Über die Verhältnisse ...

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Immer wieder ist die Mär zu vernehmen, Griechenland habe über seine Verhältnisse gelebt - doch machen wir den Test: da war z.B. öfters auch die Rede von einem aufgeblasenen öffentlichen Dienst, die Statistik zeigt hingegen, daß die Anzahl der Bediensteten im Verhältnis zur Gesamtzahl der Beschäftigten im Vergleich mit den anderen EU-Staaten eher im unteren Drittel und unter dem EU-Durchschnitt anzusiedeln ist.

Dann wird behauptet, Griechenland halte in Bezug auf Europa einen überdurchschnittlichen Mindestlohn vor und habe also auch damit über seine Verhältnisse gelebt - eine Statistik (s. S. 3/4) aus dem Jahre 2011 weist das Land dagegen mit einem gesetzlichen Mindestlohn von 4,28 Euro im Mittelfeld aus. Deutlich darüber behaupten sich Luxemburg, Frankreich, Niederlande, Belgien, Irland, Großbritannien und Slowenien mit Mindestlöhnen zwischen 10,16 und 4,32 Euro.

Wozu also diese "Über die Verhältnisse gelebt"-Polemik seitens Politikern vornehmlich aus Kreisen der CDU, sattsam bekannten Wirtschaftsfunktionären und dem Gros der Medien - wenn überhaupt noch als Polemik bezeichnet werden darf, was richtigerweise als Lüge offengelegt werden muß ... Hierzulande gibt es noch nicht mal einen flächendeckenden Mindestlohn, von dem jene, die dafür arbeiten, auch leben können, ohne noch zusätzlich Stütze beantragen zu müssen. Und das Exempel, das nun an Griechenland statuiert wird, einschließlich der Aussetzung demokratischer Gepflogenheiten, scheint durchaus auch geeignet, weiter gegen die Einführung eines gesetzlichen Mindestlohns in Deutschland zu mauern ...

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Geschrieben von

jayne

beobachterin des (medien-) alltags

jayne

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