Raserei der Rache

Freitag-Salon Der Literaturwissenschaftler Wolf Kittler über Heinrich von Kleist als Poeten eines neuen Krieges und die Frage, warum wir dessen mögliche Homosexualität nicht begreifen
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Jakob Augstein: Sie haben über Kleist geschrieben, er stehe für ein „Bündnis von Poesie und Militär.“ War Kleist vor allem ein preußischer Dichter?

Wolf Kittler

: Preußen war damals in einer Krise, gedemütigt, geschlagen. Da kamen in der Politik Leute wie Gneisenau, Scharnhorst, Stein und wollten Staat und Armee reformieren. Clausewitz hat die Theorie des Krieges der neuen Praxis angepasst. Kleist ist der Dichter dieser preußischen Selbstfindung.

Kleist hat in einem Brief geschrieben: „Wohl dem Arminius, dass er einen großen Augenblick fand, denn was bliebe ihm heute übrig, als etwa Lieutenant zu werden in einem preußischen Regiment?“ Hören wir da die Enttäuschung über den Niedergang Preußens?

Ja