Was darf man heute noch sagen?

Debatte Das Grundgesetz garantiert uns Meinungsfreiheit. Doch wie weit reicht sie im Alltag? Muss wirklich jeder äußern können, was er will? Jakob Augstein hat sich umgehört
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 37/2019
Isa Sonnenfeld, Jan Fleischhauer und Stefan Aust
Isa Sonnenfeld, Jan Fleischhauer und Stefan Aust

Illustration: Ira Bolsinger

Utopie Im Zeitalter des digitalen Kapitalismus stellen sich alte Fragen neu

Als „repressive Toleranz“ bezeichnete Herbert Marcuse einmal die Tendenz, das Unwichtige zu dulden, damit das Wesentliche nicht zur Sprache kommt. Der Philosoph beobachtete in den 1960er Jahren, dass in der damals jungen Demokratie der BRD wilde Debatten auf Nebenschauplätzen tobten, während das Fundament der Herrschaftsverhältnisse unangetastet blieb.

Wer heute so manche der massenmedial und in den sogenannten sozialen Netzwerken geführten Debatten verfolgt, der bemerkt schnell, wie aktuell die „repressive Toleranz“ ist. Die auflagenstarken Leitmedien befinden sich in Deutschland beispielsweise im Eigentum großer Konzerne. Und die sehnen eher keine Debatten herbei, in