Martin Walser zu Jakob Augstein: „Wenn es keinen Gott gibt, fehlt er mir“

Im Gespräch Warum Religion Literatur ist, was Rechtfertigung von Rechthaben unterscheidet und wie er sich seine Beerdigung vorstellte – darüber unterhielt sich Martin Walser mit Jakob Augstein
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 31/2023
Martin Walser: „Mehr als Literatur gibt es nicht“
Martin Walser: „Mehr als Literatur gibt es nicht“

Foto: P. Matsas/opale.photo/laif

Jakob Augstein: Martin, dein „Springender Brunnen“ beginnt mit dem Satz: „Solange etwas ist, ist es nicht das, was es gewesen sein wird.“ Das ist ja nicht nur ein Sprachspiel. Da geht es um Gegenwartssehnsucht. Aber was kann man mit der Gegenwart anfangen?

Martin Walser: Das will doch der erste Satz dieses Romans sagen. Ich erinnere mich gern an diesen Satz. Die Gegenwart als solche sei erst später, wenn sie Vergangenheit ist, erlebbar: Das ist gegenüber der Gegenwart ungerecht. So empfindet ein Schriftsteller, der andauernd vom Vergangenen lebt: andauernd! Von Kierkegaard habe ich dann gelernt, innen und außen inkommensurabel zu sehen. Die Gegenwart, das ist das Äußere. Das Innere, das sind Vergangenheit und Zukunft. Unser Ausdrucksproblem: