Es läuft derzeit eine Debatte hier über den BildBlogger und Medienjournalisten Stefan Niggemeier. Ich finde diese Debatte sehr spannend. Nicht so sehr wegen Niggemeier - für den ich eine Menge Respekt empfinde, das will ich nicht verhehlen, und sogar so etwas wie Bewunderung, weil er sich eben weitgehend unabhängig gemacht hat vom "System" und das fällt den meisten sehr, sehr schwer - also nicht seinetwegen, sondern weil es hier um die Berührung, Überschneidung und Trennung zweier Kulturen geht. Journalismus und Blogosphäre. Das ist natürlich auch für den Freitag ein sehr, sehr wichtiges Thema. Weil wir uns ja - vielleicht naiv - einfach daran gemacht haben, diese Trennungen zu verwischen. Für mich ist ein Text ein Text. Punkt. Ob der von einem Blogger kommt oder von einem Journalisten ist mir gleich. Ist er richtig? Ist er gut geschrieben? Das will ich wissen. Und doch ist mir natürlich klar, dass die unterschiedlichen Bedingungen, unter denen die Texte entstehen und die unterschiedlichen Refrenzrahmen, in die sie sich einpassen, eben immer mitzulesen sind.<br>
Aber was geschieht, wenn man da die Grenzen verwischt? Wenn wir hier bei uns journalistische Texte aus der Redaktion, von unseren Autoren, vom Guardian bunt mischen mit Texten aus der Bloggosphäre? Ist das dann Journalismus 2.0? <br>
Das ist eine ernste Frage für uns.
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17:27 15.02.2009
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Kommentare 38
Wir sind uns sicherlich einig, dass ein Text ein Text ist, vielleicht auch buchstäblicher Salat. Wenn Journalismus das Verfassen von Texten zur Publikation, von Radio- und Fernsehbeiträgen zur Ausstrahlung und ähnliches sein soll, dann ist das Mischen vielleicht auch "Journalismus 2.0" oder "1.5" oder was auch immer.
Die Grenze ist dabei nicht die Frage der Form - die Grenze ist, wie angemerkt, die Korrektheit, die Lesbarkeit, die Professionalität. Dass Journalisten manches mal Laien in einem Themenfeld sind und vice versa Laien manches mal Journalismus in einem Themenfeld betreiben können, fein. Was jedoch gilt: Journalismus kostet Zeit. Zeit ist Geld, zumindest für professionelle Journalisten. Und Recherche frisst Zeit und verursacht Kosten.
Hier neue Wege zu finden, die vertretbar und qualitätsfördernd sind, das wäre ein schönes Projekt für den neuen Freitag.
Wie man es nennt ist doch letztlich egal.
Was ich wichtig finde ist die Qualität der Texte, egal woher sie kommen, die Einordnung in das Konzept der Zeitung und unbedingt auch eine entsprechende Honorierung für den Autor, wie auch immer sie aussieht.
Ziel muss auf jeden Fall sein, ein höchstmögliches Niveau zu erreichen.
Ein Text ist ein Text ist ein Text. Gute Texte, schlechte Texte. Hauptsache: immer weiter im Text. Schwarz auf weiß, elektronisch oder akustisch. Einfach, wenn auch schwer: nichts als die Wahrheit. Am besten, wenigstens: nach bestem Wissen und Gewissen. Der Blogger bloggt, der Dichter denkt, der Schreiber bleibt. Ein Texter ist ein Texter ist ein Text. Wer schreibt, bildet Meinung. Meinung bildet. Bildung ist schöpferische Gestaltung. Textile Gestaltung bildet Gewebe, Geflecht; ist Verbindung, Zusammenhang. Wer was wann wo wie schreibt? Egal. Ein Text ist ein Text bleibt ein Text.
Die Frage ist doch nicht eine Frage des Etiketts, sondern eine der Haltung. Magazine, Webseiten und Zeitungen haben enormen Druck Kosten zu senken da das "Konzept Werbung" strauchelt. Wichtig wird sein, wie sich alternative Standbeine entwickeln lassen die Geld für Journalismus generieren. Die Frage 2.0 bezieht sich also hier auf Finanzierung und die Produktionsbedingungen der "Schreiber". Wer kann sich das also noch leisten,.....?
Journalismus ist eben nun auch kein geschützter Begriff. Wenn ein Blogger einen recherchierten und in journalistischer Form aufbereiteten Text publiziert, ist er eben ein Journalist.
Die Recherche ist allerdings ein Knackpunkt. Blogger haben eben oft nicht die Möglichkeiten zur Recherche, oder sind dafür nicht ausreichend geschult.
Die Frage ist doch also eher, ist ein journalistisch bloggender Blogger noch ein Blogger? Hat Bloggen nicht etwas mit persönlicher und privater Ansicht zu tun? Mit Subjektivität und Meinung? Das wiederum findet sich im Journalismus ja nur bei Kommentaren.
Ich denke, die Frage ist falsch gestellt. Die Frage muss lauten: Welcher Journalismus erreicht heute (noch) die Menschen? Ich hatte es nebenan geschrieben: Nicht nur meine Wenigkeit, auch mein Bekannten- und Verwandtenkreis hat zum großen Teil das Vertrauen in den Journalismus verloren.
Man nimmt vielleicht noch die FAZ, die SZ, den Spiegel oder die Zeit mit, liest sie vielleicht noch - aber ist es mehr und mehr Zeitvertreib, als ernsthafte Informationsbeschaffung. In der U-Bahn will man sich schließlich nicht langweilen, zudem dient eine Zeitung dort auch als kleine Mauer gegenüber dem Nachbarn.
Wenn also der Freitag eine Mischung aus redaktionellen Texten, dem Guardian und Blogartikeln anbietet, dann ist das eine Idee, die Unterstützng verdient, auch wenn an vielen Stellen Kritik angebracht ist. Drei Meinungen und Artikel verschiedener Herkunft sind mehr, als der Spiegel, die BILD und die FAZ zu bieten haben - das ist medialer Einheitsbrei, ich würde bei den Erzeugnissen weitesgehend nicht einmal mehr von Journalismus sprechen. //evil
Sie bieten vielleicht noch Information, sie sitzen an der Quelle, die Bewertung derselben wird aber immer von den Menschen selbst vorgenommen - und wenn es dadurch geschieht, dass unterschiedliche Quellen gelesen werden. Alte Medien, neue Medien, Gespräche. Der alte Journalismus in Deutschland hat schlicht und ergreifend das Meinungsmonopol verloren, sitzt aber noch an der Quelle des Informationsmonopols. Sie führen sich aber immer noch so auf, als wären sie die Heilsbringer der Menschen, da geht die Glaubwürdigkeit Tag für Tag verloren.
Und bitte dieses Buzzword 2.0 weglassen - man muss sich nicht alles auf die Stirn pappen. 2.0 hat mittlerweile einen mehr als negativen Ruf. 2.0 ist die nächste Blase, die platzt. Was ist moderner Journalismus? Diese Frage, versucht der Freitag gerade zu beantworten. Die Idee ist großartig, an der Umsetzung wird noch gearbeitet. Wenn eine Zeitung die Antworte auf diese Frage finden kann, dann der Guardian und der Freitag.
Wir werden sehen. Boulevardeske Trash-Portale wie bild.de oder spiegel,de werden immer laufen, dienen aber eher zur Belustigung des Publikums. Wollen wir hoffen, dass Publikationen wie der Freitag eine Nische besetzen und diese auch zum Überleben reicht.
Wie erreicht man heutzutage noch die Menschen? Was ist moderner Journalismus (der sich auch finanziell trägt)? Vielleicht eine Mischung aus alten Medien, neuen Medien und Gesprächen. Schau m'er mal würde Kaiser Franz nun sagen... ;-)
Anm.: Man mag mir das wilde Springen von Gedankengang zu Gedankengang verzeihen... ;-)
Du darfst aber nicht vergessen, Medien müssen Informationen bereitstellen und Meinungen. Wenn ein Medium sich auf Information und das andere auf Meinung konzentriert, ist das ja nicht weiter schlimm.
Und das ein Medium nur die Information - in objektiver Weise - anbietet und der Leser interpretiert, ist eine wichtige Funktion der Medien allgemein. Kann also deinen beschriebenen Fehler bei den "alten" Medien nicht wirklich finden oder nachvollziehen,
"Weil wir uns ja - vielleicht naiv - einfach daran gemacht haben, diese Trennungen zu verwischen."
schreibt Jakob Augstein hier. Wie wahr, aber besser agieren als reagieren. Eine ernste Frage, ein riesiges Thema. Einerseits sind die technischen Möglichkeiten relativ preiswert gegeben, alle Welt an "seinen" Ergüssen teilhaben zu lassen, das Geschäft grassrootartig "bottom up" zu betreiben, andererseits ist ab einer gewissen Größenordnung, bei einem auch nur halbwegs darstellbaren Anspruch schon die entsprechende "top down" Organisation incl. Umsetzung nötig. Und die darf sich damit betriebswirtschaftlich nicht vollkommen im Jenseits verlieren.
Daher lese ich dies hier alles relativ entspannt, schmunzle über gehyptes, gegenseitiges Anmachen bzw. Infragestellen. Niggemeier war z.B. für mich lediglich wegen dieser Abmahngeschichte auf dem Radarschirm. Denn da kommt die Zensur ganz klammheimlich durch die Hintertür, bringt gar große Verlage zu vorauseilendem Gehorsam, Da braucht nicht mal der (neue) Investor mit dem Zaunpfahl winken. Solange aber niemand ala Bernd Graff und SZ elitäres Gehabe an den Tag legt, unter dem Mäntelchen "Qualität" ernsthafte Restriktionen umsetzt, solange kloppt Euch ruhig.
http://www.sueddeutsche.de/computer/28/426784/text/
http://www.sueddeutsche.de/computer/81/387877/text/
Entscheidender, sorry, sind weniger die Personen hinter den Blogs oder den redaktionellen Beiträgen. Wirklich massgebend ist für mich beinahe ausschließlich der gesellschaftspolitische Tenor. Und dieser Tenor muß gelebt werden, so wichtig im Vorfeld bereits die Positionierung von Jakob Augstein auch gewesen ist. Daher wäre mein Wunsch, gerade an die Blogger, die Kommentatoren hier, sich mehr, ja beinahe ausschließlich inhaltlich zu orientieren, Sympathie und ggf. Antipathie auf ihren "eigenen" Seiten auszuleben, zu zelebrieren. Ich guck da auch schon mal rein...
Nein, ich brauche keine Qualitätssicherung...lese als bekennender, parteiloser Linker auch mal Bild oder die FAZ, habe zwischen 1967 und 1997 dreissig Jahre die Zeitschrift des Vaters von Jakob Augstein gelesen. Wurde zunehmend flacher, bunter, kürzer und mit entsprechendem Werbeoverkill. Die neoliberale Übernahme der Wirtschaftsredaktion kam erst später; mit dem gesamtgesellschaftlichen Rollover von Schröder.
Es ist eben nicht egal, wie man es nennt.
Und Text ist auch nicht gleich Text. Eine Gebrauchsanleitung erfüllt einen anderen Zweck als ein Gedicht, als ein Flyer als ein journalistischer Text als ein Blogbeitrag.
Journalismus setzt Handwerkszeug voraus, das die meisten Blogger nicht haben: Recherche, Ausgewogenheit, Relevanz, Distanz usw. Blogger dagegen schreiben sehr persönlich, mit eigener Meinung und schnell.
Ich finde, beides hat seine Berechtigung, beides ist notwendig. Aber es sind eben zwei Paar Stiefel.
der Freitag hat mich verführt und vielleicht auch überzeugt, mich an dem bis dato sehr skeptisch betrachteten Medium Blog zu beteiligen. Skeptisch bin ich immer noch und doch beteilige ich mich hier. Wahrscheinlich aus dem Gefühl heraus, dass das was hier gemacht wird mehr als nur das sich selbst so furchtbar ernst nehmende Internet-Geplapper ist, das aus so vielen Blogs dröhnt.
Sicherlich ist es kein Journalismus, was wir hier alle gemeinsam betreiben. Es kann aber etwas werden, was zwischen den beiden Sphären Journalismus und Blog liegt. Wobei mir gute Journalismus wichtiger ist als gute Blogs, jedenfalls leide ich mehr unter seinem Fehlen. Vielleicht können auf dieser Seite vielstimmige und geistreiche Blogs einen Beitrag zu besserem Journalismus leisten. Daran würde ich gerne teilhaben. Gelingen kann es wahrscheinlich nur dann, wenn man das was man hier schreibt ernster nimmt als sich selbst.
Die Frage istr für mich weniger, was der Journalismus mit Journalismus 2.0 machen kann.
Das Szenario ist m.E. schon lange ein ganz anderes: Was machen User/Leser, mit den Trümmern, die einmal Medien waren? Sie können nicht nur selbst schreiben und kommentieren, sondern sie haben auch alle Möglichkeiten, selbst Mashup in Feedreadern, RSS-Seiten und ähnlichem zu erstellen.
Nicht der Bürgerjournalist ist jetzt am Zug, der ist selbst schon durch den Wohnzimmerherausgeber abgelöst worden. ... Das diskutieren wir gerade rege in themashazine - http://themashazine.com/wiedietiere/?p=119 ...
Hallo Jakob, um auf deine Frage eine Antwort zu geben: Es ist für mich eine neue schöne Form des Journalismuses. Dadurch werden mehr Menschen erreicht, weil sie das Gefühl bekommen, teilhaben zu dürfen.
Die Debatte läuft doch nur wegen diesem wirklich idiotischen Buch Alphajournalisten 2.0 und dem Vorabdruck in der taz mit Stefan Niggemeier als dem unerschrockendsten Journalisten Deutschlands. Zwei grundsätzliche Fehler fallen mir dabei auf: ein Medienjournalist kann sich nicht unabhängig machen vom System der Medien, das ist genauso blödsinnig,als wenn ich als IT-Journalist meine, unabhängig von der Branche zu schreiben. Dann halte ich Blogger oder Journalist für eine sehr verwegene Trennung, weil ich denke, dass solche Vereinzelungsschleusen nicht weiter helfen. Vielversprechender ist der vernetzte Journalismus, wie in Charlie Beckett oder meinetwegen Jeff Jarvis predigen: http://www.charliebeckett.org --Detlef
Ich halte die Unterscheidung "Blogger vs. Journalisten" für Quatsch. Ein Blogger ist zunächst einmal jemand, der irgendeine Software benutzt, um ein Blog zu führen. Also das 14jährige Mädchen bei MySpace, das sich mit vielen Ausrufezeichen und Herzchen aufs Wochenende freut; der Student, der die Weltpolitik kommentiert; die Mutter, die Kochrezepte veröffentlicht, und der Journalist, der außerhalb des Redaktionssystems im Internet publiziert. Der Begriff "Blogger" allein sagt für mich so viel über Qualität oder Selbstverständnis aus wie der Begriff "Brillenträger", "Süß-Frühstücker" oder "Linkshänder": gar nichts.
Der Unterschied liegt für mich eher in der Textsorte: Wenn ich in mein Blog ein YouTube-Video schmeiße und mit dem Kommentar "Das find ich lustig" versehe, dann ist das keine große Leistung. Wenn ich lange recherchiere, mit verschiedenen Leuten telefoniere und das alles hinterher möglichst objektiv aufschreibe, dann habe ich für meinen Geschmack eine journalistische Leistung erbracht. Und wenn ich eine Szene aus dem Alltag besonders kunstvoll beschreibe, möglicherweise eine literarische Leistung.
Für mich persönlich unterscheide ich auch nur zwischen guten und schlechten Texten. Es steht viel Schund in Zeitungen, aber auch viel Gutes, und es steht vielleicht ein bisschen mehr Schund in Blogs (einfach weil es mehr Blogs als Zeitungen gibt), aber eben auch viel Gutes.
Ich bin ein großer Freund schiefer Bilder, weswegen ich mal behaupten will: Journalismus ist (wie Literatur) mit einer Musikrichtung vergleichbar, Blogs sind ein Instrument. Und auf dem kann ich eben Rock, Jazz, Blues oder Journalismus spielen. (Und hinterher zur Architektur tanzen.)
mal eine ganz andere frage: wer braucht eigentlich den sogenannten "journalismus 2.0"?!? ich muss ehrlich zugeben, dass ich mich mit dem "normalen journalismus" sehr wohl gefühlt habe. eine authentische, gut aufgemachte, unabhängige und freie zeitung zwischen den fingern ist viel mehr wert als eine internetseite vollgequetscht mit irgenwelchem lächerlichen journalismus 2.0 gelaber. und dadurch, dass sich der freitag nich mehr auf die ursprüngliche zeitung konzentriert sondern jetzt mit dem 2.0 strom schwimmt und sogar versucht den journalismus gleich mitzuziehn, verrät er nicht nur sich selbst sondern auch den journalismus! es gibt keinen "journlismus 2.0", ja es kann gar keinen journalismus 2.0 geben , wei journlismus auf einer ganz anderen ebene liegt, als 2.0. und das was hier stattfindet is ganz sicher kein "journalismus 2.0", sondern nur der versuch den 2.0 mainstream mitzugehen.
Krueger, Sie Schlingel Sie! Ihr Freitag ist dahin! Mal im Ernst: wenn Journalismus 2.0 die Erfüllung der Versprechen der Version 1.0 wäre und vielleicht noch ein paar Produktverbesserungen mit sich brächte, wären wir nicht alle sehr viel glücklicher? Im übrigen ist das hier doch eine sehr seltsame Diskussion, die genau so schon vor drei, fünf sieben Jahren stattfinden hätte können. Liegt vielleicht auch an der Dogmenfreude vieler Nutzer dieser Website (ja: Nutzer. Nicht "Leser").
Der Versuch, den der Freitag gerade mit seinem neuen Konzept unternimmt, ist wichtig. Er ist deswegen wichtig, weil er die Chance eröffnet, ein Laboratorium zu sein, für die Entwicklung von unterschiedlichen Kooperationsformen von "klassischem" Journalismus, von frei publizierten Texten in blogs und einer journalistischen Aufwertung der Kommentierung all dessen durch diejenigen, die diese unterschiedlichen Texte lesen. Ein Salon im Großformat, sozusagen. Was mich stört, ist die Tatsache, dass in Kommentaren und einigen blogs auch auf dieser Seite die Möglichkeit des raschen Publizierens ganz offensichtlich dazu führt, dass Schludrigkeit beim Schreiben und - glücklicherweise seltener - Kraftausdrücke flotter über die Tastatur wandern. Man kann dies natürlich für einigermaßen spießig halten. Mir verdirbt es die Freude an der Lektüre und es lenkt natürlich von inhatlich ernstzunehmenden Aussagen ab. Ansonsten kann ich die Redaktion nur bestärken, auf diesem Weg weiterzumachen. Ich für meinen Teil freue mich jedenfalls sowohl darauf, morgen meine gedruckte Wochenzeitung "der Freitag" aus dem Briefkasten zu ziehen, als auch darauf, ab und an wieder hier vorbeizuschauen. Und wenn ich was beizutragen habe, kann dies auch mal wieder Textform annehmen. Als Kommentar oder als blog.
Lieber Jakob Augstein,
zu diesem Thema habe ich mich auf Ihre Frage hin bereits im Blog von CMS geäußert (unter seinem Debut). Wer will, kann dort nachlesen. Ich möchte daraus hier nur einen Gedanken wiederholen: Es ist nicht nötig, im Nebel zu stochern, wo es handfeste Zahlen gibt – die Zugriffsstatistiken von Freitag.de.
These 1: Wenn wir diese Zahlen hätten, wüssten wir schon genauer, „was geschieht, wenn man die Grenzen verwischt“, statt raten zu müssen.
Z.B. ließe sich die Meinung von flueke überprüfen, es gebe hier nur „Nutzer“ und nicht „Leser“ (in der Replik auf Krueger - ich hoffe, ich deute das Steno richtig). Dazu müssten wir die Anzahl der angemeldeten Nixposter und der Visits ohne Login kennen.
These 1: „Was passiert“, hängt nicht nur davon ab, was für ein Text ein Text ist, sondern auch davon, ob die Logistik funktioniert, mit der er verbreitet wird. Sie ist das unsichtbare Rückgrat seines Erfolges.
1994, im guten alten Printzeitalter, habe ich selbst erlebt, wie eine Expansion im lokalen Bereich trotz einer eigens erweiterten Redaktion in einem Desaster endete, weil viel zu spät entdeckt, wurde dass die Ursache der geringen Akzeptanz der Vertrieb war. Der mit der Zustellung beauftragte Dienstleister hatte mehrfach Tausende Exemlare an einen Altpapierrecycler zugestellt.
Bei Freitag.de habe ich z.B. als Leser aufgehört, anderen Schreibern folgen zu wollen, nachdem ich feststellen musste, dass ich nie per Mail benachrichtigt werde. Über dieselbe Entdeckung haben sich meine Abonnenten auch schon bei mir beschwert. Kann sein, dass es anderweitig funktioniert, aber sicher nicht überall. Außerdem ist widersinnig, dass man nicht als bloßer Kommentator Schreibern folgen kann, sondern dazu erst Blogger werden muss – vielleicht erzeugt dieses Junktim ja den Eindruck, dass es hier nur Nutzer und keine Leser gibt?
Faktenbasierte Meinungen zu der Frage „was geschieht, wenn man die Grenzen verwischt“ sind jedenfalls erst möglich, wenn (a) die Logistik rundläuft und (b) die Zugriffsstatistiken offengelegt werden. Man kann deren allgemeine Sichtbarkeit übrigens relativ einfach programmieren.
Ich finde schon, dass sich der Journalismus entwickelt. Heute wird anders geschrieben als vor zwanzig Jahren. Und damals anders als vor vierzig. Das ist normal. Stimmungen ändern sich. Rollenverständnisse. Technische Möglichkeiten. All das hat Einfluss auf die Art wie wir schreiben. Das Internet wird den Journalismus verändern. Davon bin ich fest überzeugt. Und ich glaube, dass das hierzulande erst anfängt. SPON ist eine großartige Sache, aber das ist noch kein Internet-Journalismus. Es ist Nachrichtenjournalismus, kostenlos im Netz.
Als Leser habe ich den Eindruck sehr oft nicht wirklich Teil der Zielgruppe der Zeitungen zu sein: Wenn man kein Politiker ist, kein Verbandsmitglied, kein Journalist - dann frage ich mich bei vielen Artikeln, welchen Sinn die eigentlich haben sollen und auch wer das eigentlich verstehen soll. An wen sich das richtet. Welches Verständnis von wichtig und unwichtig da vorherrscht. Und was mich auch stört - als Leser - ist der Gestus der Allwissenheit, des Beherrschenkönnens, des Verstehens. Und ich glaube tatsächlich, dass das auch anders geht. 2.0 ist nur eine Chiffre für dieses anders sein.
Lieber ChristianBerlin,
also das mangelnde Benachrichtungswesen nervt mich auch. Das soll angeblich und hoffentlich bald geändert werden. Diese Computersachen haben immer noch etwas Magisches - es wird einem nie so richtig erklärt, warum etwas nicht funktioniert, nur dass es bald funktionieren wird .... Unsere erste Priorität war die Geschwindigkeit. Da hat sich in den letzten Tagen sehr viel getan, finde ich. Nun kommt die Kommunikation. (Benachrichtigung, Überblick über aktive Blogger, Überblick über alle Blogger ...)
Erzählen Sie mal von IHrem Lokalprojekt. Das klingt interessant.
((Ich weiß nicht, ob wir unsere Zugriffsstatistiken offenlegen sollen. Das sind Informationen, die für ein Projekt, das noch so am Anfang ist wie unseres, das sozusagen noch empfindlich ist und in einem leicht zu störenden Gleichgewicht sich beinfet, sehr sensibel sind. Ich will das nicht rundheraus ausschließen. ))
Zwischen Vikariat und erster Pfarrstelle war ich acht Jahre lang Journalist. Als Autor hatte ich schon während des Studiums gearbeitet und das Zeitungsmachen im kleinen Team später bei der Kirchenzeitung gelernt, wo wir noch mit Schreibmaschinen und Zeilenpapier arbeiteten. Unser Projekt, dessen Nullausgabe im Februar 1991 erschien, wollte in etwa dasselbe, was Gaus mit dem „alten“ Freitag beabsichtigte: die Einheit mit ihren vielerlei Geburtswehen und Kinderkrankheiten, aber auch mit ihren Hoffnungen und Erfolgen wohlwollend kritisch begleiten – nur wir eben auf der lokalen Ebene. Entsprechenden Bedarf orteten wir in einem toten Winkel zweier großer Zeitungen, dem Raum zwischen Halle und Leipzig, dessen Zentrum die Flughafenstadt Schkeuditz war. Redaktionell mussten wir nie nach Themen suchen, die Themen suchten uns. (Inzwischen weiß ich, dass dies im überregionalen Bereich nicht anders ist). Unser materielles Rückgrat war unsere Fähigkeit, dem Mittelstand ein optimal angepasstes Werbemedium genau für sein Einzugsgebiet und seine Zielgruppe zu bieten, das die Menschen dort wirklich lasen und ihnen Werbekunden messbaren Rücklauf brachte. Die letzte Ausgabe Erschien im Dezember 1998. Vier Monate zuvor hatte ich eine 100prozentige Pfarrstelle übernommen und durfte dienstrechtlich keine Nebentätigkeit mehr ausüben. Ich war der Chef gewesen hatte weder rechtzeitig einen geeigneten Nachfolger, noch einen Käufer gefunden. Vielleicht lasse ich dafür jetzt die Sache im Internet wieder auferstehen. Vor kurzem erzählte mir nämlich Karl-Heinz, der frühere Ost-Korrespondent der FR, dass er jetzt seine Berichte aus der Wendezeit in einer Retrospektive bei Idea zweitveröffentlicht. Das brachte mich auf die Idee, die ganzen historischen Ausgaben abzuscannen, sie mit OCR durchsuchbar zu machen und auf einen Server zu stellen. Richtig interessant würde das ganze, wenn ich danach noch Partner finde, die in einem betreuten Projekt eine lokalgeschichtliche Wiki erarbeiten, die über Personennamen und Schlagworte mit den Artikeln verknüpft ist.
@J.A.
[Zitat]Diese Computersachen haben immer noch etwas Magisches - es wird einem nie so richtig erklärt, warum etwas nicht funktioniert, nur dass es bald funktionieren wird .... [/Zitatende]
Wenn ich das richtig gelesen habe, habt hier keine Informatikstudenten, sondern eine IT-Firma beauftragt. Wenn die Verträge richtig gemacht wurden und die Sache läuft nicht zum Termin, ist die Rechtslage normalerweise glasklar. Mit dem Zauberstab würde ich mir da nicht mehr lange vor der Nase herumfuchteln lassen. Beta hin, Beta her, für das Benachrichtigungswesen musste jedenfalls das Rad nicht neu erfunden werden.
Der Beitrag über Niggemeier auf diesem Blog ist arg demagogischi. Jemand, der sich mit Boulevard-Journalismus kritisch auseinandersetzt, muss nicht per se selber boulevardesk werden. Niggemeier ist deshalb zu eienr Kultfigur geworden, weil er, als "gelernter" Journalist, Blogger nicht dämonisiert und als blosses Klickfutter behandelt. Das er dabei Informationen aus Blogs "verwendet" ist legitim und müsste im Sinne der Blogger selber sein.
Die Trennung zwischen Blogger und Journalist ist eine Abgrenzung der Journalisten gegenüber den meinungsstarken Ich-AGs, den digitalen Narzissten der sogenannten Blogosphäre. Dabei entscheidet leider nicht, ob der Text gut oder schlecht geschrieben ist (Herr Augstein ist da wohl die zu rühmende Ausnahme), sondern es wird auf Formalqualifikationen rekurriert, um einen irgendwie als störend empfundenen Konkurrenten "loszuwerden". Niggemeier (aber nicht nur er) zeigen, dass die behauptete Kernkompetenz des Journalisten, seine Recherchefähigkeit, immer mehr bröckelt zu Gunsten affirmativen Agenturabschreibens.
Ziel eines "Journalismus 2.0" sollte es sein, einen inhaltlichen Mehrwert für den Leser offline wie online zu schaffen. Also: warum und wie erfährt der Leser mehr, wenn eine Kombination unterschiedlicher Meinungs- und Schreibarten stattfindet und er obendrein noch selbst seinen Senf dazu geben darf.
Und da sehe ich das Projekt des neuen Freitags genau. Der Leser wird nicht mehr alleine morgens am Küchentisch gelassen, sondern kann in der Diskussion mit anderen Lesern neue Gedanken finden und für andere neue Schwerpunkte setzen. Das ist dann für den Redakteur beim Schreiben eine neue Herausforderung, seine Leser neu zu sehen und zu fordern.
Ehrlich gesagt stellt sich für mich die Frage nach einer Trennung von Journalismus und Blogosphäre nicht. Ein Blog ist zu allererst eine Plattform, mit der man viel anstellen kann, somit kann bloggen eine journalistische Tätigkeit sein - genauso gut aber auch einfach nur ein Online-Tagebuch, oder Strickblog. Blogs und Journalismus schließen sich nicht aus.
Schließlich ist der Journalismus keine mystische Geheimwissenschaft, bei der Journalisten nach geheimen Formeln Texte erstellen. Es ist ein schnödes Handwerk, das hauptsächlich aus Recherchieren, Formulieren, Redigieren und Publizieren besteht. Genau das können Blogger auch, mancher vielleicht sogar besser als der ein oder andere Journalist.
Demnach geht es für mich bei der Journalismus 2.0-Debatte auch gar nicht um Blogger als Journalisten, sondern die Verwischung der Grenze zwischen Sender und Empfänger, Journalist und Leser. Bei meiner bisherigen Arbeit im Print- und Radiobereich habe ich eine wirklich erschreckende Arroganz gegenüber Lesern und Hörern kennenlernen dürfen. Hier endete die Arbeit des Journalisten mit der Abgabe des Artikels oder Beitrages – was die Leser dazu zu sagen hatten, war dabei völlig nebensächlich. Im Gegenteil, Reaktionen von Lesern wurden meist als lästig empfunden.
Dabei ist es doch gerade die Reaktion der Leser, die schnöden Nachrichten Tiefe verleihen kann. Genauso gut können Leser neue Fragen aufwerfen, die der Autor gar nicht im Blick hatte oder gleich einen eigenen Artikel darüber schreiben. Aber das ist ja nun nichts Neues - dass mit der Freitag diese Idee auch mal umgesetzt wird schon.
Ist das dann Journalismus 2.0? In meinen Augen schon, wenn der Leser tatsächlich auch Sender sein darf – gleichberechtigter, ernst genommener Autor. Dazu gehört auch, dass Autoren zu ihren Texten Stellung beziehen und nicht einfach nur Abgeben und die Leser dann allein diskutieren lassen. Dazu gehört natürlich auch Mut, sich mit Kritik auseinanderzusetzen und Fehler einzugestehen. Das konnten viele Journalisten, die ich kennenlernen durfte leider überhaupt nicht.
Wenn der Freitag es außerdem noch schafft, die manchmal sehr gut informierten „Laien“ zu guten Texten zu bewegen – es soll ja“handwerklich“ begabte Laien geben – dann ist das für mich schon Journalismus 2.0. Schließlich ist ein Text ist ein Text. Punkt.
Herzlich Willkommen!
Zeitalter des Rhizom
Grenzen verwischen ständig, Texte mutieren, nur die letzten Preußen glauben noch an die Macht der spanischen Stiefel. Wir leben im Zeitalter des Rhizom, der lebendigen Netzwerke bei hohen individuellen Gestaltungspräferenzen.
Der einsame Autor ist tot, er lebt im Netzwerk weiter und doch bleibt schreiben meist ein einsamer Prozess. Ob der Text im Blog, im Guardian, im Freitag oder sonstwo auftaucht ist zweitrangig. Die wirkliche Kunst ist es - "Warum Denken traurig macht" (George Steiner) und kindliche Heiterkeit - zusammen zu denken und im eigenen Haus lebendig zu vereinen.
Zeitalter des Rhizom - coole Wortprägung! Ist jetzt Ihr Copyright drauf!
Machen Sie was damit! Super-Überschrift für einen Essay!
Die Debatte über den BildBlogger und Medienjournalisten Stefan Niggemeier geht, dank Jakob Augstein Kommentar, gar nicht von der Journalismus und Blogosphäre aus, wie es zunächst offenkundig scheint, sondern von der Verwischung des real- existierenden Sozialismus und real vegetierenden Kapitalismus seit dem Ende des Kalten Krieges, des Ost- West- Konflikts mit dem Ergebnis des Fall der Berliner Mauer vom 09. November 1989.
Warum?,
weil sich in Zeiten explodoerender Produktivität, global lokal, bei gleichzeitig krisenhaft wachsender Vernichtung von Lohnarbeit, auch im realexistierenden Journalismus alte Fragen nach Einkommen als Auskommen für Privathaushalte, Unternehmen ganz neu stellen.
Sind nicht in einer vernetzten Welt von Arbeitenden und Arbeitlosen längst die Grenzen zwischen beiden durch alltägliches Mitwirken in der Gesellschaft verwischt? (siehe Auslagerung der Lohn- Arbeit im Umgang mit Postleitzahlen auf Briefen, Paketen an nicht entlohnte Verbraucher?).
Wer sich dieser Fragestellung annimmt, ist schließlich zwingend bei der Frage der Verwertung von Urheber- Rechten an Texten, sei es von Journalisten/innen, sei es von Bloggern/innen.
Da diese Fragestellung so abgründig tief die System- Frage stellt, als ob heute gefragt würde, wem gehört der Petersdom, dem Vatikanstaat oder jenen, die über erpresste wie freiwillige Ablassbriefe als Katholiken/innen wie spätere Prostestanten/innen desssen Bau finanziert?, begnüge ich mich „Immer elegant bleiben“ mit der Feststellung, dass die Menschheit krisengeschüttelt an einen weltwirtschaftlichen Punkt angelangt ist, der System- Fragen sich selber überläßt, sich lieber Kompensationsfragen entfallener Erträge für Privathaushalte, Unternehmen, urbi et orbi, stellt.
Geht es folglich bei dieser Debatte um Journalismus und Blogosphäre als Teilhaberschaft an Communities stellvertretend für alle Bereiche unserer Gesellschaft um die Frage der Kompensation entgangener Erträge aus der Verwertung von Urheber- Rechten an Texten?
Wäre insofern hier ein Grundstein für ein Kompensationseinkommen gelegt, das ökonomisch eher begründbar darstellbar scheint als ein „Bedingungsloses Grundeinkommen“, dass Rechte vorgaukelt, ohne ökonomisch wertschöpfend Rechte zu schaffen wie ein aktivierendes Kompensationseinkommen?
So können wir hier im Freitag wie anderswo mit Fug Recht dereinst verkünden, wir sind nicht nur an irgendeinem gewöhnlichen Freitag bei der Grundsteinlegung eines gesellschaftlich pauschalisierten Kompensationseinkommens dabei gewesen, sondern federführend im Freitag daselbst.
JP
WARNUNG: Dieser Blog gehoert zu dem Langweiligsten, was ich in den letzten Jahren gelesen habe.
Wieso dass denn? Die Computerbeschwörung von J.A. war doch echt lustig! ;-)
Im Ernst: Ich glaube, das liegt daran, dass wir zur Ausgangsfrage nicht Beobachtungen auswerten, sondern im luftleeren Raum diskutieren/fantasieren. Sowas ist selten aufschlussreich.
Wieso stellst Du diesen Kommentar aus einem anderen Blog, wo er halbwegs passt, elf Minuten später noch mal hierher - und das ohne Hinweis? Hätte nicht ein Link genügt plus einer Erklärung, warum diese Gedanken von wo anders außerdem zur Klärung der hier diskutierten Ausgangsfrage wichtig sind?
Nicht jeder begreift das sonst auf Anhieb. Kein Wunder, dass oca sich beschwert...
Meine Antwort wiederhole ich hier jedenfalls nicht. Wer will, kann sie dort nachleen:
http://www.freitag.de/community/blogs/ingo-stuetzle/die-krise-als-chance-die-linke-muss-sich-radikalisieren
Aber ich kann sie zusammenfassen: Für mich ist Dein Text schwer verständlich, und was ich verstehe, wirkt wie Realsatire. Die Art, wie Du ihn hier unters Volk bringst, bestätigt das.
Es sei denn, dies wäre erst der Anfang, und wir begegnen Deinem Unviersal-Problem-Schlüssel noch öfters in dieser Community. Dann glaube ich eher an ein Ratespiel, in dem ein bestimmter Politiker gesucht wird. ;-)
Lieber oca, dann haben Sie ja echt eine harte Zeit hinter sich :)
Aber im Ernst: Das ist wahrscheinlich ein Missverständnis. Es handelt sich mehr um einen lockeren Diskussionsfaden den wir um ein Thema spinnen, das für uns natürlich von großer Bedeutung ist.
Lesen Sie nur mal diese beiden Links hier:
http://www.sueddeutsche.de/kultur/184/457840/text/
http://www.sueddeutsche.de/kultur/495/457156/text/
Das eine ein Interview mit dem dpa-Chef zum Nachrichtenwesen, das anderemit dem Washington Post Redakteur Marc Fisher zur Zukunft der Zeitung.
Wenn Sie sich dann noch ansehen, was Josef Joffe immer mal wieder zum Netzjournalismus sagt, zB hier: http://www.zeit.de/2008/27/Zeitgeist-27
dann bekommen Sie etwa einen Eindruck davon, wie ratlos die großen Printhäuser der gegenwärtigen Entwicklung gegenüberstehen, wie wenig der klassische Zeitungsjournalismus hierzulande inhaltlich auf die kommenden Veränderungen eingestellt ist - ebensowenig wie die Verlagshäuser weltweit auf die wirtschaftlichen.
Ist denn die Frage entscheidend, welches Etikett ein Vorhaben erhält? Ich finde, es ist viel wichtiger, dass der Anspruch des Print-Zeitalters an Professionalität und hochwertige Information erhalten bzw. ausgebaut wird.
Andrew Keen benennt als Hindernisse für Qualität im Netz auf provokante Weise u.a. den (I) Amateurskult, die (II) Gratis-Kultur und die (III) Flucht vor Verantwortung für eigene Beiträge in die Anonymität:
http://tinyurl.com/dlb6w9
(Interview mit Keen bei FAZ.NET)
Da ich nicht ausschließe, dass handwerkliche Fehler von mir dazu geführt haben, dass mein erster Versuch mit dem Text nichts geworden ist, versuche ich es noch einmal. Gibt es andere Gründe, bitte ich um Nachricht. Salute. NN
Zum Journalismus 2
Das Problem mit dem Journalismus 2. wie J.A. ihn nennt, heißt m.E. doch zuallererst Bewältigung der überbordenden Informationsströme.
Die >normale Medienwelt nimmt uns einen Teil dieser Arbeit ab. Wenn ich den >Freitag
auswähle, weiß ich, dass ich mich nicht mit neoliberalen Thesen der NSMW herumschlagen muss, es sei denn, reflektiert durch einen von mir akzeptierten Schreiber. Nehme ich die >Welt, weiß ich, dass ich mir diese Thesen unverstellt zu Gemüte führen kann oder auch betrachtet im Sinne der Autoren. Ein arrivierter Journalist hat sich im Normalfall über viele Evaluierungshürden gekämpft, bis er schon durch seinen Namen Qualität, Substanz und Grundhaltung signalisiert und mir die Auswahl erleichtert.
Das Bedürfnis, sich mitzuteilen, vielleicht sogar dadurch eine beachtenswerte Spur zu hinterlassen, ist elementar und weit verbreitet. Wenn allen Menschen mit dem Wunsch ein Buch zu schreiben, das ermöglicht würde, dann hätten wir nicht jedes Jahr 80 000 sondern 800000 neue Bücher auf dem Markt, nicht gerechnet die Hör- und die neuen elektronischen Editionen.
Dass das gottlob bisher nicht eingetreten ist, liegt auch an den Anstrengungen, die ein jeder auf sich nehmen muss, bevor es zu einem Buch kommt und an den Filtern, angefangen bei Lektoren, die zu bewältigen sind.
Und nun plötzlich gibt es die Möglichkeiten von Web.2, Journalismus 2, und Werweißnoch was 2 und alle Dämme brechen. Natürlich gehöre ich auch zu denen, die ein Buch schreiben wollen und wahrscheinlich nie schreiben werden, aber zu so was, wie Kommunikation in einem Blog, wird es schon reichen. Hoffe ich.
Und damit ist der eigentliche Wert dieser neuen Möglichkeiten in der sog. >Blogossphäre genannt. Er besteht nicht darin, dass etwas in die Welt kommt, was dort vermisst oder gebraucht würde. Es kommt etwas zu uns Usern, (Loosern ?), was bisher fehlte: das Gefühl der Teilhabe am Ganzen, Hoffnung auf Kontakte und Echos, vielleicht auch darauf, entdeckt zu werden. Auch die Erfahrung, dass Denken nur über Reden oder Schreiben seine kommunizierbare Form annimmt, ist wichtig und produktiv.
Schön, dass sich eine Mannschaft beim Freitag der Sisyphus-Arbeit einer Auswahl nach dem Motto: >die guten ins Kröpfchen unterzieht. ( ja, ja, es heißt eigentlich ins Töpfchen, aber….)
Erfahrungsgemäß fällt manch gute Erbse trotzdem unter den Tisch. Und wird vielleicht von einem abseitigen Vogel aufgepickt. Salute.NN
@ Nils N."Es kommt etwas zu uns Usern, (Loosern ?), was bisher fehlte: das Gefühl der Teilhabe am Ganzen, Hoffnung auf Kontakte und Echos, vielleicht auch darauf, entdeckt zu werden. Auch die Erfahrung, dass Denken nur über Reden oder Schreiben seine kommunizierbare Form annimmt, ist wichtig und produktiv." Allgemein stimme ich zu. Nur "das Gefühl .." ist zu wenig. Die Blogosphäre darf nicht nur auf der Hinterbühne dümpeln, während auf der Vorderbühne handfeste Politik gemacht wird.
@Jakob A. Ja, demnächst gibt's mal ein Essay zum "Zeitalter des Rhizom", werde jetzt mal versuchen, im Freitag einen Blog zu eröffnen. 1.Beitrag: Bildungspolitik als Innenpolitik im doppelten Sinn.
So long Bildungswirt
Hallo !
Ja Journalismus 2,0, ist eine Kiste für sich! Und denoch wird der Tag kommen wo wer Online Texte schreibt,ohne Unterschied gesehen wird.Egal ob Blogger oder Journalist.Dieser Beruf in seiner Bezeichnung ist ja nicht geschützt. Als Redakteur ist man das,in seiner wahrhaftigen Ausübung.
Ich war letzte Jahr mit Michaela May, der Chekorrespondentin von N24, die auch bloggt-bei einer zu diesem Thema veranstalteten Tagung vom Deutschen Journalisten Verband. Man hätte mal die Altforderen wie Michael Konken und Hans Ulrich Jörges sehen sollen. Ein Gewinde war,aber Hallo! Auf der anderen Seite waren Thomas Knüwer,Don Alphonso und eben Michaela May.Die das Bloggen für ihren Journalistenalltag als absolute Bereicherung ansehen.Nirgendwo gehen Infotransfers schneller ,gezielter als im Web 2,0 Und nirgendwo wir das besser entwicklet und gepflegt als in Amerika.Man siehe " The Huffinton Post" So ein Format wünsche ich mir auch in Deutschland. Aber lieber Jakob -vielleicht kann ja der Freitag mal in diese Spuren wachsen. Ich denke, dieses Thema ist eines, was uns unerschöpflich gegenüber steht.
Lasst uns gute, aussagekräftige Texte,aus der Fraktion "Edelfeder "schreiben.Mit der Qualität klären sich bestimmte Fragen von ganz allein!!
As Getrud said: " A rose is a rose is a rose ..."