Urstoff der Träume - Heute: WELTEKE

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die vögel scheinen alkoholisiert vom frühling, flöten ohne unterlaß, treiben die luft durch ihre schnabelröhren aus zinkblech, messing oder blei – doch wir vernahmen ganz andere töne, die amtsnachtigall pfiff sie uns, oder war es die drossel, unverdrossen, immer dieselben … Daß man zum (selbst-) betrug nur mut haben müsse bzw. sich schon die gelegenheit ergäbe, wenn man nur darauf bedacht – WELTEKE buchstabierte sie dann ungeniert, und ich glaubte zunächst, weltende verstanden zu haben, fand die nachricht aber tage später in der spalte mit den wirtschaftsmeldungen wieder (fischer, wie hoch steht das wasser heute?). Spottsumme, dachte ich, die von der drossel da verkündet, ein paar tausende aus dem portefieulle, für eine schnapsidee, steuerlich absetzbar ...

[07/IV/2004]

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Hintergrund dieses Traumsplitters sind die Anfang April 2004 bekannt gewordenen Mitnehmer-Qualitäten des damaligen Präsidenten der Bundesbank Ernst Welteke. Zunächst handelte es sich um einen von der Dresdner Bank gesponserten Aufenthalt im mondänen Hotel Adlon, doch dann gab es noch andere Offenbarungen - so sollte er 2003 einer Einladung des BMW-Konzern zum Formel 1-Rennen in Monaco Folge leisten, Welteke hatte da nur die Ausgaben für seinen Flug berappen müssen.

Am 16. April 2004 trat Ernst Welteke, der im Übrigen ein Protegé Hans Eichels gewesen, zurück. Aber Leute wie Welteke fallen nicht ins Leere, schon im Jahr darauf betraute ihn die Bank Zentr-Invest in Rostow am Don neuerlich mit einem hohen Posten. 2006 wurde er zudem Aufsichtsratsvorsitzender der Michels AG, die in der Unternehmensberatung tätig ist.

Und 2008 hörte man abermalig von diesem Herrn, als er versuchte, für sich vor dem Verwaltungsgericht Frankfurt/M. und dann vor dem Hessischen Verwaltungsgericht höhere Pensionsbezüge von der Bundesbank zu erstreiten. Obgleich er damit gescheitert ist, stehen ihm monatlich insgesamt mehr als 13.000 € zur Verfügung ...

Heuer fungiert Welteke u.a. als Verwaltungsratspräsident der Stampa & Partner Holding in der Schweiz. 2009 schließlich war er Gastredner bei der Gründung des ersten Landesverbandes des zur SPD gehörenden Seeheimer Kreises, der sinngemäß mit der Losung angetreten ist: Keinen Schritt nach links. Außerdem gehört er auch zum Thinktank der International School of Management, die alljährlich Symposien abhält.

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Geschrieben von

jayne

beobachterin des (medien-) alltags

jayne

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