Wir hier am Hegelplatz sind ja nur Beobachter, keine Akteure. Schade eigentlich. Die Welt wäre besser, wenn wir die Kontrolle hätten. Was die Innenpolitik angeht, würden wir jedem AfD-Wähler einen Sozialarbeiter an die Seite stellen, Hans-Georg Maaßen feuern und die CDU dazu zwingen, sich in Bayern zur Wahl zu stellen. Das würde Seehofer echt fertigmachen. Außenpolitisch wären unsere Sofortmaßnahmen noch segensreicher, Naher Osten, Nordafrika, Sachsen, in den Krisenregionen dieser Welt würden wir mäßigend wirken, und wenn das nicht reicht, würden wir eben ein bisschen nachhelfen. Es wäre toll.
Oder vielleicht wäre es auch nicht so toll. Da entfaltet sich gleich das ganze moralische Dilemma des praktischen Handelns: denn am Ende, da bin ich ziemlich sicher, würden auch wir vom Hegelplatz versuchen, die Welt mit Zwang zu einer besseren zu machen. Ich denke da vor allem an die Kolleginnen aus der Geschäftsleitung, die für die Zahlen zuständig sind. Die können wirklich biestig werden. Es würde also auch uns der Strudel aus gutem Willen und bösen Folgen drohen, den auch die Grünen ganz gut kennen. Nichts gegen die Grünen. Einige meiner besten Freunde sind Grüne. Aber was das Spannungsverhältnis von Politik und Moral angeht, haben sie einen ziemlich weiten Weg hinter sich. Der hat sie von Petra Kelly in den Kosovo geführt. Ich glaube, wenn ich diese Strecke gegangen wäre, hätte ich daraus etwas gelernt. Und zwar was die Grenzen der eigenen Zuständigkeit angeht. Die sind nicht immer ganz einfach festzustellen. Steckt man sie zu eng, ist man verantwortungslos. Steckt man sie zu weit, ist man leichtfertig und wird zu einer Gefahr für sich und andere. Allgemein lässt sich zweierlei sagen. Erstens ist man mindestens für das zuständig, was man beeinflusst. Und zweitens trägt man mehr Verantwortung für die Konsequenzen seiner Handlungen als für die seiner Unterlassungen.
Darum zum Beispiel halte ich gar nichts davon, die Bundeswehr in auswärtige Kriege zu schicken. Meistens machen Kriege die Sache schlimmer und nur ganz selten besser. Jetzt wollen die Amerikaner, dass wir ihnen beim Kriegführen in Syrien helfen. Trump hat wohl damit gedroht, andernfalls die Deutschen „bloßzustellen“. Von Trump bloßgestellt zu werden – das finde ich jetzt nicht so eine schlimme Vorstellung. Aber ich verstehe Trump. Kriege sind anstrengend und teuer. Ich verstehe nur nicht, warum wir da mitmachen sollten. Und ich verstehe nicht, dass es tatsächlich eine grüne Politikerin gab, die sagte, um Menschen zu schützen, müssten alle Optionen geprüft werden. Zum Glück hat Andrea Nahles gleich abgewinkt. Keine Germans an die Front. Ausnahmsweise liegt unsere liebe alte SPD da mal richtig.
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