Reichlich zwei Tage vor den Landtagswahlen in NRW wird der Wahlkampf auch auf journalistischer Ebene noch einmal intensiviert, analog zum 48 Stunden-Wahlkampf der Parteien. Doch nicht alle der zur Wahl antretenden Parteien können auf solche Unterstützung via öffentlicher Medien rechnen.
Im Deutschlandfunk wurden am Donnerstagabend im DLF-Magazin, das ab 19.10h zu hören ist, gleich zwei Beiträge abgestrahlt, die als Wahlkampfhilfe für Rüttgers schwarzgelbe Koalition zu werten sind. Zum Einen der Beitrag "Die Linkspartei sucht ihre Rolle" von Christoph Ullrich, zum Andern ein Interview mit dem Publizisten und ehemaligen Intendanten des WDR Friedrich Nowottny.
Der erste Beitrag ("Die Königsmacher") läßt in gehabter Manier das weitgefächerte Spektrum linker und radikal linker Anschauungen und Strömungen innerhalb der Partei Die Linke Revue passieren. Eine Basis, die das eigentliche Hindernis darstelle, um möglicherweise überhaupt in Koalitionsverhandlungen mit SPD und Grünen eintreten zu können. Und auch, wenn die Parteispitzen nach der Wahl Verhandlungen aufnehmen wollten, so müßten sie dazu erst das Votum der Parteibasis einholen, was ein Novum innerhalb der Parteienlandschaft, und dessen Ausgang zudem nicht vorauszusehen sei. Bemüht wird natürlich auch wieder die Tatsache, daß die Partei ob ihrer antikapitalistischen Strömungen und Plattformen vom Verfassungsschutz beobachtet wird.
Auch im Interview geht es um diese als Schreckgespenst an die Wand gemalte rotrotgrüne Koalition, aber zuerst einmal konnte man eine Vielzahl lobender Worte zu Rüttgers vernehmen. In der Folge hielt sich Nowottny darüber auf, daß die Spitzenkandidatin der SPD Hannelore Kraft sich ungenügend bis gar nicht von der Partei Die Linke abgegrenzt, sondern ihr Verhältnis zu ihr bis heute nicht definiert habe, was natürlich ihre Chancen erheblich verringere. Dabei vergeht kein Tag, an dem nicht seitens der Spitzenkandidatin harsche und eindeutige Worte in Richtung der Linken zu vernehmen sind, doch Nowottny wollte hier anscheinend den Ypsilanti-Effekt nutzen ...
Finstere Zeiten.
Kommentare 12
Das geht schon geraume Zeit so. Auf den
www.nachdenkseiten.de/?p=5345
Nachdenkseiten wird über heftige Intrigen gegen Hannelore Kraft berichtet. Und - es geht auch in die Richtung, dass Kraft selbst mit einer großen Koalition rechnet.
Einfach durchhalten...
bald ist Wahltag :-))
@jayne
ich habe das vorhin auch gehört. ich weiß natürlich nicht, wie der nowottny politisch so drauf ist. jedenfalls hielt er ein knappes weiter regieren von schwarz-gelb für möglich. das kann natürlich einerseits als wahlkampfhilfe für die bestehende koalition aus konservativen und den asozialen um pinkwart herum gewertet werden. andererseits könnte es auch mobilisierend wirken. wählen zu gehen, wenn man rüttgers nicht mehr will. dazu ist es immer recht wirksam, den sieg zu propagieren. man mobilisiert dann vor allem die gegnerischen wähler. naja, wer weiß. aber die linke zu bashen ist westdeutsch sozialisiertes allgemeingut. die meinen das ja nicht mal böse, sondern halten das für eine demokratische pflicht ...
wie auch immer, jayne, viele sorgen müssen wir uns nicht machen. wer hört schon solche sendungen im deutschlandfunk? du, ich, magda? diejenigen, welche regelmäßig diesen und ähnliche sender hören sind politisch soweit gefestigt, dass sie sich durch tendenziöse berichterstattung wenig beeinflussen lassen. was ich damit sagen will: die nrw-wahlen werden sicher nicht im deutschlandfunk oder innerhalb der leserschaft von freitag, taz, konkret oder titanic entschieden. aber deine sorgen verstehe ich schon. merkel kann nach der nrw-wahl genau das machen, was sie 2003 in leipzig bereits angekündigt hat ...
mit den sorgen - da hast Du schon recht, doch bei diesem ständigen berieseln mit halb- und unwahrheiten, vorurteilen ... bleibt doch das eine oder andere beim publikum hängen, als vorurteil, sonst würden die das auch nicht so intensiv betreiben. Und bei aller gelassenheit, die vonnöten ist, sollte man doch solche manipulationen offenlegen, wo immer man kann.
du hast recht jayne. offenlegen wo es geht! ich bin auch gar nicht so gelassen wie es wirkt. manchmal gar recht verzweifelt. liebe grüße.
Es zeigt mal wieder - wie so oft - dass die Radiowelt nicht zu unterschätzen ist. Die Sendung "DRadio auf dem Prüfstand" - vor wenigen Wochen - drehte sich in der Hauptsache um Empfangsprobleme und Lobeshymnen auf das DRadio. Keine kritische Stimme wurde zugelassen.
Auch zu Zeiten der letzten Hessenwahlen war das DRadio unisono auf Seiten der Hetze gegen alles LINKE. In einem Brief bestätigte mir das der Chefredakteur ganz persönlich, dass es Ypsilanti zu verhindern gelte!!!
In diesem konkreten Fall geht es wieder nach dem bekannten Muster, dass andere Stimmen überhaupt nicht mehr zu hören sind, sondern nur zitiert werden.
wie wäre es, in einer Zeitung wie dem Freitag mal eine kontinuierliche Radiokritik zu installieren.
das ist eine gute idee, wir könnten ja so eine rubrik einrichten, der dann verschiedene bloggerinnen und blogger mit eigenen beiträgen zuarbeiten, denn einer allein schafft das nicht, nebenberuflich, da gibt es einfach zu viel ...
Ja, das wäre praktikabel!
Übrigens gibt es vom DRadio schon eine Möglichkeit auf www.buergerinfo.de Interviews zu kommentieren, aber da schaut wohl niemand mehr hin!!
habe jetzt im text noch einen link gesetzt, da der erste beitrag vom dlf verschriftlicht worden ist. Der link "bürgerinfo.de" führt leider ins leere, und beim dlf habe ich auf dem ersten blick keine kommentarfunktion entdecken können.
liebe jayne, du weißt doch, dass demokratie im sinne der herrschenden gemeint ist. und wer verfügt über die medien?
selbst in den öffentlich-rechtlichen, wozu ja auch dlf gehört, sind die plätze und stimmen so verteilt, wie deine kritik es zeigt.
es ist doch bezeichnend für die teutonischen verhältnisse, dass die nazis polizeischutz und agenten des verfassungsschutzes erhalten, während die linken observiert und in die schmuddel-ecke gestellt werden.
die idee der medienkritik finde ich gut. auch mit verteilten rollen. nie vergessen, wir haben eine staatsform von westlichen gnaden. weil auf dem eigenen mist gar nichts nennenswertes wuchs.
pardon, hatte es falsch im Kopf:
www.buergerinfo09.de/