„Wir waren lange gelähmt“

Interview Die Philosophin Olivia Mitscherlich-Schönherr kennt Alternativen zum Weg der Politik in der Corona-Krise
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 22/2021
„Wir waren lange gelähmt“

Foto: Nikita Teryoshin für der Freitag

Die dritte Corona-Welle ist gebrochen, die Zahl der Geimpften steigt. Und so betreten wir langsam den Raum der Nachbetrachtung, in dem wieder mehr der Mensch und weniger das Virus im Vordergrund stehen kann. Wie wir über unser Menschsein in der Krise nachdenken, ist eine der Kernfragen der Philosophin Olivia Mitscherlich-Schönherr. Sie kritisiert, dass Freiheit und Selbstbestimmung bei der bisherigen Ausdeutung der Pandemie zu kurz kamen, und regt eine Re-Demokratisierung an.

Jakob Augstein: Frau Mitscherlich-Schönherr, Corona war lange Zeit vor allem eine Sache der Epidemiologen und Virologen. Wo ist der Platz der Philosophie in so einer Krise?

Olivia Mitscherlich-Schönherr: Die Krise war eine Grenzsituation. Kein rechtlicher Ausnahmezustand à la Carl Schmitt, sonde