Heute schon erinnert?

Interview Aleida Assmann wünscht sich neue Formen des Geschichtsdenkens. Mit Jakob Augstein ist sie sich nicht einig, ob Denkmäler heute noch zeitgemäß sind
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 25/2019

Um Erinnerung soll es gehen, um persönliche, aber auch die der Gesellschaft. Gibt es so etwas wie eine Erinnerungspflicht? Wie begehen wir eigentlich Gedenktage? Und warum spielte die Kolonialgeschichte im deutschen Erinnerungsrahmen so lange kaum eine Rolle? Über diese Fragen sprach Jakob Augstein am Schauspiel Köln mit der Kulturwissenschaftlerin Aleida Assmann, deren Spezialgebiet die Gedächtnis- und Erinnerungsforschung ist. Die 72-Jährige gilt als public intellectual, vergangenes Jahr erhielten sie und ihr Mann Jan Assmann gemeinsam den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels.

Jakob Augstein: Frau Assmann, was versteht man eigentlich unter kollektivem Gedächtnis? Gibt es so was?

Aleida Assmann: Der französische Soziologe Maurice Halbwachs hat den Begri