Liebe Gartenfreunde, zahlreiche Zuschriften erreichten mich, in denen man mir Vorwürfe wegen meiner Haltung zu Giften aller Art und ihrer Verwendung im Garten machte. Ich nehme diese Kritik sehr ernst und werde mich in einer der kommenden Wochen mit dem Thema eingehend befassen. Denn in Wahrheit berühren wir damit das Herz der Gärtnerei: Das Verhältnis von Natur und Ordnung im Garten.
Heute aber wollen wir uns mit der Frage befassen: Woher kommen die Frösche. Jedenfalls bei uns in Berlin-Zehlendorf. In den vergangenen Jahren hatte ich mich mit den Kindern im frühen April auf den Weg ins Berliner Umland gemacht. Gummistiefelbewehrt, Netz und Eimer in der Hand sind wir durch Sümpfe und Moore gewatet auf der Suche nach Laich. Mit Erfolg. Ein Frosch ist jetzt zwei Jahre alt, zwei sind einjährig. Und dann haben wir noch ein Marmeladenglas voller kleiner Frösche in Apothekenalkohol, die es leider nicht geschafft haben, die wir darum aber nicht weniger lieb haben.
In diesem Jahr allerdings kamen wir zu spät. Der unerwartete Wärmeeinbruch und eine Lungenentzündung des Sohnes führten dazu, dass wir das Schlüpfen der Kaulquappen verpassten. Was tun? Freundliche Nachbarn – über die jeder gute Gärtner verfügen sollte – machten uns auf den nahegelegenden Gartenmarkt aufmerksam. In der Tat wimmelte es dort in einem hinten gelegenen Teich von Kaulquappen. Wir mussten sie nur noch fangen und dann unauffällig an den Kassen vorbeischmuggeln.
Wie ich in der letzten Kolumne ausgeführt habe, sind Gartenmärkte wegen ihrer schier unerschöpflichen Auswahl wunderbare Orte des Träumens und wegen ihrer unübersichtlichen Strukturen außerdem gut geeignet für verdeckte Aktionen.
In der Abteilung für Aquarien liehen wir uns drei kleine Kescher. Aus zwei Mülleimern suchten wir uns Kaffeebecher mit Deckeln heraus, die wir im Teichwasser kurz abspülten. Dann warteten wir. So unauffällig kleine Kinder mit Kaffeebechern und Keschern in der Hand am Rande eines Teiches, der voller Kaulquappen ist, eben warten können. Als gerade niemand guckte, legten wir uns auf den Bauch und machten uns die Netze voll. Wir füllten sodann die Quappen in die Becher und verschlossen sie mit den Deckeln.
Meine Tochter bestand auf dem Versuch, auch einen Frosch zu fangen. Ich stand diesem Plan sehr skeptisch gegenüber. Einmal weil ich unsicher war, ob meine kriminelle Energie dafür ausreichte, zum anderen weil die Frösche wirklich sehr flink waren und verdammt weit hüpfen konnten.
Sie ließ sich von mir nicht abbringen. Mein Sohn und ich hielten darum einigen Abstand, um für den Fall eines Zugriffs durch das Sicherheitspersonal glaubhaft machen zu können, dass uns das kleine Mädchen mit Frosch gänzlich unbekannt sei. Aber die Frösche waren schneller.
Nach einer Zeit legten wir die Kescher auf eine Bank und verließen unauffällig den Tatort, die Kaffeebecher voller Kaulquappen in den Händen.
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