Post für die Kanzlerin

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Die Medien berichteten gestern Abend, der Kanzlerin sei ein Paket mit Sprengstoff zugestellt worden (wie im Übrigen während des Tages mehreren Botschaften in Athen), der Absender des Pakets fingiert: das griechische Wirtschaftsministerium. Früher war es griechischer Wein, vielfach besungen, und heuer ...

Doch die Kanzlerin war gar nicht zu Hause, sie weilte in Belgien, weshalb gleich Regierungssprecher Seibert vor die Kameras trat ... Ein linksextremistischer Hintergrund wird vermutet, ein Griechenland-Experte sprach in der ARD davon, daß ein Mitglied des "Geheimbundes der Flammenden Feuer" verhaftet worden sei, und schon der blumige Namen auf eine linksextremistische Gruppierung deute ...

Tatsächlich eignet der Geschichte, die von diesem Experten als innergriechische Auseinandersetzung charakterisiert wird, ein Geschmäckle, auf einen ganz anderen Hintergrund bezogen, nämlich den Zusammenhang zwischen deutschem Wirtschaftsgebahren und griechischer Krise.

Deutschland hat mit seinem Exportüberschwang, den es mit Niedriglohnpolitik zelebriert, neben Waren und Leistungen auch gleich die Krise mitexportiert, an der beileibe nicht nur die Griechen zu knappern haben ...

Nun, die Paketpost an das Kanzleramt avancierte zur Topmeldung des Abends, die Seibert die Möglichkeit bot, sich ein weiteres Mal zu produzieren - seit er das Amt des Regierungssprechers übernommen hat, scheint es permanent für ihn zu tun zu geben, während mir der Vorgänger kaum noch erinnerlich ist.

Seibert kommt halt aus der Branche, man weiß, wie eloquent er zu sein vermag, da hält jeder gern sein Mikro hin oder die Kamera drauf, auch wenn er nichts zu sagen hat - man zeigt sich solidarisch, und sein Gesicht ist fast schon so häufig zu bewundern wie die mäandernden Gesichtszüge der Landesmutter - sollte der Adlatus etwa gar den Sprung ins Kanzleramt wagen, bei der nächsten Wahl ...

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Geschrieben von

jayne

beobachterin des (medien-) alltags

jayne

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