Wie ist es mit Tieren?

Koch oder Gärtner? Koch oder Gärtner? Jakob Augstein schreibt in dieser Woche über schöne Schafe und treue Enten

Liebe Gartenfreunde, ein Leser dieser Kolumne machte mich darauf aufmerksam, dass dem leidigen Schneckenproblem, welches uns schon ein paar Mal beschäftigt hat und zu dem ich bekanntlich sehr drastische Ansichten habe, die sich mit zwei Worten beschreiben lassen: Gift und Gewalt, dass also diesem Problem auch mit anderen Mitteln beizukommen sei: Indische Laufenten. Als Gärtner kenne ich mich naturgemäß mit Pflanzen besser aus als mit Tieren und verfolge darum diesen Hinweis sehr dankbar.

Lassen Sie ihn uns aber auch als Anlass nutzen, über Platz und Rolle der Tiere im Garten nachzudenken. Im Garten, wie ich ihn mir vorstelle, haben freilaufende Tiere eigentlich nichts zu suchen. Eigentlich. Beete und Blattpflanzen sollte man nicht mutwillig riskieren. Sollte. Andererseits ist es aber so, dass Tiere etwas Wunderbares sind. Wieder prägt sich hier der Konflikt aus, den wir in einer späteren Folge eingehender behandeln werden, der am Grunde der gesamten gärtnerischen Existenz liegt: Der Konflikt zwischen Natur und Ordnung. Pflanzen lassen sich mit einigem Aufwand in eine gewünschte Ordnung bringen. Tiere nie. Das Tier ist darum der Feind des Gartens.

Dennoch liebe ich Schafe. Es sind liebevolle, zärtliche Tiere mit sanften Augen und weichen Lippen. Ich wollte immer Schafe haben. Die reizenden Moorschnucken, jene unbehornten, mischwolligen Landschafe mit feinem Körperbau und festen Klauen. Oder die frohwüchsigen Suffolks, mit ihrer vorgeschobenen Brust, dem langen Rücken und den guten Außenkeulen. Und natürlich die unentbehrlichen Ostfriesischen Milchschafe, mit dem geräumigen Euter. (Achten Sie auf die korrekte Zitzenstellung, tief am Euterboden, nach unten weisend, mittelgroß und lang!)

Wie herrlich ist es, Schafen zuzusehen, wenn sie, weiß und in gleichmütiger Würde, mit großem Ernst ins Nichts blicken, und ihre Kiefer mahlen das grünen Gras.

Aber es ist ein sinnloser Traum: Solche Schafe muss man sich erst einmal leisten können! Um nur ein Schaf artgerecht zu halten, braucht es rund 1.000 Quadratmeter Rasenfläche. Das ist sehr viel. Ganz anders mit den Laufenten: Sie sind was Pflege und Versorgung angeht ähnlich genügsam wie die Schafe, brauchen aber deutlich weniger Platz. Schon ein kleiner Garten kann zum gemütlichen Heim eines Laufentenpaars werden und ein Teich, wie es ihn bei mir bald geben wird, macht daraus garantiert ein sehr glückliches Laufentenpaar.

Mit der geheimnisvollen Anziehungskraft, die von Schafen ausgeht, können sich die Enten freilich nicht messen. Aber auch sie verfügen über ihre Reize, hochaufgerichtet, mit langem, schlanken Hals, auf feingliedrigen Beinen. Zwei Kilo wird der Erpel schwer. Sehr praktisch: Laufenten können schlecht abhauen, weil sie zum Fliegen gar nicht taugen. Und Schnecken sind ihr Lieblingsessen. Man muss nur darauf achten, dass vor allem die Jungenten an dem schleimigen Fraß nicht ersticken.

Die Frage übrigens, die einst Holden Caulfield umtrieb – was geschieht mit den Enten im Winter – ist hier schnell beantwortet: Gar nichts. Man lässt sie einfach draußen. Sie haben ein Frostschutzmittel im Blut, das ein Einfrieren bis minus 15 Grad verhindert. Das kann man auf Bruno Stubenrauchs für dieses Thema un­verzichtbarer Webseite Laufente.de nachlesen, die ein Denkmal für die beiden inzwischen verschiedenen Enten Wolli und Walli ist und damit ein Denkmal für die Liebe zur Laufente schlechthin. „Elf angebrütete Eier blieben zurück“, schrieb Stubenrauch nach Wallis Tod, „es war mir ein Anliegen, das Begonnene zu vollenden. Das Leben – ein Kommen und Gehen.“

können Sie das fröhliche Geschnatter der Laufente herunterladen.Hier

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Geschrieben von

Jakob Augstein

Journalist und Gärtner in Berlin

Jakob Augstein

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