Wer erinnert sich noch an die Stars der fünfziger und sechziger Jahre am Schlagerhimmel Ost, heuer, wo alles nur noch Pop ist, was als leichter befunden wird als Rockmusik - Heute vermag ich mir kaum noch vorzustellen, daß ich mir als Kind diverse Schlagerheftchen gekauft habe, in denen jeweils ein zwei Songs zu finden waren, nebst einem Porträtphoto des Interpreten.
Ich mochte Regina Thoss, Bärbel Wachholz und Ina Martell (letztere war grenzüberschreitend auch im Osten präsent), die eine tolle Schlagermusik präsentierten, mit vollem Stimmenumfang. Etwas, das ich in der Gegenwart zunehmend vermisse. Dabei sollte ich sowohl Bärbel Wachholz als auch Regina Thoss und Ina Martell über Jahrzehnte nicht mehr hören, sie regelrecht vergessen, obwohl "Downtown" eines der Lieder war, das ich als Kind tagtäglich nachgesungen ...
Songs wie "Downtown" oder "Winter in Canada" weckten in mir eine Sehnsucht nach Weite, der ich nicht nachgeben mußte - daß ich es auch nicht vermocht hätte, dem Sog der Lieder zu folgen, war mir als Kind gar nicht so bewußt, trotz Wissen um Ulbricht, Mauer und Stacheldraht, aber alle Freiheit hing für uns ab vom Erwachsenwerden, von jenem blauen Ausweis in der Tasche, von den Zahlen 14 - 16 - 18 ... Wir fühlten uns groß und duckten uns unter die Sperre am Kinoschalter durch, wenn der Film P 16 oder 18 war ...
Schade, das Original von "Winter in Canada", 1966 von Elisa Gabbai gesungen, ist nicht verfügbar, deshalb hier eine Aufnahme mit Mireille Mathieu.
Kommentare 34
Ja ja, die Erinnerung an das Erwachsenwerden, dabei treten die Thoss, Uwe Jensen, Ina Maria Federowski und andere immer noch auf, nur von den Medien unbeachtet, auf kleineren Bühnen in der ost-deutschen Provinz....
@jayne
Schöner Blog. Qualitativ gute Musik, auch wenn ich nicht gerade unbedingt ein deutscher Schlagerfan bin. Danke. Nach der Wende wird wohl die "richtige" Biografie eine grosse Rolle gespielt haben.
Herzliche Grüße
rr
auch die Wachholz ist noch bis zu ihrem Tod 1984 gelegentlich im Fernsehen zu sehen gewesen ... Und hier ist es doch so, als ich ca. 14 war, hat dann die Rockmusik mein Interesse bestimmt, so daß ich an diese schönen Stimmen nicht mehr gedacht habe ...
sicherlich auch eine frage der richtigen biographie, aber vor allem hat sich ja doch auch in der u-musikszene ein anderer geschmack durchgesetzt resp. ist die aufmerksamkeit dafür atomisiert, zersplittert, und das dem vergessen anheim fallen betrifft sängerinnen und sänger in ost wie west ...
@jayne
Danke. Ich glaube, Einges ist mir noch verständlicher geworden. Schön, dass Du an das erinnert hast, was dem "vergessen angeheimfallen " ist! Das finde ich wirklich immer gut!
Herzliche Grüße
rr
Danke für diese Schatzrruhe an Songs und Gesangsvirtuosen.
Übrigens fand ich es beim Blick aus Hamburg ins DDR TV bei meinem Onkel Siegfried, dem Bruder meines vaters Conrad, immer wundrbar, dass Bärbel Wachholz den Namen meiner Lieblings- Großtante, Dora Wachholz, Jahrgang 1888, der Schwester meiner Großmutter Emma, Jahrgang 1882, mit virtuosem Klang und gesang zu Gehör brachte, auch wenn ich etwas abwertend bei mir insgeheim dachte, die singt doch nur so begnadet für "Mein Gott Walter Ulbricht" von Gnaden des realexistierenden Sozialismus.
Das dachte ich übrigens auch lange bis nach der Wende 1989 über die DDR- Kabarettisten/innen, die Krimi Serie der DDR "Polizeiruf 110".
Erst langsam wurde mir klar, da schaletet und waltete, ganz unabhängig von den Gnaden der DDR Nomenklatur, ein ganz eigensinnig im wunderbarsten Sinne des Wortes persönlicher Genius der Kabarettisten/innen, Drehbuchschreiber/innen,Regisseure/innen, Schauspiler/innen.
Na dann!
tschüss
JP
ja, dieser persönliche genius vieler künstlerinnen und künstler war mir ein lebensmittel ...
Ehrlich Herrlich!:
"ja, dieser persönliche genius vieler künstlerinnen und künstler war mir ein lebensmittel ..."
Deshal schaust Du so berlinerisch wohlgeraten genährt bis in die Spitzen Deiner Haarespracht in die Freitags Community Welt.
tschüss
JP
Ehrlich Herrlich!:
"ja, dieser persönliche genius vieler künstlerinnen und künstler war mir ein lebensmittel ..."
Deshal schaust Du so wohlgeraten genährt bis in die Spitzen Deiner Haarespracht in die Freitags Community Welt.
tschüss
JP
Ein Schlager meiner Kindheit, den meine Eltern öfter hörten und den ich, jayne, aufgrund Deines Artikels in youtube gesucht habe... nur das dazu gehörende Video sah ich damals noch nicht und ergötze mich gerade daran... (wilde Schwäne und Regierungsadler). Danke für den Schubs zum Wiederentdecken....
Also, Ost-Patriotismus liegt mir fern, ganz ehrlich, wie jeder Patriotismus, aber ich glaube, dass die DDR-Schlager der späten 60er und 70er Jahre tendenziell frischer und unsentimentaler waren als die aus'm Westen.
goedzak, Schlagerfan bis zum 12. Lebensjahr
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diese stimme hat mir auch gefallen, gefällt mir heute noch, was für eine gesangliche qualität!
"heißer sommer" - stimmt, was Du mit erfrischend und unsentimental meinst, auch wenn ich speziell dieses lied nicht so gemocht habe ... Und in diesem zusammenhang erinnere ich mich auch an Gerd Natschinski und Gruppe ...
Das sind mir immer noch zu wenig Vids, wegen der Authentizität.
Nach dem embedvideo such ich mal den himmelblauen Trabbi.
Und Lutz Erdbeere
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ja, das war auch was, der karthäuser, und zur gleichen zeit gabs die vier brummer ... vielleicht suche ich morgen noch was raus, heute habe ich dafür leider keine zeit mehr.
Ach Mensch jayne, herrliche Impressionen
"Downtown" - das habe ich als junge Frau auch sehr geliebt. Petula Clark war das . Die hatte ohnehin eine tolle Stimme.
"Just listen to the rhythm of the gentle bossa nova
you'll be dancing with 'em too before the night is over
happy again ......."
Das war mein Lebensgefühl in Leipzig in den Sechzigern, im Jahr bevor ich nach Berlin ging.
Sicherlich nicht vergleichbar mit anderen "Metropolen". Aber, es war so: Ich ging samstags abends in die Stadt, manchmal ganz allein oder mit einer Freundin und dann guckten wir in die Milchbar, ob wer Bekanntes dort ist oder ins "Corso" oder ins "Erdener Treppchen" und wir trafen immer Bekannte. Und dann gabs manchmal noch irgendwo ne Party. Da gabs - logisch in Leipzig - so eine Gemeinschaft der Drucker, der Setzer und alles so graphische Berufe. Mit denen war ich zugange. Das war mein Downtown Gefühl.
An Bärbel Wachholz habe ich auch eine Kindheitserinnerung. Die Stimme war sehr umfangreich und in manchen Aufnahmen hatte sie was von der Valente. Die wohnte - sagt mein Mann - hier in Pankow-Buchholz. Der traf sie einmal auf der Sparkkasse- da war sie schon ziemlich ruiniert durch den Alkohol.
Für die Thoss hat meine Mutter geschwärmt. Die ist ja stimmlich auch sehr gut .Ich habe die immer mal gesehen zu DDR-Zeiten. Die war im DDR-Friedensrat zugange, wo sie ihr damaliger Lover Konny Naumann hindelegiert hatte. Der hatte sich gerade von Vera Oelschlegel getrennt und war nun wieder auf der Pirsch. Die arme Frau musste sich da stundenlang dummes Gerede anhören. Ich auch, aber das war ja mein Beruf. Ich hätte auch lieber gesungen.
Ina Martell - da gabs mal einen Titel, der hieß "Der Zug fährt ab". Erst kürzlich mal wieder gehört.
"Winter in Kanada" - stimmt Elisa Gabbai, war mir ein bisschen zu langstielig. Aber erinnert mich an eine Sendung vom Deutschlandfunk - der hieß glaube ich der aktuelle Plattenteller oder so.
Du siehst - da schießen mir auch so die Gedanken ein.
Was mich in der Gegenwart beschäftigt, ist dass man das alles - im Netz - wieder ansehen kann und sich erinnern.
Als ich noch ein Kind war, träumte ich, ich hätte einen kleinen Kasten, in den ich gucken könnte und alle Filme, die ich als Kind nicht sehen durfte, würden mir da gezeigt. Jetzt ist es so, dass man alles, aber auch alles "aufrufen" kann und findet .
Das Internet hat was Ewiges - auch rückwirkend. Danke für die Reminiszenzen.
Also das ist ja geklaut von Tschaikowski glaube ich. Mit der Leandros. Von der gibts ein Lied, das ich immer wieder gern singe und höre.
Nein ,sorg Dich nicht um mich...
Das Beste. Singen sie auch immer in Kneipen gerne.
Ja, hier bin ich gleich nochmal. Weil ich die gut fand. "Die Straße" war ein schönes Lied.
Der Text war auch klasse.
"Ich zähle die Steine als Jahre.
Die Zeit wird vom Laufen nicht matt.
Die Straße hat viel tausend Steine,
dann kommt eine sonnige Stadt.
Die schaut mit Milliarden Gesichtern der uralten Sonn` ins Gesicht.
Ich weiß, erstmals traf ihre Wärme die Wärmebedürftigen nicht.
Die Sonn` sah dann bessere Zeiten.
Noch fehlte der Straße manch Stein.
Wir pflügten gemeinsam die Felder und tranken mit Sorgen den Wein.
Die Stadt ist voll Sorgen für alle.
Die Zeit ist ein ewiger Lauf.
Die Straße hat zählbare Steine.
Der Bau jener Stadt hört nie auf."
Außerdem war der Detlev Haack, einer der zum Natschinski gehörte, in meiner Seminargruppe. Der ging nach dem Seminar dann zum Friedrichstadtpalast, weil er Auftritt hatte .
Fand ich das aufregend....:-))
ganz groß! das ist bei uns im kabarett, also bei den academixern, eine zugabe, da knien die leute nieder. sehr schön auch im kreisler-programm von anke geißler: vicky singt vicky-like "tauben vergiften im park". schon schön, die klassiker. kennt ihr die filmmusik von "sommer vorm balkon"? herrlich! beginnend mit frau mouskouri (guten morgen)
und dabei jetzt das "sibylle"-buch aus dem lehmstedt-Verlag durchblättern (mit ausstellung in potsdam) - seufz.
War aber der Sohn von Gerd, Thomas:
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Noch was von den polnischen Freunden:
...ein liebenswerter Blog,
reicht schon für eine kleine Hitparade,
vielen Dank, liebe jayne!
Gerd und Thomas N. verwechsle ich immer, immer wieder ...
dank an Euch für aufmerksamkeit, reminiszenzen und ergänzungen, das läßt sich sicherlich fortsetzen, mit anderen musikalischen ausdrucksformen, chanson, rock, jazz ... da gibt es noch vieles zu heben an schätzen. Was mich selbst überrascht hat: wie frisch diese schlager daher kommen, die ich seit jahrzehnten nicht mehr gehört, und daß sie in gewisser weise auch in unsere gegenwart hineinwirken ...
Im übrigen besaß ich so einen kleinen kasten, von dem magda träumte, es war eine streichholzschachtel aus tunesien, die sich in unserem straßengraben angefunden, und für mich stellte sie ein miniradio vor (nur daß ich die lieder selbst singen mußte, aber das machte ich außerordentlich gern) ...
auch folgender song aus dem jahre 1965 gehört in meine kindheit, obgleich er nur selten im rundfunk zu hören war, und von anderen kindern hatte ich aufgeschnappt, er sei nicht wohl gelitten bei unserer obrigkeit, warum auch immer, vielleicht war das auch nur ein gerücht - der interpret Gus Backus war ein ehemaliger angehöriger der aliierten besatzungstruppen, stationiert in wiesbaden.
"Im übrigen besaß ich so einen kleinen kasten, von dem magda träumte."
Auch eine schöne Idee. Ich sang zu der Zeit auch viel. Ich habe dazu ja auch mal eine Geschichte eingestellte.
www.freitag.de/community/blogs/magda/das-alte-klavier---melancholisches-werk-mit-gesang/
Herrlich, der mit dem Schlagzeug ist Detlev Haack.
ja, etwas melancholisch ist diese klaviergeschichte, und schön ... Bei mir hat es nur zu flöte und gitarre gereicht, doch die flöte schaffte ich gleich wieder ab, weil ich ja singen wollte, was sich dann, außer zuhause, im freien und in der straßenbahn (mit freunden), in schulchor und singeclub abspielte ...
schöner Link
Wow Wow!