„Ich habe versagt“

Freitag-Salon Ein Gespräch mit dem Schriftsteller Wladimir Kaminer über coole Brandenburger, langweilige deutsche Politik und die Frage, ob wir aus der Geschichte lernen oder nicht
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 30/2014

Jakob Augstein: Herr Kaminer, Sie haben die Sowjetunion ja zu einem Zeitpunkt verlassen, als es sie noch gab. So sind Sie nie russischer Staatsbürger geworden.

Wladimir Kaminer: Kaum komme ich in die DDR, bricht sie auch zusammen. Überall, wo ich erscheine, gehe Staaten zugrunde.

Darf ich Sie zu Beginn kurz fragen, wie Sie auf die Wahnsinnsidee kamen, einen Schrebergarten zu beziehen?

Ich habe nie solche Ideen, die kommen immer von meiner Frau. Ich bin in Moskau aufgewachsen, wir hatten nie einen Garten. Meine Frau hatte noch Erinnerungen an den Garten ihrer Großmutter, wo die Familie im Schatten eines großen Aprikosenbaums saß. Ich habe damals zugesagt, auch wenn mir die Idee nicht koscher erschien. Während sie die Gartenarbeit machte, bin ich zum Schreiben hing