Berliner Aquarium

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Heute morgen träumte mir von einer stippvisite in o'berlin, ausstieg brunnenstraße, das heißt, dort kam ich ans licht, geriet ins getriebe, ich hatte keine wahl ...

warte nur, in bälde ruhest auch du, in bälde oder in o’berlin, ein weiterer stein, der ins erdreich gedrückt, vom herzen gefallen, wenn da eins war, ein weiterer stein im spiel, um positionen vorgerückt, richtung erdmitte zum lavaherz hin, in dem alles eins wird, vereint, gleich ... und ganz o’berlin ein aquarium, in dem die barbe ihr maul aufreißt, es auf- und zuschnappen läßt, kaum luft bekommt, als wäre nicht anders zu ertragen diese tatsache, daß, statt hier abzusinken, nur alles aufgeschwemmt wird, zutage tritt, jedwedes gelichter, gelächter, in dieser barbenpopulation manch toller hecht, sich vorbeischlängelnd, vorbeischiebend an den pompösen bauten unter den linden, der statue des heiligen fritz, die da mattgolden im leicht trüben gewässer blinkt – dort das maul einmal ganz aufreißen und in die strömung hinein, fichelant (vorsicht vor den streifenfischen und den haubentauchern), an der humboldt-uni vorbei, deren pforte verschwommen wahrnehmbar ist, im hintergrund, während vorn, an den auslagen des aquarischen großantiquariats microfische jede menge silberlinge einsammeln, von den größeren fischen, die vorübertreiben, ab und an steckenbleiben, weil sie einem tintenfisch zu tief in die augen geblickt, und weiter und weiter, ehe eine der barben von neuem zu maulen beginnt, oder gar ein säbelfisch, von denen nur ganz wenige exemplare zu sehen sind – so läßt es sich leben, und abends begibt man sich in die fluten des sez am thälmannpark, schnuppert ein wenig seeische luft – ganz o’berlin ein aquarium, im dämmer die ecken, wo sich schon muschelkalk angesetzt hat, im ewigen dämmer; nur wo es frontal, putzen die scheibenfische alles weg, tag und nacht unterwegs, das wasser schlägt kaum wellen, und wenn doch, wird es dafür haftbar gemacht ...
Und wo ist der strich? Unter den linden? Oder dort, wo die barben schlange stehen, friedrichstadtpalast, vielleicht auch einige zehn meter weiter, dort strandete schon so mancher süßwasserfisch ... eine plötze aus ribnitz-damgarten, ein kleiner bitterling, aus solingen angeschwemmt, wo die klingen frisch geschliffen, oder aus kiel, kieloben, bäuchlings im wasser, treptower park und friedrichshain – besser gleich mont klamott, unter dem die illusionen der vorgängerpopulationen begraben ...





Jayne-Ann Igel

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Geschrieben von

jayne

beobachterin des (medien-) alltags

jayne

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