dulden, betrachte ich als moralische Pflicht.
Kult um den 9.November 1989 muss m.E. nicht betrieben werden. Dieses Ereignis fällt doch in unsere jüngste Zeitgeschichte, wir waren Zeitzeugen, haben den Umbruch und den Fall der Mauer unterschiedlich und individuell erlebt. Die Auswirkungen, oder anders ausgedrückt, die Nachwehen sind immer noch allgegenwärtig. Ohne Zweifel ist der 9.November 1989 ein historisches Ereignis, über dessen Wichtigkeit umfangreiches mediales Informationsmaterial zur Verfügung stehen sollte, um denen, die diese Zeit nicht erlebt haben, darüber zu berichten.
Gespannt bin ich auf Antworten auf die Frage "Wofür brauchen wir die vielen Denkmäler und warum werden es immer mehr?"
Erinnerung ist wichtig, nur ist die Frage, woran? Die Revolution von 1918 und die Progromnacht erscheinen mir wichtiger als der Fall der Mauer, der ja eher zufällig war, wenn wir an Schabowskis legendäre Pressekonferenz denken...
ich freue mich auf einen interessanten Abend...
Btw.: Leser ... also ... mir tun die Fingerkuppen vor lauter Tastenhauen nur deswegen nicht mehr weh, weil schon reichlich Hornhaut dran gewachsen ist. Das Preisausschreiben hätte ich also schon aus Gründen "fehlerhafter Zielgruppe" überlesen sollen :)
[Dies ist nur eine Scherzbemerkung und keine Bewerbung auf den Trostpreis]
Ach, jetzt ist mir noch was eingefallen. Flaubert. In seinem Werk. “ Die Erziehung der Gefühle” beschreibt er auf hunderten von Seiten das Leben mit all seinen Irrungen und Wirrungen, Höhen und Tiefen, Revolutionen, Politik usw. Ein Roman der einen an den Rand eines Nervenzusammenbruchs bringt. Auch, weil die Vielzahl der Protagonisten sich genau so durch das Leben strampeln und quälen müssen, wie der Leser sich durch das Werk. (Wäre da nicht Flauberts Schreibkunst)
Jedenfalls, im letzten Abschnitt pflegen die beiden “Hauptdarsteller” ihre Erinnerungen und reflektieren ihr Leben. Sie kommen zu dem Schluss, dass ihr glücklichster Moment der gemeinsame Besuch in einem Bordell war....
Wir benötigen Denkmäler, wie Fotos, Lieblingsmöbel etc. als Symbole, um unsere Erinnerungen daran zu heften, um auf unsere (Menschheits)-Geschichte unser Leben zurückblicken zu können, um vielleicht zu erkennen, was wirklich wichtig ist. Dumm nur, dass man selten aus den Erfahrungen anderer lernt und alle Erfahrungen selbst macht. Immer nur die Wiederkehr des ewig gleichen? lässt Christa Wolf Kassandra im gleichnamigen Roman fragen.
Deshalb nützen Denkmäler eigentlich nichts.
Den meisten Menschen wird es wahrscheinlich so ergehen, wie den beiden Protagonisten in Flauberts Werk. Aber immerhin einen glücklichen Moment hatten sie ja...
Tolles Thema!
Leicht, wie menschlich verständlich,
wird im Tumult der Gefühle um diie Ereignisse und Folgen des Pogroms vom 09. November 1938 bis heute das kalte Kalkül des reichsdeutschen Regierungs- und Offiziersbetriebes bis ins Auswärtige Amt vergessen, der reichsdeutschen Finanz- und Versicherungswirtschaft ungeahnt nie dagewesene, nie wiederkehrende Pfründe zu eröffnen.
siehe dazu:
www.freitag.de/community/blogs/joachim-petrick/staatsschulden-das-ei-aus-dem-das-pogrom-09november1938-kroch
4.11.2010 | 03:50
Staatsschulden, das Ei, aus dem das Pogrom 09.November 1938 kroch?
zeitgeschichte
Staatsverschuldung, das Ei, aus dem das Pogrom vom 09.November 1938 kroch?
Staatsverschuldung, das Ei, aus dem die Schlange des Pogroms vom 09.November 1938 kroch?
Die Staatsfinanzen des Deutschen Reiches waren zu Beginn des Jahres 1938 in Gefahr desolat außer Kontrolle zu geraten.
.
Lieber JA,
Sie schreiben:
„Am 9.11.fand bekanntlich die Novemberrevolution von 1918 statt,…“
wie kommen Sie darauf?
Am 09.November 1918 fand keine Revolution sondern die Ausrufung der deutschen Republik durch den Reichtstagsabgeordneten Scheidemann statt.
tschüss
JP
de.wikipedia.org/wiki/9._November_(Deutschland
9. November (Deutschland)
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Wechseln zu: Navigation, Suche
Auf den 9. November fällt eine Reihe von Ereignissen, die für die deutsche Geschichte als politische Wendepunkte mit teilweise auch internationalen Auswirkungen gelten. Als besonders gravierend für die zeitgenössische öffentliche Diskussion in der rückwirkenden Betrachtung gelten dabei – beginnend in der jüngeren Vergangenheit – die Jahrestage des Mauerfalls 1989, des Beginns der Novemberpogrome 1938, des Hitler-Ludendorff-Putsches 1923 und der Novemberrevolution 1918 (Ausrufung einer deutschen Republik) in der damaligen Reichshauptstadt Berlin. Diese historischen „Schlaglichter“ des deutschen Nationalstaats seit 1871 in je unterschiedlichem Kontext bilden in der Zusammenschau und der Rezeption im Verhältnis zueinander inhaltlich und ideologisch gegensätzliche und polarisierende Höhepunkte der historisch-politischen Auseinandersetzung mit der Geschichte Deutschlands, insbesondere derjenigen des 20. Jahrhunderts.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde von verschiedenen Historikern und Journalisten für dieses Tagesdatum der Ausdruck Schicksalstag geprägt, der aber erst nach den Ereignissen vom Herbst 1989 weitere Verbreitung fand.
Im Deutschland der Gegenwart ist der 9. November in mahnender Erinnerung an die Novemberpogrome des NS-Regimes gegen die deutschen Juden im Jahr 1938 ein Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus – zusätzlich zum offiziellen nationalen Holocaust-Gedenktag 27. Januar, dem Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz (1945) als auch von der Generalversammlung der UNO international proklamiertem Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus.
Zeittafel [Bearbeiten]
Hinrichtung Blums am 9. November 1848
• 9. November 1848 – standrechtliche Hinrichtung von Robert Blum:
Mit der Erschießung des republikanischen Parlamentsabgeordneten der Frankfurter Nationalversammlung nach dem Oktoberaufstand in Wien wurde zugleich auch die parlamentarische Immunität Blums durch die Militärführung im Dienst des österreichischen Kaiserhofs gebrochen. Die Niederschlagung des Wiener Oktoberaufstands und die Hinrichtung Blums gilt als offene Kampfansage der herrschenden Vertreter einer reaktionär-restaurativen politischen Ordnung gegen das aus der bürgerlichen Märzrevolution in den Staaten des Deutschen Bundes hervorgegangene erste demokratisch gewählte gesamtdeutsche Parlament. Die Hinrichtung Blums markiert einen entscheidenden Wendepunkt in der Entwicklung der Deutschen Revolution von 1848/49 als Anfang vom Ende dieser Revolution.
• 9. November 1918 – Novemberrevolution in Berlin:
Philipp Scheidemann bei der Ausrufung der Republik am 9. November 1918
Der wenige Wochen zuvor berufene Reichskanzler Max von Baden verkündet angesichts der bevorstehenden Niederlage des Deutschen Reiches im Ersten Weltkrieg eigenmächtig die Abdankung von Kaiser Wilhelm II. und betraut Friedrich Ebert (SPD) mit den Amtsgeschäften. Eberts Parteigenosse Philipp Scheidemann, der ihn im Februar 1919 als Regierungschef ablösen wird, ruft von einem Fenster des Reichstagsgebäudes die „Deutsche Republik“ aus. Am selben Tag, jedoch einige Stunden später, verkündet Karl Liebknecht, einer der Anführer des linksrevolutionären Spartakusbundes, vom Berliner Stadtschloss aus eine als Räterepublik gedachte „freie sozialistische Republik Deutschland“. In den nachfolgenden, regional teilweise bürgerkriegsähnlichen Auseinandersetzungen zwischen den Verfechtern einer sozialistischen Räterepublik und denen einer pluralistisch-parlamentarischen Demokratie unterliegen die Anhänger des Rätemodells. Liebknecht selbst wird zwei Monate später ermordet. In der weiteren Folge wird im August 1919 das als Weimarer Republik bezeichnete erste demokratisch strukturierte Staatswesen in Deutschland konstituiert (benannt nach der in Weimar tagenden Nationalversammlung)
• 9. November 1923 – Hitler-Ludendorff-Putsch in München:
Erstmals international wahrgenommenes Auftreten des Nationalsozialismus. Der bis dahin in der breiten Öffentlichkeit kaum bekannte Parteichef der 1920 aus der Deutschen Arbeiterpartei hervorgegangenen NSDAP, Adolf Hitler, scheitert mit seinem Putschversuch bereits nach wenigen Stunden vor der Münchner Feldherrnhalle, wo es zu 16 Todesopfern kommt. Nachdem Hitler zehn Jahre später an die Macht gelangt war und eine totalitäre Diktatur in Deutschland errichtet hatte, erklärte er den 9. November zu einem Gedenk- und Feiertag. Während der Zeit seines bis 1945 herrschenden Regimes wurde in jährlich stattfindenden staatlichen Trauerfeiern der sogenannten „Blutzeugen der Bewegung“ gedacht.
• 9. November 1938 – Beginn der Novemberpogrome:
Nach einem Mordanschlag auf einen deutschen Diplomaten in Paris inszenieren die Nationalsozialisten die Novemberpogrome (bis in die Gegenwart ist die Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 oft auch unter dem euphemistischen Begriff „Reichskristallnacht“ bekannt). In der NS-Propaganda werden die vor allem von SA- und SS-Mitgliedern in Zivilkleidung begangenen Ausschreitungen als Ausdruck des „Volkszorns“ gegen die Juden dargestellt. Im ganzen Gebiet des Deutschen Reiches werden jüdische Geschäfte und Einrichtungen demoliert, Synagogen in Brand gesteckt. Hunderte von Juden werden innerhalb weniger Tage ermordet. Diese Ereignisse markieren den Übergang von der sozialen Ausgrenzung und Diskriminierung zur offenen Verfolgung der Juden in der Diktatur des Nationalsozialismus. Während des Zweiten Weltkriegs mündet der Antisemitismus in Deutschland in den heute als Holocaust bezeichneten industriell betriebenen Völkermord an etwa 6 Millionen europäischen Juden und weiteren aus rassistischen Motiven ausgegrenzten Bevölkerungsgruppen in den Vernichtungslagern des NS-Regimes.
• 9. November 1967 – „Unter den Talaren – Muff von 1000 Jahren“, Slogan der studentischen APO in der Bundesrepublik:
Bei der feierlichen Amtseinführung des neuen Rektors der Hamburger Universität entfalten protestierende Studenten ein Transparent mit der Aufschrift „Unter den Talaren – Muff von 1000 Jahren“. Dieser Slogan, eine kritische Anspielung auf die ausgebliebene Aufarbeitung der Verbrechen des NS-Regimes bei den gesellschaftlichen Eliten Westdeutschlands, wird zu einem symbolträchtigen Motto der sogenannten „68er-Bewegung“ und markiert einen der Höhepunkte in der „heißen Phase“ der Außerparlamentarischen Opposition der Jahre 1967/68 in der Bundesrepublik und Westberlin.
• 9. November 1989 – Mauerfall:
Das entscheidende Ereignis, dem ein knappes Jahr später der Beitritt der vormaligen DDR zum Geltungsbereich des Grundgesetzes (der westdeutschen BRD) folgte. Mit der Deutschen Wiedervereinigung wurde die als Folge des Zweiten Weltkriegs zustande gekommene Spaltung Deutschlands in zwei Staaten mit verschiedenen politischen Systemen nach über 40 Jahren überwunden (siehe auch Geschichte der Bundesrepublik Deutschland (bis 1990) und Geschichte der Deutschen Demokratischen Republik).
Diskussion von 1989/90 um einen neuen Nationalfeiertag [Bearbeiten]
„Mauerfall“ in Berlin am 9./10. November 1989
Im Zuge der Deutschen Wiedervereinigung war der 9. November als Datum des Mauerfalls von 1989 zeitweilig auch als neuer Nationalfeiertag des vereinigten Deutschlands – in Ablösung des bis dahin in Westdeutschland geltenden Feiertags 17. Juni (1953) – in der Diskussion. Entsprechende Vorschläge wurden aber letztlich aufgrund der negativ besetzten Jahrestage, die eine Assoziation zur Geschichte des politisch wirksamen Nationalsozialismus nahe legten (siehe Zeittafel 1923 und 1938), verworfen. Stattdessen wurde der 3. Oktober (1990) als Datum des formaljuristischen Beitritts der DDR zum Geltungsbereich des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland als neuer, und bis in die Gegenwart geltender Nationalfeiertag Deutschlands (Tag der Deutschen Einheit) erkoren.
Warum ärgert Sie das Meier-Buch? Ich habe ihn kürzlich auf einer Tagung erlebt und seine Thesen als keineswegs abwegig empfunden. Ich bin dicht an der Meinung von Welzer (hinter dem Welt-Link) dran.
Mich hingegen irritiert momentan eher das 3. Hohenschönhausen-Forum, bei der gleichfalls Lea Rosh (und viele andere) bei Hubertus Knabe und der Konrad-Adenauer-Stiftung sitzen und ausgerechnet am 8. November fragen: "Unvergleichbar? – Nationalsozialismus und Kommunismus im 20. Jahrhundert"
www.kas.de/akademie/de/events/43591/
Die Ankündigung ist ärgerlich. Dort ist von hierzulande diskursbestimmenden "Floskeln und Tabus" die Rede. Es gebe die "Furcht vor einer offenen Debatte" der "Frage der Vergleichbarkeit von Nationalsozialismus und Kommunismus". Das sei gefährlich, weil sich "öffentliche und gesellschaftliche Geschichtsbilder zunehmend auseinander entwickeln" könnten. In Hohenschönhausen will man nun das Tabu, das nie eines war, brechen und "offen und fundiert diskutieren".
Für mich hört sich das nach der derzeit üblichen "Gutmenschen"-Schelte und dem "Das wird man ja wohl mal noch sagen dürfen" an. Einfach ärgerlich.
dass eine ankündigung so viel potential zum diskutieren bietet deute ich hier mal positiv, äh ja, also alles aufschreiben und ausleben, fürs erfolgserlebnis, immer nur eintippen is nich...
Wer sich über die Ereignisse um den 9. November 1918 herum mittels eines wirklich guten Doku-Spielfilms informieren möchte:
Am 6. und 13. Nov. um 20:15 Uhr auf BR-alpha: Gewaltfrieden.
Sehr empfehlenswert.
www.br-online.de/br-alpha/90-jahre-versailler-vertrag-DID1259567907924/versailles-friedensvertrag-gewaltfrieden-ID1265198323616.xml?_requestid=112989
Danke für den Link
Wer sich über die Ereignisse um den 9. November 1918 herum mittels eines wirklich guten Doku-Spielfilms informieren möchte:
Am 6. und 13. Nov. um 20:15 Uhr auf BR-alpha: Gewaltfrieden.
Sehr empfehlenswert.
www.br-online.de/br-alpha/90-jahre-versailler-vertrag-DID1259567907924/versailles-friedensvertrag-gewaltfrieden-ID1265198323616.xml?_requestid=112989
@ E. H. - "Warum ärgert Sie das Meier-Buch? Ich habe ihn kürzlich auf einer Tagung erlebt und seine Thesen als keineswegs abwegig empfunden. Ich bin dicht an der Meinung von Welzer (hinter dem Welt-Link) dran"
Na, es ärgert mich nur in einigen Nuancen muss ich einschränken.
Beispiel: Diese Anmerkung zu Beginn, dass die Juden das einzige Volk seien, die das Erinnern über das Vergessen stellten. Und dann mischt er die israelitische Religion mit der Volksgeschichte. Das meinte ich.
Was Ihren Link angeht: Diesen Ärger teile ich mit Ihnen gerne. Sowas habe ich schon öfter aufgegriffen.
Ich sehe gerade: Da sitzt die geballte Rechtsausleger Definitionsmacht auf dem Podium. Jesse, Schroeder, Knabe sowieso. Die schaffen es noch durchs ganze Land damit.
Hier noch zwei Links aus meiner Bloggerei:
www.freitag.de/community/blogs/magda/joachim-gaucks-totalitaere-aufklaerung
www.freitag.de/community/blogs/magda/beispiel-roter-ochse-
Danke für den Hinweis auf die Doku "Gewaltfrieden". Ich schaute mir den 1. Teil gestern an. Es hat sich gelohnt, weil sehr informativ. Teil 2. am 13.11. ist vorgemerkt.
"Auftauchen in Kaiser- Wilhelms- Land". So hieß der Untertitel einer bekannten Karikatur, die ein U-Boot der kaiserlichen Marine vor dem Deutschen Eck zu Koblenz zeigt. Rundum geht der Periskopblick auch auf das Rheintal mit seinen Zeugen des Denkmalwahns. Alle paar Kilometer ein hohenzollernsches, ein wilhelminisches Denkmal oder eine Bismarck-Statue, meist gestiftet von national gesinnten Vereinen und häufig im gefürchteten monumentalen Stil Emil Hundriesers und Bruno Schmitz´ (lesenswert dazu, ein umfassendes Kapitel aus "Das Bild als Waffe", G.Langemeyer (Hg.)).
Entlarvend, dass damals, zu Kaisers und Preußens glorreichen Zeiten, einzig die Kabarettisten, die Satiriker und Ironiker eine kritische Sprache fanden. Ansonsten gab es meist Lob und Anerkennung und sogar den Willen, den öffentlichen Haushalt der preußischen Rheinprovinz zu überschulden, weil man unbedingt ein nationales Denkmal haben wollte, mit Sockel aus hartem Stein, für die tausendjährige Ewigkeit. "Niemals wird das Reich zerstöret, wenn ihr einig seid und treu", wurde in Koblenz eingemeißelt. Das war so wichtig für die Obrigkeit und die Alldeutschen Vereine oder Kriegervereine SM, wie heute Stuttgart 21 unbedingt durchzusetzen. Koste es, was es wolle. -Das deutsche Land hatte Denkmalmasern.
Wie steht es nun aber mit demokratischen, antifaschistischen, etc. Daten und Ereignissen, tatsächlich also jenen 9er-November Daten? Welche Denkmale repräsentieren wirklich die Staatsräson der Bundesrepublik? Selbst an den Vorläufer- und Gedenkorten der Republik, z.B. in Frankfurt am Main (Paulskirche), in Mainz (Mainzer Republik) findet sich wenig dauerhaft öffentlich zugängliche Zeugnisse einer Erinnerungskultur. - Innerlich, in Gebäuden, versteckt an Wänden, in Rotunden und Wandelgängen, schon, aber nicht als ein die Stadt- oder das Landschaftsbild prägendes Ensemble. - Sind die Bankhochhäuser Symbol genug?
Die DDR hatte eine eigene Tradition, vornehmlich antifaschistisch und dann z.T. in einer Art "Väterkult" des Kommunismus. Die "Mütter" kamen weniger gut weg.
Die Prinzipien einer nationalen Erinnerung, bei den wilhleminischen Denkmalen sind klar die Verweise auf adelige Dynastie, mit möglicher Ableitung in der Geschichte bis zu Karl dem Großen, militärische Macht und ewige Treue der Untertanen.
Kehrt nun, wenn die Bundeswehr umgebaut sein wird und dann doppelt so stark kampftauglich für Auslandseinsätze, das ist ja der eigentliche Kern der neuen Wehrhaftigkeitsstrategie, ein Bedürfnis nach klaren nationalen Denkmalen zurück, oder gelingt es endlich einmal die Abstrakta einer verfassungsgebundenen Demokratie mit annehmbaren Gedenksymbolen zu versehen? - Anders: Müsste ich mich schämen, wenn ich mich für ein repräsentatives und an öffentlichem Ort aufgestelltes Willy Brandt Denkmal stark machen würde? Wäre es verwerflich, Leon Blum, Rosa Luxemburg, Georg Forster und Ferdinand Lassalle in den Rotenfels bei Bad Münster am Stein schlagen zu wollen? Etc.
Liebe Grüße
Christoph Leusch
Lieber Herr Leusch,
Ihre Idee, Denkmale für Willy Brandt, Leon Blum, Rosa Luxemburg, Georg Forster und Ferdinand Lassalle aufzustellen, finde ich gut.
Zu befürchten wäre dann allerdings, dass sich dann ganze Ortsverbände sog. christlicher Parteien nächtens zum Denkmalanpissen aufmachen würden.
Auch deshalb und andererseits muß zwingend damit gerechnet werden, dass der "Zufall" derart, wie das kulturelle/gesellschaftliche Echo ihn interpretiert, nicht stattfindet.
Hinweisende Informationen sind immer bekannt - nur nicht jedem und keinem genug davon. In der Folge wird regelmässig vom Unerwartetem - also von "Zufällen" gesprochen und entsprechend gehuldigt, wo doch bei ausreichender Vernetzung kein solcher bestanden hätte - weil es durch die Informationen eben zu erwarten gewesen wäre.
... wollen wir ihn nicht endlich endgültig "deaktivieren" ...?
Ich fühl mich immer etwas lächerlich, wenn ich den vorgegebenen Satz/das Wort kopiere und einfüge, aber nun gut. Was tut man nicht alles.
Erinnerung
erst hielt ichs ja für albern zu fragen "welche geschichte wollen wir wahrnehmen?" ganz einfach, die die geschehen ist. dann, beim nachdenken, hab ich schon erkannt, dass jedes volk seine eigenen brocken daraus zieht und selektiv wahrnimmt und sich selbst "errichtet". warum das so ist weiß ich nicht, ist wohl ein teil eines kollektiven selbstbewusstseins, so wie damals zu höhlenzeiten jede horde ein kollektiv bildete und sich abgrenzte. und im sinne der zunehmenden globalsierung brauchen wohl viele solche "meilensteine", denkmäler etc., obwohl es ein wenig albern wirkt. lg
um nicht alles schlecht zu reden: geschichte ist natürlich was schönes, man lernt draus, zeigt einem wo die wurzeln sind, warum das im november passiert? liegt vielleicht doch an der jahreszeit.
"....warum das im november passiert? liegt vielleicht doch an der jahreszeit."
-> So wirds sein - die Saison der Veränderungen. Oder der Anpassungen - immerhin wirds dann ja ziemlich bald Winter, der eine Beschäftigung "mit sich selbst" enthalten muß, sonst ....
... müssten sich ja viele Menschen irgend anders orientieren....
In der Psychiatrie ist der November auch Saison...
http://www.rosalux.de/fileadmin/rls_uploads/pdfs/175Wippermann.pdf