Liebe Gartenfreunde,
Sie haben es ja auch erlebt, und das ist gut so. Denn sonst würden Sie es nicht glauben: Es war ein Osterfest, wie ich mich an keines erinnere. Als ich ein Kind war, vielleicht gab es da schon einmal diese Wärme, dieses Licht, diesen leichten Wind zu Ostern. Danach sicher nicht mehr. In den vergangenen Jahren hing mein Garten stets drei, vier Wochen hinter dem Kalender zurück. Jetzt ist es umgekehrt: Die Narzissen sind nie so schnell verblüht wie in diesem Frühling, die Tulpen waren nie so rasch geöffnet.
Unten sehen Sie die Tulpen kaufmanniana und greigii in einer, wenn ich das mal unbescheiden sagen darf, geradezu perfekten Kombination. Es handelt sich um zwei Wildtulpenarten, die in Farbe, Wuchs und Form wunderbar zueinanderpassen.
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Desweiteren zeige ich Ihnen ein Beispiel für eine gefüllte Narzisse, hier Acropolis, die an eine Gardenie erinnert. Sie wächst zwischen dem blassblau blühenden Kaukasusvergissmeinnicht, Brunnera macrophylla, von dem man gar nicht genug im Garten haben kann.
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Und nun eine meiner liebsten Zwiebelpflanzen: Erythronium hybrid Kondo. Ist vielleicht Geschmackssache: Man kann die kokett nach oben stehenden Zipfel der Blütenblätter für manieriert halten oder für entzückend. Ich habe mich da entschieden und sorge immer dafür, dass an ein, zwei Stellen im Garten eine kleine Gruppe dieser besonderen Pflanze im Frühling meiner harrt.
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Die ungewohnte Wärme dieses Frühlings verlängert das Gartenjahr: Der Sommer dürfte umso länger werden. Die remontierenden Rosen könnten schon ab Mai blühen und dann bis zum frühen Winter durchhalten. Vom Geranium gar nicht zu reden. Das hebt die Stimmung. Man lebt als Gärtner ja tatsächlich in einer gewissen Abhängigkeit von den Launen der Natur.
Aber erst einmal herrscht bei mir Frühling: Ich habe Ihnen hier unten noch ein Bild meines Kirschbaums gemacht, der heuer in geradezu übertriebener Verschwendung blüht. Das Sinnbild des Frühlings schlechthin.
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Am Ende noch ein Bild aus dem Schatten: Das Lungenkraut, pulmonaria officinalis, im Zustand des Blühens, ein ungewohnter, schöner Anblick.
Kommentare 8
Sehr geehrter Herr Augstein,
vielen dank für diese wunderschönen Frühlingsgrüße, wie schon sooft erinnert Ihre schreibe und die darin zum Ausdruck gebrachte Liebe in seinem Klang an den alten Romancier und Verleger Charles Dickens, obwohl seine Liebe vor allem den Geranien galt. Drum hier noch mal ein dank für Ihr unermüdliches schaffen.
Liebe Grüße
Baphomed
Der heute mal stolz ist auf einen Jungen Kollegen der Schreibenden Zunft.
"Was ist in diesem Frühling anders als in den Jahren zuvor?"
es geht heißer zu!
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Bei meinen frisch gekauften Balkonpflanzen haben sich Ameisen als blinde Passagiere eingeschlichen. Damit die nicht auf meine Palme und meine Lebensbäume übergreifen oder sich gar in der Wohnung tummeln habe ich schweren Herzens Köder ausgelegt. Ich hoffe das beeinträchtigt nicht mein Karma.
In den späten Nachmittags- und frühen Abendstunden finden sich auf meinem Balkon Hummeln, Bienen, Wespen und Hornissen ein. Zugegeben, die Wespen und Hornissen sind weniger putzig, aber Hummeln sind überaus drollig (und dem Gärtner näher weil Bodennister).
Ach ja, ich finde Dickens eine Spur "härter" und "weniger verträumt", ganz wertungsfrei.
Der Sommer wird länger werden, aber nicht grüner! Das sollte der Gärtner wissen.
Was ist in diesem Frühling anders? Ich habe einen Balkon.
Bleibt die Frage, was daran außergewöhlich sein soll, daß die ausgesprochenen Frühlingsblumen, die man Tulpen nennt, in diesem Jahr "schon" im Frühling sprießen; unsere blühen schon seit vier Wochen, wie sich das gehört für richtige Tulipantjes ...
In diesem Frühling war/ist auffällig, wie intensiv, wie gleichzeitig, wie lang und wie massig alles Blühfähige geblüht hat. Schneeglöckchen im Garten standen noch "frech" herum, als schon Tulpen und Hyazinthen in voller Blüte waren, und in der Flur lieferten sich dicht an dicht stehende Löwenzähne Konkurrenzkämpfe mit den Schlüsselblumen, welche die Hänge so gelb wie kaum je zuvor gemacht haben. Die Obstbäume sprangen nahezu gleichzeitig ins weiße Kleid, und wo der Raps sonst erst das Löwenzahngelb ins Pusteblumenweiß mutieren ließ, schreit er nunmehr selbst in voller Gelbe.
Solch hemmungsloses, ja aufdringliches Blühen ist mir zuletzt von einer Führerstandsmitfahrt auf dem seinerzeit zwischen den Flughäfen von Düsseldorf und Frankfurt verkehrenden "Airport Express" an den Rändern der linksrheinischen Bahnstrecke (und natürlich auch sonst in Feld und Flur, nur vom Zug aus war es besonders auffällig) erinnerlich, die Ende Mai 1986 stattfand. Das war auch so ein Überblüher-Frühjahr, wo die Natur schier nicht wußte, wohin mit all der Blütenpracht.
Im April 1986 war Tschernobyl in die Luft geflogen.
Und im März 2011 Fukujima.
Zufälle? Vielleicht.